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sük UI Ul» Beilage zu No. 102. Dienstag, den 20. Dczembcr 1885. ^M«„I »!I I«I W!i EageHge^chichte. ,.Das „B. T." schreibt: Zur Feier des Regierungs-Jubiläums des ^tts haben Magistrat und Stadtverordnete der Risidenzstadt Ber- "kschlossen 300,000 Mark zur baulichen Erweiterung nnd Ausstat- 1 der Kaiser Wilhelm- und Augusta-Stiftung zu bewilligen. Außer- am 3. Januar k. I. in den städtischen Anstalten eine Fest- W»g stattfinden. Drei Wochen werden die Geschäfte im Reichstage ruhen, und Zwischenzeit winken die Feiertage mit ihrer Stille. Das Re- der bisherigen Sitzungen ist naturgemäß gerade kein besonders fix und fertig ist nur das Beamtenpensionsgesetz berathen, welches der Bundesrath späterhin die Entscheidung zu treffen '" wird. Alles Uebrige bedeutete nur die Einleitung zur eigentli- ' Parlamentskampagne, die ein ganz beträchtliches Stück des neuen res beanspruchen wird, um so mehr, da am 15. Januar auch der ^'Iche Landtag wieder zusammentritt, welcher das Fortschreiten der Vorarbeiten stark beeinflußt. Alle großen Gesetze, welche für Reichstag bestimmt sind, werden erst im neuen Jahre ihre Erle- '"8 finden. Unbekannt sind noch immer die Spezialbestimmungen neuen Branntweinmonopols; es herrscht auch fortgesetzt Dunkel /oer, wann eine Einbringung desselben im Bundesrath zu erwar- Daß vor Wiederzusammentritt des Reichstages etwas Nähe- s bekannt wird, ist kaum anzunehmen, vielleicht verlautet aber Be stes, wenn der von der freisinnigen Partei eingebrachte Antrag das Branntweinmonopol verhandelt werden wird. Wünscbens- H wäre es allerdings auf jeden Fall, daß in einer so bedeutsamen Eigenheit bald klarer Wein eingeschenkt würde, das ist nach jeder m 2 gut. fachen, 19. December. Der „Volkszeitung" zufolge sind heute Win Grubenunglück in der Grube Coulay in Morsbach bei Aachen Wonen verunglückt; 2 Todte wurden bereits zu Tage gefördert. rWn braucht den Leuten nur etwas zu verdienen zu geben und 1 'machen sie freundliche Gesichter. Auch die Völker halten es so cM einzelnen Menschen. Das Journal äo Bruxelles, das belgische Migsbatt, feiert jetzt in begeisterten Artikeln die Weisheit der 'Mn Regierung, weil dieselbe Antwerpen zum Anlausshafen für Mische,, Dampfer gewählt hat. Das Blatt nennt diese Wahl i besonderer Freundschaft von Seiten Deutschlands und betrach- 'eselbe als einen vorläufigen Beweis engerer Annäherung Belgiens Mschland. Gut, aber wir wünschen, daß im nächsten Sommer putschen in belgischen Seebädern nicht wieder unverschämt behan- werden! ^ehe, wie ergeht es dem Deutschthum in Ungarn! Im Jahre »..Jab es in Ungarn 5819 Volksschulen mit magyarischer, 1232 schulen mit deutscher Schulsprache; dagegen im Jahr 1884: Wit magyarischer und nur noch 676 mit deutscher Schulsprache; Araum von fünfzehn Jahren ist also die Hälfte der deutschen 'Nulen magyarisirt worden! ..f"st, 16. December. Der hiesige Bauunternehmer Wilhelm M dessen 19jähriger Sohn Ludwig und die beiden Töcher im von 20 und 17 Jahren haben heule Mittag freiwillig durch Mord geendet. Die Familie beschloß den Tod wegen mißlicher in Egressy galt für wohlhabend. Er verlor sein Vermö- 5 Unternehmungen. Morgen sollte sein Mobiliar licitirt werden. Ater theilte den Kindern den Sachverhalt und seinen Entschluß M zur erschießen, worauf die Kinder einwilligten, mit dem Va- ^memsam zu sterben. Sie entfernten unter Vorwänden die Dienst- > und vollbrachten dann die That. Den Vater und die Töchter todt, den Sohn noch röchelnd, doch auch dieser gab alsbald wsick zurückgelassenen Briefen an die Polizei und Freunde «Mich, daß Familie übereingekommen war, zu sterben. Der ^ erregte allgemeine Theilnahme. UnN öAernationale Militair-Kommissin, die zwischen Ser- L, Bulgaren endgültig Frieden stiften soll, ist nunmehr an Ort xW angelangt und es wird demnach