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Vermischtes. * Ein in seiner Art geradezu beispielloses Eisenbahnunglück er eignete sich kürzlich aus der Bahnstrecke zwischen den Stationen Serbescht und Jndependenza unweit Galatz. Auf dieser eingleisigen Strecke stießen nämlich mitten auf freiem Felde zwei einander entgegenkommende Lastzüge, deren jeder aus mehr als fünfzig mit Getreide und Waaren beladenen Waggons bestand, mit solcher Gewalt zusammen, daß sämmtliche Wagen beider Züge, also mehr als hundert, vollständig zertrümmert wurden. Die Heizer beider Maschienen, die sich förmlich zermalmten, blieben furchtbar entstellt sofort todt. Die Maschinenführer und das übrige Zugspersonal beider Züge, etwa 12 Personen, wurden ausnahmslos, und zwar größten- theils schwer verwundet. Die Ursache der Katastrophe ist auf Len gerade zu beispiellosen Leichtsinn der Telegraphisten beider Stationen zurückzuführen, welche es unterlassen hatten, einander von der Ankunft, bezw. Abfahrt des betreffenden Lastzuges zu verständigen. Der Werth des vernichteten Getreides und der Waaren beträgt über eine halbe Million Francs. Dazu ist der Schaden, den der Staat durch die zerstörten hundert Wagen und zwei Maschinen erleidet, ein ganz bedeutender. Der Stationschef von Jnde- pendenza und die beiden schuldtragenden Telegraphisten wurden verhaftet und im Gesängniß in Galatz internirt. Airchennachrichten aus Wilsdruff. 5. Sonntag nach Trinitatis: Vorm. 8 Uhr Gottesdienst, Predigt über Ev. Luc. 5, 1—11. Nachm. 1 Uhr Kindergottesdienst. kann die Verhandlung gegen die Abwesenden stattfinden und etwa am 9. August das Urtheil gefällt werden. Boulanger erklärte in London einem Berichterstatter des „Figaro" die Beschuldigungen seien lächerlich und würden ihm nicht schaden. Prinz Ferdinand von Coburg soll in Konstantinopel Schritte wegen seiner Anerkennung als Fürst von Bulgarien gethan haben. Nach einer Meldung der „Pol. Korr." wird die Meldung, daß Prinz Ferdinand eine Unabhängigkeitserklärung beabsichtige, dcmentirt. Das Räuberwescn, welches in Serbien immer mehr zurBlüthe ge langt, bildet einen grellen Gegensatz zu den hochtrabenden Versicherungen, die erst jüngst die serbischen Regierungsmitglieder anläßlich der Kosowo- feier von der fortschreitenden inneren Entwickelnng des Landes abgaben. Besonders aus dem Süden Serbiens kommen haarsträubende Berichte über die Unthaten der Banditen, gegen welche die Gendarmerie machtlos zu sein scheint, und wenn sich die serbische Regierung zur Bewaffnung des dritten Aufgebotes entschlossen hat, um sich der Räuberplage zu erwehren, so müssen allerdings schaurige Zustände im Lande herrschen! Speziell an der ser bisch-bulgarischen Grenze sollen sich zahlreiche verdächtige Individuen umher treiben, infolge dessen die bulgarische Regierung eine scharfe Ueberwachung der Grenze anordnete, um einen möglichen Uebertritt Bewaffneter auf serb isches Gebiet zu verhüten. Vaterländisches. Wilsdruff. Die Centralstelle des „Landwirthschastlichen Vereins Karlsruhe" giebt Folgendes bekannt: Aus den Kreisen praktischer Schweine züchter ist es mehrfach als ein Bedürfnis? bezeichnet worden, das im Lande verwendete Zuchtmaterial der norddeutschen und anderer beliebten Schweine raffen durch neue Einfuhr guter Zuchtthiere der betreffenden Rassen auf zufrischen. Besonders empfohlen für unsere Verhältnisse wird das „Meißner Schwein", welches auch bei der Ausstellung in Magdeburg mit mehreren ersten Preisen bedacht wurde. (Herr Gutsbesitzer Kapler und Ritterguts- Pachter Andrä in Limbach und Andere erhielten bekanntlich mehrere der angegebenen Preise und ist die Mühe und Arbeit, welche sich besonders in unserem Kreise viele der Herren Gutsbesitzer hingeben, um so mehr zu schätzen, da