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- Erscheinungsdatum
- 1890-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782021922-189007156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782021922-18900715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782021922-18900715
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn ...
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Jahr
1890
-
Monat
1890-07
- Tag 1890-07-15
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Monat
1890-07
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Jahr
1890
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Di« Gesellschaft hat sich schon gegen schlimmere Feinde als einen Hausen streikender Schutzleute zu sichern gewußt und wüßte in diesem Falle auch, was sie zu thun hätte. Bei Anlässen, die durchaus noch nicht vergessen sind, als die reguläre Stärke der Polizei der Krisis nicht gewachsen war, wurden die Bürger der Hauptstadt selber Sonder-Konstabler und wehrten so die Gefahr ab. Die Schutzleute können sicher sein, daß, falls sie zu solchen Hülfsmitteln, wie sie beabsichtigen, ihre Zuflucht nehmen, dieselben auf ähnlichen Weise werden zu Schanden gemacht werden. Es ist absolut sicher, daß, falls die Polizei streiken würde, in 24 Stunden Tausende von Sonder-Kon stablern vereidigt und so lange Dienst leisten würden, bis die Behörden die nöthige Zahl neuer Schutzleute engagirt hätten. Sir Edward Bradford würde bei der Gesammtzahl der Ein wohner freudig bereite Unterstützung finden, und die Streiker würden, gerade wie im Zahre 1872, nicht bloß die öffentliche Sympathie, sondern auch ihr tägliches Brod einbüßen. Ueber die Verhältnisse der Türkei läßt sich eine Zuschrift der „Kreuzzeitung" aus Konstantinopel, wie folgt, aus: Wer heute die Verhältnisse in Konstantinopel beurtheilen will, darf hierbei nicht von der Mißwirthschaft der verflossenen Jahrzehnte ausgehen, wo die türkische Staatspolitik aus Pa- lastintriguen bestand, und man sich darauf beschränkte, durch Verpfändung türkischen Besitzes an England und Frankreich die ewige Geldnoth der Regierung zu lindern, oder durch Ge bietsabtretungen den russischen Gelüsten Rechnung zu tragen. Mit Recht konnte man damals sagen, daß das türkische Reich ein Schattendasein führe, dessen gänzlicher Verfall nur noch eine Frage der Zeit sei. — Heute aber denkt man in Kon stantinopel anders. Ein namhafter Diplomat, der kürzlich die türkische Hauptstadt besuchte, wurde zu dem Ausspruche ver anlaßt, seinem Dafürhalten nach gebe es in Europa gegen wärtig zwei Monarchen, welche in Wahrheit regierende und handelnde Fürsten seien, Kaiser Wilhelm und Sultan Abdul Hamid. In der That herrscht heute in der Türkei, verglichen mit dem Zustand vor fünfzehn Jahren, eine geradezu fieber hafte Thätigkeit. An der Spitze des Staates steht ein arbei tender Monarch, der täglich an der Vervollkommnung der türkischen Armee und Flotte arbeitet, der seine Söhne zu wirklichen Soldaten heranbilden läßt, der fest entschlossen ist, seinem Lande eine geordnete und rationell funktionirende Ver waltung zu geben. Der Sultan kümmert sich aber auch, was bisher noch kein türkischer Herrscher gethan, angelegentlichst um das Schulwesen im Reiche, er sucht die Gegensätze der Nationalitäten und Religions-Gemeinschaften zu mildern und legt thalkräftigst