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rages sind dicht bevölkert, sodaß in wenigen Augenblicken eine ungeheure Volksmenge das Bergwerk umstand. Es waren zumeist Angehörige der Bergleute, die Böses ahnend, herbelgeeilt waren. Sofort waren auch In genieure zur Hand und befahlen den Aufzug der Arbeiter. Um halb 9 Uhr wurden 7 Arbeiter hervorgezogen. Dieselben hatten keine Verwundung erlitten, doch hatten sie insgesammt vor Schrecken die Sprache verloren. Man konnte von ihnen auch nicht die geringste Auskunft erhalten. Bald darauf kam ein zweiter Aufzug mit 59 Arbeitern, die gleichfalls ohne Verletzung davongekommen waren. Die übrigen 144 sind theils verbrannt, theils erstickt, theils unter den Trümmern begraben. Die Explosion war in einer Tiefe von 400 Metem erfolgt und rief den Einsturz aller Galerien in einem Umfange von 10 Mtr. hervor. Der ganze innere Schacht wurde vollständig zerstört. Die Rettungsarbeiten, welche sogleich unter Leitung des Kgl. Gouverneurs der Provinz Hennegau, des Herzogs v. Ursel, in Angriff genommen wurden, erwiesen sofort die Unmöglichkeit, bis zu den Verunglückten vorzudringen. Der Raum mußte erst von den schrecklichen Gasen gereinigt werden. Als dies endlich geschehen war, zeigte es sich, daß man nur bis zur Tiefe von 320 Metern gelangen konnte. Hier stieß man bereits auf Trümmerhaufen. Erst nach einer 24stündigen, mit der größten Lebensgefahr verbundenen Arbeit gelang es, den Weg zu den Leichnahmen zu bahnen. Der Anblick, welcher sich hier bot, war ein schrecklicher. Fast alle Leichen waren verkohlt oder bis zur Unkenntlichkeit verstümmmelt. Das Hinaufschaffen derselben ging mit äußerster Langsam keit vor sich, da die Galerien wankten. 40 Stunden nach der Kata strophe waren im Ganzen 60 Leichname an die Oberfläche befördert worden. Man glaubt, daß eine große Zahl von Verunglückten überhaupt nicht wird hervorgezogen werden können. In der Umgegend herrscht begreiflicher weise unter der Bevölkerung volle Verzweiflung. Erst vor wenig Wochen wurden 40 Bergleute im Schachte Donur begraben und nun sind abermals 152 Bergleute dem schlagenden Wetter zum Opfer gefallen. Nach der Katastrophe von Frameries wurde den Kammern ein Antrag auf Erlassung von Schutzvorschriften für die Bergwerksarbeit unterbreitet. Die parla mentarische Kommission sprach sich hierüber sehr günstig aus. Nunmehr sind acht Jahre verflossen und jener Antrag ist, wie so mancher andere welcher Unglück hätte verhüten können, in Vergessenheit gerathen. Hoffent lich wird man nicht ein neues Unglück abwarten, um in so schrecklicher Weise an die Pflichten der Humanität erinnert zu werden. Heute reisen mehrere Minister nach Paturages, um die ersten Maßnahmen zur Unter stützung der Hinterbliebenen — es sind gegen 1000 Menschen brodlos — zu treffen. Der Thronfolger, Prinz Balduin, besuchte in Begleitung des Grafen von Flandern die Unglücksstättc und vertheilte eine große Summe. Vaterländisches. — Am heutigen Bußtage wird in allen Kirchen des Landes eine Collecte für die innere Mission gesammelt. Die letztjährigeergab den reichen Ertrag von 16,306 Mk. Diese Summe ist, wie aus einem zur Vertheilung gelangenden Flugblatt zu ersehen, in segenbringender Weise angelegt worden. Die zum Schutz und Rettung der Arbeitslosen wie der männlichen und weiblichen Jugend in Sachsen bestehenden Anstalten er hielten namhafte Summen zugewiesen, desgl. einige Anstalten, die sich die Krankenpflege zur Ausgabe gemacht; die Verbreitung christlicher Schriften wurde gleichfalls durch Zuweisungen aus der Bußtagscollecte gefördert. — Nächsten Sonnabend, den 12. März, wird die Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrts-Gesellschaft ihre Fahrten auf der Strecke Dresden-Meißen- Riesa-Strehla wieder eröffnen, während die Fahrten Dresden-Schandau bereits gestern begonnen haben. Auf der Strecke Dresden-Leitmeritz werden die Fahrten aber ebenfalls erst nächsten Sonnabend wieder ihren Anfang nehmen. — Bis zum 31. Dezember v. I. sind im Königreich Sachsen 1052 Innungen neubegründet, bezw. reorganisirt worden, wovon 101 aus den Regierungsbezirk Bautzen, 250 auf den Regierungsbezirk Dresden, 268 auf den Regierungsbezirk Leipzig und 433 auf den Regierungsbezirk Zwickau entfallen. In der Umgestaltung ihrer Verfassung sind zu diesem Zeitpunkte noch 154 Innungen begriffen gewesen. Diese Umgestaltung hatten noch nicht in Angriff genommen im Ganzen 164 Innungen, und zwar 15 im Regierungsbezirk Bautzen, 19 im Regierungsbezirke Dresden, 37 im Regierungsbezirke Leipzig, 93 im Regierungsbezirke Zwickau. Die überwiegende Mehrzahl dieser 164 Innungen hat ihre Auflösung entweder bereits beschlossen oder eine Jnnungsthätigkeit seit Jahren nicht mehr aus geübt. — Als Zeitpunkt der Schließung derselben ist von dem k. Mini sterium des Innern auf Grund von Artikel 3 des Reichsgesetzes, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung vom 18. Juli 1881, nunmehr der 31. Dezember dieses Jahres festgesetzt worden. — Se. Maj. der deutsche Kaiser hat bei der Meißner Kgl. Porzellanmanufaktur ein Dinerservice bestellt, welches die Tafel der Köni gin von England zieren soll. Das Geschenk wird der englischen Majestät bei Gelegenheit ihres 50jährigen Regierungsjubiläums überreicht werden. Das Service wird außer einem Tafelaufsatz, welcher mit den Portraits aller Mitglieder der englischen Königsfamilie und ihren Wappen geschmückt werden soll, aus 280 großen und 120 kleinen Tellern, 72 Schüsseln, 28 Sauciern, 18 Fruchtbehältern und 7 Terrinen bestehen. — Wie das „Meißn. Tgbl." in Erfahrung gebracht hat, hat nun mehr das Kgl. Ministerium dcs Innern seine Genehmigung zur Einrich tung von Winzerkursen an der Meißner landwirthschaftlichen Schule er- theilt. Infolgedessen wird zunächst sofort an die Arbeit gegangen werden, um den von der Stadt erpachteten Weinberg mit dem landwirthschaftlichen Schulgrundstück zu verbinden, ihn herzurichten, die Vorkehrungen zur An lage einer Rebschule zu treffen, kurz Alles wird im Laufe dieses Jahres soweit fertig gestellt werden, um im nächsten Frühjahre mit den eigentlichen Kursen beginnen zu können. Auch die Abhaltung von Reblauskursen an genannter Schule hat das Kgl. Ministerium des Innern bewilligt. Der erste derselben findet Anfang Oktober d. I. statt. — In der Stadtkirche in Meißen ereignete sich an einem der letzten Abendgottesdienste ein peinlicher Zwischenfall. Ein junger Maun erschien plötzlich auf den Altarftufen und begann zur Gemeinde zu reden. Den rasch herbeieilenden Kirchendienern gelang es, den Unglücklichen — es stellte sich alsbald heraus, daß er geistig gestört war — vom Altar zu entfernen. Er hatte soeben an der Communion theilgenommen, ohne daß etwas Auffälliges an ihm bemerkt worden wäre. — Miltitz, 8. März. Gestern Abend in der 8. Stunde brach in der Robschützer Papierfabrik und zwar in dem neuen Seitengebäude der selben Feuer aus, wodurch dieses Gebäude mit sämmtlichen darin unterge brachten Vorräthen vernichtet wurde. Ueber die Entstehung des Brandes hat sich noch nichts Bestimmtes ermitteln lassen. — Noch eine schöne Folge des glücklichen Ausfalles der Reichstags wahlen. Herr Commerzienrath Dietel in Wilkau schenkte aus Freude über die gute ordnungsgemäße Haltung des 22. Wahlkreises seiner Fabrik krankenkasse sofort 1000 Mk. — Der 24 Jahre alte Bergarbeiter Küchenmeister in Großvoigts- berg hat am Sonntag Vormittag seine ihm erst seit Jahresfrist angetrautc junge Frau mittelst Hammerschlägen aus den Kopf — das Gehirn liegt zu Tage — zu tödten gesucht und sich selbst dann an der Klinke der Stubenthür erhängt. Die schwerverletzte Frau ist in vergangener Nacht ihren Wunden erlegen. Das Motiv zu dieser schrecklichen That,dürftcn eheliche Zwistigkeiten gewesen sein. Beide Eheleute waren nicht ohne Ver mögen. Der Thäter wurde im Allgemeinen als ein ruhiger, solider und arbeitssamcr Mann geschildert. — Geithain, 8. März. Ein recht betrübender Unfall hat sich gestern in unserem Ort zugetragen. Fünf Kinder der in der Alergasse wohnenden Reich er t'schen Eheleute waren in der Stube eingeschloffcn. Der Vater, Vorarbeiter in den Kalkgruben, war seinem Verdienst nachge gangen und die Mutter ebenfalls auswärts. Das älteste, 10 Jahre alte Kind, im Begriff, im Ofen Feuer anzuzündcn, goß, damit sich das Feuer schneller entwickele, aus einer Kanne Petroleum in den Ofen, die Flamme schlug jedoch zurück und das unglückliche Kind stand im nächsten Augen blick in Flammen. Das jämmerliche Geschrei des bedrängten Kinde« hörte der vorübergehende Schornsteinfeger, welcher sofort ein Fenster einschluz und dem armen Geschöpfchen zu Hülfe eilte. Das unglückliche Mädchen ist so schwer verletzt gewesen, daß es heute seinen Wunden erlegen ist. Das Leben der Frau. Vorgenommene Untersuchungen haben ergeben, daß die Frauen un- civilisirter Völker sich einer weit besseren Gesundheit erfreuen, als diejenigen civilisirter Nationen. Jndesfen wäre der Schluß ein durchaus irriger, wenn man behaupten wollte, daß durch Civilisation die Gesundheit beeinträchtigt würde; im Gegentheil. Die Wissenschaft mit ihren Erfindungen giebtun« die Mittel an die Hand: nicht allein die Gesundheit zu erhalten, sondern auch die verloren gegangene wieder zu gewinnen. Die Gesundheit der Frau ist auch das Fundament ihrer Schönheit. Sie giebt die schönen simetrisch geordneten Linien und vollen Formen, da« frische, blühende Aussehen, welches selbst unregelmäßigen GesichtSzügcn einen unverkennbaren Reiz gewährt. Schönheit ohne Gesundheit ist nicht denkbar. Darum sollte das weibliche Geschlecht vor allem dafür Sorge tragen, die Gesundheit zu erhalten. Leider hat die Frau vieles durchzumachen, wodurch ihre Gesundheit zerstört und ihre Constitution so angegriffen wird, daß sie einer durchaus gründlichen Kur zur Wiederherstellung bedarf. Hier sei man aber vor sichtig, wende das richtige Mittel an, und nachdem man sich überzeugt, daß eine solche Kur bei andern Leidenden geholfen, säume man nicht länger durch seine Anwendung selbst die verlorene Gesundheit und Kraft wieder zu gewinnen. Lese folgendes Attest: Hamburg, den 18. September 1886. Hierdurch theile ich Ihnen ergebenst mit, daß ich seit nahezu drei Jahren an einem Magenleiden, wobei sich Herzklopfen, unregelmäßiger Lauf des Blutes, ein eigenthümliches Gefühl der Müdigkeit, Appetitlosig keit, Niedergeschlagenheit, Kopfweh, Schwindel und Schmerzen in allen Gliedern recht bemerkbar machten, erkrankt bin. — Ich habe verschiedene nicht unberühmte Acrzte consultirt, deren verschiedene Heilmittel angewandt, ohne