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ganze Stadt, die Fabrikarbeiter und Kriegervereine, Vertreter aller Inn ungen rc. rc. bildeten Spalier. Der Großfürst-Thronfolger und die übrigen fürstlichen Gäste verließen Hannover um 7 Uhr 28 Min. mittelst Extra zuges, um sich nach Springe zu begeben. Auch Ihre Maj. die Kaiserin wurde in Minden durch die jubelnde Bevölkerung mit allen Zeichen be geisterter Liebe und Verehrung begrüßt. Von der Kaiserparade in Hannover berichtet ein Augenzeuge noch folgende Episode: Als die Kaiserin auf dem Gute Bemerode den Wagen verlassen hatte, trat Ihrer Majestät die dreijährige Tochter des Hauses entgegen und reichte derselben mit den Worten: „Guten Morgen, Tante Kaiserin," einen Blumenstrauß. Hocherfreut über diese kindliche Begrüß ung, nahm Ihre Majestät die Kleine sofort auf den Arm und küßte die selbe unter dem Jubel der Anwesenden. Als die Kleine wieder niederge- setzt war, bestieg die Kaiserin ihr Pferd und ritt mit ihrem hohen Ge mahl nach dem Paradefelde. In dem kleinen Fürstenthume Reuß, dessen gegenwärtiger Herrscher Fürst Heinrich XXII. ist, finden dieser Tage die Neuwahlen für den Land tag statt. Der fürstlich Reuß'sche Landtag zählt im Ganzen — vier Mit glieder. Für denselben kandidiren nun acht Unterthanen des Fürsten, darunter vier Sozialdemokraten, zwei Konservative und zwei Fortschritts männer. Von den vier Sozialdemokraten sind zwei — Gastwirthe. Jener Geist der Unzufriedenheit, welcher sich immer mehr breit «acht und von gewissenlosen Agitatoren geflissentlich groß gezogen wird, hat wiederum die Welt um ein freches Bubenstück bereichert. Ein junger Mensch hat in Neapel einen Mordversuch gegen den Ministerpräsidenten Crispi gemacht. Er hat glücklicherweise nicht den beabsichtigten Erfolg gehabt; der italienische Staatsmann ist zwar durch den Steinwurf im Ge sicht verwundet worden und soll eine leichte Gehirnerschütterung davonge tragen haben, aber sein Zustand scheint zu ernsteren Befürchtungen keine Veranlassung zu geben. Der Mordbube Caporali ist ein Baubeflissener, der keine Anstellung finden konnte und deshalb als Maurer arbeitete. Er erkärte, daß er den Mord geplant habe, und als Beweggrund hat er angegeben: „Ich that es, weil ich unzufrieden bin." Als vor zehn Jahren der Küchenjunge Passanante das Attentat gegen König Humbert ausge führt hatte, gab er als Ursache seiner Frevelthat an, erzürne dem Könige, weil derselbe so viele und gute Speisen zu essen habe, er dagegen sich mit sehr wenigen und schlechten begnügen müsse. Das ist der grobkörnige Sozalismus des Küchenjungen, dem der Geruch der feinen Speisen, die er sah nnd zubereiten half, den Verstand verwirrt hatte. Der Bube da gegen, der am Sonnabend gegen den großen Patrioten und bedeutenden StaaismannItaliens die Mörderhanderhoben hat, ist aus anderem Holze als jener Küchenjunge Passanante geschnitzt. Er gehört den gebildeten Klassen an und nennt sich einen Republikaner, der seinen Grundsätzen getreu gehandelt hat. Politische Motive, deren die That des ungebildeten Küchenjungen durchaus ermangelte, scheinen demnach bei dem Mordver suche des Zöglings der Bauakademie eine hervorragende Rolle gespielt zu haben. Die unaufhörlichen, giftigen Hetzereien der