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Wrack, NEki, Ziebtiich» »ild die WWiim. AmtsbLccLt für die Kgl. Wmtshaupimannschaft zu Meißen, das Kgl. KmisgerichL und den Stadtralh zu Wilsdruff. Nr. 22. Dienstag, den 1889. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montag ...... und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Bekanntmachung. - Gemäßheit vo" H 8 0 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt S. 245 flgd. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise deS Hauptmarktortes Meißen im Monat Januar d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung ung glanzt ^M schf"E" . ^uartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monat Februar d. I. an Militär-Pferde zur Verabreich- 7 Mk. 82 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 - 72,z - - 50 - Heu, 3 - 72„ - - 50 - Stroh. Meißen, am 16. März 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Kirchbach. T Wusdruff^'n 1889 Mts', Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Der Stadtgemeinderat h. Ficker, Brgmstr. Taarsaeschichte. Berlin, 16. März. Es sind bestimmte Befehle nach Potsdam ergangen, Schloß FriedrichSkron bis zum 1. Mai fertigzustellen. Die Uebersiedelung des Kaiserpaares dorthin erfolgt, sobald es die Witterung nur irgend erlaubt. Die Reise nach England wirv Se. Mas. der Kaiser auf dem Schiffe „Hohenzollern" unternehmen. Herrliche Worte hat Kaiser Wilhelm jüngst beim Empfang der Vor standsmitglieder deS Ccntral-AuSschusses der vereinigten Jnnungsverbände Deutschlands zu denselben gesprochen. Der Kaiser sagte wörtlich Folgen des: „Meine Herren, ich danke Ihnen für die soeben und in der Adresse ausgesprochenen Worte und freue mich, daß es mir endlich gelungen ist, auch mit dem Handwerkerstände in nähere Berührung zu treten, was mir bis jetzt leider nicht möglich war. Wenn der Handwerkerstand in Folge großen Ereignisse, welche durch das Hinscheiden meines Großvaters und Vaters sich vollzogen haben, bangend in die Zukunft schaute, so war cs meine erste Aufgabe, das Erbe meines Großvaters anzutreten und mei nen Landen den Frieden zu erhalten. Ich freue mich, daß Sie mich so schön verstanden haben, zu welchem Zwecke ich meine große Reise unter nommen. Es ist richtig, ich hatte sie unternommen zur Erhaltung und Sicherung des Friedens. Es ist ein Anderes, wenn ein LOjähriger Mann die Ncgiemng leitet, wie mein seliger Großvater, welcher ein thaten- und erfolgreiches Leben hinter sich hatte, er war derAelteste unter den College», sein Wort und sein Rath wurden gesucht, und man that ihm viel zu Liebe. Nun komme ich als 30jähriger Mann, Niemand kannte mich, ich mußte mir erst das Vertrauen meiner College» erringen. Ich glaube aber, daß mir mit Gottes Hilfe die Erhaltung des Friedens auf lange Jahre hinaus gelungen ist, denn nur im Frieden kann auch das Handwerk gedeihen. Darum üben wir Gottesfurcht, bleiben wir einfach nnd arbeiten wir fleißig, dann werden wir auch zu den gewünschten Zielen gelangen. Das deutsche Handwerk muß meiner Ansicht nach wieder auf die Höhe kommen, wie vor dem dreißigjährigen Kriege. Ich habe bereiten dem Auslande er- fahren, daß dasselbe sich bedeutend gehoben hat und jetzt ganz obenan steht. Dieses habe ich auch aus der Statistik bestätigt gesunden. Nach Ihren Worten in der Adresse verdanken Sie meinem Großvater diese großen Fortschritte. Ich