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«s und das Dienstmädchen brachte mir eine Depesche. Ich riß sie auf und las: „Dr. Victor L. aus R. — Verzichten auf Schwarzen Robert vollständig. Schon anderweitig versehen. Schröder'sche Buchhandlung." Vergnügt legte ich die Feder nieder und ging zu meiner Frau. „Hier, lies," sagte ich lächelnd und gab ich die Depesche. Sie las. „Und was gedenkst Du zu thun?" fragte sie mich forschend. „Ich werde den Schwarzen Robert dennoch fertig schreiben, liebes Kind, aber drucken lasse ich ihn nicht," erwiderte ich in freundlicher Be tonung. „Jndeß, ich werde ihn dennoch fertig schreiben — und Du weißt, warum!" „Ich weiß es," sagte sie liebevoll, „und Du hast Recht. Geh' an Deine Arbeit." Ich ging. Und ich habe Wort gehalten, lieber Leser. Ich habe den Schwarzen Robert fertig geschrieben, — aber drucken lasse ich ihn nicht, dazu hat er mich zu sehr geärgert! Er liegt fertig in meinem Pult — wer ihn zu Ende lesen will, mag zu mir kommen und ihn sich ausbitten. Mit den Folgen aber vom Schwarzen Robert hatte ich noch ein Weil chen zu thun. Zunächst mußte ich einen vertrauten Mann, da ich selber nicht mehr nach Nauheim gehen mochte, mit Geld und dem s-s-sschein nach Nauheim schicken, um mir meine Uhrkette und meinen Brillantring ein lösen zu lassen. Ich wählte meinen alten Stiefelputzer dazu, der mich schon in meiner Studentenzeit bedient hatte und eine treue, ehrliche Haut war, — aber es kostete mich ein hübsches Stückchen Geld. Darauf bekam ich einen Brief von Tante Lina, worin sie mir mittheilte, sie habe einen No tar kommen lassen und ihr Testament geändert, Laura sei enterbt. Dann erhielt ich eine Jnjurienklage von dem kleinen dicken Hotelwirth in Nauheim, wegen des „Esels" und mußte drei Thaler und die Kosten bezahlen. Her auf bekam ich eine Vorladung wegen des heulenden kleinen Jungen und wurde zu einem Thaler Ordnungsstrafe verurtheilt. Alsdann kam eine Anfrage an mich, ob es wahr sei, daß der berüchtigte Hochstabler Süß milch aus Calcutta sich meinen Namen beigelegt und unter dieser Maske sich geflüchtet habe, worauf ich antwortete: „Ja, der Verbrecher sei aber auf Rio Janeiro bereits wieder ergriffen und von den portugiesischen Be hörden zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurtheilt worden. Dann erhielt ich abermals einen Brief von Tante Lina, worin sie mir schrieb, sie habe doch eingesehen, daß sie uns Unrecht gethan und bereue cs, ihre Lieblinge so gekränkt zu haben. Sie habe sich deshalb einen Notar kommen lassen und ihr Testament geändert, Laura sei wieder als Miterbin eingesetzt. Das die Geschichte vom Liebeskrieg zwischen Mann und Weib um die Krone in der Ehe, um die Hegemonie auf dem Gebiete der Auffassung der Dinge, um den Friedensschluß im Ausgleich zwischen Gedanken und Ge fühlen, Gewohnheiten und Neigungen, Grenze und Grenze zwischen Ge biet! Eine schlechte, trockene, langweilige, gleichgültige Ehe, der dieser Krieg erspart bleibt! Gewöhnlich währt dieser drollige, lustige prickelnde Krieg ein Jahr, das erste Jahr der Ehe. Ich war mit einem halben Jahr davongekommen und dann war Friede. Sieg und Friede! Das verdanke ich Tante Lina und dem Schwarzen Robert! Ende. Vermischtes. * Schmugqlerkniff. In Magdeburg wurde kürzlich ein Sarg mit einer Leiche zum Bahntransport nach Rußland aufgegeben. In der Nähe von Thorn hörte Plötzlich