Hand an die schlimmste Plage der türkischen Städte, an das Bettlerunwesen, indem er selbst für Konstan tinopel die Mittel zur Errichtung eines Armenasyls hergab und die Gouverneure der Provinzen um schleunige ähnliche Vorkehrungen ersucht. — Der Sultan hat aber noch ein weit wichtigeres Gebiet betreten. Eine klare Auffassung der Zeitverhältnisse brachte ihn zu dem Entschluß, die Türkei zu einem europäischen Industrie- und Kulturstaat zu erheben. Die bisherige kommerzielle Abgeschlossenheit der Türkei wurde durch die neuen Handelsverträge endgiltig beseitigt, der jahre lang« Widerstand gegen die Eisenbahnlinien wurde aufgegeben, und schon in drei Jahren wird man im Eisenbahnwagen vom Bosporus bis an den Euphrat und vom Kaukasus bis nach Jerusalem oder gar bis Kairo die asiatischen Provinzen der Türkei durchfahren können. Neben diesem Eisenbahnbau geht die Einführung neuer Jndustrieen her. Im Lause der letzten Monate sind neue Bergwerksgesellschasten ins Leben getreten und ausgedehnte Textilfabriken, besonders Seidenspinnereien begründet worden. Kürzlich kam in Konstantinopel eine Ge sellschaft von vierzig französischen Ingenieuren an, welche gegen wärtig Kleinasien bereisen, und täglich treten neue industrielle Unternehmungen auf. Während man aber früher Jahre lang um eine Konzession bei der Regierung bitten mußte, zeigt die selbe heute die größte Bereitwilligkeit bei der Verleihung von Konzessionen. Das frühere Mißtrauen gegen jede kulturelle Neuerung ist so völlig geschwunden, daß vor einigen Tagen der Sultan den Direktor der neuen Mmengesellschaft „Klein asten" in Audienz empfing und diesem gegenüber das höchste Interesse an dem Fortschritt der Industrie bekundete, weil durch diese der Bevölkerung ein lohnender Verdienst verschafft wurde. Hierbei gedenkt derselbe aber auch der Arbeiter; denn schon hat die Regierung einen Entwurf zu einer Kranken- und Jnvaliditätsversicherung ausgearbeitet, nach welchem von dem nächsten Herbst an für die staatlichen Bergwerke von Heraklea Krankenkassen probeweise eingeführt werden sollen. — Daß aber hierbei die Regierung von einer ganz bestimmten Politik geleitet wird, muß jedem vorurtheilsfreien Beobachter «inleuchtcn. Es gilt eben, der Türkei innerhalb ihres Landes «igene finanzielle Hülfskräfte zu schaffen, um sich endlich auch von der finanziellen Bevormundung durch das Ausland aus- lösen zu können. Der reichliche Kredit, welcher zu diesem Zwecke der Türkei heute an allen Börsenplätzen Europa's gewährt wird, begünstigt dieses Bestreben in ausgedehntem Maße. — Die heutige Lage stellt sich demnach so tar: Die Türkei braucht zunächst noch vier bis fünf Jahre, um die gegenwärtig eingeleitete Periode des industriellen Aufschwunges bis zum einem gewissen Abschnitt zu bringen. Während dieser würde natürlich ein Angriff russischerseits sehr ungelegen kommen, und deshalb wird man auch im Mdiz-Kioks zur Zeit auf die russischen Wünsche etwas Rücksicht nehmen. Alsdann aber dürfte der „türkische Staat" konsolidirt dastehen, der nach eigenem Ermessen und nicht nach den Geboten der aus wärtigen Diplomatie seine Politik zu leiten vermag. Ist einmal die Konsolidation der Türke« vollendet, so kann es offenbar nur der Sultan sein, welcher die Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel regelt und somit die orientalische Frage