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Daneben aber ist im Laufe der jüngst verflossenen Jahre ein wirth- schaftlicher Umschwung eingetreten, der in seinem letzten Erfolg vor Allem den unbemittelten Klassen, also namentlich dem Arbeiter zu Gute kommt. ! Die Massenhaftigkeit der heutigen Gütererzeugung ist endlich in der AO zum Durchbruch gekommen, daß überall eine Fülle von Gütern sich zeigt, die auch zufolge der so sehr erleichterten Verkehrsmittel zum Gemein gut der gesammten Erde geworden sind. Allerdings hat dies die Folge gehabt, daß manche Produzenten wegen Ueberproduktion zu klagen haben. Und wo diese Ueberproduktion in der Art wirkt, daß sie nützliche Pro duktionszweige des eigenen Landes zu ersticken droht, da mag es sich recht fertigen, auf besonderen Schutz solcher Produktionszweige gegen die über wältigende Produktion des Auslandes Bedacht zu nehmen. Im großen Ganzen aber hat die vermehrte Produktion es bewirkt, daß ein weit grö ßeres Angebot von Gütern vorhanden ist und daß demnach die Preise der Güter, namentlich auch der Lebensmittel, gesunken sind. Da dies vor Allem dem gemeinen Mann zu Gute kommt, so dürfen wir darin ein wirthschaftliches Unglück nicht erblicken. Wenn infolge der vermehrten Produktion manche Unternehmer mit geringerem Gewinne als früher sich begnügen müssen, so ist dies gewiß für sie selbst zu beklagen. Daneben aber vermerkt unser Bericht die merk würdige Thatsache, daß die Arbeitslöhne nur in verschwindendem Maße zurückgegangen, dagegen im Ganzen ständig geblieben sind. Wir wollen die Gründe dieser Erscheinung nicht weiter verfolgen. Jedenfalls beweist dieselbe, daß unsere Untemehmer im Stande sind, auch bei geringerem Ge winn die höheren Löhne zu bezahlen. Und wenn dem so ist, so können wir auch in dieser Lohnzahlung kein wirthschaftliches Unglück erkennen, sondern nur eine Thatsache, welche der sozialen Gerechtigkeit zu Gute kommt. Zufolge des Sinkens der Preise der Lebensmittel einerseits und des stehengebliebenen Arbeitslohnes andererseits ist ohne Zweifel die Lebensfüh rung unserer Arbeiter etwas besser geworden. Der Bericht erwähnt in dieser Beziehung noch einer anderen erfreulichen Thatsache, daß nämlich die Einlagen der Sparkassen in den letzten acht Jahren erheblich gewachsen sind und zur Zeit in Preußen an 2261 Mill. Mark betragen. Für ganz Deutschland werden demnach die Sparkasseneinlagen nahezu auf 4 Milli arden zu veranschlagen sein. Erwägt man nun, daß diese Einlagen größten teils von den geringeren Klassen herrühren, so erweist sich in dieser That sache das erfreuliche Ergebniß, daß auch unsere geringen Leute in erheblicher Zahl jetzt bereits zu dem vielbeneideten Stande der „Kapitalisten" gehören. Aber auch dieser Stand ist nicht mehr so beneidenswerth wie früher. Im Bereich des jüngsten Umschwungs hat auch ein Sinken des Zinsfußes gelegen. Es hat sich eine so große Masse von Kapital angcsammelt, daß dasselbe für nutzbringende Unternehmungen weit schwerer als früher zu verwenden ist. Ohne Zweifel ist dieses Sinken des Zinsfußes für solche, die auf ihr Zinseinkommen mit ihrem Lebensunterhalt angewiesen sind, sehr beklagenswerth. Im großen Ganzen können wir aber auch in dieser Erscheinung kein Unglück erblicken. Es ist eine Mahnung an unsere Un ternehmer, in deren Hand vorzugsweise die Kapitalansammlung stattgehabt hat, daß sie in dieser Beziehung bereits genug gethan haben und statt dessen lieber ihren Arbeitern durch reichliche Löhne gerecht werden mögen. Betrachten wir das Gesammtergebniß des wirthschaftlichen Umschwungs. Unternehmergewinn und Einkommen und Kapitalbesitz sind gesunken. Der Arbeitslohn ist stehen geblieben und ist durch Sinken der Preise für die Lebensmittel noch werthvoller geworden. Damit sind wir dem sozialen Ausgleich, den unsere Sozialdemokraten mit unsinnigen und gehässigen Mitteln erstreben, auf