sie dadurch, wie in den weiteren Zeilen ersichtlich, dem „Meißner Schwein" einen wahren Ruf geschaffen haben). In der Veröffentlichung der Centralstelle heißt es weiter: Das Meißner Schwein wird in Sachsen in größerer Ausdehnung gezüchtet, ist dem vor 25 Jahren bei uns einge führten sogen. Norddeutschen Schwein ähnlich und soll sich durch Frucht barkeit und Mastfähigkeit auszeichnen. Wir beabsichtigen, im Laufe dieses Monats einen Transport dieser Thiere kommen zu lassen und wird sich der Preis pro Pfund Lebendgewicht auf ca. 1 Mk. stellen, also auf 25 bis 36 Mk. für 6 bis 8 Wochen alte Ferkel ohne die Ankaufs- und Trans portkosten. Zu den letzteren Kosten sind wir aber bereit, wenn ein ge meinschaftlicher Bezug sich bewerkstelligen läßt, aus den im Voranschlag für 1889 zu diesem Zwecke vorgesehenen Mitteln, soweit thunlich, Geldbei hilfen zu gewähren. Anmeldungen zur Betheiligung an dem beabsichtigten Unternehmen wollen bis längstens 24. d. M. unter fester Bestellung der gewünschten Stückzahl rc. an uns gerichtet werden. Der Ankauf an Ort und Stelle wird durch Herrn LandwirthschaftSinspcktor Junghanns-Aopich- hof geschehen." — Auch auf dcr in diesen Tagen stattgefundenen landwirth- schastlichen Bezirksausstellung zu Erlau halte die Zuchtgenossenschast für das „Meißner Schwein" wiederum einen glänzenden Erfolg zu verzeichnen. Die von genannter Genosfenschaft dort ausgestellten Thiere schlugen alle ihre Konkurrenten und heimsten zwei Ehrenpreise und einen 1. Preis ein. Da die Thiere der einzelnen Züchter in Bezug auf Schönheit in der Form und in ihren Nutzungseigenschaften nicht nach-, sondern alle auf gleicher Höhe standen, war es den Preisrichtern nicht möglich, die einzelnen Thiere zu prämiiren, sondern sie sahen sich nur in der Lage, die ganze Kollektion als solche mit den höchsten Preisen auszuzeichnen. Der Andrang zu den Ständen, in denen die Meißner Schweine standen, war, wie in Magdeburg, so auch in Erlau sehr groß. Die von weit und breit hergekommenen Gutsbesitzer interessirten sich sichtlich für die Zucht. Auch besichtigte Se. Maj. der König längere Zeit mit den Ministern von Nostitz-Wallwitz und Könneritz die Thiere und ließ sich über die Entstehung, Entwickelung und die Bedeutung der Zucht ausführlichen Bericht erstatten. Das Verkaufs geschäft ließ sich gut an und ist zu hoffen, daß sämmtliche ausgestellten Thiere gleich wie in Magdeburg Absatz finden. Welchen Ruf aber die Zucht des Meißner Schweines sich in der kurzm Zeit des Bestehens der Zuchtgenoffenschaft schon in ganz Deutschland verschafft hat, dürste daraus hcrvorgehen, daß nicht nur Ferkel in alle Landcstheile Deutschlands jetzt zahlreich verkauft werden, sondern daß auch von den größten Grundbesitzern jetzt Bestellungen auf Ferkel häufig eingcgangen sind, z. B. von der Guts verwaltung des preußischen Ministers für Landwirthschast rc. Der Erfolg ist also schon ein ganz bedeutender. Möge er noch weiter anwachsen, und er wird es sicher, wenn unsere Züchter in ihren Bestrebungen nicht nur nicht Nachlassen, sondern weiter schreiten. Dazu aufmuntern muß sie nicht nur der bisher erzielte Vortheil, sondern auch die Thatsache, daß man be reits in anderen Gegenden anfängt, in der Rheinprovinz namentlich, ein dem Meißner Schweine in seinen Nutzungseigenschaftcn ähnliches Thier zu züchten. — Am Montag, den 15. d. M., Abends in der siebenten Stunde verunglückte im Steinbruche bei Kleinschönberg unterhalb der Prinz mühle bei der Arbeit der Steinbrecher Ernst Moritz Krumbiegel aus Wildberg, geboren in Großvoigtsberg, 36 Jahr alt, ledig. Unbemerkt sich lösende, über ihm hängende Steinmaffen hatten beim Absturz Krum biegel getroffen und 8 Meter tief mit herabgeführt. Der Kopf war voll ständig zerquetscht, der linke