löst. Denn sobald die Türkei wieder als ein bleibender Faktor im Konzert der europäischen Mächte auch materiell anerkannt ist, kann natürlich von einer „Auftheilung des türkischen Reiches" nicht mehr die Rede sein. Will alsdann der Sultan selbst darangehen, alle noch offenen Fragen am Balkan end- giltig zu lösen, so kann es sich höchstens um kleinere Grenz- regulirungen zwischen der Türkei und den Balkanstaaten han deln, die ohne das Zuthun der europäischen Diplomatie zu treffen wären." Chicago. Auf dem Dampfer „Ticga", während die Ladung gelöscht wurde, fand eine Explosion statt, vermuthlich durch Entzündung eines Oelfasses. An zwanzig Arbeiter wurden getödtet, die Passagiere und die Schtffsbesatzung in's Wasser geschleudert. Die oberen Docks find völlig zertrümmert. Die Explosion wurde meilenweit gehört. Vaterländisches. Wilsdruff, 13. Juli. Heute Nachmittag 2 Uhr fand in Weistropp das Jahresfcst des Wilsdruffer Zweigvereins des Gustav-Adolf-Vereins statt. Dasselbe nahm seinen An fang mit einem Festgottesdienste in der prächtig mit Pflanzen dekorierten, architektonisch überaus schönen Kirche. Die Herren Geistlichen bildeten mit dem Weistropper Kirchenvorstande einen Zug nach dem Gotteshaufe. Hier hatte Herr Pastor l)r. Schönberg die Verlesung des 108. Psalmens und den Segen übernommen. Die überaus tief empfundene, geistreiche, klare Festpredigt hielt Herr Pastor Bürger-Burkhardtswalde und legte derselben Galater 6 v. 10 als Text zu Grunde. Er hatte das Thema aufgestellt: Die Losung des Gustav- Adolf-Vereins, wozu verpflichtet sie euch, ihr Gustav-Adolf Leute? Als Theile hatte die Pre digt: 1. Ihr müßt im Glauben gegründet sein, dann kennt ihr Glaubensgenossen und II. Ihr müßt von Liebe entzündet sein, dann wirket ihr unverdrossen. Nach der Predigt sangen die Chorschüler die zweistimmige Gast'sche Motette: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde" mit Orgelbegleitung. Die einfache, aber nette Musik erfreute alle Andächtigen. Das Solo hatte Frl. Leu pold, Tochter des Herrn Kantor Leupold übernommen, und sei ihr dafür bester Dank gesagt. — Unmittelbar nach dem Gottesdienste, gegen 4 Uhr, fand im Weistropper Gasthofe die sehr zahlreiche, von Gustav-Adolf-Freunden besuchte Nach versammlung statt. An derselben beteiligten sich wie am Fest gottesdienste Herr Superintendent vr. Kohlschütter-Meißen, Pastor Ficker-Wilsdruff, k. vr. Wahl-Grumbach, vr. Schön- berg-Wetstropp, ?. Kretschmar-Unkersdorf, k. Crusius-Tauben heim, k. Roch-Röhrsdorf, k. Bürger-Burkhardtswalde, viele Kantoren, Kirchschullehrer, Oekonomen, Frauen und Damen. Wegen des zu nassen Bodens war, um Erkältungen zu ver meiden, in fürsorgender Weise von dem freundlichen Entgegen kommen der Frau verw. Geh. Legationsrat Keil, den Park benutzen zu dürfen, kein Gebrauch gemacht worden. Die Ver sammlung wurde vom Vorsitzenden Herrn ?. Ficker-Wilsdruff nach dem Gesänge zweier Liederverse mit Gebet und einer kurzen Ansprache eröffnet. Dann verlas Hrrr Kantor Leu pold als Deputierter zum diesjährigen Gustav-Adolf-Fest des Hauptvereins Dresden am 8. und 9. Juli in Stolpen seinen Festbericht. Derselbe war interessant und wird in nächster Nummer dieses Blattes zum Abdruck gelangen. Nach diesem sprach Herr ?. Kretschmar-Unkersdorf über den Urheber des Gustav-Adolf-Vereins überhaupt und zeichnete in