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WMMM WM, UM, Aeckho lü die WWÄni. AnrLsbtcltL die Kgl. UmtsHauptmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadkath zu Wilsdruff. Erscheint wöchcntiich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonncmcutpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Hp. 79. Dienstag, den 4. Oktober 1887^ Bekanntmachung. Mittwoch, den 12. October ds. Ihrs., von Bormittags IIV2 Uhr an, kird im Sitzungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft hier Bezirkstag abgehalten. Die Verhandlungen sind öffentlich. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 27. September 1887. Königliche Amtshauptmannschaft. V. «Kirchbach. Wegen Reinigung der Gerichtslokalitäten bleibt das hiesige Amtsgericht Sommbend, den 8. October d. I Srfchloffen. K. Amtsgericht Wilsdruff, am 3. Oktober 1887. vr. Gangloff. Bekanntmachung. Die Landtagswahl betr. Nachdem durch Verordnung des Königlichen Ministerium des Innern vom 31. Angust dieses Jahres, die Veranstaltung neuer Wahlen für die Ständeversammlung betreffend, auch für den VI. städtischen Wahlkreis, umfassend die Städte Freiberg, Wilsdruff und Tharand, eine Neuwahl ^geordnet und die Abgabe der Stimmen für diese Wahl auf den 18. dieses Monats ^gesetzt worden ist, so werden die Stimmberechtigten des hiesigen städtischen Wahlbezirks unter Hinweis auf die Bestimmung in § 43 des Gesetzes dem 3. December 1868, die Wahlen für den Landtag betreffend, andurch aufgefordert, an dem obgedachten Tage in der Zeit von Vormittags lv Uhr bis Nachmittags 2 Uhr im hiesigen Rathssessionszimmer, Rathhaus 1 Treppe, persönlich zu erscheinen und die Stimmabgabe durch Stimmzettel zu bewirken. Hierbei wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß diejenigen Stimmzettel, welche über die Person des zu Wählenden Zweifel übrig lasfen, sowohl als auch die Stimmzettel, welche die Namen mehrerer Personen oder den Namen einer nicht wählbaren Person enthalten, ungiltig sind. Wilsdruff, am 1. October 1887. Der Bürgermeister: Kicker. DogeSgeschichte. Baden-Baden, 30. September. Ihre Mas. die Kaiserin nahm Me anläßlich ihres Geburtstages zuerst die Glückwünsche Sr. Maj. des Eisers, sodann der kaiserlichen Hofstaaten, der großherzoglichen Familie, Prinzen Heinrich von Preußen, des Großherzogs von Weimar, des Mrsten von HohenzoLern, der Herzogin von Hamilton und endlich des Königs von Belgien entgegen. Ihre Maj. die Kaiserin erhielt von Sr. Z»j. dem Kaiser reiche Geschenke, darunter zwei kostbare Vasen und einen Schrein im Renaissancestil. Der König von Belgien überreichte ein Riesen- Mquet. Sämmtliche fürstlichen Gäste waren bei Ihrer Maj. der Kaiserin W Diner geladen. Zugleich war große Marschalltafel für die Hofstaaten. Stadt ist reich beflaggt. , Berlin, 1. Oktober. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Staats- j'kretär Graf Herbert Bismarck ist heute Nachmittag hier abgereist, um M italienischen Ministerpräsidenten Crispi in Büchen zu empfangen und dort nach Friedrichsruh zu geleiten. Crispi's Besuch in Friedrichs- N findet auch in Wien die größte Beachtung. Derselbe wird als eine Ergänzung der jüngsten Zusammenkunft des Grafen Kalnoky und des Msten Bismarck in Friedrichsruh aufgefaßt und gilt als ein eklatanter beweis, daß Italien unerschütterlich an dem Friedensbund festhält. Was bei der Ministerbegegnung in Friedrichsruh verhandelt Morden, daß weiß, abgesehen von den beiderseitigen Regierungen, Keiner doch Jeder. Die Grundzüge des deutsch-österreichischen Bündnisses so einfach und laufen so gerade, daß Jedermann darum der Richtung .'r von beiden Monarchen gemeinsam und einzeln betriebenen Politik folgen Mn. Nur Rußland scheint den Gedanken und den Zweck des Friedens- Mdes nicht zu verstehen — oder nicht verstehen zu wollen. Darauf zu mindest die jüngsten Telegramme über Auslassungen des vom Petersburger Auswärtigen Amte in Brüssel bestellten Vorposten, des ^vrd". Dieses Blatt spricht die Erwartung aus, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn sich über die Wiederherstellung des Berliner Vertrages "°em ganzen Inhalte nach" geeinigt hätten, und