ein Scbaffner in dem Wagen, in welchem der Sarg stand, ein räthselhaftes Gepolter und gab deshalb das Nothsignal. Als der Zug hielt, und man nach der Ursache des Gepolters forschte, fand man nichts Verdächtiges und man glaubte deshalb, der Schaffner habe in Folge von Schnapsgeruch Hallucinationen gehabt. Bald aber wiederholte sich das Gepolter, der Zug wurde abermals zum Stehen gebracht, und nun erlebte man etwas höchst Sonderbares. Als man den Deckel des Sarges abhob, um nach der Leiche zu sehen und diese an der Hand faßte, fühlte man, daß die Hand warm war. In demselben Augenblicke sprang die vermeintliche Leiche auf und suchte sich aus dem Staube zu macken, wurde indessen festgehalten und in Haft genommen. Man hatte einen Schmuggler erwischt, denn als der Sarg weiter untersucht wurde, sand man unter den Hobelspänen verborgen Goldsacken im Werthe von etwa 24,000 Mk., die auf diese ungewöhnliche Weise nach Rußland hatten ein geschmuggelt werden sollen. * Die englischen Zeitungen enthalten spaltenlange Berichte über die traurigen Folgen der jüngsten Ueberschwemmungen im Westen Englands. In Taunton haben sich die Gewässer ein wenig verlaufen, aber da in den Straßen das Wasser stellenweise eine Höhe von 5 bis 6 Fuß erreichte, ist der angerichtete Schaden ein sehr bedeutender. In den in Parterreräumen gelegenen Geschäftslädcn sind die Waaren zumeist gänzlich verdorben wor den. Viele Häuser sind unbewohnbar geworden und viele Insassen haben zuweilen ihre ganze Habe eingebüßt. Die Stadt war 24 Stunden lang gänzlich von der Außenwelt abgeschlossen. Erst am Sonnabend konnte der erste Bahnzug wieder abgelassen werden. Am Freitag brach in der Nachbarschaft, wo das Wasser am höchsten stand, in einem Holzhofe Feuer aus, welches nicht gelöscht werden konnte, da die Feuerwehr nickt heran kommen konnte. Das Gebäude brannte mithin mit großen Holzvorräthen gänzlich nieder. In Bristol, Bath, Leicester, Tamworth, Coventry und anderen Ortschaften entstanden durch Austritt der Flüsse ebenfalls ver heerende Ueberschwemmungen. Stratfort, die Geburtsstadt Shakespeares, wurde durch den Austritt des Avon von hohen Fluchen heimgesucht. In vielen Häusern und Hotels mußten die Bewohner in die obersten Stock werke flüchten, so rasch stiegen die entfesselten Gewässer. In Nottingham erreichte durch Anschwellung der Trent die Fluth beinahe die Höhe der großen Ueberschwemmung von 1864. Die Niederungen im Thale der Trent stehen unter Wasser und gleichen riesigen Seen. * Neue Goldfunde. In Folge der im Santa Claradistrikte gemachten Goldfunde herrscht im ganzen südlichen Theile des Staates Kalifornien eine ungeheure Aufregung. Tausende sind unterwegs nach dem neuen Goldlande. Von San Diego sind in den letzten Wochen durchschnittlich täglich 600 Leute nach der Minengegend aufgebrochen. Die Bediensteten der Hotels*und Restaurants sind fast alle fort. Ebenso haben die Tele graphisten und zwei Drittel der Beamten der Cnayamanaeisenbahn ihre Posten verlassen. Der beste Beweis dafür, daß im Distrikt Santa Clara wirklich Gold gefunden wird, ist, daß noch Niemand zurückgekehrt ist. Ein Herr, welcher von den Santa Tarantaminen kam, brachte 9000 Dollars in Goldstaub, welche er in der Bank in San Diego hinterlegte. Die Mexikaner, welche schon lange dort nach Gold gegraben haben, heimsen täglich jeder für 15 Dollars ein. In Enseneda in Unterkalifornien