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„Ganz recht, viel Geld und viele Diamanten, wahrscheinlich die Beute jenes Raubmordes." „Unzweifelhaft, er zeigte Ihnen den Schatz?" „Ja, ich sollte ihm helfen, die Steine zu versilbern. Auch mein Freund Baptist Renard versprach, sich daran zu betheiligen." „Ah, also auch Monsieur Baptist", rief Reinecke, er faßte keinen Verdacht?" „Nein, ich glaube nicht, doch zeigte er große Neigung, einige besonders sch ine Diamanten zu kaufen. Haben Sie ihm den Schatz abgcnommen?" „Wir haben weder Geld noch Edelsteine bei ihm gefunden, nur so viel Casse, wie jeder anständige Tourist bei sich führen muß," erwiderte Reinecke, „könnten Sie mir nicht einen Fingerzeig geben, wo er die Schätze gelassen hat?" Die Augen des Sträflings blitzten auf. „Hat man den Renard freigelassen?" „Er war eben nur der Getäuschte, der als reicher Bürger über allem Verdacht erhaben steht. Jetzt bereist er Deutschland, nachdem er hier in Hamburg, wie auch dort in N. als unwesentlicher Leuge fungirte." „Und konnte ihn doch ans Messer liefern, der Hallunke!" rief der Sträfling, die Hände ballend. „Merken Sie seine schlaue Rechnung ? Wenn des Mörders Kopf gefallen ist, gehört ihm der Nachlaß desselben, den er in sichere Verwahrung genommen hat." „Wollen die Sicherheit einmal prüfen", bemerkte Reinecke, „er wird sich hüten, den Schatz bei sich zu führen, wie? Der Uhrmacher von Lausanne scheint gerieben zu sein." „Freilich ist er das, aber Andere sind auch nicht dumm. Ich bin's freilich gewesen, ein rechter Dummkopf, der schließlich noch blindlings ins Garn lief. An einen solchen Ort zu gehen, wenn man die faulsten Fische hat, so zu sagen vogelfrei ist, na, dafür allein hab' ich meine Strafe ver dient. Doch der Uhrmacher darf nicht schließlich allein mit der Beute ab fahren, das wäre sündhaft. Ich denke mir, daß er in einer mondlosen Nacht nach Lausanne zurückkehrt, sich die prächtigen Edelsteine holt und damit nach Paris geht, um sie dort thcils zu verkaufen, theils auch, wie er mir gegenüber verlautbaren ließ, zu einem fürstlichen Schmuck für seine schöne Braut verwenden zu lassen. In kostbarer Fassung geht jede Spur ihres Ursprungs verloren." Reinecke nickte langsam und blickte ihn nachdenklich an. „Sie kennen das Innere seines Hauses in Lausanne?" „So ziemlich. Glaube sogar einen Plan zeichnen und Ihnen ein Versteck darauf andeuten zu können, wo er die Diamanten für Gerard—" „Rico wollten Sie sagen," unterbrach ihn der Detectiv. „Habe den Räuber-Hauptmann unter diesem Namen niemals gekannt," rief der Sträfling zähneknirschend, „weshalb verwirft man mein Zeugniß?" „Nur getrost, es soll Ihnen schon zu Gute kommen, wenn wir durch Ihre Aussagen den Mörder überführen können. Lösen Sie mir aber jetzt ein Räthsel. Woher kannten Sie die Wohnung des Lieutenants Frank in Genf?" „Des falschen Gerards", lächelte Blum melancholisch, „ich war von diesem — Rico nach Genf bestellt worden und sah dort Ihren Lieutenant, den ich mit und ohne Brille beobachtete und sofort erkannte. Ich sah ihn nach seiner Wohnung gehen und folgte ihm, hörte, wie er dem Kutscher zurief, ihn nach dem Hafen zu fahren und beschloß, mich zu rächen, indem ich mich seines Gepäcks annahm. Es kam anders, wie Sic wissen." „Ja, es war eine Dummheit, die sich bestrafte", nickte Reinecke. „Na, ich werde dafür sorgen, daß Sie das nöthigeMaterial und dieErlaubniß erhalten, den Plan jenes Hauses für mich zeichnen zu können. Kehre in einer Stunde zurück." „Kegen Sie ein gutes Wort bei Herm Steinbach für meine Familie ein," bat der Sträfling leise. Habe meine Frau und drei Kinder unglück lich gemacht." „Beruhigen Sie sich, die Firma hat sich der Ihrigen bereits ange nommen. Führen Sie sich nur gut und es ist auch für Sie noch nicht aller Tage Abend. Herr Steinbach ist ein vortrefflicher Mann —" „Das ist er sicherlich", fiel Blum tiefbewegt ein, „er und sein Onkel, mein alter Chef, — o, mein Gott, wie konnte ich so pflichtvergessen sein, so ehrlos, mein Glück so leichtsinnig zu zerstören. Er schlug beide Hände vor's Gesicht und weinte bitterlich. „DaS thut ihm gut", dachte Re'necke, leise die Zelle verlassend, welche der Anfseher, der draußen gewartet, rasch wieder verschloß. Der Detectiv begab sich jetzt wieder zu dem dicken Fallstaff-Steinbach, um ihm, wie er versprochen, Rapport abzustatten und für den unglückseligen Sträfling «in gutes Wort einzulegen. „Acht Jahre Zuchthaus werden ihm jedenfalls etwas lange vorkommen", meinte er, „wenn er sich gut Hilt, könnten ihm vielleicht einige Jahre ge schenkt werden. Er wandert dann mit seiner Familie aus und kann drüben immer wieder ein rechtschaffener Kerl werden. Vergessen Sie ihn nicht, Herr Steinbach! — Eine Firma wie die Ihrige kann in unserm Hamburg manches durchsetzen." „Na, das gestehe ich", lachte Steinbach, „Sie sind mir ein schöner Criminalbeamter, erst thun Sie uns das gebrannte Herzleid an, den Spitz buben einzufangen, und nun möchten Sie ihn wieder freibettcln; schnurriger Kerl, der Sie sind, lassen Sie ihn nur ruhig hinter Schloß und Riegel, damit er ordentlich arbeiten lernt und zur Raison kommt. Strafe muß sein!" „Gewiß, fällt mir ja gar nicht ein, schon jetzt daran zu denken. Ich «eine nur, nach fünf bis sechs Jahren —" „Sie sind doch ein guter Kerl, Reinecke — sagen Sie ihm, daß er sich gut aufführen und an Frau und Kinder denken soll. Das Ucbrige wird sich dann auch schon finden, wenn wir am Leben bleiben. Aber nun etwas anderes. Sie haben Nachrichten über Lieutenant Frank?" „Ich reise heute nach N. zurück, damit man mir dort den Mörder nicht freiläßt und von da direkt nach Lausanne, um Haussuchung nach den Diamanten zu halten." Steinbach blickte nachdenklich vor sich hin, er schien noch etwas auf de« Herzen zu haben. „Lieutenant Frank will fortdienen, wie?" „Er wollte es sicher, da er sich bei seinem Regimente bereits gemeldet hat." „Ja, ich weiß, — Sie glauben also auch, daß er wieder hergestellt, das heißt kriegstüchtig wird?" „Bewahre Gott, der linke Arm ist ja am Ellenbogen amputirt worden." „Hm, und das Verhältniß mit der schönen Blumenhändlerin, wovon Sie mir erzählt, — er wurde doch bei ihr verwundet?" „Ick sagte Ihnen ja, daß die Geschichte dort Stadtgespräch sei," ant wortete Reinecke, „soweit ich den Lieutenant kennen gelernt, kann nur von einem Verhältniß die Rede sein, das mit der Heirath endet." „Na, dann müßte er so wie so den Dienst quittiren," meinte Stein bach, „was er Gott sei Dank ja auch kann. Sie müssen wissen, daß Lieutenant Frank bei einem Elite-Regimente diente, wo man seine unglück lich« Gefangenschaft in Algerien bereits mit kritischen Augen betrachtet und ihn dadurch degradirt erscheinen läßt." „Das wäre doch mehr als ungerecht", rief Reinecke unwillig, „wissen Sie es bestimmt, Herr Steinbach?" „Ich diente selber in dem Regiment als freiwilliger Anno 70, wo ich Lieutenant Frank als Kamerad und Held schätzen und bewundern lernte. Dergleichen wird aber zu leicht vergessen und in gehässiger Weise von Neid und Scheelsucht so lange verkleinert, bis man Wahrheit und Lüge nicht mehr zu unterscheiden vermag. Ich möchte deshalb die Kugel des Verbrechers preisen, welche ihn dienstunfähig gemacht hat." „Ja, ja, da haben Sie recht, Herr Steinbach! —Soll ich ihm einen Gruß von Ihnen bringen?" „Ich gebe Ihnen einen schriftlichen Gruß mit, er braucht übrigen» von der Geschichte nichts zu erfahren, denn nicht alle Officiere seines Regi ments theilen diese Ansicht. Mir hat's ein befreundeter Offizier persönlich gesteckt; doch wird er selber hoffentlich unter den gegenwärtigen Verhält nissen, wo der verhängnißvolle Schuß immer noch das kleinste Uebel für ihn bedeutet, niemals etwas davon erfahren. — Seine Braut ist eine Made moiselle Gerard?" „Ja —" „Sehr schön, — selbstverständlich — habe ihr Lob schon singen hören, — aber auch sehr ehrenhaft, ich weiß, selbst die abgeblitzten Verehrer ver leumden sie nicht, was sicherlich phänomenal ist. Sie sprechen also wieder bei mir vor, mein lieber Reinecke?" (Fortsetzung folgt.) (E i n g s a n d t.) Weihnachtstisch. Als sehr empfehlenswerthe Einkaufs - Quelle können wir mit Reckt die Firma <!. H WunLerllnK, IdresSvu, Altmarkt 18 (Ecke Kreuzkirchc) bezeichnen. Man findet daselbst bei aufmerksamster Bedienung die größte Auswahl in vollonon ldviüorslolfsn, sek^arrsn Osvks- mires, l-umas, kookH-mvlls, Uomclondareiwnt, lsvkvn-ösnekvnl, sowie Winlvnmäntsl, lsquvk, Inieot - IsMon, Vslour- unsi - üüekv, Leilultsnlll-sgvn, Lonsots, KopfsiiMsn, Lekünrvn u. s. w. Umtausch wird nach dem Feste gestattet. 6dri8td3uw-0oiik«et! (delicat im Geschmack und reizende Neuheiten für den WeihnacktSbau«) 1 Riste enthält ca. 440 Stück, versende gegen »M- s Mark « Nachnahme. Kiste und Verpackung berechne nicht. Wiederverkäufen: sehr empfohlen. »nx» Wtvsv, Vrvsü«», pillnitzerstr. 47 d. WvinsT «» LLRLIR * Zu haben in Wilsdruff bei Herrn Läuanl! Welins? am Markt „zur alten Graue Haare färbt man sofort schön blond, braun oder fchwarß mit Dr. Löwenstamm's Haarfärbemittel (kuritas tavniyuv) oder Crystall. Garantirt unschädlich und bequem ü Mk. 2.50 bei den Friseuren B. Pollack und Hugo Hörig, Wilsdruff. 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