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2. Beilage zu Nr. 23 des Wochenblattes Mr Wilsdruff rc. Von, Lvettiner ^«biläunisfeste. Die Anmeldungen zu dem an Stelle des historischen Festzuges ge planten Huldigungszug des ganzen Landes mehren sich von Tag zu Tag, so daß stch schon jetzt sagen läßt, daß dieser Huldigungszug ein lebens- srisches und farbenprächtiges Bild der reichen und segensvollen Entwickel ung unseres Sachsenlandes gewähren wird. Dabei wird es im Huldigungs zug auch nicht an historischen Darbietungen fehlen; denn abgesehen davon, daß an der Spitze deS Zuges die ritterschaftlichen Korporationen gewisser maßen als die Rechtsnachfolger und Nachdesitzer der alten Lchnsgefolg- schaften, welche dem Haule Wettin und den aus ihm entsprossenen Mark grafen stets treue Hceresfolgc uud Lehnpflicht geleistet haben, im Kostüm deS Jahres 1089, den Einzug des Markgrafen in die Mark Meißen dar stellend, reiten werden, so schließt sich hieran voraussichtlich, um das Stadium der weiteren Entwickelung der Landeshoheit darzustellen, die reich ausgestattete Gruppe der turnicrmäßigen Vasallengeschlechter des 14. Jahr hunderts, denen wohl wiederum die Lausitzer Ritterschaft — da die Lau sitz erst im Jahre 1635 an Sachsen gekommen ist, — im Kostüm des dreißigjährigen Krieges folgen wird. Von einer größeren Anzahl von Städten sind, soweit ein geschichtlicher Anhalt vorhanden, ebenfalls historische Darbietungen geplant. In gleicher Weise werden verschiedene Berufszweige die Zeit ihrer Entstehung bis zu ihrer höchsten Entwickelung in künstlerische» Gruppen darzubieien beflissen sein. Gleichartige Berufszweige vereinigen sich, um in einheitlicher und dafür um so imposanterer Weise, sei es nun in idealer Auffassung, sei es in Anschluß an die reale Wirklichkeit, ein Bild ihrer Thätigkeit dem Huldigungszuge einzuverleiben. So hat z. B. der Landeskulturrath für das Königreich Sachsen eine Geschäftsstelle er richtet, um die Organisation der von der gesammten Landwirthschaft ge planten Darstellungen durchzuführcn. In gleicher Weise wird die einheit liche Gestaltung der Theilnahme der sämmtlichen sächsischen Militär- und Kriegervereine angcstrebt, die voraussichtlich die Entwickelung des uniformirten Militär« darstellen und mit ihren Fahnen und Bannern um den kunstvoll und prächtig ausgestatteten Ruhmes- und Siegeswagen sich schaaren werden. AchnlicheS gemeinsames Vorgehen wird von andern Korporationen berichtet. Die größten Städte unseres Landes wetteifern mit dem kleineren Gemein wesen desselben, um im geplanten Huldigungszug würdig vertreten zu sein. Aus allen Mittheilungen, die aus dem Lande kommen, läßt sich die un- gethrilte Befriedigung erkennen, daß durch die nunmehrige Gestaltung der Dinge den Ideen und der Betheiligung der weitesten Kreise unseres Vol kes sreie Bahn gegeben ist. Es ist eine wahre Freude, zu beobachten, wie nunmehr Alt und Jung, Arm und Reich sich drängen, um unserem Königs haus im Huldigungszug die Liebe und Verehrung zu beweisen, die unser Sachsenvolk erfüllt. Schon heute läßt sich mit Bestimmtheit sagen, daß eine solche aus dem gesammten Volke sich aus freier Initiative entwickelnde und zu mächtiger Entfaltung gelangende Huldigung, deß sind wir gewiß, nicht nur dem landesväterlichen Sinn unseres geliebten Königs am meisten entsprechend, sondern namentlich auch die freudige und nachhaltige Begeister ung der weitesten