jedoch den gewünschten Erfolg zu erzielen. — Auf Empfehlung hin nahm ich von Warner's Safe Cure und kaum eine Flasche hiervon ver braucht, bin ich ob der wunderbaren Wirkung dieses Heilmittels erstaunt. Mein Appetit hat sich schon sehr gebessert, die Schmerzen sind bedeutend gelinder, der Schlaf ein regelmäßiger, überhaupt befinde ich mich seit einigen Tagen viel Wohler und glaube ich nach Verbrauch einiger weiterer Flaschen meine volle Gesundheit wieder zu erlangen. Amanda Bichels. St. Georg, Alcxanderstraße 17, H. 3. Viele solcher wie oben angeführtes Attest sind in unserem Besitz und beweisen zur Evidenz die wunderbare Heilkraft von Warner's Safe Cure über alle Krankheiten der Nieren, Leber und Urin-Organe. Preis 4 M. die Flasche. Diese Heilmittel sind in den meisten Apotheken zu haben. Wenn Ihr Apotheker unsere Medizin nicht hält und auf Ihr Esruchen nicht bestellen will, benachrichtige man uns und werden wir al-dann dafür sorgen, daß Sie damit versehen werden. H. H. Warner L Co.» 10 Schäfergaffe, Frankfurt a. M. StMgemeinderattissitzung vom 3. März 1887. 1 ., Wurden aus das Gesuch der hiesigen Herren Brau- und Bäcker meister um Einführung einer Abgabe auf von auswärtigen Producenten in hiesige Stadt geliefert werdende Biere und Backwaaren die Herren Stadtverordneten Herrmann, Major, Galle und Starke sowie der unter zeichnete Bürgermeister zum Zwecke der Vorberathung bez. Anstellung von Vorerörterungen gewählt; 2 ., soll Herr Holzstricknadelfabrikant Ernst Mußbach hierselbst für das in seinem Hause befindliche und von ihm vermiethete Logis de« im hiesigen Armenhause untergebrachten ehemaligen Tischlermeisters Krause vom 1. Januar d. I. ab gerechnet pro Jahr eine Entschädigung von 21 Mk. zur hiesigen Armenkasse abentrichten, weiter soll Herrn Mußbach auf sein Gesuch ein Feuerlöscheimer an Stelle seine- bei dem Brande am 5. August 1886 abhanden gekommenen dergleichen beschafft werden; 3 ., machte man zwei Rechnungen des Herrn Amtszimmermeister Partzsch unter der Bedingung passirlich, daß bei Circulation derselbe« unter den Herren Baudeputationsmitgliedern Einwendungen dagegen nicht gemacht werden; 4 ., soll Herrn Schmiedemeister Trepte hierselbst aufgegebcn werde«, die neben seinem Hause befindliche Düngerstätte in geeigneter Weise z« vermachen; 5 . wurde beschlossen, den Weg zwischen der Freibergerstraße und Rosengasse pflastern zu lassen sowie den Fußweg in der Freibergerstraße nach dem Bahnhof im Laufe dieses Jahres gut herzustellen, vorher jedoch noch eine Localbesichtigung, über welche in nächster Sitzung referirt werde« soll, vorzunehmen; 6 ., lehnte man das Gesuch des Herrn Tischlermeister Döring hicrsclst um pachtweise Ueberlaffung eines Stückchen CommunlandeS um deß- willen ab, weil dasselbe bereits verpachtet ist: 7 ., faßte man Beschluß in einer Unterstützungssache; 8 ., verfügte man über die Verwendung der disponiblen Zinsen vo« den Leonhardi'schen Gestiften; 9 ., will man Herrn Rathskellerpachter Sander gestatten, auf seine Kosten ein eisernes Geländer sowie eine Ventilationsvorrichtung im hiesige« Rathhaussaale anbringen zu lassen. Wilsdruff, am 7. März 1887. Der Stad tgemeinderath: Ficker, Brgmstr. Äirchenuachrichten aus Wilsdruff. Am Bußtag predigt Vormittags Herr ?. vr. Wahl. Nach dem 2. Einlauten Beichte und nach der Predigt heil. Abendmahl. Nach dem Gottesdienste wird eine Collecte für innere Miffio* gesammelt werden Nachmittags Gottesdienst mit Predigt. Am Sonntage Oculi predigt Vormittags Herr ?. Vr. Wahl.