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WMMMss UmM, Wi, Ädeckhi Mil die W-Mku. AmtsbtcrLL die Kgl. KmtshaupLmannschaft zu Meißen, das Kgl. Amtsgericht und dm ZtadkaH z» Wtsdnff.' ärsch«in l wöchentlich zweimal, Dienstags »nd Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 44. Freitag, den 3. Juni 1887. TogeSgefckichte. In glücklicher Verlegenheit ist die Stadt Berlin. Sie hat im Stadt- sickel 2,240,000 Mark Üeberschuß liegen. Rathschläge, was sie damit machen soll, gehen von allen Seiten ein. Breslau ist in den Festtagen durch ein neues blutiges Verbrechen in lebhafte Aufregung versetzt worden. Am 2. Pfingstfeiertag Abends strömten in die Scheitniger Vorstadt schaarenweise junge Leute, angetrunken, Unfug treibend und renommirend. Hier und dort erscholl der Ruf: „Ich bin Alois Thiem" (bekanntlich der Mörder des Nachwachtmannes). Als nun Abends nach 9 Uhr der Buchdruckereiarbeiter Haberland nach dem Abendbrot auf die Straße ging, um seinen Schlafburschen zu erwarten, wurde er nach wenigen Minuten erstochen aufgefunden. Der Tod muß augenblicklich eingctreten sein, da kein Hilferuf gehört wurde. Eine Stich wunde fand sich in der Brust. Der Thater ist noch nicht ergriffen; muthmaßlich ist es ein junger 17jähriger Mensch. Hamburg, 1. Juni. Gestern Abend 9 Uhr brach an dem Strand- Quai und dem Huebener-Quai Feuer aus, durch welches 6 Schuppen in Asche gelegt und der Inhalt der englischen Schiffe „City of Dortmund" und „Gladiator" zerstört wurden. Viele andere in der Nähe befindliche Schiffe büßten die Takelage und die Masten ein. Um 1 Uhr Nachts hatte das Feuer eine Ausdehnung von 300 bis 400 Metern, doch ist ein weiteres Umsichgreifen des Feuers nicht zu befürchten. Ob Menschen da bei ums Leben gekommen sind, ließ sich bis jetzt nicht feststellcn. Der Schaden wird auf mehrere Millionen geschätzt. Wien. Am Pfingstmontag verbreitete sich in Wien die allarmircnde Nachricht, im neuen, noch gar nicht eröffneten Burgtheater sei ein Brand ausgebrochen. Polizei und Feuerwehr eilten dahin. In der Kammer der elektrischen Abtheilung des Theatergebäudes war ein Breterwerk in Brand «erathen. Das Feuer wurde rasch gelöscht, und die Löschmannschaft unter- sucht^-gur Sicherheit das ganze Gebäude. Die Erhebungen über die Entstehung des Brandes sind im Zuge. — Die 27jährige Tochter Marie des Militäroberrechnungsrathes Schwartz verübte einen schrecklichen Selbst mord. In einem Anfall von Geistesstörung bestrich sie in einem Walde an der Westbahn ihre Kleider mit Petroleum und setzte dieselben in Brand. Man fand nur noch die verkohlten Ueberreste der Unglücklichen. Am 27. Mai Abends wurde in Sechshaus (Wien) der Tischler Tietz auf der Landstraße, woselbst er bei einer Privatperson Tischlerrepara turen vornahm, verhaftet und dem Sicherheitsbureau der Polizeidirektion eingeliefert. Nachmittags wurde bereits seine Ehegattin in der gemein schaftlichen Wohnung in Haft genommen. Weiter wurde ein als Dienst- Mann verkleideter Arbeiter Nachmittags in dem Augenblick von Detektivs in Hast genommen, als er in die Wohnung des Tietz treten wollte, um, wie dies seit mehreren Tagen bereits geschah, Nachrichten von den Ka meraden zu bringen. Endlich erfolgte Abends die Verhaftung von vier dem Arbeiterstande angehörigen Männern beim Thore des Hauses, wo Tietz wohnt. Im Rauchfange der Wohnung Tietz' wurden Sprengmittel in bedeutender Quantität und bester Qualität herabgeholt. Desgleichen wurde eine Kiste anarchistischer Flugschriften saisirt. Vierzig Stadt detektivs, sowie die Agenten von den Kommissariaten Sechshaus und Meid ling sind mit weiteren Recherchen betraut. — Gestern wurde der Kutscher des Bäckers A. Florik, vom Wagen herab, in Sechshaus verhaftet. Des gleichen eine Frauensperson in Meidling. Die Polizeibehörde glaubt, daß sie durch die Verhaftungen ein ganzes Anarchisten ne st ausgehoben hat. Bon den Anhängern dieser Gruppe wurde eine ganze Meuge salschen Silber geldes in Cirkulation gebracht. Durch die Arretirung einer Person, die bei der Verausgabung falschen Silbergeldcs in ÜnZranti ertappt wurde, gelangte man auf die Spur der ganzen, ziemlich weit verzweigten Organi sation. Die Wohnung der Tischlersleute Tietz war der Centralpunkt und der Versammlungsort der Anarchisten. Der Leiter des Kommissariats Sechshaus, Polizeirath Wisokomytsky, hat während des ganzen gestrigen Tages die Verhöre mit den Verhafteten vorgenommen. Paris, 30. Mai. Das neue Ministerium ist nunmehr definitiv wie folgt gebildet: Rouvier Präsidium, Finanzen, Posten und Telegraphen, Falliöres Inneres, Flonrens Auswärtiges, Spuller Unterricht, Mazeau Justiz, Ferron Krieg, Barbey Marine , de Horödin öffentliche Arbeiten, d'Autresme Handel, Barbe Ackerbau. Boulanger übergab seinem Nachfolger das Kriegsministerium, em pfing die Directoren desselben und verließ darauf Paris. Der Kriegsminister Ferron erließ einen Tagesbefehl an die Armee, Worin es heißt, er rechne auf absolute Ergebenheit Aller und habe das Zerkauen, daß die verschiedenen Waffen der Armee auch fernerhin ent- ichieden fortschreiten würden. Die Armeen, welche Frankreich umgeben, würden täglich stärker sowohl durch Zahl wie durch Ausbildung. Stehen- Ueiben wäre gleichbedeutend mit Zurückweichen und würde die Interessen des Landes schwer schädigen. „Wie mein Vorgänger, so werde ich uner- wüdlich die Reform unseres Militärwesens verfolgen. Jeder meiner Tage iE", so hxjßt jn dem Tagesbefehl, „der Vermehrung der Streitkräfte zur Vertheidigung Frankreichs und der Republik gewidmet sein." Das neue französische Kabinet hat nun zum ersten Male der ^eputirtenkammer gegenüber im Feuer gestanden und insofern den Sieg getragen, als ein von der äußersten Linken gegen dasselbe beantragtes Mißtrauensvotum mit 285 gegen 139 Stimmen abgelehnt und eine Ministerium beantragte einfache Tagesordnung mit 384 gegen 156 Summen angenommen wurde. Da bei den« Anträge auf ein Mißtrauens votum etwa 130 Stimmen von der monarchischen Rechten für das Kabi ¬ net gestimmt haben, hatte dasselbe nur eine rein republikanische Majorität von 11 Stimmen. Das Kabinet Rouvier hat bekanntlich die bestimmte Erklärung abgegeben, daß es nur mit einer rein republikanischen Mehr heit regieren wolle. Es steht also nach dem ersten Abstimmungsresultat, wie es scheint, auf recht schwankendem Boden. Traurige Berichte kommen aus dem Val Tellina in Italien. In der Nacht vom 22. auf den 23. Mai sank das Thermometer auf 4 Grad Celsius unter Null. An einigen Orten fror das Wasser auf den Straßen und der Frost verursachte so großen Schaden an den Reben, daß die Weinernte nicht nur für dieses Jahr, sondern auch auf zwei bis drei Jahre hinaus vernichtet ist. Die Wiesen, Welschkornfelder, Kartoffeln, Bohnen u. s. w. haben schwer gelitten. Aus Chicago wird gemeldet, ein Spekulantenring habe vierzig Bushels Weizen in Chicago aufgekauft; derselbe besitze außerdem den Weizen von St. Louis, Toledo, San Francisco und New-Jork und wahrscheinlich auch die Hälfte des in Liverpool befindlichen Weizens. Die kolossale Menge von Getreide, die da in den Wirbel der Spekulation gezogen wird ist unerhört und verblüffend. Aber Getreideringe überhaupt sind keine neuen Erscheinungen in der Union. Ein 1879 ebenfalls in Chicago gebil deter Weizcnring scheiterte damals an der Unzulänglichkeit der Kapitalien und dem eintretenden Ernteüberfluß. Dafür glückte ein gleicher Raubzug im Jahre 1880 bester, weil er mit beträchtlicheren Kapitalien und einem besseren Plane operirte. Diese elenden Spekulanten brachten es dahin, daß der Weizenpreis in New-Jork um 8 bis 10 Frcs. per Hektoliter hinaufgeschraubt wurde. Das wirkte auf den europäischen Markt derge stalt, daß nian in London den Weizen mit 22 Frcs. 50 Centimes statt 18 Frcs. 4 Centimes für gewöhnlich bezahlen mußte. Die Wirkungen der gegenwärtigen Riesenspekulation sind unabsehbar. Ist der Plan ebenso „schlau" angelegt wie 1880, so dürfen wohl auch ähnliche Folgen erwar tet werden, besonders da die mit Beschlag belegte Menge diesmal ganz ungeheuerlich groß erscheint. Der Landwirth könnte dann unter Umstän den, aber auch nur vorübergehend, Nutzen aus der Sache ziehen. Schlimm wäre aber die Preissteigerung für die keineswegs auf Rosen gebettete Müllerei und am schlimmsten kämen die Konsumenten weg, die den Auf schlag nicht mehr abwälzen können und deshalb schließlich die Kosten des einträglichen „Geschäftes" der amerikanischen Spekulanten tragen müßten. Was wollen gegen solche Unternehmungen die Getreidezölle besagen? Sie bringen wenigstens den Staatskassen noch Einnahmen und haben den löb lichen Zweck der einheimischen Landwirthschaft aufzuhelfen. Hier aber handelt es sich um einen schamlosen Raubzug einiger weniger ohnehin steinreicher Spekulanten behufs Ausplünderung des Publikums. Gegen solche schändliche Thaten des Handelskapitals schreibt die freisinnige Presse kein Wort. Es fragt sich, ob der Staat kein Mittel besitzt, solchen Plün- dereien das Handwerk zu legen. Wir meinen, es giebt solche Mittel. Am 27. v. M. brach in New-Jork in den Ställen der Pferdebahn- Gesellschaft Feuer aus. 1600 Pferde kamen um, alle in den Schuppen stehenden Wagen verbrannten und zwei den Ställen gegenüber liegende Häusergevierte wurden ebenfalls ganz zerstört. Der Gesammtschadcn wird, der „Voss. Z." zufolge, auf anderthalb Millionen Dollars veranschlagt. Fast ganz Mexiko wurde am 30. Mai von heftigen Erdstößen heimgesucht. Unter den Einwohnern herrscht Panik. Ein heftiger Cyklon wüthete am 25. und 26. Mai in der Bai von Kalkutta. Ein Dampfer mit 750 Personen ging unter. Mehrere andere Fahrzeuge gingen ebenfalls mit Mann und Maus verloren. Die Telegraphendrähte sind zerstört. Vaterländisches. — Eine Verordnung des kgl. Ministeriums des Innern vom 21. v. M., die Beschränkung des Verkaufs von Fleisch kranker Thiere bett., enthält folgende allgemein wistenswerthe Bestimmungen. Es ist ver boten, das Fleisch von Thieren feilzuhalten und zu verkaufe», welche mit Milzbrand, Wuthkrankheit, Rotz und Wurmkrankheit, Aaspocken, ausge breiteter und allgemeiner Tuberkulose (Perlsucht), Trichinen, Finnen in großer Zahl, eitriger oder jauchiger Blutvergiftung, hochgradigem Rothlauf, hochgradiger Gelbsucht behaftet, ferner von Thieren, welche in Folge von Vergiftungen erkrankt waren, sofern nicht die Genießbarkeit durch thier ärztlichen Ausspruch festgestellt ist, sowie von umgestandenen oder unge borenen Thieren. Ferner darf nicht verkauft werden: das Fleisch von kranken Thieren, bei denen anhaltendes hochgradiges Fieber oder ausge dehnte Entzündung und Eiterung vorhanden gewesen, oder von Thieren, welche wegen erheblicher Verletzungen geschlachtet worden sind, wenn die Schlachtung später als 12 Stunden nach der Verletzung erfolgt ist und die Genießbarkeit des Fleisches nicht ausdrücklich durch den Ausspruch eines Thierarztes bestätigt wird. Finniges Fleisch darf, soweit der Verkauf desselben nicht überhaupt verboten ist, nur in vollständig gar gekochtem Zustande unter Angabe des Fehlers verkauft werden. In allen zweifel haften Fällen haben die Ortspolizeibehörden den Ausspruch eines Thier arztes einzuholen und ihren Entscheidungen zu Grunde zu legen. — Am Dienstag Nachmittag in der dritten Stunde brach in dem Theile von GroßoPitz, welcher an der Tharandt-Wilsdruffer Straße liegt, im Hause des Baumeister Partzsch-Wilsdruff ein Brand aus, der den Dachstuhl des Haupt-Gebäudes einäscherte. Das Feuer entstand am Dache Jelbst, so daß die Mobilien der Bewohner ausgeräumt werden konnten. Von Spritzen waren außer der Großopitzer Ortsspritze die der Tharandter freiwilligen Feuerwehr und der Tharandter Pflichtfeuerwehr eingetroffen.