radikalen, zum Theil in französischem Solde stehenden römischen Presse mögen die mittelbare Veranlassung zu dem Bubenstücke Caporali's gebildet und in dem jungen Manne den Haß gegen den Verfechter des Dreibundes entflammt haben. Aber seine Frevelthat findet in Italien wenig Anklang, sie wird vielmehr einstimmig von dem italienischen Volke verdammt, und mit vollem Rechte. Italien hat Crispi viel zu danken. Er hat die Politik des Königreichs mit einer Umsicht und Geschicklichkeit geleitet, welche, in jeder Handlung von glühender Vaterlandsliebe getragen, dem geeinten Italien erst die rechte Stellung unter den Großmächten Europas verschafft hat. Die allgemeine Entrüstung über die Frevelthat Caporali's und die große Theilnahme, die sich in allen Schichten des italienischen Volkes für Crispi kundgickt, legen Zeugniß für die Beliebtheit ab, deren sich der Minsterpräsident erfreut. Sie werden dem Patrioten Trost und Genugthuung gewähren. Die furchtbare Patronenkatastrophe von Antwerpen hat da durch noch ein recht unerquickliches Nachspiel gefunden, daß das erschütternde Unglück nun auch in das politische Parteigetriebe hineinzezerrt wird. Die liberale Stadtverwaltung von Antwerpen beschuldigt die klerikale Pro- vinzialvertretung, durch ihre Maßnahmen das Unglück verschuldet zu haben, während die letztere wiederum diesen Vorwurf auf die liberalen Stadtver ordneten Antwerpen's zurückschleudert und mit wachsender Erbitterung nehmen Liberale wie Klerikale im ganzen Lande an diesem häßlichen Streite Theil. Inzwischen ist staatlichcrseits eine Kommission zur Untersuchung der Ursachen der Katastrophe eingesetzt worden, welche indessen hierüber noch nichts Bestimmtes festzustellen vermochte, wie aus einem bezüglichen Berichte des Gouverneurs der Provinz Antwerpen an den Minister des Innern hervorgeht. Der Streik der Londoner Dockarbeiter scheint nun doch be endigt zu sein. Die Direktoren der Dockgesellschaften nahmen den auch vom Streik-Komitee acceptirten Vermittelungsvorschlag des Kardinals Manning an, wonach der erhöhte Stundenlohn von 6 Pence vom 4. No vember ab eintritt. Nur machen die Direktoren zur Bedingung, 'daß sämmtliche Arbeiter der Themsequais und Docks am Montag, den 16. d. M., die Arbeit wieder aufnehmen. Da die Lastträger die Einzigen sind, welche dem Vergleiche noch nicht zugestimmt haben, so dürft- der Ausstand am Montag sein Ende erreicht haben. London, 15. September. Etwa 50000 Dock- und andere Arbeiter begaben sich heute Nachmittag in Prozession nach Hydepark. In einer Ansprache beglückwünschte der Führer des Streiks, Burns, die Arbeiter zu der Beendigung des Streiks, dessen günstiger Ausgang das englische Publikum belehren werde, daß die Duldsamkeit der Arbeiter ihre Grenzen habe. Er dankte in warmen Worten dem Lordmayor und dem Kardinal Manning sür die Energie und Hingebung, die sie an den Tag gelegt hätten, um diese Vereinbarung herbeizuführen. Vaterländisches. Wilsdruff. Der nun hinter uns liegenden Kirmes können wir bezüglich der Witterung dies Jahr kein Loblied singen. Regnerisch und kalt, das war die Signatur der beiden Haupttage, Sonntag und Montag, und folglich herrschte auch nicht das Leben, das die Wilsdruffer Kirmes sonst immer auszeichnete; wohl hatten sich