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Ahnung von dem Elend, welches Deine Treulosigkeit über unser Aller Dasein gebracht! O, wäre nie der Tag erschienen, an welchem Du Deinen Fuß in unsere friedliche Heimath gesetzt! wäre niemals die Stunde ge wesen, in der Du mich, das thörichte, unbesonnene Mädchen, verführtest, auf ewig die Deine zu sein. Und dock, zu was nützen heute die Vorwürfe, die Klagen, alles Be reuen? — Wer in diesem Leben wird jemals Mitleiden fühlen mit der gebrochenen Blume, wenn er die blühende mit eigenen Füßen von sich stieß! Mein Hoffen ist auch nicht mehr auf Erden, meine Sehnsucht geht der ewigen Heimath zu, bald wird der dunkle Schooß der Erde mich in sich bergen, ich werde ausruhen dürfen von den Sorgen und Mühen, welche mir Deine Liebe als einzige Gabe heuchlerisch hinterließ! Doch was dann? Was wird dann aus Bella und Elsa? O, laß mich schweigen. Udo, mein Geist verwirrt sich und mein armes Herz erstarrt! Ist das die Liebe, die Du mir einstmals vor Gottes heiligem Altar geschworen? Und um was, ich Thörin, härmte ich mich ab? um was ließ ich mein armes Herze brechen in Angst und verzehrender Sorge? — Vielleicht ge fällt sich gar mein Udo in den Armen einer Anderen, während ich, die ich doch allein die Seine bleiben sollte, bittere Thränen der Verzweiflung weine und meine Seele sich verzehren lasse in Noth und Qual? Genug des Vorwurfs, Udo! — Wie lange mag ich auf Erden noch sein? Bald wird die Stunde kommen, da eine andere Welt mich empfängt. Darum sei barmherzig! sage mir, wo Du Dich aufhältst, damit, wenn ich bald verschieden sein werde, die Kleinen nicht so erbarmungslos elend verlassen sind! Annetta." „L8. Adressire den Brief an Tante Ulrici. Goldenes Adler-Hotel." Ja, es lag etwas Geheimnißvolles in diesen Zeilen, deren stumme Sprache das Herz der Gräfin erbeben ließ. — Wer war diese Annetta? wer waren Elsa und Bella? In welcher Beziehung hatte diese Annetta zu ihrem Gatten gestanden? Mit welchem Rechte klagte sie ihn des sünd haften Treubruchs an? Alle diese Fragen bestürmten das Herz der armen Gräfin mit Macht. Es war nicht eitle Neugier, wenn das Verlangen in ihr rege wurde, zu wissen, in welch näherer Beziehung diese Briefe zu ihrem Gatten gestanden; mußte nickt der Argwohn in ihr keimen, daß — ob mehr, oder minder — diese Annetta Schuld an dem unglücklichen Verhältnisse ihrer eigenen Ehe gewesen sei? Lange Stunden hatte sie, brütend über das, wozu der Schlüssel ihr sehlte, im Bibliothekzimmer ihres Gatten einsam verbracht; sie suchte, was sich nicht zeigte. Den Kopf in die Hand gestützt, das Auge abwechselnd vor sich und auf die Briefe geheftet, saß sie, bis der wirre Knäuel ihrer Gedanken sich in ein bunters Durcheinander verlief; sie fand keinen Aus weg, es fehlte ihr Alles, — nur eines wußte sie, in einer Beziehung war sie entschieden: sie wollte Klarheit! Und in diesem Punkte hatte sie einen unwandelbar festen Entschluß gefaßt. Als einige Tage später das Schneegestöber einem trockenen Frostwetter wich, befahl die Gräfin, nachdem sie sich von der Mittagsruhe erhoben, die alte Wirthsckafterin zu sich herein. Barbara, sprach sie, Du bist unserem Hause anhänglich und treu in Deinem Dienste. Daß der Herr mich in meinen späten Jahren vor einer Untreue be wahre! erwiderte Frau Lockwald, indem sie eine Miene voll ernster Würde annahm, und anhänglich nun — Gewiß, versicherte die Gräfin schnell, darum eben bescheide ich Dich zu mir. Ich will, fuhr sie fort, morgen mit dem Frühzuge eine Reise unternehmen, von der jedoch Keiner von den Leuten etwas ahnen soll. Willst Du es auf Dich nehmen, meine Abwesenheit zu verleugnen, Barbara? Das will ich, entgegnete die Alte, und werde meinen Auftrag wohl zu vollführen verstehen. So trage Sorge, daß Niemand mich fortgehen steht. Ich reise nicht weit, etliche Meilen von hier — in drei, höchstens vier Tagen bin ich zurückgekehrt. Bemühe Dich, Alles auf eine Weise zu halten, daß Nie mand außer Dir mein Geheimniß erfährt. Ich kann auf Dich zählen, Barbara, wie? Wie auf unseren Erlöser, entgegnete die gutmüthige Alte; es ist doch die einzige Aufgabe meiner späten Jahre, der gnäd'gen Herrschaft in allen Stücken zu Willen zu sein! Clothilde öffnete ein Kästchen und nahm aus demselben eine mit Perlen besetzte goldene Spange hervor. Nimm das, sprach sie freundlich, und während meiner Abwesenheit gieb Acht, daß meinem Sohne, den ich hier lasse, Alles nach Wunsch und Willen geschieht. Mit diesen Worten entließ sie die beglückt dastehende Alte und be gab sich in das obere Stockwerk, wo sie mit eigener Hand die Vorkehrungen zu ihrer baldigen Abreise betrieb. Das an sich einfache und* unbedeutende