wahrscheinlich nicht mehr bis frohe Botschaften zu uns herübergeflattert kommen. ' wird das Weihnachtsfest auch für die Balkanvölker dies- Ästest des Friedens werden, was um so eher zu erwarten steht, , .Erreich in Belgrad jetzt ernstlich zum Nachgeben rathen soll. Man bemühe sich jetzt von Wien aus sogar, den Serben die ^'8 des Widdiner Bezirkes schmackhaft zu machen. M Vatikan in Rom ist endlich das Protokoll unterzeichnet wor- ^"Mes in der Karolinen-Frage auf Grund der Vermittelung Apsits zwischen Spanien und Deutschland vereinbart worden ist. i^utonie scheint eine sehr feierliche gewesen zu sein, denn es waren ' der päpstliche Staatssekretair Jacobini wie mehrere Cardinale .'U. als der preußische Gesandte v. Schlözer und der spanische Wer Marquis Molins ihre Namen darunter setzten. Madrid, 18. December. Seit einigen Tagen tritt hier die Krankheit sehr heftig auf. Heute betrug die Zahl der an den >. Gestorbenen 18. ^Polizei in San Francisco hat auch einmal etwas entdeckt, glxjH etwas Ordentliches. Sie fand eine ganze sozialistische Körung, die den Zweck haben sollte, den Gouverneur von Kali- und mit diesem noch mehrere andere angesehene Bürger zu Die Verschwörer wurden verhaftet. Vaterländisches. . Dos sächsische Königshaus ist in Trauer versetzt, dainLissa- er Vater Ihrer Kgl. Hoheit der hochseligen Frau Prinzessin z Se. Majestät der König Ferdinand von Portugal aus ?ben geschieden ist. Die Prinzen und Prinzessinnen des Hauses W Hoheit des Prinzen Georg verlieren ihren Großvater durch i Todesfall, der mithin auch in den Kreisen der Bevölkerung iuche Theilnahme erwecken wird. Bon zuständiger Seite gehen dem „Mßn. Tgbl." folgende Berthe Mittheilungen zu: „In der neuesten Nummer befindet sich ein Artikel über „Verjährung von Forderungen", (auch wir hatten den betr. Artikel abgedruckt) welcher insofern einen Jrrthum enthält als darin gesagt ist: mit dem Jahre 1885 verjähren die der sog. kur zen Verjährung unterliegenden Forderungen aus dem Jahre 1883. Die kurze Verjährungsfrist rücksichtlich der Forderungen aus dem letzt erwähnten Jahre geht erst 1886 zu Ende, während dieselbe für das Jahr 1885 Forderungen aus dem Jahre 1882 betrifft. Weiter mag nicht unerwähnt bleiben, daß auch schon durch Zustellung eines Zah lungsbefehles die Verjährung unterbrochen wird. Freilich muß dann innerhalb einer sechsmonatigen Frist um Vollstreckungsbefehl nachge sucht, oder, dafern ein Widerspruch gegen den Zahlungsbefehl erfolgt, binnen gleicher Zeit Klage erhoben werden." — In einer Zeit, wo die Diphtheritis so viele Opfer unter den Kindern fordert, dürfte eine Zuschrift eines Lausigker ArzteS die wei teste Verbreitung und größte Beachtung verdienen, in der es am Schluffe heißt: „Will die Presse nützlich wirken und die wachende Angst der Eltern vor der Diphtheritis zerstreuen, so muß sie immer auf's Neue eindringlich predigen, daß die größte Gefahr bei Diphthe ritis di> zu spät nachgesuchte Hilfe ist. Sie muß die Bevölkerung belehren, daß die Gefahr am besten vermindert wird, wenn von Sei ten der Eltern die geringste drohende Erkrankung an den Mandeln und jede verdächtige Erscheinung an der Nase von vornherein als ernste Krankheit, als Diphteritis betrachtet wird." — Die zweite Ständekammer genehmigte am Donnerstag die Er bauung eines Winterhafens, Erweiterung des Elbquais und den Bau einer neuen Quaiverbindungsbahn in Riesa einstimmig. Zu diesen Bauten ist die Summe von msgesammt 1,400,000 Mark erforderlich, deren Bewilligung ebenfalls einstimmig erfolgte. — Vor dem k. Landgerichte zu Freiberg fand vorige Woche die Hauptverhandlung gegen den Flachshändler Liebscher aus Lichtenberg statt, welcher der Anklage zufolge am 23. Juli d. I. auf Oberschö naer Flur einen Viehhändler aus Freiberg, mit dem er in Feindschaft lebte, ermordete. Der Leichnam des Getödteten wurde erst 3 Wochen