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MchMMM WrM, Wi, Meilehii M ine WWidkL Amtsbscrtl für die Kgl. AmtshaupLmannschafl zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abvnnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Monta, und Donnerstags bis Mittags 12 Nhr angenommen. Nv. 2. Freitag, den 4. Januar 1889. ' > 7^-77-- — Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des vormal. Rittergutsbesitzers Karl Heinrich Hugo «Kayser in Neukirchen wird nach erfolgter Abhaltung desZSchlußtermins hierdurch aufgehoben. Wilsdruff, den 31. Dezember 1888. Königliches Amtsgericht. vr. OnnZIotf. Bekanntmachung. Das 16. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1888 enthält: No. 65. Verordnung, die Deutsche Wehrordnung vom 22. November 1888 betr., vom 24. Dccember 1888. Gedachtes Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes liegt zur Einsichtnahme in hiesiger Rathsexpedition auS. Wilsdruff, am 3. Januar 1889. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Im Monat Januar 1889 ist die hiesige Sparkassen - Expedition jeden Wochentag außer Mittwoch geöffnet. Wilsdruff, am 28. Dezember 1888. Der Stadtrath. Ficker, Brgmstr. DageSgeschichte. Wenn wir nach dem Eintritt in das neue Jahr noch einen Blick zu rückwerfen auf die politischen Ereignisse des Jahres 1888, so wird alles Andere zurückgedrängt durch die Erinnerung an die beiden Trauertage, den 9. März und den 15. Juni, an den Tod der beiden Kaiser Wilhelm UNd Friedrich, der im Reiche und in Preußen einen doppelten Thron wechsel herbeiführte und auf den Gang unserer inneren Verhältnisse we sentlich einwirkte. Noch hat das Haus der Hohenzollern den Trauerflor nicht abgelegt, und tief zittert im Herzen der ganzen Nation der Schmerz über ben Verlust der beiden Fürsten nach, teren Namen mit der Auf richtung des neuen deutschen Reiches so eng verbunden sind, daß die Ge schichte sie mit goldenen Lettern verzeichnen wird. Aber auch sonst ist dem Jahre 1888 kein Loblied zu singen. Keine der großen Fragen, welche sein Vorgänger ihm hinterlassen hatte, ist noch gelöst und zur Ent scheidung gereift, noch droht der französische Chauvinismus, fortwährend seinen Rachegelüsten gegen Deutschland die Zügel schießen zu lassen, und die Hand des neuen Oberhauptes, das sich die wechselsüchtige Republik gegeben hat, scheint nicht kräftiger zur Abwehr geschickt, wie jene seines durch seine Schwäche gefallenen Vorgängers; die orientalische Frage ist nicht geordnet und tritt gerade in der letzten Zeit wieder drohend in den Vordergrund. Scheinbar den dortigen Verhältnissen gleichgiltig oder doch nur zuwartcnd gegenüberstehend, sieht die russische Diplomatie mit Wohl gefallen dem Treiben der russisch gesinnten Parteien in Rumänien und Serbien zu, welche in den Volksvertretungen zur Herrschaft gelangt sind und nur auf den günstigen Augenblick warten, unbekümmert darum, ob daraus ein Brand entsteht, der ganz Europa in Mitleidenschaft zu ziehen geeignet ist. Unter dem Drucke solcher Unsicherheit konnte die Arbeit des Friedens nicht zu ungestörter, voller Entfaltung und Wirksamkeit gelangen, selbst nicht bei dem ungcschwächten Vertrauen auf die Riesenmacht, die bereit steht, den heimischen Herd zu schützen, und unter dem gewaltigen Arm, der sich erheben will gegen den Ersten, der frivol den Frieden zu brechen wagt. Und so kann der Dichter wohl von dem Jahre 1888 sa gen, daß es ein „trübes" gewesen sei. Ja, trüb war es auch für weite Strecken im Reicht, auf denen Wassersluthen ihre verheerende Arbeit trieben, trüb für alle Die, welche durch eine wenig ergiebige Ernte in der Hoff nung getäuscht wurden, auch weiter billiges Brod essen zu können; trüb für wichtige,Zweige der Industrie, in denen der Absatz in das Stocken gerieth und über die Maßen gedrückte Preise Arbeitgeber und Arbeitnehmer empfindlich schädigten; trüb war daS Jahr für die Gegenden, in denen Epidemien die schmerzlichsten Lücken riß in die Kreise so vieler Familien, und Gewerbe und Handel schwere Einbußen erleiden ließ. Doch — ver laffen wir das wenig erfreuliche Bild des Jahres 1888, wenden, ver trauend auf Gottes Beistand, den Blick in gehobener Stimmung dem Jahre 1889 zu. Da tritt uns vor Allem die jugendliche Gestalt des neuen deutschen Kaisers entgegen, der mit kräftiger Hand das Szepter er griffen hat, und um den sich die Fürsten und Völker Deutschlands schaar- ten in der Erwartung eines nationalen Aufschwunges unter seiner Re gierung, denn „wie ungewiß alle