viele, viele Kirmesgäste «»gefunden, unsere Bahn allein hat in langen und schweren fahrplan mäßigen Zügen und Extrazügen uns solche in Massen zugeführt. Auch die Festwiese bot an Sehenswürdigkeiten dieses Jahr mehr als früher, und daß sich unsere Gasthäuser allesammt gut gerüstet hatten, um die lieben Gäste gut und reichlich bedienen zu können, bedarf kaum der Erwähnung. Und trotzdem fand man überall eine gedrückte Stimmung, die Wärme fehlte. In Folge dessen haben auch die Schau- rc. Buden auf der Festwiese nicht die besten Geschäfte gemacht und es wäre zu wünschen, daß die Klein- kirmeS (genannt Rasselbude) nächsten Sonntag von recht freundlichem, sonnigem Wetter begünstigt würde, damit auch die Geschäftsleute noch einigermaßen ihre Rechnung fänden. Wie aus einem Inserat in heutiger Nummer unseres Blattes zu ersehen ist, wird auch nächsten Sonntag Abend 9 Uhr 47 Min. wiederum ein Extrazug von hier nach Potschappel bgelassen, welcher auf allen Stationen bis dahin halten wird. — (Eingesandt.) Das am vergangenen Montag im Gasthof zum goldenen Löwen hierselbst von Herrn Opernsänger Küchenmeister aus Hannover veranstaltete Concert hat bei den Anwesenden einen angenehmen Eindruck hinterlassen. Abgesehen von den vorzüglichen Leistungen des verehrten Herrn Küchenmeisters ließen die Vorträge der mitwirkenden jungen Dame und der übrigen Herren erkennen, daß dieselben auf die Ausführung des Gebotenen viel Fleiß und Mühe verwendet hatten. Wenn wir den beiden Novizen der Kunst für ihren ferneren Lebensweg aufrichtig Glück wünschen, so wollen wir gleichzeitig nicht unterlassen, den geschätzten Mit wirkenden aus unserer Stadt die gebührende Anerkennung auszusprechen. Stakttgemeinderathssitzung vom 12. September 1889. 1 ., Soll bei der König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen wegen Fortführung und Aufnahme des Abfallwassers aus der neuerbauten Schleußt an der Meißner Straße Anfrage gehalten werden; 2 ., wurde die 1790 M. 25 Pf. betragende Rechnung des Herrn Civilingenieur Roscher in Dresden-Plauen für der hiesigen Stadtgemeinde im Laufe dieses Jahres gelieferte Pflastersteine anerkannt und passirlich gemacht; 3 ., legte man eine Beschwerde in Trichinenschauerangelegenheiten an derweit vor, theilte auch die in dergleichen Sachen in den Nachbarstädten Meißen, Nossen und Tharandt getroffenen Einrichtungen mit, worauf be schlossen wurde, diese Beschwerde vorläufig auf sich beruhen zu lassen; 4 ., nahm Kenntniß von dem 104 M. 30 Pfg. betragenden Reiner träge der in hiesiger Stadt veranstalteten Sammlung freiwilliger Beiträge für die im Bezirk der König!. Amtshauptmannschaft Glauchau durch Wol kenbrüche Beschädigten, genehmigte auch die Einsendung desselben je zur Hälfte an die zu Glauchau und Waldenburg bestehenden Hilfskomitees; 5 ., genehmigte man die auf die diesjährigen Grummetnutzungen der hiesigen Stadtgemeinde gethanen Höchstgebote; 6 ., will man sich wegen Verlegung des Saubachbettes unterhalb des Schießhauses und bei den am untern Bache gelegenen sogenannten Bür germeisterflecken mit der König!. Amishauptmannschast zu Meißen in Vernehmen setzen; 7 ., wurde die Beschlußfassung auf eine Verfügung der Königl. Amts. Hauptmannschaft zu Meißen, die Benutzung der Telegraphenanlagen