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WM MÄrujs WMt, W», MM» »Ä die KM-eüti. Amtsötalt fLk die Kgl. Umtsbaurtmarmschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Ktadtratb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Aonta-1 und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Dienstag, den 12. November Nr. »« 188» Bekanntmachung. Die unter den Rindviehbeständen des Erbgerichtspachters Oswald Aunze in Herzogswalde und der Frau Gutsbesitzer Hummitzsch in Unkersdorf ausgedrochene Maul- und Alaueuseuche ist erloschen. Meißen, am 8. November 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. v. «Kirchbach. Tagesgeschichte. Den parlamentarischen Mittelpunkt der vorigen Woche bildeten die viertägigenjSozialistendebatten des Reichstages, welche am Donners tag mit Ueberweisung der neuen Sozialtsten-Vorlage an eine besondere Kommission endeten. Es sind in diesen Debatten viele lange und schöne Reden für und wider die Nothwendigkeit eines Ausnahmegesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie gehalten worden, aber etwas wesentlich Neues zu dieser schon so oft erörterten Frage ver mochte sie nicht mehr vorzubringen. Zieht man das Facit der viertägigen Verhandlungen, so ergiebt sich, daß die Freisinnigen, Sozialdemokraten, Polen u. s. w, dann anscheinend auch das Centrum, gegen jedes weitere Ausnahmegesetz, also auch gegen die neue Sozialistenvorlage, sind, während die drei regierungsfreundlichen Parteien den Weiterbestand des Sozialisten gesetzes als nothwendig erachten. Doch auch auf dieser Seite stimmte man den Regierungsvorschlägen nicht unbedingt zu und namentlich national- libcralerseits wurden nicht unwesentliche Bedenken erhoben. Die Stellung der Regierung kennzeichnete der preußische Minister des Innern, Herrfurth, dahin, daß sie zwar nicht unbedingt auf allen ihren Vorschlägen bestehen wolle, daß sie aber an der Maßregel der Ausweisung und vor allem an dem dauernden Charakter des neuen Gesetzes festhalten müsse. Jedenfalls «erden sich da die weiteren Verhandlungen in der Kommission sehr schwierig gestalten. Die Begegnung des Kaisers Franz Zosef mit dem Kaiser Wilhelm dürfte wahrscheinlich am 15. November stattfinden: für den 14. November ist die Ankunft des Kaisers Wilhelm in Verona angesagt. — Alle deutsch-liberalen Blätter äußern ihre hohe Befriedigung über das Zusammentreffen Kaiser Josefs mit dem Kaiser Wilhelm in Inns bruck, indem sie darin den Beweis erblicken, daß die Vündnißtreue Deutsch lands auch nach dem Zarenbesuch in Berlin nicht die geringste Einbuße erfahren und Oesterreich bei Wahrungen seiner Interessen im Orient nicht beengt erscheine. Die „Neue Freie Presse" schreibt: Eine bessere Wider legung der beunruhigenden Gerüchte, die sich an die Reise Kalnokys ge knüpft, könnte nicht gedacht werden. Indem Kaiser Wilhelm jetzt den König Humbert aufsucht und mit unserem Kaiser zusammentrifft, werde der Dreibund der Welt abermals so zu sagen plastisch vor Augen gebracht. Wollte der Reichskanzler Oesterreich schädigen und zum Rückzüge seiner Orientpolitik bestimmen, so würde Kaiser Wilhelm vermeiden, mit unserem Monarchen zusammen zu treffen. Wie von Wien nach London gemeldet wird, kommt Graf Bis marck nach Pest, um Aufschluß über die politischen Ergebnisse des Kaiser besuches in Konstantinopel zu ertheilen. Diese Ergebnisse sind angeblich folgende: Ohne sich über eine besondere Frage zu verbreiten, bemühte