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WMU MMU WwM, Wi, Zitdriijchv WS Sic NllMÜcn. AmLsbtcltt für die Kgl. KmlshMvtmaimschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Siadkatt zv Wilsdruff. Erscheint wöchenttich zweimal, Dienstags und Freitags. — Ab r n n e m e ntp r e i s vierteljährlich 1 Mark. Ein-elne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Np. 13. DicnMafi, den 14. Februar 1888. Bekanntmachung. Für den Monat December 1887 sind in dem Hauptmarktorte Meißen für den Lieferungsverband der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen folgende Durchschnittspreise für Fourageartikel mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: 5 Mk. 79,. Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 71,7 - - 50 - Heu, 2-10 - - 50 - Stroh. Meißen, am 8. Februar 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Kirchbach. Bekanntmachung, die Eutsermmg der Leichen aus Äsm Sterdehause betr. Zufolge Generalvcrordnung vom 8. November 1877 hat das Königliche Ministerium des Innern mit Rücksicht auf die öffentliche Gesund heitspflege angeordnet, daß bei Vermeidung einer Geldbuße bis zu 100 Mark für jeden einzelnen Contraventionsfall alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen von Fäulniß wahrnehmbar sind, nicht über den vierten Tag (4 mal 24 Stunden) von der Stunde des eingetretenen Todes an im Sterbe hause belassen werden dürfen, sondern aus dem letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeitfrist entfernt werden müssen, um entweder beerdigt, oder den Todtenhallen übergeben zu werden. Die Polizeibehörden hiesigen Bezirks werden angewiesen, über die Befolgung dieser Anordnung zu wachen und Zuwiderhandlungen anher anzuzeigcn. Meißen, am 9. Februar 1888. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Kirchbuch. Aotzauction. Von den auf dem SpechtSbaufener Forstreviere aufbereitcten Hölzern sollen Freitag, den 24. Februar ds. Ihrs., von WormittogS Vs HO Uhr an im Gasthause zu Spechtshausen 113 Rm. harte Brennscheite, 51 - weiche - 34 - harte Brennknüppel, im Schlage der Abth. 45 und im Einzelnen in den Abth. 74 - weiche - , 4, 5, 10, 36, 38, 43, 44, 48 und 49, 4 - harte Hacken, 68 - - Aeste, 220 - weiche Aeste, 105 - - «dlb ! in den Abth. 9 und 44 einzeln und partienweise gegen sofortige Bezahlung und unter den sonst vor Beginn der Auction bekannt zu gebenden Bedingungen an die Meist bietenden versteigert werden. König! Revicrverwaltung Spcchtsbauseu und Königl. Forstrentamt Tharandt, am 7. Februar 1888. Schuman«. Bachman«. Dagesgefchichte. Gottlob, die Operation in San Remo ist vorüber und glücklich vorübergegangen. Sie konnte nach dem Urtheil der versammelten Aerzte nicht eine Stunde länger verschoben werden, da die Athemnoth des Kron prinzen lebensgefährlich geworden war. Zn einer letzten Berathung der Aerzte Nachmittags 3 Uhr wurde sie einstimmig beschlossen, und dieser Beschluß in einem Protokoll niedergelegt. Als dem Kronprinzen die Noth wendigkeit der Operation dargelegt wurde, antwortete er ruhig und ent schieden, dann solle man sie so schnell als möglich vornehmen. Da Pro fessor Ur. Bergmann, dem nach Berlin telegraphirt worden war, noch nicht zur Stelle sein konnte, nahm sein Assistent Ur. Bramann die Operation um 3 Uhr 40 Min. vor. Er machte einen ungewöhnlich großen vertikalen Einschnitt in die Luftröhre, tief unten am Hals, damit die eingefügte Canüle (Rohr) soweit wie möglich vom Kehlkopf, d. h. von der angegriffenen Stelle desselben