versichere Ihnen, daß ich und meine Regierung dem Handwerk im Sinne meines Großvaters schützend zur Seite stehen werden. Ihnen, als den Vertretern der deutschen Jnnungsverbände muß ich sagen, die Einrichtung der Verbände und des Central-Ausschusses sind eine schöne Sache, insoweit, als zum Gedeihen des Handwerks durch sie Gottesfurcht und Sittlichkeit gepflegt werden. Ich danke Ihnen nochmals für die mir ausgesprochenen Glückwünsche und bitte Sie, diesen meinen Dank Ihren Auftraggebern zu übermitteln." Invalidenversicherung, Genossenschaftsgesetz, Nachtrags- rtat, das sind die drei Hauptpunkte in den Berathungen des wieder zu- sammengetretcnen Reichstages, um die sich indeß noch eine so stattliche Zahl anderer Verhandlungsstoffe gruppirt, daß es bei einem Ueberblick über das Ganz« zweifelhaft wird, ob die noch übrig bleibenden fünf Wochen bis zur Osterzeit zur vollen Erledigung genügen werden. Vor Allem droht die mittlerweile hinzugetretene Frage deS Sozialistengesetzes den schwierigeren Theil der Aufgaben zu vermehren. Von Regierungsvorlagen wäre sonst bis jetzt vielleicht nur diejenige über die Gerichtssprache in den Reichslanden zu nennen, die noch zwei Lesungen zu passiren hat. Nicht unerheblich aber sind daneben die aus den Initiativanträgen noch restirenden Stoffe wie die Anträge über Arbeiterschutz, Sonntags- Frauen- und Kin derarbeit, Befähigungsnachweis, Maximalarbeitstag, ferner die Anträge wegen Aufhebung der Getreidezölle, Errichtung eines Reichszolltarifamts, Ver änderung des amtlichen Waarenverzeichmsses, Reform des Zustellungs wesens; dazu tritt noch der Windthorst'sche Antrag über die Kultusfreiheit in den Schutzgebieten, der eine kolonialpolitische Kulturdebatte verspricht. Was die Aussichten der sozialpolitischen Hauptaufgaben der Session be trifft, so sind diese dem Genossenschaftsgesetz bei Weitem am günstigsten. Die Kommission für dasselbe hat in ihren Vorschlägen die Wunsche aus Genossenschaftskreisen zwar keineswegs sämmtlich befriedigt, sie hat nament lich auch die vielfach angegriffenen lästigen Kontrolvorschriften des Ent wurfs unverändert gelassen, dagegen ist Ausgleich in Bezug aus einen ! entscheidenden Streitpunkt, den sogenannten „Einzelangriff" erzielt worden, der die Hauptklippe für das Zustandekommen des Gesetzes beseitigt. Der „Einzelangriff", d. h. die Haftbarkeit des einzelnen Genossenschafters mit , seinem Vermögen, soll jeder Genossenschaft nach ihrem Ermessen zuzulassen oder auszuschließen frei stehen, doch muß für jeden Dritten ersichtlich sein, ob ein solcher Regreß an den Einzelnen gestattet ist, oder nicht. Noch nicht geschlichtet ist der Streit über die Zulässigkeit der Geschäftsverbin dungen von Consumvereinen mit Nichtmitgliedern, gegen welche sich die Zünftler und Jnnungsschwärmer sträuben. Hier wird erst das Plenum die Entscheidung fällen. Im Ganzen wird das Gesetz einen Fortschritt bringen, wenn dem Genossenschaftswesen dabei auch noch Manches zu wünschen übrig bleibt. Nicht so günstig stehen die Aussichten für das Alters- und Jnvalidenversicherungsgesetz. Die Erwartungen auf ein po sitives Ergebniß sind zwar auch hier gestiegen, allein der prinzipiellen Streitfragen in diesem Gesetze sind zu viele und eingreifende, als daß mit dem mechaniscken Drängen nach dem Abschluß sich hier viel erreichen ließe. Der Regierungsentwurf ist in den wichtigsten Punkten ziemlich