droht anderen Falles ?Mich unverhüllt mit einem künftigen Krieg. Diese Erwartung und Ne Drohung zeugen von einer merkwürdigen Verkennung der Sachlage. Avz Europa ist ja seit dem Philippopeler Septemberputsche einig in der Erkennung der Ungesetzlichkeit der bulgarischen Zustände, aber zur Rich- istellung dieser Zustände ist nicht Deutschland, nicht Oesterreich-Ungarn nicht Rußland berechtigt oder verpflichtet. Die einzige zum Ein- M befugte Macht ist die Türkei, und die will ihre Suzeränetätsrechte Rt geltend machen. Nachdem sie die beiden zum Einschreiten günstigen ^Smblicke, sofort nach Ausbruch des ostrumelischen Aufstandes und un- melbar nach Genehmigung ihres Einschreitens durch die Konferenz in Mpantinopel, versäumt hat, seitdem hat sie die Ursache zur äußersten Erficht. Weiß sie doch, daß sie die Zeche eines ausbrechenden Streites Li n müßte und dann Rußland wieder in Bulgarien die Rolle des Dreiers" spielen würde. So lange aber die Türkei nicht einschreitet, so lange wird voraussichtlich überhaupt nicht eingeschritten. Rußland wird kein österreichisches und die österreichische Monarchie wird kein russisches Einschreiten dulden, und andere Mächte haben weder Neigung, noch auch die Verpflichtung, auch nur ein Bataillon nach Sofia oder ein Kriegs schiff nach Varna zu entsenden. Die jüngste deutsche Drohung mit der Blokade bulgarischer Häsen hatte mit der bulgarischen Frage nichts zu thun, sondern war veranlaßt durch die gewerbsmäßige Ausplünderung der Äusländer aller Nationalitäten seitens des inzwischen unschädlich gemachten Präfekten Mantoff. Alles auf Bulgarien gerichtete Diplomatenwerk wird sich sonach im Kreise drehen: ohne ein militärisches Einschreiten ist die bulgarische Union nicht umzustürzen, und die militärische Besetzung ist nicht durchzuführen, weil die Türkei nicht will und keine andere Macht ein paar Armeecorps dort unten festzurennen wagt. Diese beispiellose Gunst der Lage des Fürstenthums wird vermuthlich noch lange andauern. Dadurch erlangt sie das Gewohnheitsrecht und den Anspruch auf nach trägliche Gutheißung durch die Vertragsmächte. Das russische Schmollen hätte dann nicht höheren Werth, als während des ersten Karlistenkrieges und lange Jahre nach demselben die Nichtanerkennung der Königin-Re gentin in Spanien durch einige europäische Regierungen gehabt hat. Mit der Ankunft der angedrohten russischen und türkischen Kommissare dürfte es seine weilen Wege haben. Der kleine Belagerungszustand ist nach einer Bekanntmachung des Staatsministeriums im Reichsanzeiger für Berlin, Potsdam, Charlotten burg und Umgegend, sowie für Altona und Umgegend bis 30. Dezember 1888 verlängert worden. Metz, 29. September. Schnäbele junior wurde vom Gericht zu 3 Wochen Gefängniß und 20 Mk. Geldstrafe verurtheilt. Schnäbele erklärte, er bedauere sehr, was er gethan. Das Gericht bewilligte mildernde Umstände und rechnete die Untersuchungshaft auf die Strafe an. Sechzehn Jahre sind verflossen, seitdem Elsaß-Lothringen dem deutschen Mutterlande wiedergegeben ist, und die letzten Reichstagswahlen haben gezeigt, daß fast alles noch gerade so ist, wie im ersten Jahre nach dem Kriege. Die Fäden der Sympathie laufen nicht ostwärts nach dem alten Mutterlands, sondern westwärts nach Paris. Darüber ist man weder in Berlin, noch in Straßburg im Unklaren, nur über die Mittel zur Ab hülfe ist man nicht einig. So lange in Elsaß-Lothringen der Traum der Wiederkehr unter französisches Regiment nicht ausgeträumt ist, so lange wird es an beunruhigenden Zwischenfällen nicht fehlen. Die ungeheure Spannung, welche seit Jahresfrist in den deutsch-französischen Beziehungen sich eingestellt hat, ist auf die Hoffnungen im Reichsland nicht ohne Ein fluß geblieben, sie hat die stillen französischen Sympathien an die Ober fläche gelockt. Dadurch ist die unheimliche Lage, in welcher Europa sich befindet, fast bis zur Unerträglichkeit gesteigert worden und bei jedem Zwischen fall zittert die Welt, daß es mit dem Frieden jählings zu Ende sein könnte. Wie die Schuld an dem traurigen Ereigniß an der deutsch-fran zösischen Grenze zu vertheilen ilt, läßt sich heute noch nicht entscheiden.