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Erstes Blatt. ,7MI^-, -mEr- -°d «' „- , vch« MM WMI, Wo, Zikkolkd« Nd die WWcki. Atnlsötatt nir di- Kgl. Umtshaurtmannschast ,u Mißen, das Kgl. Amtsgericht und dm Ztadtratd W Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierieljübrlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 60. Freitag, den 11. November 1887. Bekanntmachung. Mittwoch, den 16. November 1887, Vormittags IIUhr findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 9. November 1887. Königliche Amtshauptmannschaft. V^Kirchbach. Bekanntmachung. Behufs Vornahme der diesjährigen Stadtverordneten - Ergänzungswahl ist eine Liste der stimmberechtigten und wählbaren Bürger hiesiger Stadt angefertigt worden und hängt dieselbe vom 14. bis 29. dieses Monats im hiesigen Rathhause zu Jedermanns Einsicht aus. Etwaige Einsprüche dagegen sind rechtzeitig und spätestens bis mit 20. dieses Monats bei dem unterzeichneten Bürgermeister anzubringen. Nach Ablaui der gedachten Aushängezeit wird die Liste geschlossen, auch werden alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Bürger von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etwaige bis dahin nicht erledigte Einsprüche unberücksichtigt gelassen werden. Wilsdruff, am 10. November 1887. Der Bürgermeister: Ficker. Bekanntmachung. Mittwoch, den 16. November e. verkehrt auf der Bahnlinie Potsckappel - Wilsdruff wieder ein ÄS' WW Ab Dresden-A. 11 Uhr 10 Min. 1 - Potschappel 11 - 35 - j Nachts in Wilsdruff 12 - 25 - ) Wilsdruff, am 9. November 1887. Königliche Bahnverwaltung. DagesgefchichLe. lieber die Ankunft des Zaren und seiner Familie in Berlin, die zwischen dem 15. und 18. zu erwarten ist, hört die „Nat. Ztg." , daß dieselbe voraussichtlich von zehn Uhr Morgens bis zehn Uhr Abends sich ausdehnen wird. Der Zar wird mit seiner Gemahlin Absteigequartier im russischen Botschaftshotel nehmen, während die Kinder desselben aus Ge sundheitsrücksichten die Salonwagen nicht verlassen werden. Wie dasselbe Blatt im Gegensatz zu anderweitigen Mittheilungen vernimmt, wird Fürst Bismarck während der Anwesenheit des Zaren in Berlin gleichfalls hier sein; nur Krankheitsverhältnisse, wie sie zur Zeit hier nicht vorliegen, könnten den Reichskanzler verhindern, bei dieser Gelegenheit an der Seite des Kaisers zu sein. Von dem Kommen oder Fortbleiben des Herrn v. Giers wäre das ganz unabhängig. Was nun Herrn v. Giers betrifft, so meldet man aus Petersburg, daß er dem Zaren sich schon in Kopenhagen anschließen werde, um ihm über die Gestaltung der europäischen Lage Vor trag zu halten. Indessen würde auch das Zusammentreffen der beiden leitenden Staatsmänner in Berlin an dem allseitig betonten unpolitischen Charakter eines auf der Passage erstatteten Höflichkeitsbesuches nichts ändern. Dem „Berl. Tgbl." ist folgende Depesche aus St. Remo vom 7. November zugegangen: „Leider steht es heute fest, daß die Krankheit des Kronprinzen während der letzten Tage eine Wendung zum Schlimmen machte. Die neue Wucherung zeigt nicht nur einen bösartigeren Charakter als die frühere, sie bietet auch in Folge der tieferen Lage größere Schwierig keiten für eine Operation vom Munde aus. Eine abermalige Untersuchung wird erst genauer feststellen, ob und welche Operation sofort vorzunehmen sein wird. Trostreich ist des Kronprinzen gutes Allgemeinbefinden, sowie die stets heitere und hoffnungsvolle Stimmung. Natürlich enthält sich der Kronprinz jetzt jedes Sprechens; auch wäre eine deutliche Sprache heute kaum möglich. Die seit dem Aufenthalte in Baveno am Kehlkopfe und an dem Stimmbaude entstandenen Veränderungen sind unerklärlich schnell eingetreten; äußere Ursachen sind hierfür kaum vorhanden." Der „Voss. Ztg." telegraphirt ihr Berichterstatter von London: Ich kehre eben von einer Unterredung mit Mackenzies Sohn