Fischerdorf Berlamo, welches unweit der. französischen Grenze und also in nicht zu großer Entfernung von Nizza,'dem Eldorado des europäischen Erdbodens, an den majestätischen Ufern des Mittelländischen Meeres, liegt, würde wohl bis jetzt wie auch in alle Zukunft nie in seiner friedlichen Ruhe gestört worden sein, wenn nicht eben seine überaus pittoreske Lage es wäre, die zahlreichen Touristen und schaulustigen Reisenden während der Saison aus den größeren Bädern zum Ausfluge dient. Das Städtchen selbst ist gering. Eine einfache Kircke, schlechte Schule, ein noch minderes Erziehungshaus für die verwaisten Kinder der Ortschaft tragen nicht besonders zur Kultivirung der Bevölkerung bei; und so ist es begreiflich, daß die Bewohner nichts können und verstehen, als ihren Fischfang, ost nicht einmal des Lesens und Schreibens kundig sind. Dennoch — die Sucht nach Gold macht erfinderisch, wie wir wissen — entstanden Gasthöfe in Berlamo von Jahr zu Jahr. Die Nachfrage um Wirthshäuser und Hotels wurde häufiger, je mehr das Städtchen ein Ausflugspunkt für wanderlustige Reisende wurde; und so fand sich gar bald eine Anzahl Spekulanten, die, wie die Folge lehrte, bei emsiger Regsam keit das angelegte Kapital sich reichlich verzinsen sahen. So standen die Verhältnisse, als spät am Abend eines der ersten Dezembertage Clothilde von Sternenbcrg im Adler-Hotel ihr Absteigequar tier nahm. Die Wahl ihrer Kleidung war einfach; ein schwarzes Kaschmirkleid, ein Reisemantel, ein schlichter, schwarzer Hut machten ihre ganze Toilette; eine kleine Reisetasche war das einzige Gepäck, welches sie bei sich trug.— Es war eine lange, eine trübselige Fahrt für die arme Frau gewesen, die Reise von der Frankcnburg bis hinunter an die Küste des Mittel meeres. Wie viele bunte, wirre Phantasiegebilde hatten sich nicht vor ihrem Geiste entfaltet, wie viele ängstlich qualvolle Gedanken ihr armes Herz zusammengeschnürt? Vielleicht — ach vielleicht! — war ja ihr ganzes Bangen, ihre Sorge umsonst! Vielleicht! — hatte niemals ein enger Bund zwischen ihrem Gatten und dieser Annetta bestanden! Vielleicht hatte nur eine heimlich glühende Leidenschaft dieses Bürgermädchen irre geführt, vielleicht, weil ihre Gefühle keine Erwiderung fanden, ihr das Leben auf dieser Erde zur unerträglichen Last gemacht! Clothildens Herz blutete schwer. Sie hatte ihren Gatten mit Innigkeit geliebt, hatte ihr ganzes Dasein, ihre ganze Seele uneigennützig ihm zu eigen gegeben. Schon die M uthmaßung, der Gedanke an die Möglichkeit, daß das Bild eines anderen Weibes im Stande gewesen sein konnte, sie aus seinem Herzen zu verdrängen, traf wie ein giftiger Pfeil ihr trauerndes Gemüth. Weiter aber in ihrem Gedankengange wollte die Gräfin nicht gehen. Zu was sollte es ihr nützen? Sie hatte ja ohnehin ihre Trüb sal; denn so kummervoll, so traurig, wie sich's ihr in der Folge gestaltete, hatte sie sich eine Verbindung mit dem Grafen von Sternenberg im Voraus nicht gedacht! — Die Sonne stand hoch am Himmel, als am Morgen nach ihrer An kunft die Gräfin sich endlich von ihrem Lager erhob. Sie zog die Glocke, welche den Kellner herbeirief, öffnete ein Fenster, das ihr die Aussicht auf die Brandung gewährte, und :rank mit vollen Zügen die frische Meeres- luft ein.(Fortsetzung folgt.) ( E i n g e s a n d t.) Den Mitgliedern der „Liedertafel" sieht ein seltener Genuß bevor. Seit einem Jahre bereits ütte der aktive Sängerchor (Männerchor) die herrliche Comvosition „Eine Sängerfahrt a. d. Rheine", Cyklus von 12 Gesängen mit verbindender Deklamation v. Wilh. Tschirch. Dieselbe soll nun nächsten Freitag mit Orchester zur Aufführung gelangen. Die bereits stattgehabten Gesammtproben fielen recht günstig aus; nicht nur unsere Liedertafel, sondern auch die Stadtkapelle werden hier durch exakte Aus führung der mitunter recht schwierigen Composition wieder ihren alten guten Ruf bewähren. Die Deklamationen, mit aller Tiefe und Begeisterung von dem Vorstande der Liedertafel, Herrn Aktuar Schwiebuß, gesprochen, werden volle Sensation erregen. Textbücher für diese Composition werden am Saaleingange (pr. Stück 10 Pf.) zu haben sein. Es wäre recht wünschenswerth, wenn alle Mitglieder der Gesellschaft sich einfänden, um dadurch zu zeigen, daß sie die Bemühungen der Ausführenden lohnend anerkennen. Farbige Seidenstoffe v. !)3 Pfge. bis 12.55 P. Met. — glatt, gestreift, karrirt und gemustert (ca. 2500 versch. Farben und Dessins) — Vers, roben- und stückweise Porto- und zollfrei das Fabrik-Depot 6. (K. u. K. Hoflief.) Lüriok. Muster umgehend. Briese kosten 20 Pf. Porto. Airchennachricl^ten aus Wilsdruff. Mittwoch, den 26. 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