entfernt bleibe. In die Oeffnung der Luftröhre wird eine gebogene metallene Röhre eingeführt und am Hals befestigt. Durch diese hohle Canüle athmen die Lungen die Luft ein. Die Operation dauene etwa 10 Minuten und wurde mit glänzender Gewandtheit und Sicherheit ausgeführt. Der Kronprinz lag dabei auf dem Sopha und verlor etwa einen Kaffeelöffel Blut. Er fühlte sich sofort erleichtert und freier im Athmen und gratulirte Ur. Bramann; alle Aerzte thaten das Gleiche, sie sind mit der Operation und deren Erfolg sehr zufrieden. Der Kronprinz wurde bei der Operation chloro s ormirt. Von der kronprinzlichen Familie war Niemand zugegen. Der „Reichsanzeiger" meldet vom 10. Februar, daß der Kronprinz nach der Operation eine ganz gute Nacht ohne Fieber und Schmerzen ge habt habe und das Athmen und Schlucken ganz frei sei. Sprechen ist ihm nicht gestattet. Mackenzie drückte seine höchste Bewunderung über die un gemein rasche und äußerst vorsichtige Art oer Operation durch Dr. Bra mann aus. Die Operation war, wie nachträglich gestanden wird, wegen des Tiefschnitts keineswegs ungefährlich und konnte, weniger geschickt aus geführt, eine Herzlähmung herbeiführen. San Remo, 12. Februar, Mittags. Se. K. K. Hoheit derKron- rinz schlief von Mitternacht bis früh 6 Uhr ohne Unterbrechung. Heute befindet sich der hohe Patient so wohl, daß er Nachmittags für einige Stunden das Bett verläßt. Professor von Bergmann findet das Aussehen der Wunde sehr günstig, bleibt bis aus Weiteres hier und theilt sich mit in die Wartung am Krankenbett. Der Reichstag wird voraussichtlich schon in drei Wochen die Session schließen. In den Abgeordnetenkreisen hofft man, daß es im Reichs- amte des Innern gelingen werde, so rechtzeitig die Vorlage, betreffend die Alters- und Invalidenversicherung, festzustellen und im Reichstage einzu bringen, daß bis dahin noch die erste Lesung derselben im Reichstage statt finden kann. Dagegen hält nian es für kaum ausführbar, bereits in diesem Sommer die Vorlage zu erledigen, zumal die Mehrzahl der Abgeordneten das dringende Bedürfniß hat, sich an der Hand der einzelnen Bestimmungen gründlich mit Industriellen und Sachverständigen über den Gesetzentwurf zu verständigen. Die deutsche 280 Millionen-Anleihe zur Durchführung des neuen Wehrgesetzes soll im deutschen Reich aufgebracht werden. Wer rus sische Papiere hat, schlägt sie jetzt los und kauft sich deutsche Konsols dafür. Das verlangt der Patriotismus und die Klugheit, und wer's jetzt noch thut, bekommt ein blaues zu seinen schwarzen, braunen oder grauen drein. Die Franzosen, Holländer und Belgier, die den Russen 3—700 Milli onen Rubel borgen wollen, mögen auch die Russen in Deutschland in den Kauf nehmen. Das Schicksal des Sozialisten-Gesetzes ist auch entschieden. Die Kommission hat sich mit allen Stimmen, ausgenommen die der Kon servativen, gegen den Expatriirungsparagraphen ausgesprochen. Das Plenum wird das bestehende Gesetz um 2 Jahre verlängern, sonst aber keine Ver schärfung des neuen Gesetzes gutheißen. Der Reichstag hat mit 183 gegen 95 Stimmen in zweiter Lesung die Verlängerung der Legislaturperiode von drei auf fünf Jahre angenommen. Dieses Stimmenverhältniß enthält nach der „N.-Z." die schneidendste Kritik der Reden, mit welchen die Gegner diese Aenderung als eine Verkümmerung der Volksrechte bekämpft hatten. Die sogenannte Kartell-Majorität hat im vollen Haufe nur 20 Stimmen über die absolute Mehrheit; die Verlängerung der Legislaturperiode aber ist fast mit Zwei-