zurück, welcher mir sagte, Sir Morell sei aus Vorschlag seines den Kronprinzen behandelnden Hilfsarztes Ur. Höwell von der Frau Kronprinzessin telegraphisch nach San Remo berufen worden, weil sich im Halse des Kronprinzen Plötzlich «nste Symptome eingestellt haben, welche die persönlick^Behandlung Ur. Mackenzies, vielleicht einen neuen operativen Eingriff nöthig machen. Durch starke Schwellungen ist die Stimme wieder ganz heiser geworden und es scheint, daß neue Geschwulst im Entstehen ist. Die Rückkehr Mackenzies fft für Ende dieser Woche in Aussicht genommen, doch hängt Alles von Umständen ab. Die Reise Mackenzies steht nicht im Zusammenhänge mit der Frage, ob der Kronprinz nach Berlin zurückkehren könne; Mackenzie würde zu einer Rückkehr des Kronprinzen nach Berlin nur dann seine Zustimmung geben, wenn außerordentlich wichtige Ereignisse dies erheischen sollten. Es braucht wohl kaum der Versicherung, daß die mitgetheilten Nach richten über das Befinden des Kronprinzen allerorten eine hohe Be stürzung hervorgerufen haben, umsomehr, als man die Hoffnung nährte, den hohen Herrn vollständig gesund bald wieder in der Heimath zu begrüßen. Mehr aber als die Meldungen über das Befinden selbst gab die von Sr. Majestät dem Kaiser gewünschte und so schnell erfolgte Abreise des Prinzen Wilhelm nach San Remo Anlaß zu Befürchtungen, daß sich das Leiden bei dem hohen Patienten wesentlich zu Ungunsten gewendet hat. Prinz Wilhelm verließ, nachdem er noch vorher im Stadtschlofse zu Charlotten burg dem Prinzen Heinrich, dem Großherzog vrn Hessen und der Erb prinzessin von Sachsen-Meiningen einen Besuch gemacht hatte, mit seinen persönlichen Adjutanten und in Begleitung des zur Konsultation vom Kronprinzen berufenen Privatdozenten l>r. Krause nebst drei anderen Aerzten Berlin, um sich über Kreiensen und Basel zu seinen erlauchten Eltern nach San Remo zu begeben. — Ein Privattelegramm der „Post" berichtet aus Wien vom heutigen Tage, daß auch dort die Nachrichten von einer neuer lichen Erkrankung des deutschen Kronprinzen einen tiefen Eindruck machen. Der dortige Professor Schroetter, der auf Mackenzies Rath telegraphisch nach Remo berufen worden, hat bereits Wien verlassen und dürfte schon in Remo angekommen sein. Bei der traurigen Wendung, welche nunmehr dasHalsleiden des deutschen Kronprinzen genommen hat, dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, daß sich die Wiener Laryngologen, sowie auch die deutschen Fachmänner von den optimistischen Berichten Mackcnzie's keinen Augenblick täuschen ließen. Ein Bortrag, den Professor Schnitzler in der letzten Naturforscher- Versammlung in Wiesbaden im September dieses Jahres „über die Um wandlung gutartiger Kehlkopfpolypen in bösartige" hielt, ließ, ohne daß in dem Vortrage der Name des deutschen Kronprinzen genannt wurde, eine Wendung, wie sie jetzt eingetreten, mit Sicherheit voraussehen. Pro fessor Schnitzler sprach sich nämlich in der betreffenden Diskussion dahin aus, daß, wenn Papillome so häufig und rasch recidiviren (wie dies beim deutschen Kronprinzen der Fall sei), die früher gutartigen Neubildungen meist bösartige würden und endlich krebsig degeneriren. Die Tagesblätter nahmen, um keine vorzeitige Beunruhigung hervorzurufen, von dem Vor trage des Professors Schnitzler keine Notiz, obgleich derselbe in dem offi ziellen Berichte der Naturforscher-Versammlung, sowie in den Fachblättern ausführlich mitgetheilt war. Heute braucht diese Anschauung, welche bei der Diskussion in Wiesbaden allgemein getheilt wurde, nicht mehr verheim licht zu werden. Der gefährliche Charakter der Krankheit des Kronprinzen läßt sich nicht mehr vertuschen. Eine dritte Operation wird erfolgen müssen, und zwar schon in den nächsten Tagen. Man erwartet, daß der Kron prinz diese Operation noch glimpflich überstehen werde, aber die Hoffnung,