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WM, W«, Zikbcckft md die WgMdcu. ArntsötaH Kl die Kgl. Umtshauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtratb zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnemcntpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 91. Dienstag, den 15. November 1887. Auktion. Kommenden Sonnabend, den IS. November d. I, von Nachmittags 1 Uhr an, gelangen auf dem RittergutSvorwerke jn Perne die zum Vermögen des abwesenden Ziegelmeisters Birkigt aus Rothschönberg gehörigen Gegenstände, als: 1 Schreibsekretär, 2 Sopha's, Tische, Stühle, Gläser, 1 Wanduhr, 1 Kleiderschrank, 1 Handschlitten, 1 Ziege, Hühner, Kleidungsstücke u. d. m. gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 14. November 1887. MattheS, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Mittwoch, den 16. November e., verkehrt auf der Bahnlinie Potschappel - Wilsdruff wieder ein E" llisatsrTUS. MU Ab Dresden-M. 11 Uhr 10 Min. 1 - Potschappel 11 - 35 - 1 Nachts. in Wilsdruff 12 - 25 - j Wilsdruff, am 9. November 1887. Königliche Bahnverwaltnng. DageSgeschichte. Berlin. Der „Reichsanzeiger" theilt nichtamtlich mit: Nach Be richten aus San Remo ist leider kein Zweifel darüber mebr möglich, daß das Leiden des Kronprinzen in der That krebsartiger Natur ist. Ueber die weitere Behandlung wird zuverlässige Nachricht erst möglich sein, nach dem Dr. Schmidt hier mündlichen Bericht erstattet haben wird. Die Nat.-Z. schreibt: Mit tiefem Bedauern müssen wir konstatiren, daß die in San Remo abgehaltene ärztliche Berathung ein trauriges Ergebniß hatte. Die zugezogenen deutschen Aerzte haben einstimmig die Richtigkeit der Diagnose anerkannt, welche im Frühjahr von Dr. Bergmann, Dr. Gerhardt und Tobold gestellt wurde. Es ward konstatirt, daß das krebsartige Leiden seitdem nur weiter um sich gegriffen hat. Wenn ferner berichtet wird, daß die äußerliche Operation trotzdem nicht stattfinden werde, so ist die Bedeutung dieses Beschlusses aus dem zu entnehmen, was soeben auf Grund neuer, nur zu authentischer Informationen mitgetheilt worden ist. Der Kronprinz war von dem Ergebnisse der Consultation alsbald in Kenntniß gesetzt worden. Er zog sich für einige Zeit zurück und entschied, als er zu den Aerzten zurückkehrte, daß die Operation unterbleiben soll. Den Kaiser hat die schmerzliche Kunde tief erschüttert, er hat sie aber mit Fassung entgegengenommen. Die Mitglieder des Staatsministeriums haben Kenntniß davon erhalten. — Fürst Bismarck wird Dienstag hier erwartet. -- Der „Voss. Ztg." wird aus San Remo telegraphirt: Die Gefahr liegt weniger im gegenwärtigen Zustande, als in seiner möglichen un- Nünstigen Entwickelung. Die Angaben, welche ersteren als verzweifelt hin stellen, sind ebenso unbegründet als die, welche letztere ausschließen. — bin Telegramm Dr. Mackenzies besagt: Es wird keine Operation voll zogen, bis die örtliche Entzündung durch besänftigende Mittel gehoben ist, d>ozu zwei bis drei Tage erforderlich find. — Die den Kronprinzen be handelnden Aerzte glauben, daß, falls Virchows Gutachten über die mi kroskopische Untersuchung des Theils der neuen Wucherung günstig aus- sällt, kein Grund vorhanden sei, warum die gegenwärtige verdächtige Wuch- Nung nicht dauernd beseitigt werden könne. Es ergiebt sich aus den letzten Depeschen, daß die kronprinzliche Fa milie, wie von Anfang an, einer Operation Widerstand leistet. Ueber den krebsartigen Charakter der Krankheit kann leider ein Zweifel nicht mehr obwalten. Die Kehlkopfärzte haben eigentlich mit dem Kronprinzen jetzt Lichts mehr zu schaffen, nur der Chirurg hat noch eine Aufgabe zu er- Men, über deren Erfolg freilich die Aussichten getheilt sind. Die letzten Depeschen der „Nat.