friedlichem Wege ein Stück näher gerückt. Man kann sagen: noch niemals hat der Arbeiter im Verhältnis zu dem Gesammt- reichthum der Nation eine so günstige Stellung gehabt wie der heutige deutsche Arbeiter. Möchte es doch auch gelingen, dies unseren Arbeitern zum Bewußtsein zu bringen, und möchten diese vor Allem es beherzigen. LageSgeschichte. Nicht ohne Grund nimmt man an, daß das panslawistische Ele ment bei den Abschiedsszenen, welche man dem General Boulanger in Paris bereitete, stark betheiligt war und die Bewegung für den radikalen General erst recht in Fluß zu bringen wußte. Der Rubel rollt auch außerhalb der russischen Grenze, und die Parteien in Rußland suchen mit ihrer auswärtigen Politik nur ihre inneren Bestrebungen zu stützen und zu fördern. Alle Umsturzbewegungen sind in dem Zarenreich stets von Oben ausgcgangen, und auch der Nihilismus mit all' seinen entsetzlichen Konsequenzen hat seinen wahren Wohnsitz nur in den intelligenten und gebildeten Kreisen des russischen Staates. Wer nun mit den Verhältnissen in Rußland näher vertraut ist, der weiß auch, wo sich Nihilismus und Panslawismus berühren und ihre Aktion die gleiche Richtung nimmt. Seit der Zeit Friedrich des Großen ist Preußen und später Deutschland der aufrichtige Bundesgenosse des Zarenreichs gewesen, und bei der Abwägung der dadurch erlangten Vorthcile dürfte dasselbe in Wahrheit nicht zu kurz kommen, wenn sich aber die russische Politik in den Dienst von Parteien stellt, welche den nationalen Haß zu ihrem Programm erheben, so wird es dem Deutschen Reich immer schwieriger, eine wirklich freundschaftliche Stellung einzunehmen. Wenn sich Alles, was in Rußland nach einer gewaltsamen Lösung drängt, mit dem französischen Chauvinismus verbündet, und die russische Regierung nicht die Energie besitzt, diesem Drängen ener gisch entgegenzutreten, so muß auch Deutschland seine Politik mit diesem Umstand rechnen lassen. Der angepriesene Versuch, die inneren Wirren durch einen kräftigen Schlag nach Außen zu enden, dürfte sich nicht stets als erfolgreich erweisen, vorzüglich in den Fällen, wo das Nothwen- digste zum Krieg, nämlich das Geld, gänzlich fehlt. Rußland weiß sehr wohl, wo seine Anleihen ein Unterkommen fanden, und die Be strebungen, mit Hülfe Frankreichs neue Kapitalien zu beschaffen, scheinen vorläufig keine günstigen Resultate ergeben zu haben. Wenn der durch die offiziösen Warnungen entbrannte Kampf gegen die russischen Werthe auch nicht die volle erschütternde Konsequenz, welche man von gewisser Seite erwartete, gehabt hat, so dürfte die erlangte Wirkung doch zur Ge nüge beweisen, daß sich die russische Politik, in Erkenntniß ihres eigenen Besten, doch klüger dem westlichen Nachbar weniger feindlich zeigt. Ruß land sollte hauptsächlich darnach trachten, in seinem Inneren zu gesünderen und der Gegenwart mehr entsprechenden Verhältnissen zu gelangen und sich bei dieser schweren, aber auch segenbringenden Arbeit der Freundschaft seines westlichen Nachbarn zu versichern. Die „Kreuz-Ztg." bringt immer neue Drohartikel — bald an die Adresse Rußlands, bald an die Frankreichs. In dem letzten Artikel dieser Art heißt es nach einem Hinweise auf die Petersburger Ermunterungen zur Revanche: „Doch auch ohne russische Hetzereien und Anstachelungen wird sich in Paris, wohl in näherer Zeit noch, als man zu berechnen vermag, die Logik der Thatsachen vollziehen und ein Ministerium ü In Clemenceau oder Rochefort erheben, mit Boulanger zur Seite, wie unglaublich dies auch momentan klingen mag. Damit ist dann das Signal entweder zu einer sozialen Revolution gegeben oder zu dem geplanten Uebcrrumpelungs- Rachekriege — auf Ueberrumpeluug ist derselbe im Beginn angelegt. Aber es giebt noch eine dritte Eventualität, nämlich die, daß die wahnwitzige Verfolgung und Angeif-rung alles Deutschen in Frankreich, welche mit ^nn Kreuz Mark Anleger