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ZW- Zweites Blatt. -Ml NWUMKirT WrM, Wi, Mellich Nd die MWidr«. ArntsbL^crtL Mr die Kgl. UmLshLUptmannschaft zu Meißen, das Kgl- Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erschei, t wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonn ementvr eis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Psg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 98. Freitag, den 7. December 1888. Vaterländisches. — Ain 30. v. M. wurde fünf treugedienten Mitgliedern der Feuer wehr in Meißen das vom König gestiftete Ehrenzeichen nebst Decret durch Herrn Bürgermeister Schiffner verliehen. Die Decorirten sind: Schneidermeister Grille, Schneidermeister Weinert, Klempnermeister Loch mann, Tvdtenbettmciiter Zövpig und Kaufmann Gruner. — In den Tagen vom 6. bis 13. Dezember sind wiederum größere Stcrnschnupvenfälle zu erwarten und zwar soll das Naturschauspiel am 12. Dezember am glänzendsten sein. Der Ausgangspunkt der Stern schnuppen wird in den „Zwillingen" liegen. Nach Sonnenuntergang ist gegenwärtig bei Hellem Himmel das Zodiacallicht sichtbar, ein im Süd- wcsten nach links schräg aufsteigender, nach oben spitz zu laufender Lichtschein. — Eine herzerweichende Klage ertönte am Todtensonntag auf dem Frauenkirchhof in Zittau. „Mutter, wo bist Du, ich bringe Dir einen Kranz!" so ertönte am Nachmittag der Ruf eines kleinen, noch nicht schulpflichtigen Mädchens, die ohnehin schon ernstgestimmten Anwesenden zu bitterer Wehmuth zwingend. Die Kleine, welche unlängst ihr liebes Müiterlein verloren, sollte in Begleitung ihres Vaters nach dem Friedhöfe gehen, um einen Kranz auf Mutters Grab niederzulegen, war aber dem Vater davon geeilt, hatte sich indeß in den Gräberreihen verirrt und ließ obigen Ruf erschallen, bis sie von ihrem Vater wiedergefunden war. — Schon wieder wurden in Wurzen bei einem geschlachteten Land- schwcine Trichinen gefunden. Es geschah dies am Freitag. Das Fleisch wurde polizeilich beschlagnahmt und später durch Verbrennen in der Gas anstalt vernichtet. Dem Besitzer, Fleischermeister Nachbar, trifft der be trächtliche Schaden, da das Schwein nicht versichert war. Man sollte doch die Versicherung des Thieres auf Trichinen nicht unterlassen, denn es scheint fast, als wären mehr Schweine trichinendurchsetzt, als wie bisher ange nommen worden ist. Seit der amtliche Zwang zur Trichinen-Untersuchung cingeführt ist, hört man auch mehr von diesem gefährlichen Wurm. — Frankenberg, 26. November. Frohe Stimmung herrscht seit einigen Wochen im benachbarten Ebersdorf, einem langgestreckten, etwa 2000 Einwohner zählenden Orte, in dem hauptsächlich Landwirthschaft betrieben wird. Was bisher nur gehofft und geahnte wurde, daß der Ebers dorfer Grund und Boden das so geschätzte „schwarze Gold", Kohlen, berge, ist nunmehr zur beglückenden Gewißheit geworden, da auf einer Gutsflur bei nur etwas 5 Meter Tiefe ein reichhaltiges Kohlenlager gefunden wurde. Der Wunsch vieler Einwohner von Ebersdorf geht natürlich dahin, mit Ausbeutung der unterirdischen Schätze möglichst bald zu beginnen und man hofft, daß dieselbe auf Grund eines genossenschaftlichen Unternehmens geschehen wird. Bei einer gestern Abend in Ebersdorf stattgefundenen Versammlung der Interessenten wurde letzter Plan lebhaft befürwortet, doch scheint der Eigenthümer des Grundstückes, auf welchem die Kohle gefunden wurde, wenig geneigt zu sein, diesem Vorschläge beizutreten, son dern gewillt, auf eigene Rechnung den Kohlenbau in die Hand zu nehmen. Die gefundenen Kohlen selbst sind bereits in letzter Zeit von fachkundigen Bergbeamten untersucht und sür brauchbar erkannt worden. — Einem bedauernswerthen Geschick ist der Amtswachtmeister Kretzschmer in Frankenberg zum Opfer gefallen. Derselbe fühlte sich in der Nacht zum Dienstag plötzlich unwohl, sodaß er sich erhob, um etwas frisches Wasser zu trinken. Um zu demselben zu gelangen, mußte er die Treppe passiren. Dabei scheint ihn eine Schwäche befallen zu haben, denn er