-Ztg'" lauten: „San Remo, 12. Nov., Abends. Das Allgemeinbefinden, der Schlaf, der Appetit und der Kräftezustand des Kronprinzen sind vortrefflich. Eine momentane Lebensgefahr ist nicht vor handen. Das Leiden kann jahrelang dauern. Mackenzie reist ab und kehrt in 14 Tagen zurück, wenn nicht inzwischen ganz andere Beschlüsse gefaßt werden." Ein Wort des Kronprinzen hat kürzlich in intimen Kreis en Deutsch- Ads die Runde gemacht, das von der rührenden Resignation und dem schmerzlichen Entsagungsgedanken des Kaisererben Zeugniß ablegt. „Wer Sohn eines so großen Vaters und zugleich der Vater eines so tüch- Sohnes ist," soll der Kronprinz geäußert haben, „der ist, wenn es >'>n muß, für sein Volk überflüssig." Welch' ergreifende Selbstverläug- ^ng klingt durch dieses Fürstenwort und welch' edle Hingebung dereige- Persönlichkeit klingt aus demselben hervor! Allerdings auch der be- Htigte Stolz auf den „tüchtigen Sohn", der in nationaler Gesinnung männlicher Kraft bereits herangereift und befähigt ist, „wenn es sein ?uß", jeden Augenblick als Herrscher seines Amtes zu walten. Die Feinde Deutschlands lauern vergebens, daß dem Reich aus den, Verlust dieses .er jenes kostbaren Lebens Unglück und Ruin erwachsen könnte. Ein Öliges Geschick aber möge es trotzdem fügen, daß der greise Kaiser und jetzt mit schwerem Leid ringender Sohn dem deutschen Volk noch ^sge nicht geraubt werden, denn sie verkörpern den Stolz und die Liebe ^ Nation, die mit ihrem Herrscherhaus durch so herrliche Nuhmesthaten "b Errungenschaften verbunden ist. Frankfurt a. M. Die Kaiserin Augusta ist infolge eines Schlag- lalles halbseitig gelähmt. (Bestätigung dieser traurigen Nachricht bleibt abzuwarten.) (Dr. N.) Nicht zu guter Stunde kommt der Zar nach Berlin. Er trifft das Kaiserhaus in seinem Haupt und in seinem Sohn und Thronfolger schwer heimgesucht und die ganze Reichshauptstadt in trüber und gedrückter Stimmung. Und von ihm selbst muß man da, wo man es wissen kann, auch nichts Gutes erwarten; denn die russischen Papiere haben Plötzlich einen tiefen Sturz gethan, weil die Reichsbank kein Geld mehr auf russische Papiere leiht. Das kann, sagt man, nur auf sehr hohen Wink geschehen sein. Selbst die „Kreuzzeitung", die ausdauerndste Parteigängerin Ruß lands, schlägt jetzt ein Kreuz vor Rußland und russischen Zuständen. Man sollte meinen, der Zar kehre nach langem Zögern mit einem gewissen Grauen in sein Reich zurück. Gutes und Erfreuliches erwartet ihn nicht, sondern Zersetzung und Mißwirthschaft aller Art. Zwei unglückliche Ukase sind ihm vorangegangen. Der eine ordnet an, daß künftig nur adlige Kadetten als Offiziere bei der Artillerie und dem Genie eingestellt und alle nicht adligen Offiziere allmählig der Infanterie zugewiesen werden sollen. Der zweite Ukas schließt alle Nichtadligen von der Civilverwaltung