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HM ftMorff WMI, Wo, Siedeiilch M die WMikL Amtsblatt m die Kgl. UmtshauptmannschafL zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den StadkaH zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden MontagS und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. hx. 89. Dienstag, den 8. November 1887^ Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Ernst Wilk-lm .BurkbarLt eingetragene Feld-Grundstück Folium 42 des Grundbuchs für Möhrsdorf, vormals Limbacher Antheils — No. 488 und 488a. des Flurbuchs — nach dem Flurbuche 2 Hectar 63,6 Ar groß — mit 96,43 Steuereinheiten belegt und auf 7650 Mk. geschätzt — soll vom hiesigen Amtsgericht zwangsweise versteigert werden und ist der 23. Dezember 1887 Bormittags 19 Uhr als 4tnmel-etermin, ferner der 7. Januar 1888 Bormittags 10 Uhr als Bersteigerungstermin, sowie der 21. Januar 1888 Bormittags 10 Uhr als Termin zu Verkündung des BertheilungSplans anberaumt worden. Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldetermine anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichts- Ichreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Wilsdruff, am 3. November 1887. Königliches Amtsgericht. vr. KsvAloff. Kommtnden Donnerstag, den 10. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitzung. Wilsdruff, am 7. November 1887. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. DageSgesckichte. Berlin, 5. November. In den leitenden militärischen Kreisen scheint H als beschlossene Sache zu gelten, daß unsere Armee ein neues Jnfanterie- kewehr erhält, und zwar soll vom großen zum kleinen Kaliber übergegangen kerben. Wie die „Post" berichtet, soll der Reichstag in der bevorstehenden Session um Bewilligung der finanziellen Mittel angegangen werden, welche ^forderlich sind, an Stelle des kaum noch in der gesammten Armee ein- keführten adoptirten JnfantcriegewehreS KI./71.84 einen neuen Mehrlader herzustellen. Die „Post" schreibt u.A.: „Das (französische) 8 mm oder sagen wir, das kleinste Kaliber ist dem 11 mm oder kleinen Kaliber in ähnlicher Weise ballistisch überlegen, wie letzteres dem längst aus dem Waffen- Katerial verschwundenen großen Kaliber. Nun ist aber das 8 mm Ka liber noch gar nicht das kleinstdenkbare; es soll auch ein 7 mm Ka liber für ein Kricgsgewehr noch im Bereiche der Möglichkeit liegen. Es üiebt also für uns noch immer ein Mittel, die Franzosen in diesem Punkte A überflügeln." Das jetzige Jnfanteriegewehr öl./71 soll vorläufig zur Bewaffnung der Besatzungstruppen verwendet werden. lieber den deutschen Kronprinzen berichtetdasmedizinischeJournal »The Lancct", in welchem sich !>r. Mackenzie vernehmen läßt: Die Kehl- ^Psentzündung läßt nach, die Stimme wird zunehmend klarer, das Allge meinbefinden ist vortrefflich. Der Kronprinz ist nach St. Remo über- Sch-delt. , Als vor einigen Tagen die Kammerfrau der Kaiserin Augusta M Coblenz meldete, der Leibarzt warte im Vorzimmer, um sich nach ihrem befinden zu erkundigen: „Theilen Sie dem guten Doktor in meinem Namen Mit, er möge getrost zu seinen anderen Patienten gehen. Ueber mein Be finden kann er sich aufs Genaueste aus den Bulletins unterrichten, die hon meinem Sohn aus Baveno kommen. Lauten die Berichte günstig, fühle ich mich stark und frisch wie ein junges Mädchen, schlechte Nachrichten ^er Fritz zerstören mich im innersten Mark." Die Gesammteinkünfte des Königs von Preußen setzen sich Zusammen: 1) aus einer im voraus von den Einkünften aus den Domänen Ind Forsten hinwegzunehmenden Rente von 7,719,296 Mk. und 2) einer ^jährlich von den Kammern gleich den anderen StaatSausgaben zu be- Migenden Dotation, einem Zuschuß zur Rente des Kronfideikommißfonds Mi Betrag von 4,500,000 Mk. Im Ganzen also betragen die Einkünfte °es Königs von Preußen alljährlich 12,219,296 Mk. Die so häufig auf geworfene Frage: „Wie viel hat der Kaiser jährlich zu verzehren?" ist damit ^°ch nicht gelöst und kann auch so lange nicht gelöst werden, als nicht Mannt wird, wie viel von den Ausgaben auf den Kaiser fallen und welche Summen er den Prinzen zur Verfügung stellt. Es läßt sich nur sagen, der preußische Staat seinem Königshaus zur Bestreitung des Unter- Mes die Summe von nahezu 12'Z Mk. zur Verfügung stellt. Auf Tag berechnet, ergiebt dies 33,477 Mk. 52 Pf. Aus den Verhandlungen des gegenwärtig in Berlin tagenden deut en Landwirthschaftsrathes ist zu entnehmen, daß die neue Zoll- Mage