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Amtsblatt fm die Kgl. AMtshLUDtmLunschaft zu Weitzen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 94. Freitag, den 23. November 1888. Bekanntmachung, eine Ergänznngswahl für -ic Bezirksversammluna und de« Bezirksausschuß betreffend. An Stelle des aus hiesigem Bezirke verzogenen vormaligen Bürgermeisters Pilz in Lommatzsch ist 1. für die Bezirksversammlung als Abgeordneter der zu einem Wahlbezirke vereinigten 3 Städte Lommatzsch, Wilsdruff und Siebenlehn Herr Stadtverordneter Otto kinivsvn in Lommatzsch, und 2. als Mitglied des Bezirksausschußes Herr Gemeindcvorstand Kei'Isvk in Sachsdorf gewählt worden, was in Gemäßheit der U 20 beziehendlich 28 der Verordnung vom 20. August 1874 die Ausführung des Gesetzes über die Or ganisation der Behörden pp. vom 21. April 1873 betreffend, hierdurch bekannt gemacht wird. Meißen, am 20. November 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. V. Kirchbach. Bekanntmachung. Mit Schluß dieses Jahres haben aus dem hiesigen Stadtgemeinderathe die Stadtverordneten Herr Seilermeister und Handelsmann Herr Amtszimmermeister tb rivelrl«!» und Herr Rentier auszuscheiven und ist deshalb eine Ergänzungswahl zu veranstalten. Zu wählen sind zwei angesessene Stadtverordnete und eiu uuangesesfener Stadtverordneter sowie zwei angesessene Stadtverordneten-Ersatzmänner. Als Wahltag ist Dienstag, der 4. Deeember dieses Jahres bestimmt. Unter Hinweis auf die Bestimmungen in den W 45, 46, 53 und 54 der Städteordnung vom 24. April 1873 und mit Bezugnahme auf die im hiesigen Rathhause aushängende Wahlliste werden daher sämmtliche stimmberechtigte Bürger hiesiger Stadt aufgefordert, an dem gedachten Wahl tage in der Zeit von Vormittags 8 bis Mittags I Uhr auf dem hiesigen Rathhause im Sessionszimmer vor dem Wahlausschüsse bei Ver lust des Wahlrechts für gegenwärtigen Fall persönlich ihre Stimmzettel, auf welche vier ansässige und ein unansesstger wählbarer Bürger so zu verzeichnen sind, daß über deren Person kein Zweifel übrig bleibt, abzugeben. Stimmzettel werden ausgegeben. Wilsdruff, am 20. November 1888. Der Bürgermeister. Ficker. EageSgeschichte. Berlin. Der Kaiser hat, wie mehrere Blätter berichten, nach träglich in einem sehr freundlich gehaltenen Schreiben an den Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin den städtischen Behörden seinen Dank für die ihm jüngst überreichte Adresse ausgesprochen, ebenso wie für die bereits in der Vorbereitung begriffene Errichtung eines monumen talen Brunnens auf dem Schloßplatz. Dem kaiserlichen Schreiben ist ein in den verbindlichsten Ausdrücken abgefaßtes Schreiben des Kultusministers von Goßlar beigefügt. Beide Schreiben werden erst in der nächsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung öffentlich bekannt gegeben werden. Die Kaiserin Friedrich, geboren am 21 November 1840 trat mit gestern in ein neues Lebensjahr. In ehrfürchtiger Scheu neigt sich das Gefühl vor dem tragischen Geschick ohne Gleichen, welches für die erhabene Frau in ihrem jetzt verflossenen Lebensjahr sich erfüllte. Wie die Nation den unbeschreiblichen Schmerz um den Verlust ihres kaiserlichen Gatten mit der Kaiserin Friedrich theilte, hat sie auch die Lichtblicke mit- empfunden, welche in dies so dunkle Jahr fielen, die Verlobung einer geliebten Tochter und die Geburt eines fünften dem Kaiser Wilhelm ge schenkten Sohnes. Wie bekannt, begeht die Kaiserin ihren Geburtstag auf englischem Boren am Hose ihrer Mutter. Die deutsche und die eng lische Nation vereinigen an diesem Tage ihre herzlichen Wünsche für die Zukunft der Kaiserin Friedrich. Daß eine neue Militärvorlage über kurz oder lang dem Reichstage