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ThmM, Mri, Zitdkilkh« md die WW«dlL AmtsbtcrLL für die Kgl. UmtshLUptmannschafL zu Weiten. das Kgl- Umisgericht und den Siadtralb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr* 66* Urcitaa, den 17. August 1888* Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Gutsbesitzers Albert August Gläntzel in Burkhardswalde ist in Folge eines von dem Gcmeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvergleiche Vergleichstermin auf den 7. September 1888, Bormittags 1b Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst anberaumt. Wilsdruff, den 13. August 1888. Busch, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. ZLageSgeschichte. Berlin, 15. August. Am kaiserlichen Hofe wird zunächst der Be such des Königs von Schweden zur Taufe des jüngsten Sohnes des Kaisers, welche bis zum letzten Tage dieses Monats verschoben worden ist, erwartet. Man spricht davon, daß der König von Dänemark, welcher sich zum Kurx-brauch in Wiesbaden befindet, nach Beendigung seiner Kur dem Kaiser hier einen Gegenbesuch abftatten würde. Voraussichtlich wird also auch dreser fürstliche Besuch noch vor dem Abgang des Kaisers zu den Manövern stattfinden. Der Ger wal-Feldmarschall Graf Moltke ist auf sein Ersuchen der Funktionen be i Chefs des Generalstabes der Armee enthoben und zum Chef der Landes-Ver Hcidigungs-Kommission ernannt und an seiner Stelle der General-Adjutant des Kaisers und General-Quartiermeister Graf v. Waldersee zum Chef des Generalstabes der Armee berufen worden. Die Stellung eines Präses der Landesvertheidigung bekleidete zuletzt Kaiser Friedrich. Die Enthebung Moltke's von seiner bisherigen Stellung erfolgte durch Handschreiben, in welchem der Kaiser erklärt, daß er nur dem wiederholten Gesuch des Feldmarschall willfahre und darauf rechne, daß in etwaigen ernsten Zeiten sein Rath der Armee nicht fehlen werde. Nach der „Köln. Ztg." soll der Kaiser ausdrücklich bestimmt haben, daß Graf Moltke noch ferner in Beziehung zum Generalstabe bleibt und auch seine bisherige Dienstwohnung im Generalstabsgebäude beibehält. Als besonders hohe Auszeichnung muß es außerdem angesehen werden, daß der Feldmarschall einen persönlichen Adjutanten erbalten wird. Nachdem am Sonntag in Duisburg anläßlich der zweiten Ge neralversammlung des evangelischen Bundes in überfüllter Kirche ein Gottesdienst abgehalten worden war, sowie eine von etwa 4000 Per sonen besuchte Versammlung stattgefunden hatte, erfolgte Montag Vormittag die Eröffnung der Berathung durch den Vorsitzenden des Vorstandes, Grafen Wintzinger^x. Nach Verlesung einer Adresse an den Kaiser hielt der Vor sitzende eine Ansprache, welche er mit einem von der Versammlung begeistert aufgenommenen Hoch auf den hohen Schirmherrn der evangelischen Kirche schloß. Es waren nahe an 2000 Mitglieder erschienen. Münc en, 14. August. Der deutsche Handwerkertag wurde heute Vormittag v n Billing-München eröffnet. Die Versammlung nahm eine Resolution -ist, worin allen gewerblichen Vereinen der Anschluß an den Handwerker,., id empfohlen, der obligatorische Befähigungsnachweis, sowie die Erweiterung der obligatorischen Jnnungsrechte gefordert und als Endziel der Bestrebungen die obligatorischen Innungen bezeichnet werden. Das „Wiener Frcmdenblatt" sagt anläßlich des Rücktrittes des Grafen Moltke von seiner Stellung als Chef des Generalstabes: „Die Größe des Geistes anzuerkenncn, hat ein Oesterreicher nie gesäumt; wir haben sie in ehrlichem und ehrenvollem Kampfe erfahren und bewundert, als Moltke an der Seite seines königlichen Herrn den