eine Verdoppelung der Roggen- und Weizenzölle in Vorschlag Mgen wird. Der preußische Minister Lucius hat sich zwar jeder be- iMwmten Angabe enthalten, aus seinen Erklärungen war vielmehr zu ent- ^hmen, daß die Vorlage erst zur Ausarbeitung gelangen würde, nachdem 'M Verhandlungen des deutschen Landwirthschaftsrathes und des preußischen Mdesökonomiekollegiums zum Abschluß gebracht sein werden. Der Re gent von Below-Saleske theilte indessen während der Debatte, wie man k°hl annehinen kann, auf Grund zuverlässiger Erkundigungen mit, daß k Mehrzahl der verbündeten Regierungen einen Zollsatz von 6 M. sür Roggen und Weizen zuzustimmen geneigt sei, und es scheint, als ob man sich auf agrarischer Seite mit dieser Erhöhung „begnügen" werde. We nigstens sind Andeutungen in dieser Richtung gleichfalls von dem genann ten Referenten gemacht worden, ganz im Gegensatz zu den Organen des Agrarierthums, die erst vor einigen Tagen versicherten, daß mit mäßigen Zollerhöhungen, und dazu gehörte selbstverständlich auch die „einfache" Verdoppelung der gegenwärtig bestehenden Zollsätze, nichts anzufangen sei, und daß daher die in Aussicht genommene Steigerung die bisherigen Er wartungen „um ein Beträchtliches" übertreffen würde. Man hat in jenem Lager doch wohl eingesehen, daß es angezeigt sei, den Bogen nicht allzu straff zu spannen. Auch könnte die Erklärung des landwirthschaftlichen Ministers Lucius, daß die Regierung doch nicht im Besitze eines Univer salmittels gegen alle Mißstände sei, sowie die Erinnerung, daß die Re gierung nicht berechtigt sei, zu Gunsten einzelner Landestheile der Gesammt- heit der Steuerzahler Lasten aufzuerlegen, als ein Beweis dafür angesehen werden, daß auch die Regierung am Ende ihrer Zugeständnisse an das Agrarierthum zu sein glaube. Die Nachsteuer auf Branntwein dürfte etwa 18 Millionen Mark im Ganzen einbringen. Wie viel von diesem Aufkommen dem lau fenden und wie viel dem nächsten Etatsjahre zu Gute kommen wird, hängt davon ab, in welchem Umfange von der Berechtigung, sechsmonatlichen Credit gegen Sicherstellung zu erhalten, Gebrauch gemacht wird. Alle auf 6 Monate kreditirten Steuerbeträge kommen erst dem nächsten Rechnungs jahre zu Gute. Das gilt von der Nachsteuer so gut, wie von der Ver brauchsabgabe selbst. Ueber die bevorstehende Reichstagssession schreibt die „Nat.-Lib. Korresp.": „Wie gehen aller Voraussicht nach einer langen wichtigen Ses sion entgegen, in der es an heftigen Kämpfen nicht fehlen und die schwer lich so glatt verlaufen wird, wie die vorjährige Tagesperiode. Der Arbeits stoff, der dem Reichstag zugedacht ist, läßt sich der Hauptsache nach jetzt schon überblicken, wenn auch verschiedene der in Vorbereitung befindlichen Vorlagen erst in der zweiten Hälfte der Session eingebracht werden dürften. Zunächst wird sich der Reichstag mit dem Etat zu beschäftigen haben, der, wenn nicht politische Auseinandersetzungen allgemeiner Art damit ver knüpft werden, an sich zu weitläufigen Erörterungen und starken Meinungs verschiedenheiten keinen Anlaß bieten wird. Dagegen tragen zwei andere Gegenstände den Stoff zu sehr heftigen Kämpfen in sich: Die Getreide zollerhöhung und die Verlängerung der Legislaturperioden. Was den ersteren Gegenstand betrifft, so ist zwar vollständige Gewißheit über die Absichten der Regierung noch immer nicht verbreitet, doch geht die allgemeine Annahme dahin, daß alsbald nach Eröffnung der Session eine Kornzollvorlage eingehen wird, welche angeblich eine Verdoppelung der be stehenden Zölle enthalten soll. Dir Aussichten der Vorlage im Reichstage sind sehr unsicher. Eine Mehrheit dafür könnte nur gewonnen werden, wenn der weit überwiegende Theil des Centrums zustimmte, was bis jetzt noch zweifelhaft erscheinen muß. Während diese Frage die wirthschaftlichen Gegensätze wachrufen und die Parteien, mit Ausnahme der äußersten Rechten und der äußersten Linken, einigermaßen gespalten finden wird, werden die politischen Gegensätze mächtig aufgeregt werden durch den Antrag auf Ver längerung der Legislaturperioden, der aus der Mitte des Hauses hervor- gehen wird. Trotzdem anerkannte Führer der deutschfreisinnigen Partei sowohl als des Eentrums, wie Bamberger und Windthorst, in früheren Jahren, als sie die Sache noch unbefangen betrachteten, in überzeugendster Weise für die Zweckmäßigkeit, ja Nothwendigkeit längerer Legislaturperioden eingetreten sind, wird man jetzt doch erleben, daß die aus der Presse der