unverändert aus der Komission hervorgegangen, nachdem dieselbe bereits beschlossene Verbesserungen zu Gunsten der Arbeiter nachträglich wieder fallen gelassen hat. Die Altersgrenze, die auf 65 Jahre herabgesetzt wordm war, ist auf 70 wieder zurückgebracht und zu einer Erhöhung der Rente, die vor Allem gewünscht wurde, hat man es aus Furcht vor einer zu starken Be lastung der Industrie nicht gebracht. Das Merkmal der Invalidität hat eine Fassung erhalten, die den Arbeiter wenig ermuthigen wird, insofern erst derjenige als Invalide zu betrachten sein soll, der nachweislich nicht mehr ein Sechstel des Arbeitslohnes, also wenige Groschen täglich, ver dienen kann. Einige Verbesserungen, wie die Ersetzung der Ortsklassen durch Lohnklassen, werden zwar auch in Arbeiterklassen anerkannt, dagegen ist die Abneigung gegen das Quittungsbuch, die in den Kreisen herrscht, nicht dadurch beschwichtigt worden, daß man das Quittungsbuch durch die Quittungskarte ersetzt. Zwischen beiden einen sachlichen Unterschied zu machen, wird dem Arbeiter kaum beizubringen sein. Reichskommissar Wißmann wird in Ostafrika sein Hauptquartier zu Dar-es-Salam nehmen und von dort aus die nordwärts gelegenen Plätze Pangani, Saadani und Bagamoyo und später vielleicht die süd lichen Plätze Kilwa und Lindi besetzen. Die Verbindung der einzelnen Stationen unter einander wird nur auf dem Seewege unterhalten werden. 20 Offiziere und Beamte, sowie ungefähr 40 Unteroffiziere, also im Ganzen 60 Europäer, werden zur Colonialtruppe gehören. In Ostafrika kommt jetzt mehr und mehr die schärfere Tonart zur Geltung. Um den Rebellen die Zufuhr von Lebensmitteln abzuschnciden, hat Admiral Deinhard die Einfuhr aller Lebensmiltel nach der Küste von Mohogoni, südlich von Dar-es-Salam bis Saadani verboten. In Dar-es-Salam ist seit dem erfolgreichen Gefechte am 26. Januar alles ruhig geblieben. Die Verlust« der Araber an jenem Tage sind geradezu vernichtend gewesen, indem auch die meisten Verwundeten nach einigen Tagen ihren Wunden erlegen sind. Die Ruhepause soll benutzt werden, um das Stationsgebäude der deutsch ostafrikanischen Gesellschaft durch Anbau mehrer Bastionen in einen besseren Stand zu setzen und es, wie in Bagamoyo geschehen, in eine kleine Festung zu verwandeln, die ohne Geschütze uneinnehmbar wird. Die Feindselig keiten der Damaras gegen die Deutschen sollen noch weiter zunehmen, nur der persönliche Einfluß des Herrn Lewis hätte sie daran verhindert, zum Aeußersten zu schreiten. Das ist die Darstellung der Zustände in Südwestafrika, wie sie in der „Cap Times" neuerdings geschildert werden. Kamaherero habe alle deutschen Kaufleute und Spekulanten aus seinem Lande verwiesen, und sie zögen rasch ab. Nach ihrer Abreise würden ihr« Häuser auf Befehl der Häuptlinge niedergebrannt; man schont indeß ihre Person; sie dürfen auch ihr Eigenthum wegführen, welches sie mitbrachten, aber nicht dasjenige, welches sie im Lande erwarben. Die Ausweisung erstreckt sich jedoch nicht auf Missionäre, deren Wirken unbehelligt bleibe. Wie an seiner Westgrenze scheint Rußland auch an seiner Süd grenze eine große Truppenmacht konzentriren zu wollen. Eine Warschauer Meldung berichtet darüber: Kürzlich verbreitete Gerüchte von einer Vor wärtsbewegung der russischen Truppen in Südrußland und Bessarabien gegen die rumänische Grenze haben sich als unbegründet erwiesen. Richtig