leutete, protestir die Ehe RnchSg« Zparkas Molo »o der kreis v den jnr seines B nommei dvrgeno sich une ders bei At m W d« »ühms DreSdw Uhr di decken, »us sei übel zu rissen ' nicht a Hütten. Heimkek Horden nnd de doch die Er hyj sonders kocalitä »ngen > nnd K DeSins dvlsaur Ecksau dnnstur Allerbei Een § H«lbm< daß an sJunge Ichwem Noch h halbm oberen üge Bi Abam rihrsdi in, St de» G Ritzscl weitere: bei der hnusun Augenli treten j hier wir Art, dei einen U ck Su: Ar, so: gesetzt bei Ver> Vaterländische». Wilsdruff. Ein trüffelartiger Pilz, der Kartoffel-Härtling seit mehreren Jahren besonders aus der Gegend von Oberau und böhla auf den Meißner Markt gebracht und in getrocknetem Z"^^, Gewürz für die Boullion ohne Nachtheil benutzt worden. Dersts' die Gestalt einer kleinen oder mittleren, rundlichen Kartoffel, eine weiße, lederartige Hülle und schwärzlichen Inhalt. Zu Anfang' Semptember vorigen Jahres kamen nun durch derartige Pilze w Stadt Meißen eine Anzahl (12) Vergiftungsfälle vor, welche Zwar I" sich einen günstigen Ausgang genommen haben, aber immerhin verdienen. Die giftige Wirkung zeigte sich durch ein Gefühl von stopfung der Nase, wie beim beginnenden Schnupfen, Schwell» " Hhepac Anveri Tedan Ende ^»nde Anord schon m nic ü Weck habt h L Rinn am re- Et se ihr K Ratz ii-S, lunger hör er Rutti der russischen bald ganz Hand in Hand arbeiten wird, Deutschland sein« selbst wegen zwingt, die Katastrophe in dem französischen Nationaldram«, das sich vor uns abspielt, zu beschleunigen und damit zugleich das uns gegenüber geplante Prävenire zu vereiteln. Das Signum der letzten Woche war auf der ganzen Linie der in neren Politik Ereignißlosigkeit. In den Bureaux der preußischen Mi nisterien und der Reichsämter werden gegenwärtig nur die gewöhnlichen laufenden Arbeiten erledigt; meist giebt es wegen der geschäftlichen Stille nur halben Tagesdienst. Die Minister und Staatssekretäre weilen zm Zeit fast sämmtlich auf Urlaub, ebenso die höheren Ministerialbeamten, soweit sie abkömmlich sind und hieraus erklärt sich die in den verschiedenen Centralstellen der inneren Politik herrschende Ruhe. Nur im Bundesrathe pulsirt etwas mehr Leben, indem die in Berlin zurückgebliebenen Ausschüsse von Zeit zu Zeit zu Sitzungen zusammentreten; in einer der letzteren wurde die nunmehr inhaltlich bekannt gewordene Vorlage, bctr. die Unter stützung der Familien von zum Dienst eingezogencr Mannschaften, entge- gengenommen. In der femeren Berathung der Grundzüge zur AlterS- und Jnvaliditätsversicherung der Arbeiter durch die Bundesrathsausschüsse ist einstweilen eine Pause tingetreten. Da erst die gutachtlichen Aeußer- ungen der verbündeten Regierungen hierüber entgegenzunehmen sind, dürsten dieselben dem Bundesrathe vor dem Wiederzusammentritte des Plenums im September schwerlich zugehen. Bad Gastein, 29. Juli. Die Begegnung der Kaiser von Oester reich und Deutschland findet bestimmt in Gastein statt, die offizielle Ver ständigung, welche hierüber heute Vonnittags hier eintraf, bestätigt bü frühere Meldung, daß die beiden Herrscher in Gastein sich sehen werden, sowie daß die Ankunft des österreichischen Kaisers am 6. August erfolgen wird. Gleichzeitig erging an den Hotelier Straubinger die Weisung, jene Appartements bereit zu halten, welche der österreichische Monarch in früheren Jahren inne hatte. Die Verständigung war vom Gencraladjutanten Grasen Paar gefertigt. Der Kaiser von Oesterreich trifft Abends zwischen 5 und 6 Uhr hier ein und wird zwei Tage hier verbleiben. Fürst und Fürstin Bismarck haben am 28. Juli d. I. ihren 40. Hochzeitstag gefeiert. Ihre Vermählung fand im Jahr 1847 statt, nachdem die Eltern der Braut manche Bedenken überwunden hatten, ihr' Tochter Johanna v. Puttkammer dem „tollen Bismarck" anzuvertrauen Er hat sie aber gut und hoch hinauf durch's Leben geführt. Der Fürst steht im 73., die Fürstin