giebt es fast keine Männer mehr. Das Thal, in dem das edle Metall gefunden ist, enthält drei durch den Quarz gehende Goldadern. Die Preise für Lebensmittel in der Gegend sind selbstredend erstaunlich hoch. * Druckfehler. Der Violinist N. ist in Anerkennung seiner Ver dienste um die Ausbildung des Prinzen Theodor im Geigenspiel zum Königlichen Jammer-Musiker ernannt worden. * Ein seltener Fall von Vergiftung, der zur Beherzigung für Eltern und alle Dienigen, welchen die Pflege unserer Kleinen anvertraut ist, dienen kann, hat sich in der Familie eines Schlossermeisters in Berlin ereignet. Die Frau des Genannten hatte, um ihrem dreijährigen Söhn chen während eines kurzen Ausganges Unterhaltung zu verschaffen, dem selben einige buntgefärbte Papierdüten in das Bettchen gegeben. Im Ver laufe des Nachmittags stellten sich bei dem Kinde Krämpfe, Brechanfälle und andere Zeichen einer Vergiftung ein, und der zu Rathe gezogene Arzt stellte auch "fest, daß der Kleine in irgend einer Weise ein Gist zu sich genommen haben müsse. Auf die nun erfolgten Nachforschungen stellte es sich heraus, daß das Kind das Arsenik enihaliende Papier in den Mund genommen und daran gekaut hatte. Allen angewandten Gegenmitteln zum Trotz liegt der Knabe so bedenklich darnieder, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. * Die Tiefe des Meeres. Als der Plan zur Herstellung einer un mittelbaren Kabellinie zwischen Australien und Nordamerika auftauchte, wurden Bedenken darüber laut, daß ein derartiges Kabel stellenweise in un geheuere, bisher noch nirgendwo erreichte Meerestiefcn verlegt werden müsse. Wie die „Scientiffe American" mittheilt, hat der britische Dampfer „Egcria" Tiefmeffen zwiscken den genannten Erdtheilen vorgenommen und dabei in der That zwei Tiefen festgestellt, wie dieselben bisher in der südlichen He misphäre noch nicht aufgesunden worden sind. Die fraglichen Stellen liegen südlich der Freundschaftsinseln, die eine unter 240 37' südlicher Breite, 172" 8' östlicher Länge, die zweite etwa 5 englische Meilen südlich davon; die Tiefe beträgt beziehungsweise 4295 und 4430 Faden, annähernd gleich 5 englische Meilen. Noch bedeutendere Meeresticfen sind bis jetzt auf dem ganzen Erdball nur in drei Fällen festgestellt worden, und zwar an der nordöstlichen Küste Japans (4655 Faden), südlich der Diebesinseln (4475 Faden) und nördlich von Porto Rico (4561 Faden). * Ein russischer Millionenprozeß. Aus Warschau vom 13. März wird berichtet: Nach einer authentischen Meldung aus Wilna ist die Peters burger Bank für auswärtigen Handel gegen die Fürstin Marie Hohenlohe als Erbin der Wittgenstein'schen Güter klägerisch aufgetreten. Der ver storbene Fürst Peter Wittgenstein hatte nämlich auf seine Güter vor Jahren große Summen ausgenommen, bis zu seinem Tode aber die Schulden nicht bezahlt und die Güter nicht entlastet. Den größten Theil der Wittgenftein'- schen Verpflichtungen hatte nun die Bank für auswärtigen Handel aufge kauft und der Fürstin Hohenlohe präsentiert. Als Letztere nicht bezahlte, übergab die Bank ihrem Sachwalter, Rechtsanwalt Hantowcr, die Sache, um das Geschäft auf gerichtlichem Wege zu liquidiren. Hantower trat dieser Tage mit einer Forderung von 6 Millionen Rn bel vor das Wilnaer Kreisgericht. Für Klagestempel entrichtete er sofort 30000 Rubel. Am 21. März neuen Styls wird zur Sicherheit der Anklage