Schichten unseres Sachsenvolkes wachrufen wird. Der Festzugsausschuß für die Wettiner Jubelfeier beabsichtigt, gegen Ende d. Mts. Vertreter aller derjenigen städtischen und ländlichen Ge meinwesen und sonstigen Korporationen, welche ihre Betheiligung am Hul digungszug zugesagt, nach Dresden zu laden, um durch eine gemeinschaft liche Besprechung die einheitliche Organisation und Gestaltung des Fest zugs nach Kräften zu fordern. Es ist daher erwünscht, daß die Anmel dungen zur Betheiligun i am Festzuge sobald wie möglich an die Geschäfts stelle des FestzugsausschusseS — Dresden-A., Sidonienstraße 16b — eingcsendet werden. Im klebrigen hat der Festzugsausschuß diejenigen Straßen, welche derselbe zu passiren haben wird, bereits sestgestellt. Bei unsern Neustädter Mitbürgern wird cs große Freude erregen, daß die Feststraße einen Haupttheil von Neustadt berührt. vaterländisches. Wilsdruff. Wir werden ersucht, auch an dieser Stelle darauf aufmerksam zu machen, daß unser Herr Schuldirector Gerhardt nächsten Dienstag im Gewerbeverein einen Vortrag halten wird und zwar über das ebenso zeitgemäße als gewiß interessante Thema: „Wie sorgen wir für die Zukunft und das Glück unserer erwachsenden Töchter?" (Siehe auch betr. Inserat.) — Bei dem bevorstehenden Wettiner Jubiläum gedenkt die sächsische Lehrerschaft, wie die „Sächsische Schulzeitung" schreibt, außer den Fest akten in den Volksschulen eine ansehnliche Stiftung im „Sächsischen Pesta- lozzivereine" zu gründen, die nach eingeholter Königlicher Genehmigung den Namen: Wettiner Jubiläums Stiftung tragen soll. Man hofft durch Verkaufung des besten an den Vorstand des Allgemeinen sächsischen Lehrer vereins (Vorsitzender Direktor Wäsche) eingesandten Festgedichtes, ferner durch Erhebung eines kleinen Eintrittsgeldes bei der Festfcier oder durch freiwillige Beiträge ein ansehnliches Kapital zu einem edlen Zwecke (Unter stützung der Wittwen und Waisen) zu erzielen. — Wohl in Folge ungünstigen Wetters hat die letzte Bußtagskol lekte einen etwas geringeren Ertrag gehabt, als in den Jahren zuvor. Doch sind immerhin 13939 Mk. gesammelt worden, und von dieser Summe sind mit Genehmigung des evang.-lutherischen Landeskonsistoriums verwendet worden: 1298 Mk. für den Landesverein für innere Mission, je 910 Mk.'für die Diakonissenanstalt in Dresden, die Brüder- und Rettungsanstalt in Qbergorbitz, den Verein zur Verbreitung christlicher Schriften und für die Kolportage christlicher Schriften und Predigtvertheil- ung seitens der Kreis- und Stadtvereine für die innere Mission; je 780 Mk. erhielten das neubegründete Rettungshaus Neukirch am Hochwald, das neugegründete Marthastift in Bautzen, die Herbergen zur Heimath in Roch litz und in Plauen; je 650 Mk. empfingen die Herbergen zur Heimath in Mittweida, Stollberg, Wurzen und Frankenberg; 464 Mk. erhielt die Herberge zur Heimath in Stolpen, je 390 Mk. wurden gezahlt an die Herberge in Grimma, an den Magdalenenhilfsverein in Dresden, für Ein richtung der Gemeindediakonie in Aue und in Schneeberg, 260 Mk. für den gleichen Zweck in Wükau, 260 Mk. für die kirchliche Versorgung deutscher Seeleute, je 130 Mk. für die Mädchenerziehungsanstalt in Hoster witz und die Unterstützungskasse invalider Berufsarbeiterder inneren Mis sion. Hoffentlich liefert die bevorstehende Bußtagskollekte einen so reichen Ertrag, daß der Fehlbetrag der letzten vorjährigen Kollekte nicht nur aus-