ist vornüber gestürzt und so unglücklich auf die steinernen Stufen ausgefallen, daß er ohnmächtig liegen blieb. Durch das Geräusch des schweren Falles aufgeschrcckt, eilten seine Angehörigen ihm nach und brachten ihn in das Bett zurück. Außer äußeren' Verletzungen hatte Kretzschmer eine Gehirn erschütterung erlitten, an welcher er am Mittwoch früh verstarb. — Roßwein, 28. November. Ueber die Befähigung des bekannten Quellcnfindcrs Beraz ist in letzter Zeit, namentlich veranlaßt durch eine Warnung des Grobherzoglichen Bezirksamtes in Karlsruhe, viel für und wider gesprochen und geschrieben worden. Auf Veranlassung der hiesigen Stadtverwaltung hatte Herr Beraz Anfangs October d. I. auch in unserer Umgebung eine Untersuchung auf Quellen angestellt und es waren im Ver trauen auf seine Ermittelungen an einem der von ihm bezeichneten drei Quellorte Bohrungen vorgenommen worden. Am Montag Abend haben nun an dem betreffenden Bohrbrunnen die ersten Wassermessungen statt- gesunden. Der amtliche Bericht über das erzielte Ergcbniß lautet: „Man ist bis jetzt erst in eine T'efe von 16 Meter gekommen, während der Beraz- quell 22 Meter tief liegen soll. D'e Messungen haben ergeben, daß der Brunnen bereits jetzt so viel Wasser giebt, als die Goldbornleitung, welche einen ganzen Stadttheil speist. Die sür die Bohrarbeiten ausgegebenen Kosten belaufen sich bis jetzt auf etwas über 500 Mk. Der erschlossene Quell giebt täglich mindestens 40 Cubikmeter Wasser, also 40 000 Liter. Die Kosten der Bohrarbeiten werden sich sonach, auch wenn der Quell nicht stärker wird, überreichlich verzinsen. Der Satz von 20 Pfennig sür den Cubikmeter zu Grunde gelegt, würde das bisher gefundene Wasser an Wasserzins täglich 8 Mark, also jährlich 2920 Mark einbringen können. Mag nun also Beraz das Wasser mit der Wünschclruthe oder sonst wie gefunden haben, jedenfalls hat er uns eine hochgelegene starke Quelle be zeichnet, und das ist sür uns die Hauptsache. An Honorar hat Beraz bis jetzt 75 Mark erhalten. Zeigt der erschlossene Quell sich stark, so erhält Beraz noch ein Honorar, dessen Höhe zu bestimmen, er lediglich dem Stadt- rathe überlassen hat. Roßwein, am 27. November 1888. Bürgermeister Rüder." Das weithin bekannte, seit einer langen Reihe von Zähren in allen Kreisen der Gesellschaft vortrefflich accredirte Manufacturen- und Mode- waaren-Haus der Firma Robert Bernhardt, Dresden, Freiberger platz 24, läßt gegenwärtig, wie alljährlich, seinen neuen Catalog zur Ausgabe gelangen und versendet denselben an seine ausgebreitete Kund schaft, sowie an jeden sich dafür Jnteressirenden gratis und franco. Ein solcher, auf das Sorgfältigste zusammengestellter Catalag bedeutet für un sere Hausfrauen und Töchter eine mit wahrhaftem Vergnügen begrüßte Lektüre, denn alles, was ein Frauenherz an Wirchschafts-, Toilette- und Wäschegegenständen rc. nur immer wünschen kann, verzeichnet er in allen Preisen, in allen Farben und Qualitäten klar und übersichtich und mit den gewissenhaftesten Preisnotirungen, so daß man sich über das Riesen lager des Haufes, über alle darin aufgehäuften Tausenden von Artikeln sozusagen im Handumdrehen zurecht finden und seine Wahl treffen kann, noch ehe man das Labyrinth des Rob. Bernhardt'schen Hauses betritt. Was dieses im allgemeinen bietet, wissen die Hunderte von täglichen Kun den zwar schon längst, schlagen wir aber den circa 200 Druckseiten starken, mit 1360 zum Theil farbigen Abbildungen versehenen Catalog nach, so finden wir nicht nur eine geradezu erdrückende Anzahl von Waaren, auf die unsere Aufmerksamkeit sonst nicht so leicht hingelenkt wird, sondern wir sehen auch durch die beigegebenen zahlreichen Stoffproben jedes Genre der Stoffe in natura vor uns, zur sofortigen Prüfung durch die Hand und das Auge selbst. Weiter eröffnet der Catalog eine Welt von Weih nachtsgeschenken aller Art und Gattungen und erleichtert die Wahl hierin in vortrefflich fachmännischer Weise — ein angenehmer Rathgeber auch für Diejenigen, welche Zeit und Umstände