bei Unglückssällen insbesondere während der Nachtzeit gegen Gewährung eine- einmaligen Beitrages von 50 M. bis zu nächster Sitzung ausgesetzt; 8 ., will man die von der Königlichen Straßenbauinspection zu Meißen wegen Umwechselung eines Theiles der Wasserleitungsröhren auf hiesiger inneren Meißnerstraße gestellten Bedingungen bis auf Punkt 11 derselben, Widerruf betr., genehmigen; 9 ., erkannte man den über die hiesigen Stadtgemeindegrundstücke und die Realschankgerechtigkeit auf dem Rathhausgrundstückc von der hiesigen Grund- und Hypothekenbehörde angefertigten Folienentwurf unter Verzicht auf die achtwöchige Einwendungsfrist an; 10 ., soll ein Gesuch um Gewährung von Armenunterstützung bi» auf Weiteres zurückgelegt werden; 11 ., will man über den in Anregung gebrachten Verkauf des zwischen den Grundstücken des Herrn Leimfabrikant Wilhelm Krippenstapel und des Herrn Hausbesitzer Tränkner hierselbst gelegenen Stückchen Grund und Bodens erst in nächster Sitzung Entschließung fassen. Wilsdruff, am 18. September 1889. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. superfeine Vanitts-Okooolsüo und äts susgereiokneton Haissr-Iafeloden LIK. 0.80 AK. 1.25. Zs r-r MM- 3 feine Vanills-VkooolLilo LIK. 0.50 (dedor Loudon und )edes TÄkoledeu ist mit derplrma der l^abrik vergeben.) VorrLtdis in den meisten Verirnnkssteilen ZlolllEok"'""' Lkooolaäen unä Laeao'8; dared PirmeusodLdsr Lenntlicd. ZI?- 5 2 I «2 o 2." 2'2 7^3 feine Keeunükeits-vkooolLlie NL. 0.40 Di« -M (HoLiMöll-öonbWZ i Xui8. Irxl. llok-tIweoUrä<m kuvrikrulleu: 1 Twvki'. VtoLlHVSrolr, Löln g aas dsu aromareledsteu Oncno-Lorten derxestellt, bilden mit ibren vor m scdisdenen dbilillngen, als: gerieben« Llnndeln (Lrnlin^en), Vanille-, Ilimbeer-, W Oitron-, Orangen-, Aprikosen-, Listarlen-kreme, mit Oroyuant, Iminenr, W Lraedt-Keles, das Leinst« VnLel-Idessert. In Laeketeken SN 50 Pf. nnd in Ledaedteln SN Lik. —.80 ll. Lik. I.— in den meisten Konditoreien n. Oelieatessen-Kesodäkten vorrätdix, desxleiedvu tko<o I »tit-V» eliLi» in 125-Kramm-Laokvtcden in 4 Lorten: Müssiggang ist aller Laster Anfang und die Trägheit ist ein Uebel, welches jedes Glück unabänderlich zerstören muß. Sie lähmt die Willenskraft, sie erzeugt üble Neigungen und führt Jeden, der sich ihrem Banne nicht zu entziehen vermag, dem moralischen oder materiellen Ruin, oft genug auch beiden, entgegen. Wie soll sich aber derjenige zu energischer Tbätigkeit aufraffen, dem alle Glieder bleischwer am Leibe hängen, der beständig gegen eine fast unüberwindliche Müdigkeit anzukämpfen hat und schließlich zu einer Trägheit verurtheilt wird, die ursprünglich seinem Charakter völlig fremd war. Denn diese Schwere und Trägheit all seiner Glieder ist nichts anderes, als ein körperliches Leiden, dessen Ursprung in Stockungen des Bluts und damit des ganzen Stoffwechsels zu suchen ist. Man bringe mit Hilfe der echten Apotheker Richard Brandt's Schweizer pillen (in den Apotheken re «schachtel 1 Mk. erhältlich) das Blut wieder in frische Bewegung und regulire die Verdauung, dann wird sich auch jene Trägheit der Glieder sehr rasch verlieren und der Genesene kann aus's Neue frisch und fröhlich an seine Arbeit gehen. Man achte auf das weiße Kreuz in rothem Felde und den Vornamen.