Kaiser Wilhelm sich, den Sultan von den friedlichen Zwecken des Drei bundes zu überzeugen, was ihm auch gelang. Davon werde erwartet, daß künftighin bessere Beziehungen zwischen der Türkei und Oesterreich gepflogen werden dürften. In seinen Unterredungen mit dem Großvezier machte Graf Bismarck keinerlei Vorschläge über die bulgarische Frage oder die kretenfischen Angelegenheiten, welche die Politik der deutschen Regierung irgendwie beschäftigen könnte. — Graf Bismarck wird bei dieser Gelegen heit auch mit Tisza, Baroß und Szapary Rücksprache nehmen. Zn Wiener politischen und diplomatischen Kreisen wird dem Besuche Herbert Bismarcks, welcher der Zusammenkunft beider Monarchen in Innsbruck vorangeht, eine sehr hohe Bedeutung beigelegt, sowohl vom Standpunkte der internationalen Politik aus, als auch betreffs volkswirthschaftlicher An gelegenheiten, welche zwischen Oesterreich und Deutschland in Betracht kommen. — Die Rückkehr Kalnokys nach Wien wird derart stattstnden, daß derselbe ebenfalls mit Gras Bismarck zusammentrifft. Ueber die Sozialdemokraten als „staatserhaltendePartei" schreiben einige nationalliberale Blätter: In seiner Etatsrede hat sich be kanntlich Herr Bebel empathisch dagegen verwahrt, daß die Sozialdemokratie staatsfeindlich sei. Sie wolle im Gegentheil gerade den Staat in die Hand bekommen, um einen wirklichen „Volksstaat" und „Rechtsstaat" auch unter einem König oder Kaiser zu begründen. Diese Worte des sozial demokratischen Führers werden von den politisch wirklich gebildeten Leuten Bekanntmachung. In Folge Todesfalles ist eine der beiden halben Freistellen, welche der hiesige Bezirk im Siechenhause „Bethesda" zu Niederlößnitz seiner Zeit gegründet hat, zur Erledigung gelangt. ES wird dies unter Hinweis auf die unter dem 30. September 1879 erlassene bezügliche Bekanntmachung mit dem Bemerken zur Kenntniß der Stadt- und Landgemeinden hiesigen Bezirkes gebracht, daß über die längstens binnen 10 Tagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an ge- gerechnct hierher zu richtenden Gesuche um Verleihung dieser Stelle der Bezirksausschuß zu entscheiden hat. Meißen, am 7. November 1889. Königliche Amtshanptmannschast. v. Airchbach. ihrem vollen Werthe nach schon gewürdigt werden, aber eine große Mass der minder Gebildeten wird sie als baare Münze nehmen und sich erstaun» sagen: Za, dann ist die Sozialdemokratie doch wohl besser als ihr Ruft Zu Nutz und Frommen dieser Leichtgläubigen möchten wir doch einmal ein Bild von einem solchen sozialdemokratischen Staat entwerfen, wie Herrl Bebel und Genossen sich ihn denken. Wohin das sozialdemokratische König- thum führen würde, nämlich zur Auflösung aller Zuckt und Sitte, aller Ordnung und Ruhe und schließlich zum krassesten Absolutismus, das hat mit blendenden Farben ein jüngst verstorbener Dichter ausgemalt, Robert Hämmerling in seinem „Der König von Sion". Wenn auch in diesem Gemälde die Religion oder vielmehr der religiöse Fanatismus den Hinter grund abgeben muß, so heben sich doch von diesem die echten sozialistischen Gestalten grell und scharf ab, welche in ihrer ganzen Erscheinung nur zu sehr den Communarden und Petroleuren von heute gleichen. Wir verzichten jedoch auf eine weitere Schilderung dieses „sozialistischen KönigthumS," um den Hauptgedanken, die Gründung eines rein sozialistischen StaateS, einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Vor der Gründung