die Rechtssache geprüft werden. Der eigentliche Prozeß vor dem Wilnaer Kreisgericht ist auf den 31. März anberaumt. Der Prozeß um so große Summen erregt in Littauen großes Interesse, weil von seinem Ausgange das Loos vieler hundert Familien ab hängt, welche jetzt bei der Verwaltung und Bewirth- schaftung der Güter Beschäftigung und Brot finden. * Schneesturm. Aus Triest wird unterm 18. März gemeldet: In Unteritalien herrscht seit zwei Tagen Schneesturm und ungewöhnliche Kälte. In Rom schneite es bei 2 Grad unter Null. Um Neapel sind alle Berge mit Schnee bedeckt. In Folge des an den Küsten wüthenden Schnee- sturmes sind die Kommunikationen mit Sizilien unterbrochen, ebenso auch die telegraphischen Verbindungen mit Apuliem und Kalabrien. Man be fürchtet zahlreiche Unfälle zu See. * Ein Familienmord. In Olmütz wurde am 18. März ein gräßlicher Mord entdeckt. Der in schlechten Verhältnissen lebende Handschuhmacher Czugan hatte Nachts im Zimmer, in welchem er und seine Gattin, wie drei Kinder im Alter von 17 bis 5 Jahren sich befanden, Fetzen ange zündet, deren Qualm die Kinder tödtete, während Czudan sich im Kleider kasten erhängte. Am Morgen kam ein Lehrling, um die Schlüssel zu holen und hörte im Zimmer wimmern; erschlug Lärm, worauf die Thüre gewaltsam geöffnet und Czudan und die Kinder todt gefunden wurden. Czudan's Gatlin wurde noch zu sich gebracht. Auf dem Tisch fand man 2 Briefe Czudan und sechs Gulden. Czudan hatte sich erst jüngst etablirt und galt als fleißiger Mensch. (Lingesan-t.) Ehrenfeld-Cöln a. R. Es gereicht mir zur Freude, Mittheilung machen zu können, daß Warner's Safe Cure mich von einem langjährigen und hartnäckigen Leber und Nierenleiden verbunden mit Fieber und Nervenschwäche, gründlich ge heilt hat. Ich litt fortwährend an Müdigkeit, Schlaf- und Appetitlosig keit, Niedergeschlagenheit, Kopfweh, Schwindel und Schmerzen in allen Gliedern. Obgleich ich alles nur mögliche versuchte, mehrere namhafte Aerzte Aerzte consultirte und eine Masse Geld für mevicinischc Präparate, Pulver u. s. w. verausgabte, so trat in meinem krankhaften Zustande doch keine wesentliche Besserung ein. Vor einiger Zeit wurde ich durch einen in Amerika lebenden befreundeten Arzt auf Warner's Safe Cure aufmerksam gemacht und derselbe rieth mir, es doch einmal mit diesem Heilmittel zu versuchen. Ich befolgte seinen Rath (obwohl ich gestehen muß, erst mit einer gewissen Art von Mißtrauen), und verschaffte mir eine Flasche dieses Heilmittels. Schon nach Gebrauch der einen Flasche trat eine merkliche Besserung in meinem Zustande ein. Die allgemeine Schwäche ließ nach, ein gesunder Schlaf und Appetit stellte sich ein und heute, wo ich dieses schreibe, fühle ich mich gleichsam wie neu geboren! Wenn ich über diese Heilung ver mittelst Warner's Safe Cure berichte, so geschieht es nicht allein aus dem Grunde, um der Wahrheit die gebührende Ehre zu geben, denn bei mir hat dies Heilmittel seine Probe siegreich bestanden, sondern auch um ähn lich Leidende auf dessen Heilkraft' aufmerksam zusmachen. Möge dieses ausgezeichnete Präparat recht, ja recht viel Segen stiften. Dies^tst der Wunsch Ihres ergebenen Peter Balthasar. Weyerstr. 21. Lehrer(a. D.^und Zeitungs-Correspondent. d) V«rkm«i»t»r-8<!kiU«. — VoruotorrloUt Lot. — leobnioum Mittweida , — Lsodssn. — Redaktion, Druck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff.