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julieB NomeB >urch kik WM, W«, Zitdkvlkh» md die UwWcki. „ Anrtsbcall K-l. Kmtsbauptmannschaft zu Weißen, das Kgl. Umtsgeiicht und dm ZladkaH pl WikdmF. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg.— Inserate werden Montags . und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Rr. 46. Freitag, den 10. Juni 1887. Bekanntmachung. Die für den Monat April d. I. festgestellten Durchschnittspreise für Marschfourage im Hauptmarktorte Meißen sind folgende: 5 M. 86 Pf. für 50 Kilo Hafer, 3 - 69 - - 50 - Heu, 2 - 53 - - 50 - Stroh. Meißen, am 6. Juni 1887. Königliche Amtshauptmannschast. von «Kirchbach. MkanntmaW Die diesjährigen Grasnutzungen auf der Vogelwiese, vor und hinter der Schießmauer, rechts und links an der Tharandter Straße und der Brücke, links am Mühlgraben bis zur weißen Brücke vom Pichschuppen ab, in den Stadtgräben und auf den Parzellen am untern Bache rechts vom Stege und links desselben bis zur Sachsdorfer Brücke zwischen Herrn Uibrig's Weg und der Saubach, sowie unter den Weiden an der Meißner Straße sollen Sonnabend, den 11. ds. Mts., Nachmittags 6 Uhr, im hiesigen Ächießhause unter den daselbst bekannt gemacht werdenden Bedingungen meistbietend verpachtet werden. Wilsdruff, am 3. Juni 1887. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Ueli«' uc-Ii ulise^ r und > viele ir den seiner sowie Herz- gu ¬ rk 9^ 18 177^ er 1 c 3 TagcSgefchichte. Der deutsche Kronprinz wird nun doch in Vertretung unseres Kaiserhauses bei den Londoner Jubiläumsfestlichkeiten erscheinen. Das englische „Hofjournal" meldet hierüber kurz und bündig: „Der Kronprinz und die Kronprinzessin kommen zum Jubiläum der Königin herüber. Die gegentheiligen Meldungen entbehren der Begründung." Diese Mit- tsieilung gestattet vor Allem den erfreulichen Schluß, daß das Halsleiden des Kronprinzen zu keinerlei Bedenken Anlaß giebt, denn sonst würden die Aerzte dem hohen Herrn die Londoner Reise gewiß widerrathen haben. Berlin. So weit keine andere Dispositionen getroffen werden soll ten, ist die Abreise der kronprinzlichcn Herrschaften nach England auf den 15. Juni festgesetzt, Prinz und Prinzessin Wilhelm, die ebenfalls von der Königin von Großbritanien eingcladen sind, werden zwei oder drei Tage später reisen, da Se. Maj. der Kaiser am 17. d., vor der Abreise nach Ems, noch die Regimentsbesichtigung der Gardes du Corps und der Gardehusaren abzuhalten gedenkt. Berlin, 8. Juni. Die Branntweinsteuerkommission beendigte heute die Berathung und beschloß, daß der vom Zollauslande in Fässern ein- Aehende Arrac, Cognac und Rum vom Tage der Verkündigung des Ge setzes mit 125 M., aller übrige Branntwein mit 180 M. pro 100 KZ verzollt werden. Aller am 1. Oktober innerhalb des Gebietes der Brannt- keingemeinschaft im freien Verkehr befindliche Branntwein unterliegt der Nachsteuer von 30 Pfennigen für ein Liter reinen Alkohols; befreit von der Nachsteuer bleibt der Branntwein zu gewerblichen Zwecken, zur Essig bereitung, zu Heilzwecken, zu wissenschaftlichen, Putz-, Koch-, Heizungs- »Nd Beleuchtungszwecken, ferner Branntwein in Mengen von nicht über zehn Litern, endlich solchen, für den erhöhter Zoll bezahlt wird. Für die Zeit vom Tage der Verkündigung des Gesetzes an bis 30. September 1887 kird der Betrieb der Brennereien, ausgenommen der Hefebrennereien, auf drei Viertel des Umfanges des Vorjahres beschränkt. Für dieselbe Zeit kird die Maischbottichsteuer auf das Vierfache des bisherigen Satzes und dem entsprechend die Steuervergütung auf 48,03 M. für das Hektoliter Alkohol, der zum Export gelangt, erhöht. Das Gesetz tritt am 1. Oktober 1887 in Kraft. Das ganze Gesetz wurde mit allen gegen vier Stimmen VNgenommen. In den letzten Wochen ist eine nicht geringe Anzahl Deutscher, Kelche verschiedenen Gewerbzweigen angehörten, aus Frankreich nach Deutsch land zurückgekehrt. Die Leute klagen vielfach über eine arge Zurücksetzung der Deutschen in Frankreich. Unsere Landsleute sind zwar nicht ausge- kiesen worden, indessen sie wurden von ihren Arbeitgeben bezw. Dienst herrschaften entlassen und sind dadurch brodlos geworden. Ein sozialdemokratisches Flugblatt ist in der Nacht zum Freitag in den Berliner Arbeitervierteln in zahllosen Exemplaren verbreitet und im ^aufc des Freitags polizeilich verboten worden. Das Flugblatt war auf schlechtem Papier gedruckt, trug die Unterschrift der Genossenschafts-Buch druckerei Hottingen-Zürich, beginnt mit der Anrede: „Parteigenossen, Ar beiter, Handwerker!" und schloß mit dem groß und fett gedruckten Rufe: »Es lebe die Sozialdemokratie!" Die Sprache des Flugblattes war auf reizend uud revolutionär. Die auf die Regierung, die Reichstagsmehrheit, d'e Richter rc. bezüglichen Hetzausdrücke lassen sich nicht im entferntesten vndeuten. Zugleich wurden eine Anzahl Lokale, welche bei den Reichs- ivgSwahlen den Sozialdemokraten verweigert wurden, von Sozialdemokra- l'lcher Seite in Verruf erklärt. Die Vertheiler benutzen gewöhnlich die dämmernde Abendstunde zu ihrer „Arbeit", bevor die Treppen erleuchtet Werden, was jetzt erst um 9^2 Uhr geschieht. Jeder Vertheiler hat nur be? Bedarf für wenige Häuser bei sich, den er unauffällig in der Brust- We verbergen kann. Die Hintertreppen und solche Häuser, wo viele Schlafstellen sind, werden bevorzugt, und geräuschlos werden die dünnen -olätter durch die Thürritzen geschoben, wobei noch die Vorsicht gebraucht wird, von oben anzufangen, damit der Vertheiler beim Herruntergehen nicht so leicht abgefaßt werden kann. Ein Muster-Prinz ist der Herzog Karl Theodor in Bayern. Zu regieren hat er nichts als Prinz der Königlichen Nebenlinie, zum Militär scheint er keine Neigung zu haben und doch wollte er den Men schen nützen und helfen. Da ergriff er mit allem Talent und Eifer das Studium der Medizin und brachte es nicht nur zum l)r., sondern zu einem vortrefflichen Arzt in inneren und äußeren Krankheiten, und wurde na mentlich ein ausgezeichneter Augenarzt. Wo er lebt und sich aufhält, in München, in Tegernsee, in Meran u. s. w. heilt er unentgeltlich Kranke und Arme, operirt sie mit glücklicher Hand, errichtet Kliniken, in denen für alles gesorgt ist und kann kaum herumkommen. Er ist ein wahrer Samariter und seine Gemahlin unterstützt ihn als selbstvergessene Pflegerin. Zn Meran allein, wo er gem Aufenthalt nimmt, hat er Hunderte von Augenkranken operirt und geheilt und ist ein wahrer Segen der wei ten Umgegend. Aus Dankbarkeit hat ihm die Bevölkerung eine Bergbe leuchtung veranstaltet; in weitem Umkreis leuchteten die Feuer von den Höhen in das Thal hinein und Abends waren die Kuranlagen beleuchtet. Es war ein großes Volksfest im schönsten Sinn. Ueber das Befinden des unglücklichen Königs Otto von Bayern erfahren die „Berl. Reuest. Nachr." von wohlunterrichteter Seite, daß die lichten Momente immer seltener werden. Das körperliche Befinden des irrsinnigen Königs läßt dagegen wenig zu wünschen übrig. Den ganzen Tag über, d. h. die Zeit, welche der König auf und wach ist, macht er sich fortwährend Bewegung. Wie sein verstorbener Bruder, kümmert er sich wenig um die Tageszeiten, führt ein sehr unregelmäßiges Leben, schläft mitunter bei Tage, steht Abends auf und bleibt die ganze Nacht über munter, sodaß die nächste Umgebung des hohen Patienten einen schwierigen Dienst hat. In letzter Zeit hat sich bei dem Könige ein eigenthümlicher Gang, sozusagen „ein Zug nach dem Norden bemerkbar gemacht. Auf seinen Spaziergängen im Forstenrieder Park schlägt der König, welcher einen sehr raschen, hüpfenden Gang hat, sofort die Richtung nack Norden ein, seine Appartements mußten alle nach der Nordseite des Schlosses ver legt werden und da ihm dies nicht mehr genügte und aufregende Scenen wiederholt durch diesen merkwürdigen Drang des Königs herbeigeführt wurden, hat sich das CUratorium entschlossen, die Nordfayade des Schlos ses nunmehr entsprechend zu erweitern und auszubauen, nachdem erst vor Kurzem ein Anbau an der Südfront fertiggestellt worden ist. Aus Elsaß - Lothringen. Die hochgradige Erregung, welche in den letzten Monaten bei der Bevölkerung des Reichslandes, und zwar sowohl in den höheren, wie niederen Schichten, in den Städten, wie auf dem Lande, zu Tage trat, scheint sich noch immer nicht legen zu wollen, trotzdem es die Regierung den zu Tage tretenden Ausschreitungen gegenüber durchaus nicht an der nöthigen Strenge fehlen läßt. Die Zahl der Fälle, in denen Personen wegen Beschimpfung der deutschen Fahne, Ausstoßens aufrührerischer Rufe, Kundgebungen mit französischen Fahnen und Schlei fen, Majestätsbeleidigungen rc. zum Theil zu recht empfindlichen Freiheits strafen verurtheilt werden mußten, belaufen sich bereits in die Hunderte. Allein die Zaberner Strafkammer hat in den letzten Tagen über 16 Re kruten wegen Beschimpfung der deutschen Flagge sechswöchentliche bis zehn monatliche Gefängnißstrafe verhängt. Gleichwohl brachten die Pfingstfeier tage wieder eine ganze Reihe antideutscher Kundgebungen, darunter einen thätlichen Angriff auf eine Schildwache, sowie die Umwandlung der deut schen Farben eines Grenzpfahlö in französische. Gelsenkirchen, 8. Juni. Die „Gelsenkirchner Zeitung" meldet: Auf der Zeche „Hibernia" fand in der vergangenen Nacht 12'/2 Uhr eine Explosion schlagender Wetter statt. Bis 7 Uhr Morgens waren 28 Todte zu Tage gefördert. Man nimmt an, daß mehr als 60 Bergleute ums Leben gekommen sind. (Forts, der Tagesgeschichte in der 2. Beilage.)