zugehen wird, ist sicher. Es handelt sich darin um hundert Millionen Mark für Schjffsbauten, die sich aus mehrere Jahre vertheilen, und um etwa 75 Mill, zur Vermehrung der Artillerie. Trotz dieser Maßnahmen werden indessen über die allgemeine Lage befriedigende Aeußerungen in der Thronrede erwartet. Die Breslauer Blätter veröffentlichen folgende Bekanntmachung. „Se. Majestät der Kaiser hat die Gnade gehabt, bei Seiner Anwesenheit hier- selbst mir in warmen Worten Seine volle Befriedigung über die Aus schmückung unserer Straßen, über die Illumination der Häuser und über die patriotische Begeisterung auszudrücken, welche Er überall in der Stadt gefunden. Se. Maj. hat mich beauftragt, der Stadt und der Bürgerschaft Seinen königlichen Dank für den Ihm bereiteten Empfang auszusprechen und namentlich ihr zu sagen, daß Er über die vortrefflichen Wahlen der Stadt sehr erfreut sei. In Befolgung des Allerhöchsten Auftrages bringe ich diese gnädige Aeußerung Seiner Majestät zur öffentlichen Kenntniß. Breslau, am 16. November 1888. Der Oberbürgermeister, Friedensburg." Generalfeldmarschall Graf v. Moltke erschien am Donnerstag zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags zu Berlin auf dem Amtsgericht I und begab sich nach dem Testamentszimmer, um dort seinen letzten Willen gerichtlich niederzulegen. Das ziemlich umfangreiche Aktenstück trug auf dem Umschläge die von des Feldmarschalls eigener Hand in deutlichen, kräftigen Zügen geschriebenen Worte: „Hierin befindet sich mein Testa ment. Gerichtliche Siegelung meines Nachlasses ist verbeten. Moltke, Feldmarschall." Elastischen Schrittes verließ der greise Schlachtendenker, der außerordentlich wohl aussah, die Räume des Gerichtsgebäudes. Der Aufenhalt des deutschen Schulgeschwaders in den öster reichisch-ungarischen Gewässern hat mit dem Besuche des Geschwaders in der aufstrebenden ungarischen Freihafenstadt Fiume seinen Abschluß er halten. Auch in Fiume haben, wie in Triest und Pola, verschiedene Festlichkeiten zu Ehren der deutschen Gäste stattgefunden und gestaltete sich überhaupt der Aufenthalt der deutschen Marineangehörigen daselbst zu einer neuen Verbrüderung zwischen den Marinen Deutschlands und Oesterreich-Ungarn's. Die deutsche Kriegsflotte bekommt zu thun. „Schwalbe" und „Pfeil" sind bekanntlich nach Ostafrika abgedampft, und nun ist auch noch die Indienststellung des Aviso „Blitz" hierfür verfügt. Das Ka nonenboot „Eber" und die Korvette „Olga" sino nach Samoa beordert worden, um dort zur Wiederherstellung der Ordnung beizutragen. Die Schiffe dürften dort angekommen sein. Die unlängst neugewählten Bezirkstage von Lothringen und vom Unterelsaß haben ihre Thätigkeit mit einem patriotischen Akte ein- gelcitet. Beide parlamentarische Körperschaften sandten anläßlich ihrer Er öffnung am Montag Huldigungstelegramme an den Kaiser ab, von denen dasjenige des lothringischen Bezirkstages der schweren Schicksalsschläge ge denkt, die im Lause des Jahres das kaiserliche Haus betroffen und drückt es schließlich die Hoffnung aus, daß dem Kaiser eine lange und glückliche Regierung beschicken sein möge. Dem Kaiser dürften diese Kundgebungen von Liebe und Theilnahme um so angenehmer berühren, als sie aus den neugewonnenen Grenzmarken des Reiches stammen. Nach Mittheilung des „Schweizerischen Handclsamtsblattes" sollen die neuen Handelsverträge der Schweiz mit Deutschland und Oesterreich- Ungarn nur auf wenige Jahre abgeschlossen werden; dieselben sollen näm lich am 1. Januar 1889 in Kraft treten und bis 1. Februar 1892 in Kraft bleiben, bis zu welchem Tage auch der schweizerische Handelsvertrag mit Frankreich dauert. Da die Schweiz in diese« letzteren Vertrage ein