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vielfach unter der Firma der Vorbereitung „volksthümücher" Wahlen be trieben. Unter derselben Bezeichnung hatte die Sozialdemokratie bekannt lich auch bei den Landtagswahlen in Württemberg Propaganda für ihre Bestrebungen zu machen versucht. Bei der Parteileitung waren bis vor Kurzem 70 Meldungen zu Kandidaturen eingelaufen, doch wurde damals schon angedeutet, daß es möglich sein werde, noch viel mehr Kandidaten in's Feld zu stellen. In der Dienstagssitzung des Reichstages wurden in zweiter Lesung die Anträge der Abg. Ackermann (kons.), Hitze (Ctr.) auf Einführung des Befähigungsnachweises bei Eröffnung des Gewerbebetriebes, berathen. Abg. Ackermann (kons.) befürwortet den Antrag im Interesse der Hebung des Standesbewußtseins der Handwerker. Abg. Frohme (ioz.) meinte, mit dem Zunstzwange sei heute dem Handwerk nicht mehr zu nützen. Per- sörliche Tüchtigkeit und Erfahrung kämen allein ins Spiel. Abg. Mir bach (sreikons.) befürwortet den Antrag seiner Partei, welcher für eine Anzahl Gewerbe den Befähigungsnachweis durch Vorlegung des LehrlingS- zeugnisses und Nachweis einer dreijährigen Gesellenzeit fordert, und nur für Bau- und verwandte Gewerbe die technische Prüfung cinführen will. Abg. Duvigeau (natlib.) ist gegen jeden durch Zwang herbeigeführten Befähigungsnachweis im Interesse der kräftigen Entwickelung des Haud- werks. Abg. v. Oertzen-Parchim (kons.) ist dafür, weil davon das Hand werk in kleinen Städten Vortheil habe, ebenso Abg. Biehl (Ctr.). Abg. Baumbach (freis.), Meyer-Jena (natlib.) erklären den Antrag für undurch führbar. Abg. von Kleist-Retzow (kons.) kritisirte die Ausführungen des letzteren Redners und spricht sür den Antrag. Wegen einiger Bemerkungen des Abg. v. Kleist über den Abg. Meyer verlassen alle Nationalliberalen den Saal. Der Antrag Ackermann-Hitze wird alsdann mit 121 gegen 113 Stimmen (dafür Centrum und Konservative) angenommen. Der aus dem Reichslande ausgewiesene protestleriscke Reichstagsab geordnete für Metz, Antoine, hat sein Mandat niedergelegt, um, wie es scheint, eine ihm besser zusagende politische Nolle in Paris zu spielen. Die Ersatzwahl für Herrn Antoine wird Gelegenheit zu einer entscheidenden Kraftprobe zwischen dem mehr und mehr erstarkenden Deutschthum in Metz und den „unversöhnlichen" Elementen der lotbringischen Hauptstadt geben. Bei der Berathung des Nachtragsetats hat man sozialdemokra tischer Seite wieder die Klage gehört, daß die Einverleibung von Elsaß - Lothringen ein Fehler gewesen sei und jede dauernde Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich verhindere. Derartige unpatriotische Aeußer- ungen finden in Paris immer ein lebhaftes Echo und werden daselbst als die wahre Gesinnung weiter Kreise in Deutschland ausgegeben. Man darf gleichwohl bezweifeln, ob sie auch nur innerhalb der Sozialdemokratie all gemein gebilligt werden. Jedenfalls würden die Sozialisten keines anderen Landes sich jemals zu so unvatriotischen Aeußerungen herbeilassen. Und dabei ist die Anschauung, als ob wir uns mit Frankreich dauernd und aufrichtig hätten verständigen können, wenn wir seiner Zeit die Annexion unterlassen hätten, geradezu als eine kindische zu bezeichnen. Im franzö sischen Volke wäre genau derselbe Stachel der Rachlust für die Niederlage zurückgeblieben, auch wenn wir keinerlei Gebietsabtretungen verlangt hätten. Das bittere Gefühl, aus der Stelle der ersten Kriegsmacht verdrängt worden zu sein, hätten die Franzosen doch nicht verwunden. Feindseliger Bedrohung wären wir auf alle Fälle preisgegeben gewesen, nur hätten wir erheblich schwächere und ungünstigere Grenzen gehabt. Mit vollem Recht hat Fürst Bismarck in seinem Rundschreiben vom 13. September 1870 in dieser Hinsicht erklärt: „Es ist nicht die Niederlage an sich, es ist unsere siegreiche Abwehr ihres frevelhaften Angriffs, was die französische Nation uns nie verzeihen wird. Wenn wir jetzt ohne alle Gebietsabtretung, ohne jede Kon