treffenden Worten ein kurzes Lebensbild des Superintendenten Grohmann- Leipzig. Hierauf nahm Herr k. Vr. Schönberg-Weistropp das Wort. Der allezeit liebenswürdige, uns schon seit längerer Zett bekannte Sprecher, den man nur zu gern hört, sprach über die Aufgabe des Gustav-Adolf-Vereins überhaupt und über die des Wilsdruffer Zweigvereins im Besonderen. Wenn Herr v. vr. Schönberg Seelsorger einer Diasporagemeinde wäre, er würde wohl bei keiner Versammlung leer ausgehen, denn so zu betteln für die gute Sache, ist nicht leicht. Zwischen den einzelnen Ansprachen hatte in liebenswürdigster Weise die Liedertafel unter Leitung ihres Herrn Dir. Gerhardt Gesangs nummern eingelegt und erfreute alle Zuhörer. Nachdem der Herr Vorsitzende allen, die das Fest geschmückt sei eS durch Blumendekoration, Predigt, Ansprachen und Gesang, gedankt hatte, wurde mit dem Gesänge des Liedes: Laß mich dein sein und bleiben, die Versammlung gegen V26 Uhr geschloffen. Wilsdruff. In letzter Schulvorstandssitzung ist be schlossen worden, am 2. September d. I. als 20. Gedenktag an die Schlacht von Sedan ein Schulfest zu feiern. Außer dem ist der Bau einer Turnhalle gesichert worden. Die hie sigen Schulferien werden dies Jahr mit dem 2. August beginnen. Wilsdruff. Die Wahlen zum Landeskulturrath sind nunmehr beendet und aus sämmtlichen 13 Wahlbezirken des Landes liegen die Ergebnisse vor. Im Regierungsbezirke Dresden (3. 4. 5. 6. Wahlbezirk) wurde Herr Ritterguts- pachtcr G. Andrä in Limbach gewählt. — Ueber die Erinnerungsfeier, welche zum Andenken an das vor 25 Jahren in Dresden stattgefundene erste deutsche Sängerbundesfest am 20. Juli von dem Julius Otto- und Elbgau-Sängerbund im Waldschlößchen zu Dresden veran staltet wird, verlauten folgende Einzelheiten: Um 3 Uhr Nach mittags erfolgt die Aufstellung und Ordnung des Festzuges in der vormaligen Reiterkaserne zu Neustadt. Nach Eintreffen des Festzuges im Waldschlößchen wird die Feier mit einer Begrüßungsansprache und darauffolgenden Festrede eröffnet. Die gesanglichen Vorträge werden von den Mitgliedern des Julius Otto-Bundes und des Elbgau-Sängerbundes unter Leitung des Kantors Schöne und des Tonkünstlers Jüngst gemeinschaftlich ausgeführt. Der zweite Theil enthält Lieder, welche auf dem Sängerbundesfest im Jahre 1865 gesungen wurden, während der vierte Theil eine Auslese von Liedern des diesjährigen Wiener Sängcrfestes bringt. Der erste und dritte Theil weisen ausschließlich Orchesterstücke auf. — Am 21. Juli begeht die Schneiderinnung in Meißen ihre 400jährige Jubelfeier mit Fahnenweihe. — Auf dem Festplatze des Schützenfestes in Meißen ward am 6. Juli der 24jährigen Stieftochter des Schießbuden besitzers Schütz ein Auge ausgeschossen. — Von dem Donnerstag Abend 7 Uhr 51 Min. aus Glauchau abgegangenen letzten Geraer Personcnzuge ist kurz hinter Glauchau ein Schaffner abgestürzt und schwer verletzt worden. Der Verunglückte ist an den erlitten Verletzungen im Glauchauer Stadtkrankenhause, wohin man ihn gebracht hatte, in der darauffolgenden Nacht gestorben. — Auch während der diesjährigen Ernte wird an die Mannschaften des aktiven Dienststandes, soweit es die dienstlichen Verhältnisse gestatten, sogenannter Ernte urlaub ertheilt werden. Die betreffender« Gesuche sind an die Feld webel der einzelnen Compagnien zu richten, welche sodann das Weitere veranlassen. — In Ehrenfriedersdorf starb am Donnerstag der Zimmermann Löser unter furchtbaren Qualen an Blutver giftung. Derselbe hatte sich vor ungefähr 4 Wochen einen Nagel in den Fuß getreten. — Der Vorort Döbeln hat ein Rundschreiben an die Schuhmacherinnungen Sachsens versendet, in welchem er die selben auffordert, sich zum zweiten Verbandstage am 3. und 4. August d. I. zahlreich in Oschatz einzufinden. Mit diesem Verbandstage wird eine Ausstellung von Maschinen für das Schuhmachergewerbe, sowie von Fachschulzeichnungen und Lehr mitteln verbunden sein. Die Anmeldung für die Ausstellung von Bedarfsartikeln und Maschinen sind bis 20. Juli an G. Müller-Oschatz und diejenigen für die Ausstellung von Fachschulzeichnungen und Lehrmitteln ebenfalls bis zum 20. Juli an I. Papst-Oschatz zu richten. Auf der Tagesordnung befinden sich außer dem Geschäfts- und Kasfenberichte noch folgende Punkte: Abgeordnetenbericht vom deutschen Schuh macherinnungstage in Berlin; allgemeine Schäden in unserem Gewerbe, Ref. Seiferth-Mittweida, Busch-Döbeln und Innung Zwönitz, Poppitz-Dresden; über Einrichtung von Fachschulen und deren Lehrmittel und welche Erfolgt sind im Allgemeinen in den Verbandsinnungen zu verzeichnen? (Ref. Ziegenbalg- Dresden); Errichtung von Jnnungskrankenkaffen für Meister, Gesellen und Lehrlinge (Ref. Hähnert-Leisnig); Wahl des Vorstandes und des nächsten Verbandstagsortes. Zur Ab haltung des Verbandstages und zur Ausstellung haben die städtischen Behörden dem Verbände die beiden geräumigen Rath- haussäle zur Verfügung gestellt. — In Callnberg bei Lichtenstein explodirte in einer Bleicherei das mit Waaren gefüllte Dampf-Faß. Der Ort der Explosion zeigte ein Bild der größten Verwüstung. Das Dach über dem Dampf-Faß ist von der ungeheuren Kraft vollständig durchbrochen und Gebälk und Mauerwerk findet man auf der Unglücksstätte in buntem Durcheinander. Ein« große Quantität Garn ist durch diese Explosion vernichtet worden. Ein Verlust an Menschenleben ist glücklicherweise nicht zu verzeichnen. — JnEckersbach bei Zwickau wurde ein Kalb geboren, welches mit einem Kreuzschnabel, d. i. zwei kreuzweise liegen den Kiefern, wobei die Zunge auf dem Unterkiefer liegt, ver sehen ist. Das Kalb kann nicht fressen und wird mit der Flasche mit Milch ernährt. — Plauen i. V. Zur großen Freude der Industriellen in der Stickerei und Spitzenbranche sind in den letzten Tagen sowohl aus England, als auch aus Amerika Einkäufer in Spitzen und sonstigen Stickereien für Hand- und Schiffchen stickmaschine in Sachsen eingetroffen, wodurch in das Spitzen- und Maschinenstickereifach wieder einiges Leben gekommen ist' — Von einem gräßlichen Tode wurde am 8. d. M. der Schieserdeckermeister Vetter in Annaberg ereilt. Mit der Eindeckung eines Neubaues auf der Königswalderstraße be schäftigt, betrat derselbe noch einmal vor Feierabend den Dach rand, um einige nothwendige Messungen vorzunehmen, als er plötzlich den Halt verlor und aus der beträchtlichen Höhe ab stürzte. Der Unglückliche schlug mit dem Kopfe auf die Bord kante des Trottoirs auf und war sofort eine Leiche. — Der in Zwickau am 4. dieses Monats verstorbene Kürschnermeister Fr. Aug. Förster hat der Stadt Zwickau bez. deren gemeinnützigen Anstalten und Vereine recht ansehn liche Vermächtnisse hinterlassen. So wurde in der am Mittwoch