aus, alle Verwaltungsposten sollen dem Adel Vorbehalten werden. So meldet der meist gut unterrichtete „Pester Lloyd". Ein Drittel aller Gebildeten be findet sich jetzt im Staatsdienst und wird künftig dem Nihilismus in die Arme getrieben, wenn sich die Nachricht bestätigt. Der Zar ist vielleicht einer der Unglücklichsten in seinem Reich. Zum Schutz des Zaren während seines Besuches in Berlin, werden dort, wie es scheint, die umfassendsten Sicherheitsmaßregeln getroffen. So sind sämmtlichen in Berlin lebenden Russen durch Schutzleute Listen zugestellt worden mit rubrizirten Fragen über sämmtliche Geburts-, Familien-, Aufenthalts- und Erwerbsverhält nisse, welche auszufüllen und dem russischen Konsulat einzusenden sind. Mit dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland wird auch der russische Thronfolger in Berlin eintreffen und in der russischen Botschaft Quartier nehmen. Als Tag der Ankunft der russischen Gäste wird heute von der „Nordd. Allg. Ztg." der 18. November genannt. Bestimmt verlautet je doch auch über diesen Termin noch nichts. Prinz Albrecht von Preußen mit Gemahlin wird während der Besuchstage der russischen Kaisersamilie gleichfalls in Berlin verweilen. Als unerhört! rügt es die „Staatsbürger-Zeitung" mit Recht, daß wie aus einem Jahresbericht des großen Pariser Geschäftshauses don murosts" erhellt, dieses Exporthaus seinen zweitbesten Absatz (nächst Frank reich) in Deutschland hat, wohin es jährlich für 18 Mill. Mk. verkauft! Es ist grotesk und traurig zugleich, daß sich so etwas ereignen kann zu einer Zeit, wo Frankreich die heftigste Feindschaft gegen uns öffentlich zur Schau trägt; es ist aber auch zugleich ein Beweis dafür, wie nothwendig es ist, auf die Hebung des Nationalgefühls hinzuarbeiten. Von den 7 zum Tod verurtheilten Anarchisten in Chicago sind Schwab und Fielder zu lebenslänglichem Gefängniß begnadigt und 4 am 11. November hingerichtet worden; Lingg, der 7., hat sich im Gefängniß erschossen, entweder mit einem eingeschwärzten Revolver oder mit einer Explosionskapsel, die er in den Mund gesteckt und angezündet hat. Uebrigens hatten auch die Vertreter der deutschen Sozialdemokratie in Sachen der ver urtheilten Anarchisten ein Telegramm an den Gouverneur von Illinois ge richtet, in welchem sie, „obwohl erklärte Gegner des Anarchismus, im Namen der Menschlichkeit" die Bitte aussprachen, das Leben der 7 Verurtheilten zu schonen. Unterzeichnet war das Telegramm von Bebel, Liebknecht, Singer und Grillenberger. Vaterländisches. Dresden. Am Freitag Mittag 12 Ahr hat im Thronsaale des k. Schlosses die feierliche Eröffnung des Landtages durch Se. Majestät den König stattgefunden. Die Thronrede lautet: „Meine Herren Stände! Ich habe Sie berufen, damit Sie nach verfassungsmäßiger Ordnung von Neuem mit Meiner Regierung den Staatshaushalt feststellen und alle die Angelgenheiten erledigen, welche in dieser Periode Ihrer Berathung und Entschließung durch die Interessen unseres öffentlichen Lebens zugeführt werden. Es ist im Ganzen ein günstiger Zeitpunkt, in welchem Sie wie der zu gemeinsamer Arbeit zusammentreten. Sind wir dock durch Gottes Gnade auch in diesen Jahren vor allgemeinen, den Wohlstand unseres Lundes bedrohenden Gefahren bewahrt geblieben, ist uns doch der Friede