verhindern, persönlich ihre Weihnachtseinkäufe zu bewirken, denn das Rob. Bernhardt'sche Haus ver sendet bekanntlich auch nach allen Gegenden hin zur Ansicht. Endlich aber überrascht der Catalog durch die wahrhaft billigen Preisnotirungen. Die Räumlichkeit des riesigen Etablissements sind sür die Käufer und Käuferinnen mit allen nur möglichen Bequemlichkeiten versehen. Neben den Lagerräumen, die selbst bei trübem Wetter einen angenehmen Aufent halt bieten, steht der Damenwelt ein elegantes Toilettenzimmer, sowie ein Lichtzimmer zur Beurtheilung der Abendfarbe zur Verfügung. Der bis herige, seit Jahrzehnten festgehaltene Grundsatz der Bernhardt'schen Firma: „Strenge Recllität, kleiner Nutzen bei großem Umsatz" dürfte dem Hause auch für die Zukunft die beite und bedeutungsvollste Empfehlung sein und bleiben. Vermischtes. In welchen Abgrund von Finsterniß der Aberglauben die Menschen versinken läßt, beweißt folgender Fall. Zwei wegen Diebstahls und Raubs mehrfach bestrafte Bauern des Dorfes Trostjanzo, in der Nähe von Kursk (Rußland), hatten, wahrscheinlich in irgend einem Gcfängniß, diesen Hoch schulen der Verbrecherwelt, gehört, daß aus Menschenfett angefertigte Kerzen die Diebe und Räuber unsichtbar machen und ihnen gestatten, bei ihrem Scheine unbemerkt in fremden Häusern nach Belieben zu schalten. Um sich Menschenfett zu verschaffen, wurde mit kaltem Blut ein Mord beschlossen. Zuerst kam ihnen im Walde ein Bauer ihres Dorfes in den Wurf; da derselbe aber ein Beil hatte und als ungemein stark galt, so ließen sie ihn unbehelligt und gingen weiter. So kamen sie zu einem Bienenstände und erblickten dort einen Dorfpriester, der ziemlich wohlgenährt war. Alsbald wurde dessen Tod beschlossen. In dem Augenblick jedoch, als'sie über den Priester herfallen wollten, kam ein Bauer und holte den Priester zu einer Amtshandlung, und mit recht cynischen Ausdrücken des Bedauerns, daß ihnen ein so geeignetes Opfer entgangen, begannen die Bauern ihren Weg fortzusetzen. Plötzlich machte der eine den andern mit den Worten: Sieh, dem Jäger läuft das Wild von selbst in den Garn! auf ein Bauer mädchen aufmerksam, das des Weges kam. Dasselbe war voll und rund und gab, wie sich einer der Unschmenschen ausdrückte, den „Väterchen" nichts nach. Sie ermordeten das Mädchen, schnitten wie Flcischerknechte ganze Streifen Fett vom Leibe und verbargen sie in einem, dem Mädchen abgenommenen Tuche. Das Mädchen wurde wohl vermißt, aber Niemand wußte Auskunft über dasselbe zu geben, und so schien die Unthat unbe straft zu bleiben. Bei einer Hausuntersuchung anläßlich eines Diebstahls fand man jedoch bei einem der Mörder das geraubte Tuch mit ausgelassenem Fett; das Verbrechen kam an den Tag und die beiden Unmenschen warten jetzt im Kursker Gefängniß ihrer Strafe. Die Verhandlung dieses Falles soll in nächster Zeit stattfinden. * Eine Schnellfeuerkanone hat der Schlosser der Spinnerei Erlangen, Ritschler, erfunden, deren Anmeldung zum Patente bereits erfolgt ist. Dieselbe ist so gebaut, daß sie von zwei Mann leicht und sicher bedient werden kann. Das Kaliber, bas z. Z. 17 Millimeter beträgt, kann nach Belieben verstärkt werden, und hat die Kanone eine Tragweite von 5000 Meter. In einem Ladekosten werden 1600 Patronen untergebracht, durch die Drehung einer Kurbel werden die Patronen in den Lauf gebracht und die leeren Hülsen nach Entladung wieder entfernt. Es können in der Minute 1000 gezielte Schüsse abgegeben werden. * Brand. Wie aus Petersburg, 28. November, berichtet wird, ist in der Fabrikstadt Kneschma die bedeutende Baumwollenfabrik von Razzorjerow total niedergebrannt. Der Schaden beträgt eine Million Rubel. Fünf Arbeiter sind verbrannt, eine bedeutende Anzahl ist schwer oder leicht verletzt. * Aus der guten alten Zeit. Korporal: Herr Hauptmann, i bitt' um Entschuldigung, i hab' heut' a bisl z'viel getrunken. — Hauptmann: Schöne Geschichte! Wer wird denn dann Ihren Dienst versehen? — Korporal: Der Huber, Herr Hauptmann, der Lump is's ganze Jahr nüchtern l