nach Verübung der That in hnlbverwestem Zustande aufgefunden, so daß sich nicht mit Bestimmtheit feststellen ließ, ob der Tod infolge der von Liebscher erhaltenen Schläge eingetreten war. Nach Verneh mung einer großen Anzahl von Zeugen erkannten die Geschworenen den Angeklagten der Körperverletzung mit tödtlichem Ausgange für schuldig, für welche That er zu 9 Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde. — Am 16. d. wurde eme Bürgerfamilie in Oschatz in plötzliche Trauer versetzt. Der 10jährige Sohn des Lederfabrikanten Möbuß fiel in eine mit heißer Brühe gefüllte Lohgrube. Obwohl der be- dauernswerthe Knabe sofort von einem älteren Bruder und von einem Arbeiter wieder aus der Lohbrühe gezogen wurde, auch ärztliche Hilfe rasch zur Hand war, gelang es doch trotz aller Bemühungen nicht, den schwer Verletzten am Leben zu erhalten. — Das Landgericht zu Leipzig beschäftigte sich am 16. d. M. mit einer empörenden Affaire, welche an die bekannten traurigen Londoner Enthüllungen der „Pall Mall Gazette" erinnert. Es han delte sich um Mütter, welche ihre minderjährigen Töchter freiwillig der Schande preisgeben und die nun ihre verbrecherische Thätigkeit mit längeren Zuchthausstrafen büßen müssen. Die männlichen Be klagten waren der Rittergutspachter Robert Richter aus Frohburg und der Agent Julius Straßburger aus Leipzig, von denen der Erste 1 Jahr 6 Monate Zuchthaus und der Zweite 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus zudiktirt erhielt. Gegen Cautionen von 30,000 bez. 15,000 Mark sollen die Genannten vorläufig aber in Freiheit gesetzt werden. — Meerane, 15. December. Wenn man auch z.Z. im lieben Vaterland mit Wahlen u. s. w. nicht beschäftigt ist, demgemäß auch von Flugblättern u. s. w. keine Ahnung hat, so waren doch viele Ein wohner hiesiger Stadt am Sonnabend Abend sehr überrascht, als sie in ihren Häusern ein solches vorfanden. Für den ersten Augenblick erkannte man es als solches gar nicht, denn man halte hierzu den Tittel, Format u. s. w. unseres Wochenblattes gewählt, indessen fand man bald, daß man das Opfer einer Mystification war und es nur, wie auch die inzwischen angestellten Erörterungen bald ergaben, zwei felsohne mit einem Umdruck des in Zürich erscheinenden „Socialdemo krat" zu thun hatte. Unter Anderm enthält dieses Blatt auch eine Corresspondenz aus Meerane, in welcher hiesige Personen, Fabrikan ten rc. geschmäht und der gemeinsten Handlungen bezichtet werden. So weit lhunlich, ist das Blatt confiscirt und auch Seitens der hiesigen Behörde auf die Ermittelung des Urhebers eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt worden. Und fragen wir uns, was haben die Arbei ter und ihre Führer mit dieser Schmähschrift gewonnen? Nichts; denn als Antwort hierauf hat die hiesige Firma Straßer u. Sohn, die am meisten geschmähte Firma, am gestrigen Tage ihren sämmtli- chen Al gestellten, Arbeitern rc. per 1. April 1886 gekündigt. Die Falschmünzer. Kriminal-Roman von Gustav Lössel. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Ist ja verschlossen", sagte Dryden, an der Thür rüttelnd. „Kann ja auch", entgegnete Riston. „Wozu hätte eine veralterte Baukunst den Fensterbogen da über der Thür gelassen und uns ein Zufall oiese Waffen in die Hard gespielt? Es ist eine dunkle einsame Straße; ich kenne sie. Helft mir nur hier herauf, damit ich daS Fenster einschlage. Die Thür ist nicht hoch, und wenn erst einer da oben hockt, kann er die Anderen mit Hülfe der Klinke und der Riegel als Trittstufe lercht hinüber befördern." Dies wurde ausgesühn und die Drei wanderten nun die stille schmale Straße entlang, um sich am Ende derselben zu trennen. Das wurde aber vereitelt. Dort stand ein Polizeiposten. „Halt!" raunte Riston. „Wir sitzen in einer Mausefalle." „Unsinn", sagte Duprat. „Noch steht uns das andere Ende der Straße offen."