tribution, ohne irgend welche Vortheile als den Ruhm unserer Waffen aus Frankreich abzögen, so würde doch derselbe Haß, dieselbe Eitelkeit und Herrschsucht in der französischen Nation zurückbleiben und sie würde nur auf den Tag warten, wo sie hoffen dürfte, diese Gefühle mit Erfolg zur That zu machen." In Florentinischen wohlinformirten Kreisen behauptet man mit aller Entschiedenheit, daß Kaiserin Friedrich demnächst mit ihren Töchtern zu zweimonatlichem Aufenthalte in Florenz eintreffen werde. Die Kaiserin hatte ursprünglich die Absicht, nach San Remo zu gehen, doch die Aerzte widerriethen dringend, da der Aufenthalt daselbst zu reich an schmerzlichen Erinnerungen für die hohen Frauen sein würde. Griechische Zeitungen melden, daß Se. königl. Hoh. der Kronprinz Konstantin von Griechenland im Mai bei den kaiserl. Majestäten in Berlin zum Besuch erscheinen werde. Laut der amtlichen Statistik betrug die Zahl der Auswanderer aus Italien im verflossenen Jahre 290751, worunter 131000 aus dem Vcnctianischen. Petersburg, 18. März. Wie verlautet, erfolgt die Reise des Zaren nach Berlin bestimmt Mitte Mai, und zwar über Stettin. Von Berlin soll ein Abstecher nach Darmstadt gemacht werden, woselbst die Verlobung des Großfürsten mit der Prinzessin Alice stattfinden wird. Das Kaiserpaar wird sich sodann nach der Krim begeben. Eine bedeutsame telegraphische Meldung kommt aus Bern: Der schweizerische Bundesrath will an die Regierungen der europäischen Industriestaaten eine Anfrage richten, ob dieselben geneigt wären, sich auf einer Konferenz vertreten zu lassen, um auf Grund eiues Programms die verschiedenen, die Fabrik- und Arbeiterschutzgesetzgebung be treffenden Fragen zu berathen und diejenigen Punkte festzusetzen, deren Ausführung durch ein internationales Uebereinkommen als wünschenswerth zu bezeichnen wäre. — Ohne Zweifel wird die deutsche Regierung bereit sein, sich auf einer solchen Konferenz vertreten zu lassen. Vielen Forder ungen auf dem Gebiete der Fabrik- und Arbeiterschutzgesetzgebung tritt in den einzelnen Ländern die Besorgniß entgegen, daß die Konkurrenzfähig keit desjenigen Landes, welches sie erfüllt, dadurch auf dem Weltmärkte be einträchtigt werden könnte; dies ist vielleicht das stärkste Hinderniß für die Erfüllung mancher sonst allseitig als berechtigt anerkannten Wünsche auch in Deutschland. Es würde verschwinden, wenn eine internationale Einigung über Fragen wie die Frauen-, Kinder-, Nacht-, Sonntagsarbeit rc. erzielt werden könnte. Die Schwierigkeit eines solchen Unternehmens ist freilich unverkennbar, aber das Ziel ist wichtig genug, um einen ernstlichen Ver such zu machen. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Freitag, den 22. März, Vusztagr Vorm. 8 Uhr Beichte. 8^ Uhr Gottesdienst, Predigt über Ev. Matth. 19, 16—26. Nach der Predigt Feier des h. Abendmahls. An den Kirch- thüren wird eine Collecte sür die innere Mission eingesammelt werden. Nachm. 1 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Sonntag Oculi: Vorm. 8^ Uhr Gottesdienst, Predigt über Ev. Luc. 20, 9—20. Einen Schmiedegesellen sucht zum s-fsrtigen Antritt Robert Röhler, Schmiedemstr. in Kesselsdorf. Meine Wohnung und Expedition befinden sich von heute ab UL' waisenhau-strasze 17, 2 Tr. Dresden, am 21. März 1889. Rechtsanwalt Gustav Müller. Auktion. Wegzugshalber sollen Freitag, den 2H. März a. c>, Vor mittags von 9 Uhr und Nachmittags von 2 Uhr an in dem Restaurant der Bairischen Bierbrauerei in Tharandt sämmtliches Mo biliar, als: 1 Billard, 1 Büffetschrank, 1 Bierapparat, Sophas, große u. kleine Spiegel, Bilder, Uhren, Tische, Stühle, Lampen, Gartenmöbel, eiserne Gartenstühle, Cigarren, Cigarretten, Küchengeschirr, sowie vieles Haus und Wirthschastsgcräthe, gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. ILnrl Ortsrichter. Für die rrüdiLkrsaisoB empfehle ich mein UM" reiek ru»L neri «oriirtes IiLAer "HW in Stosst« lür Herrengarderlibt. 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