Arm 2 mal, das linke Bein 1 mal gebrochen. Dcr Tod war sofort eingetrcten. — Waldenburg, 15. Juli. Die Bewohner hiesiger Stadt wurden gestern auf's Neue arg geschädigt. Gestern Mittag ging hier ein heftiger Regen nieder, welcher sich in die offenen Häuser ergoß und alles Das, was von dem am Freitag hier aufgetroffenen Hagelschlag verschont geblieben war, vernichtete. Zahlreiche Stubendecken sind wieder dem Einsturz nahe, sodaß verschiedene Familien abermals ihre Wohnungen räumen mußten. Man beabsichtigt, die Behörden um Ueberlassung der Schulen zur Auf nahme der Obdachlosen zu bitten. — Auch die Stadt Crimmitschau und Umgegend ist vorigen Freitag durch Hagelschlag stark heimgesucht worden. Die Zahl der einge- schlagenen Fenster dürfte wohl nicht unter 40 000 betragen, eher 50 000, denn Zahlen von 2000, 1500, 1200, 1000 rc. in den verschiedenen einzrlnen Fabriken summiren sich sehr schnell. Außer dem dadurch verur sachten Schaden ist den Gebäuden außerdem auch durch das in die Fenster öffnungen gedrungene Schloßen- und Regenwetter noch bedeutender Nach theil geschaffen worden, insofern als nicht selten die Decken vollständig durchweicht und schadhaft wurden. Recht bedauerlich sind die Verwüst ungen in Gärten, Wiesen, Feldern und Wald. Blumen und Pflanzen wurden vollständig vernichtet, Bäume wurden in großer Zahl und an vielen Stellen ihrer Aeste und Früchte beraubt, so daß man sich vielfach in den Spätherbst versetzt glaubt. Dcr allermeiste Schaden aber wurde wohl den in so üppiger Vegetation prangenden Feldern zugefügt. Das nahezu gereifte Korn, der Weizen, die Gerste, der Hafer und alles übrige liegt wie niedergestampft auf der Erde, dem Verderben preisgegeben. Die Ernte, die gerade in diesem Jahre eine reiche zu werden versprach, die Freude des Landmannes, soll ihm nicht werden. Der Gcsammtschadcn läßt sich nicht übersehen, doch dürfte er wohl den übersteigen, der durch das Hochwasser vom 20. Mai verursacht wurde. — Borna, 14. Juli. In jugendlicher Unbedachtsamkeit setzten gestern Nachmittag zwei 12 und 10 Jahre alte Knaben, Söhne des hiesigen Hand arbeiters Klörich, ihr Leben auf's Spiel und büßten dasselbe ein. Beim Vorübergehen an einem der zahlreichen in der Nähe der Stadt befindlichen Braunkohlenwerke kamen dieselben auf den Gedanken, sich in einem der ausgeschachteten, mit Wasser gefüllten Löcher zu baden. Bald verloren dieselben den Grund und gingen fast gleichzeitig unter. Am Rande des Loches stehende Genossen der Knaben schlugen nach dem Verschwinden der Kameraden Lärm, doch als man dieselben nach längeren Bemühungen auf fand, erwiesen sich alle Wiederbelebungsversuche erfolglos. Vor kaum zwei Monaten hat der bedauernswerthe Vater der Knaben erst seme Gattin nebst dem jüngsten Kinde an einem Tage verloren. — Erlbach, 15. Juli. Am 12. Juli früh in der 6. Stunde schlug der Blitz in das Wohnhaus des Gutsbesitzers Friedrich August Kreil in Gunzen und tödtete hier ein 5 Jahre altes Mädchen. Der Blitzstrahl ist zunächst am Brettverschlag des Kreil'schen Hausgiebels ein Stück herab gefahren, hat dann seinen Weg nach innen in die Wohnstube genommen und hier das gerade an der Giebelseite stehende Mädchen getroffen. Ge zündet hat der Strahl nicht. — Die durch das Spielen von Kindern mit Streichhölzern ver ursachten Brände fangen allmählich an, eine Art Landeskalamität zu werden. Nach der Statistik der öffentlichen Feuerversicherungsanstalten in Deutsch land haben diese allein in den acht Jahren 1879 bis 1886 rund 6000 durch Kinder verursachte Brände zu verzeichnen gehabt, welche, abgesehen von dem Verlust an Mobiliar, eine Schadenvergütung von 13000 Ge bäuden in Höhe von etwas über 10 Millionen Mark erforderten. — Aus Aussig, 14. ds., wird geschrieben: Die zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Obst- und Getreide-Ernte ist zum großen Theile durch ein furchtbares Unwetter, welches sich am 12. ds. zwischen 6 und 7 Uhr Abends über den Aussig-Lcitmeritz-Tetschener Bezirk entlud, vernichtet worden. Das Firmament schien in Feuer getaucht, die Wolken sendeten förmliche Bäche nieder, der gewaltige Donner und ein cyklonartiger Sturm machten die Häuser erbeben. Dazu gesellte sich noch ein Hagelwetter, so gewaltig, daß kein lebend Wesen sich in's Freie wagen durfte. In mehreren Ortschaften des Nussiger und Tetschener Bezirkes lagen die Schloßen noch um 10 Uhr Abends in Handhöhe, und es wurden einzelne Eiskyrner ab gewogen, welche eine Schwere von 12 Dekagramm hatten. Die Stadt Aussig speziell ist vom Hagel verschont geblieben, nur der Sturm hat Mauern eingeworfen, Wetterfahnen zersplittert und Dächer theilweise abgedeckt. In Königswald (Bezirk Aussig) durchschlugen die Schloßen die Oberlicht-Glas scheiben in Botsche's Sammetfabrik, das Wasser drang in mächtigen Strömen ein, vernichtete große Partieen kostbarer Sammetstoffe und beschädigte die Wcbstühle derart, daß unter drei Wochen an eine Arbeit nicht zu denken ist. Im ganzen Orte ist keine Fensterscheibe ganz geblieben, ebenso auch in allen umliegenden Ortschaften, wo auch Getreide und Obst völlig ver nichtet sind. Die Felder haben das Aussehen, als ob Schwadronen Ka- valerie darauf Uebungen gehalten hätten. Am allerärgsten wüthets das Hagel wetter und der Sturm in Leukersdorf (Bezirk Aussig). Nach Angabe des dortigen Vorstehers fielen Eisstücke in der Größe eines Hühnereies, durch schlugen die Ziegeldächer, sodaß das Wasser eindrang uud durch Bruck uud Aufweichung theilweise den Einsturz der Decken herbeiführte. In Boden bach wurden Tausende von Fensterscheiben cingeschlagen, Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt. Die dortigen Glaser mußten nach Aussig fahren, um Fensterglas cinzukaufen. Die Fenster der Eisenbahnwaggons wurden fast alle zertrümmert und dem Zugspersonal die Laternen aus den Händen geschlagen. Ganz dasselbe ereignete sich in Leitmeritz. Der Hagel fiel so dicht, daß man nur einen eisgrauen Nebel sah und das Splittern der Fenster scheiben hörte. Es schien, als ob die Stadt beschossen würde. Wasser- fluthen ergossen sich durch die Stadt. Straßen sind stellenweise aufgcriffen, ein Wagen, der durch eine Straße fuhr, wurde umgestürzt, und auf dem Bahnhofe hob der Sturm mit furchtbarer Gewalt vier Eisenbahnwaggons aus dem Gleise und warf dieselben zur Seite. Fußhoch lagen an einzelnen Stellen die Schloßen. Der in Leitmeritz aufgestellte Cirkus Blumenfeld wurde zertrümmert. An vielen Stellen waren die Telegraphendrähte zer rissen, die Stangen vom Blitz zertrümmert, und in Lobositz wurde die große, herrliche Pappelallee fast ganz vernichtet, die thurmhohen Stämme entwurzelt und wie schwache Halme geknickt. Unter den Passagieren, welche sich auf Schiffen der Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrt unterwegs zwischen Leitmeritz und Aussig befanden, herrschte große Panik. Die Wasserwogcn gingen über Deck, die Schiffe mußten mitten im Strome Anker werfen, Kinder schrieen und beteten laut, Frauen weinten und rangen verzweifelt die Hände. In Czernosek hat der Hagel die ganze Weinernte und in dcr Auschaer und Leitmeritzer Gegend die Hopfenernte vernichtet. Unzählige Male schlug der Blitz ein, Schlag auf Schlag, theils auch zündend. In Straden nächst Kulm wurde ein Mann vom Blitze erschlagen. Die Bauern stehen weinend vor ihren Feldern, denn Alles, was sich bis jetzt nicht in der Scheune be fand, ist verloren, und die meisten Besitzer sind gegen Hagelschlag nicht versichert. Die Höhe des Schadens jetzt schon zu ermessen, ist geradezu unmöglich.