im 64. Lebensjahr. In den Reparaturwerkstätten der Reichseisenbahnen ist eine Be kanntmachung der Direktion angeschlagen, laut welcher Betheiligung a" deutschfeindlichen oder solchen Bestrebungen, welche gegen die bestehende Staatsordnung gerichtet sind, sofortige Entlassung zur Folg« hat. Moti- virt wird diese Bestimmung mit dem jedem unbefangenen, denkenden Man» einleuchtenden Hinweis, daß eine kaiserliche Behörde nicht dulden darf, baß die von ihr beschäftigten und gelohnten Arbeiter sich an Bestrebungen be- theiligten, welche gegen Kaiser und Reich gerichtet sind. Ein am Donnerstag abend in fast allen Stadttheilen Berlins v" Verbreitung gebrachtes sozialdemokratisches Flugblatt revolutionären I»' Halts mit der Ueberschrift: „Arbeiter und Bürger Berlins! Genossen!" und dem Schluß: „Hoch die internationale revolutionäre Sozialdemokratie!' ist in Folge der Wachsamkeit der Polizei in mehreren Tausend Exemplare" beschlagnahmt und eine Anzahl Verbreiter sistirt worden. Metz, 27. Juli. Heute Nacht gegen 12 Uhr begegnete eine MÜ" tärpatrouille in der Friedhofstraße zwei bayrischen Unteroffiziere", welche auf Anruf, der eine links, der andere rechts, die Flucht ergriffe": Die Patrouille setzte dem einen, welcher der Mosel zu entlaufen war, und gab Feuer; mit einem „Ach Gott" stürzte der Unteroffizier in d" Mosel und war verschwunden. Die Leiche ist bis jetzt noch nicht gesund'" worden. Aus der Schweiz werden wöchentlich 9000 Stück der Zeitung „Sozi"/.: demokrat" in Deutschland eingeschmuggelt. Der Leiter der Versendung 7 der frühere Reichstagsabgeordnete Motteler, ein geschworener Sozialist Zürich. Der Schmuggel findet in allen möglichen Gestalten statt "" nimmt nach allen Confiscationen immer neue Gestalten an. In Paris sinken vie Arbeiter der Militärsattlerei. Das Kri'^ Ministerium gedachte kurzen Prozeß zu machen und entließ die Haupts delsführer; diesen aber haben sich nun alle anderen Sattler angcschlofsk"' so daß im Kriegsministerium jetzt „Holland in Nöthen" ist. Infolge^! Einstellung der Sattlerarbeiten haben nun aber auch die Arbeiter"" Arbeiterinnen der übrigen Militärfabriken nur wenig oder gar nichts thun und diese lassen nun tagtäglich große Kundgebungen gegen die Sattler vor dem Kriegsministerium vom Stapel. Der Scandal zwischen Cassagnac und dem Abg. Laur inP"^ geht weiter. Cassagnac will sich nicht eher mit Laur schlagen oder schieß^' bis dieser die 94 Generale genannt, die sich s. Z. Boulanger zum St""^ streich zur Verfügung gestellt haben sollen. Laur erklärt nun, er die Namen seinen Zeugen und Secundanten schriftlich übergeben Cassagnac werde sie auf dem Kampfplatz zu lesen bekommen, und ne"" Cassagnac, der unzählige Duelle bestanden, einen Feigling, der sich 5, Tag der Schlacht von Sedan in einem Keller versteckt habe. — LocoinA führer nnd Heizer haben die von Boulanger erhaltenen Uhren zurE schickt; es sollen aber auch 94 Stadtsergeanten solche Uhren anonym I" gesandt erhalten haben. Paris. In einer am Sonnabend Abend im Winter-Cirkus dem Vorsitz Lockroy's stattgehabten, von etwa 6000 Personen besE, Versammlung kam es, als der Führer der Liga, Soudey, gegen die Sie" Vermittelungsbureaus das Wort nehmen wollte, zu heftigen Unterbrech»"^ durch revolutionäre Redner und schließlich, da die Bemühungen Lock"^ die Ruhe hcrzustellen, vergeblich blieben, zu einer allgemeinen SäMA Die gemäßigteren Elemente der Versammlung flüchteten aus dem in welchem die Revolutionäre die Oberhand behielten. In seinem Heimathsorte Stradella ist der italienisch" nisterpräsident Depretis gestorben. Durch den Tod des »'"^ Königreich Italien hochverdienten Staatsmannes, welcher einer liberalen politischen Richtung huldigte und ein eifriger Anhänger des schlußes an die Kaisermächte Deutschland und Oesterreich-Ungarn leidet das Land einen schweren Verlust. Depretis hat ein Alter »o» Jahren erreicht. >