Siegeszug durch Frankreich lenkte. Auch als Präsident der Landesvertheidigskommission bleibt Graf Moltke den Männern zugezählt, von welchen Deutschland in ernster Linie die Aufrechterhaltung der in blutigem Kampfe erworbenen Größe erwartet. Sein Nach' r ist eine der österreichischen Armee sympathische und bekannte Persönliche er war Zeuge unserer großen Heeresmanöver und gab seinen warmen kameradschaftlichen Gefühlen für das Heer der Deutschland so innig verbündeten Monarchie stets vollen Ausdruck. Wenn die deutsche Armee diesen hervorragenden und stets bewährten General auf dem bedeut- I samen Posten Moltke's begrüßen darf, begrüßen wir mit sympathischer Theilnahme in ihm auch insbesondere den warmen Freund Oesterreichs und seiner Armee." Die „Zördd. Allg. Ztg." macht an der Spitze ihrer neuesten Nummer eine Mitthellung, welche ein trauriges Bild von der Stärke des Hasses giebt, der >n Frankreich gegen Deutschland herrscht. Das genannte Blatt schreibt: „Die Mißhandlungen deutscher Studenten in Belfort haben ein Nachspiel gehabt, welches mehr noch als jene rohen Exzesse selbst geeignet ist, ein charakteristisches Licht auf die Zustände in Frankreich zu werfen. Bekanntlich waren die deutschen Studenten von dem sie "-Folgenden Volkshaufcn durch Steinwürfe schwer verletzt worden. Namenluch hatte der eine derselben, Studiosus Mußmann aus Hannover, so schwere Verwundungen erlitten, daß er auf Anordnung des Arztes seine Studien auf längere Zeit unterbrechen und sich einer mehrwöchigen Bade kur unterziehen mußte? Die Mißhandelten entschlossen sich, unter diesen Umständen von der Gemeinde Belfort eine Entschädigung zu verlangen, zu deren Leistung dieselbe nach dem Gesetze vom 10. Vendömiaire des Jahres IV verpflichtet war. Dieses Gesetz, welches sich unbestritten noch in voller Geltung befindet, stellt in Titel I den allgemeinen Grundsatz auf, daß die Bewohner einer Gemeinde für alle Angriffe, welche in ihrem Bezirk gegen die Person oder das Eigenthum verübt werden, civilrechtlich verantwortlich sind. Außerdem ist daselbst in Titel IV, Artikel 6, die ausdrückliche Bestimmung getroffen, daß derjenigen Person, welche bei einer Ansammlung von Menschen körperlich verletzt wird, von den Bewohnern der Gemeinde Schadenersatz geleistet werden muß. Die Verurtheilung der Gemeinde Belfort auf eine Entschädigungsklage der Studenten konnte hier nach nicht zweifelhaft erscheinen. Da die Mißhandelten aber nach den ge machten Erfahrungen füglich nicht selbst vor dem Gerichte in Belfort auf zutreten vermochten, handelte es sich darum, einen französischen Advo katen zur Führung des Prozesses zu gewinnen. Der deutsche Anwalt der Studenten wandte sich zu diesem Zwecke zunächst an einen angesehenen Avvokaten in Belfort. Derselbe erklärte indessen, er sei nicht in der Lage, das Mandat zu übernehmen, und ebenso hätten seine Kollegen in Belfort es ab gelehnt, sich mit der Sache zu befassen. Da sich in Frankreich die feste Gerichtspraxis gebildet hat, daß der Partei, welche keinen Vertreter zu finden vermag, seitens der Gerichtspräsidenten ein avooat bestellt wird, wurde darauf der Versuch gemacht', die Beiordnung eines Advokaten von Amtswegen zu erlangen. Aber auch dieser Schritt blieb vergeblich. Der Präsident des Gerichts in Belfort lehnte das bezügliche Gesuch der Studenten ab, indem er vorschützte, daß er nur in den Fällen, in welchen das Gesetz eine Vertheidigung vorschreibe, zur amtlichen Bestellung eines Advokaten befugt sei. Um kein Mittel unversucht zu lassen, wurde endlich bei einer Reihe von Pariser Anwälten angefragt, ob sie zur Uebernahme