eines solchen Staates bedarf es jedoch noch eines erbitterten Kampfes der Nationen und innerhalb derselben der verschiedenen Klassen. Aber angenommen, dieser furchtbare Kampf, der sicherlich Millionen von Menschenleben kosten würde, sei zu Gunsten der Sozialdemokraten gleichzeitig in Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland, der Schweiz und Oesterreich entschieden worden und auf den rauchenden, blutigen Staaten und Gemeinschaften erstände unter Leitung der Herren Bebel, Liebknecht und Genossen der neue „internationale Sozialstaat". Ein Direktoriat wird gewählt. Die Herren Bebel, Lieb knecht und Guesde werden Sozialstaatsdirektoren. Ein konstituirender Kongreß wird gewählt, die „Internationale". Wahlberechtigt ist jede Person ohne Unterschied des Geschlechtes, die das 17. Jahr vollendet hat und natürlich die neue sozialistische Staatsform anerkennt. Der Kongreß tritt zusammen; eine Verfassung nach Marx wird geschaffen, darnach zer gliedert sich die „Internationale" in verschiedene Verwaltungsbezirke, die, ohne Unterschied der Nationalitäten, durch rein geographische Grenzen und nach der Kopfzahl ihrer Bewohner gebildet werden. Verwaltungsdirektoren, ein Singer in Berlin, ein Adler in Wien, ein Vollmar in München, ein Defnisseaux in Paris, ein Vaillant in Lyon, stehen diesen Bezirken vor. Das Privateigenthum ist abgeschafft; den ersten Streit ruft jedoch die Frage hervor, ob die Besitzer der früheren, jetzt gestürzten Staatsordnung abge funden werden sollen. Nach langen Streitigkeiten entscheidet man sich für eine Abfindung, indem derjenige, welcher früher so viel besaß, um ohne Arbeit leben zu können, und älter als 35 Jahre ist, auf Lebenszeit eine Staatsrente erhält, welche ihm den Lebensunterhalt sichert. Seine Kinder haben sich natürlich durch Arbeit zu erhalten. Damit ist also alles Privat eigenthum beseitigt; das Metallgeld ist entwerthet und fließt in die Staats kasse, um im Verkehr mit dem Auslande benutzt zu werden. Grund und Boden, Häuser, Vieh u. dergl. m. gehört der Allgemeinheit. Was der Einzelne an Hausgeräthe, Lebens- und Gebrauchsmitteln besitzt, bleibt ihm vorläufig, doch werden Distriktskommissäre ernannt, welche von Zeit zu Zeit dieses Privateigenthum zu revidiren und allen Ueberfluß für den Staat zu beschlagnahmen haben. Jetzt beginnt der „rationell ausgestattete Großbe trieb", indemdie Verwaltungsbezirke in Produktionskreise getheiltwerden, denen ein Vorstand nnd Wirthschaftsvertreter vorstehen. Diese beschließen den Werthsatz der Arbeitsleistung und der erzeugten Sachgüter. „ArbeitSwerth- scheine" werden statt des Geldes ausgegeben, für die man sich aus den öffentlichen Vorrathskammern seine Bedürfnisse kaufen kann. In diese öffentliche Vorrathskammern wandern alle hervorgebrachten Güter. In jedem Verwaltungsbezirk wird ein „Absatzamt" errichtet,: eine Centralstelle vermittelt unter den verschiedenen Absatzämtern und mit dem Auslande, sosem dieses überhaupt mit der Internationale in Handelsverkehr tritt. Die Schwankungen in diesem Verkehr mit dem Auslande sollen durch die Centralstellen ausgeglichen werden, entweder durch Anordnung einer allge meinen größeren Hervorbringung oder einer Betriebseinschränkung. Die jenigen Beamten, Lehrer rc., welche „Sachgüter" nicht erzeugen, aber doch nöthig sind, erhalten Anweisungen auf einen Antheil an dem Sachgüter erzeugniß der Gesammtheit. Die Invaliden und Erwerbsunfähigen, di«