menschlichen Entwürfe und Wünsche sind, immer beflügelt sie der Uebergang der Herrschaft von einem greisen Monarchen auf einen jungen willenskräftigen Fürsten". Das deutsche Volk steht unter der Empfindung, daß wir unter unserem jungen Kaiser einer neuen Zeit, neuen Anforderungen und neuen Arbeiten entgegengehen, und es wird dem Kaiser Wilhelm freudig auf dieser Bahn folgen. Und wenn der Kaiser alsbald nach seiner Thronbesteigung Gelegenheit genommen hat, feierlich zu erklären, daß er ein Fürst des Friedens sein wolle und im Verein mit den mächtigen Bundesgenossen nur zur Abwehr das Schwert ergreifen werde, hat er den Sinn der Nation getroffen, die sich der Er wartung hingeben möchte, daß eine solche Haltung das Schwert der Geg ner in der Scheite halten müsse, daß der am Mark der Völker zehrenden Rüstungen ein Ende sein, und daß überall die Schwere der Verantwor tung für einen frivol herbeigeführten, in seinen Folgen unberechenbaren Krieg zum Bewußtsein kommen werde. So ist nicht alle Aussicht ge schwunden, daß die Zündstoffe, welche die letzten Jahre zu so unruhigen gemacht haben, in diesem Jahre sich mindern werden und eine Explosion nicht zu befürchten steht, und daß wir in Ruhe den weiteren Ausbau des Reiches und seiner Gesetzgebung fortsetzen können. Harren doch im Reichs tage wichtige Fragen der Lösung, wir erinnern nur an das Alters- und Jnvalidenversorgungsgesctz, das revidirte Genossenschaftsgesetz und das ebenfalls revidirte Krankenkassengesetz, die tief in das wirthschaftliche und soziale Leben einschneiden, und besonders zum Wohle der minderbemittel ten Klassen erlassen, beziehentlich geändert werden sollen. Man wird aber hierbei im Allgemeinen die Erwartung nicht unterdrücken können, daßZeS innerhalb der Volksvertretung im Reiche zu einer aufrichtigen und dauern den Versöhnung der konservativen und liberalen Bestrebungen kommen, und daß schroffes, eine gedeihliche Wirksamkeit hemmendes Parteiwesen immer mehr verschwinden möge. — Die „Kreuz-Ztg." sagt in den ersten Sätzen ihres Neujahrsartikels: „Ein großes, ereignißreiches Jahr liegt hinter uns. Das Drei-Kaiser- Jahr steht einzig da in der Weltgeschichte. Wir haben wahrlich Großes und Wunderbares erlebt: das selige, herrliche Entschlafen des theuren ersten Kaisers, dem ganz Deutschland mit schwärmerischer Verehrung an hing, den Begründer des neuen Reiches, des mächtigen Einigers verdeut schen Stämme! Dann das leidvolle, unsäglich schmerzliche, ja hochtra gische Geschick des Kaisers Friedrich, der als ein Sterbender den mäch tigsten Thron Europas bestieg, der in wunderbarer Geduld und treuem Glauben sein Leid getragen, ohne zu klagen. Und dann der Regierungs antritt des edlen Kaisers Wilhelm II., der mit jugendlicher Frische und männlicher Kraft des Reiches Zügel ergriffen, der ganz Deutschland zu Heller Begeisterung hingerissen hat durch die Art, wie er seine große Mission erfaßte. Mit gerechtem, nationalem Stolze begleiteten wir ihn auf den Reisen, die er im Interesse der Erhaltung des Friedens unter nahm, wie bei seinem schneidigen Auftreten als Führer seines wohlge schulten Heeres. Und dieser zwiefache Uebergang vollzog sich mit einer Ruhe und Sicherheit. Wie schlugen insbesondere alle deutschen Herzen laut und freudig, als sich alle deutschen Fürsten um den jugendlichen Kaiser schaarten und so vor aller Welt zu erkennen gaben, daß sie ge willt sind, den Kaiserthron zu stützen mit aller Macht und Treue, daß sie um den jugendlichen Kaiser stehen wollen zu aller Zeit. Da mußten alle Völker erkennen, daß ihre Hoffnung auf den Zerfall des jungen Reiches, auf die Uneinigkeit der deutschen Stämme eitel sei. Gott hat unserem Volke einen großen, einen unermeßlichen Segen gegeben; möchten Alle das erkennen und ihm dafür von Herzen danken! Der Herr hat uns im vergangenen Jahre den lieben Frieden erhalten, und das ist ohne Zweifel ein hohes Gut. Er hat uns ein Haupt geschenkt, das die hohe, verantwortungsvolle Krone würdig trägt, und das ist ein großer Segen für ein Volk, wenn es seinen Fürsten von Herzen lieben und verehren kann, wenn es für ihn in nationalem Stolze schwärmen kann. Alle fühlen es, daß cs eine feste, sichere Hand ist, die unseres Volkes Geschicke i lenkt. Und was besonders alle deutschen Herzen freudig bewegt, ist die ! durch und durch deutsche Gesinnung unseres kaiserlichen Herm. Ein i deutscher Mann vom Scheitel bis zur Fußsohle ist er, und eine echte deutsch: Frau steht ihm liebend zur Seite; das Bild eines deutsche