des Prozesses bereit seien. Aber auch die Pariser Advokaten fanden sämmtlich einen Grund, aus dem sie den mißhandelten Deutschen ihren Beistand ver sagten. Ihres klaren Rechtes ungeachtet ist es sonach den deutschen Stu denten unmöglich gemacht, ihre Ansprüche in Frankreich zur Geltung zu bringen. Es ist hiermit konstatirt, daß der Deutsche in Frankreich kein Recht findet und daß für Vergehen gegen Deutsche in Frankreich keine Sühne zu erlangen ist. Neu ist diese Wahrnehmung allerdings nicht, wir brauchen nur an die Zeit nach dem Kriege zu erinnern, wo, um bloS einen Fall zu erwähnen, der Franzose, der einen sächsischen Soldaten in der Nähe des Forts Rosny ermordet hatte, von dem Asfisenhof des Seinedepartements unter dem Applaus des Auditoriums freigesprochen wurde. Die Sage, daß die Franzosen an der Spitze der Civilisation marschiren, findet in Frankreich natürlich noch Gläubige; dem Auslande beweisen aber Vorgänge wie die heutigen, daß in Frankreich sogar die Justiz, die früher einen guten Ruf in Europa hatte, im Verfall begriffen ist, und daß die Zustände in unserem westlichen Nachbarreich oer Verwilderung entgegcngehen." Petersburg. In hiesigen diplomatischen Kreisen wird versichert, Rußland halte fest an seinem ursprünglichen Progamm zur Lösung der Bulgarenfrage: Entfernung des Coburgers und Ausschließung des Baltenbergers von der Kandidatur. Nach Herstellung geregelter Zustände in Bulgarien wolle die russische Regierung einen Kommissar nach Sofia senden, der lediglich die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern Herstellen soll ohne Einmischung in innere Angelegenheiten. Dann wolle Rußland unverweilt jedweden neuen gesetzlich gewählten Fürsten anerkennen, falls dieser der orthodoxen Kirche angehöre. — Das Gerücht von der be vorstehenden Bildung einer russisch-deutschen Kommission zur Berathung eines Handelsvertrages zwischen Deutschland und Rußland erhält sich und findet hier wachsenden Glauben. Die nach mancherlei Verzögerungen nunmehr erfolgte Eröffnung der Eisenbahnlinie Belgrad - Sofia - Konstantinopel bedeutet einenneuen großen Kulturfortschritt auf der Balkanhalbinsel, wenngleich sich dessen Einwirkungen auf die Balkanstaaten noch nicht sogleich in tiefgreifender Weise äußern werden. Aber schon die Thatsache, daß nunmehr ein direkter Schienenweg die türkische Hauptstadt mit dem westlichen Europa verbindet, spricht für die hohe civilisatorische Bedeutung der Eröffnung der neuen Orientbahnlinie, denn es ist hiermit ein neues wichtiges Bindeglied zwischen Orient und Occident geschaffen worden. Die Eröffnung selbst erfolgte durch den Orientexpreßzug, welcher am Sonntag von Belgrad abging und am Montag Mittag in Sofia eintraf, um gegen Abend nach Ostrumclien weiterzufahren. Vaterländisches. — Wir wollen nicht unterlassen, heute noch einmal auf die Festlich keiten der nächsten Tage aufmerksam zu machen. Wie wir hören, rüsten sich zunächst alle hiesigen vom Turnverein geladenen Vereine zur Bethei ligung; — wir wollen dabei gleichzeitig bemerken, daß auch Einwohner, welche nicht bei Vereinen sind, zum Commers im Adlersaale ganz will kommen sind. — Auch hören wir, daß zur Schmückung von Häusern und Straßen schon viele Hände beschäftigt sind, und so glauben wir, daß das Jubelfest des Turnvereins einen würdigen und zufriedenen Verlauf nehmen wird. Jm Uebrigen verweisen wir auch heute nochmals, namentlich die Bewohner der Umgegend, auf das im Jnseratentheile befindliche Programm über die Festfeier. Allen aber, welche sich am Feste betheiligen werden, rufen wir schon heute ein herzliches „Gut Heil!" zu.