stattgefundenen Stadtverordnetensitzung bekannt gegeben, daß der Verewigte außer zwanzig Legaten dem Albertvereine 15,000 Mk., dem Bürgerhospitalfonds 6000 Mk., dein Alterthumö- vereine 1000 Mk., der Herberge zur Heimath 1000 M., der privil. Schützengesellschaft 300 Mk., sowie ein Kapital für das Siechenhaus, dem so lange die Zinsen zugeschlagen werden sollen, bis die Summe von 30,000 M. erreicht nnd dann Freistellen errichtet werden können, ausgesetzt habe. Die im Besitz des Verstorbenen Vorgefundenen Wcrthpapiere sollen den Armenbehörden von Zwickau und Schedewitz überwiesen werden. Hierüber hat der Testator für die Herstellung und Unterhaltung seiner Grabstätte und derjenigen seiner Schwester 6000 Mk. bestimmt. Das gesammte Vermögen beträgt etwa 70,000 Mk. — In Crimmitschau fand in der Nacht zum ver gangenen Sonntag die von einem Besuche zurückkehrende 76- jährige Wittwe K. in ihrem Wohnzimmer einen Mann auf einem Stuhle sitzend und fest schlafend, während in der Stube Alles darauf hindeutete, daß ein Einbruchsdiebstahl verübt worden sei, worauf auch ein zerbrochenes Fenster hinwies. Schnell entschlossen rief die alte, aber resolute Fra«« einen im Hause wohnenden Mann herbei, welcher alsbald «schutzmann- schaft holte, die die Arretur des schlafenden Spitzbuben vor nahm, als welcher sich der Handarbeiter L. entpuppte. Eine von der Wittwe K. am andern Morgen vermißte silberne Cylinderuhr wurde in der Tasche des Verhafteten vorgefunden, welcher jedenfalls bei dem Antrinken von „Courage" zu tief in das Glas „geguckt" hatte und in Folge dessen bei „seiner Arbeit" irr süßen Schlummer gesunken war. TodtengrSbers Töchterlein. Novelle von Franz Laufkötter. (Fortsetzung.) „Sie halten ja einen veritabeln dramaturgischen Vortrag Herr Doctor," unterbrach ihn Graf Birkenbach lachend, „es fehlt uns leider die Zeit, ihm weiterzuzuhören; ein ander Mal wollen wir Fortsetzung machen . . . nehmen Sie es nicht für ungut, mein Lieber . . . ernste Sachen für morgen, heute Feierabend und Feiertag. Ich schlage nun vor, den Ehrentag unserer jungen Künstlerin durch ein kleines Souper zu feiern. Ich gebe mir die Ehre, alle Anwesenden dazu eenzuladen ... Sie dürfen sich nicht entschuldigen, lieber Direktor, ich fasse eine Absage als Beleidigung auf ... also einverstanden, meine Damen und Herren? In meinem Hotel, wenn ich bitten darf; ich bin so frei gewesen, auf Ihre Zusage zu rechnen und habe für ein einfaches Soup«r Sorge trogen lassen . . . geben Sie mir Ihren Arm, Fräulein Toni." Er schritt mit seiner Dame vorauf und der muntere Schwarm des Theaters folgte ihnen — die „einfachen" Soupers des Grafen Birkenhach erfreuten sich eines wvhlbegründeten Rufes und fanden begeisterte Liebhaber. Der Direktor ent schuldigte sich einstweilen, er versprach bald nachzufolgen. Die Gesellschaft verließ das Theater durch eine Seiten thür und wandelte langsam durch die hellerleuchteten Straßen dem „Russischen Hofe" zu. Dr. Enken» war der Letzte; cS erfaßte ihn mit einem Male ein Mißbehagen, als er den Grafen seiner Schülerin den Arm reichen sah. Fühlte er sich verletzt, hatte er vielleicht darauf gerechnet, sie zu begleiten? Hatte er weniger Anrecht auf die Heldin des Tages, als Jener? Wer hatte denn am Meisten zum Erfolg des Abends beigetragen
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