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möglich gewesen, den „Iltis" noch zu erreichen. Das Kanonenboot hat seiner Zeit die Ordre erhalten, nach ersolgter Besitzergreisung Manila anzulaufen und mittels des spanischen Telegraphendrahts das Veranlaßte zu melden. Auch hieraus ist ersichtlich, daß man bei uns nicht im Entferntesten geglaubt hat, in Spanien einer Aufnahme unserer Mittheilung über die Flaggenhissung zu begegnen, wie sie jetzt dort Platz gegriffen hat." In spanischen Blättern findet man jetzt vielfach Beschreibungen über Deutschland, die den Spaniern darthun, daß es nur einer Auf forderung von Madrid aus bedarf, um alle Heere Europas gegen Berlin in Marsch zu setzen, sodaß die spanische Armee selbst gar nicht mitzugehen braucht. Dabei werden sich, erzählt man dem spanischen Publikum, gleichzeitig alle Parteien in Deutschland erheben, Sozialde mokraten, Ultramontane und Welfen, die Könige und Fürsten des Reiches werden nach der Gelegenheit greifen, ihre völlige Unabhängig keit wieder zu erringen, kurz die fpanische Fantasie hat in ein paar Ansätzen in solcher Weise mit Deutschland aufgeräumt, daß von dem Reich, seiner Regierung, seinem Heer und seiner Flotte kaum noch so viel bleibt, um den Sieg Spaniens zu einem besonders ehrenvollen zu machen. Kein Märchen ist zu toll, daß es nicht Glauben finden sollte. Die spanischen Blätter, die versichern, daß Deutschland noch leidlich zusammenhalte, daß es nicht ohne Hülfsmittel sei, werden halb als Verräther behandelt, von dem allgemeinen Kopfschütteln der öffent lichen Meinung Europas über das Verhalten der Spanier bekommen nur wenige Bewohner der iberischen Halbinsel etwas zu hören. In politischen Kreisen Madrids hofft man sehnsüchtig, daß sich die Nachricht bewahrheiten möge, Kaiser Wihelm habe auf die Be sitznahme der Insel J ap und andere Eilande der Karolinengruppe verzichtet und werde die SouveränetätSpaniens anerkennen. Man würde für den Fall Deutschland gern alle Vortheile des Besitzes, Frei heit des Handels und der Schiffahrt, Kohlenstationen bewilligen. Die Nachricht, welcher der „Times"-Corresspondent zu weiterer Verbrei tung half, hat keine Bestätigung erfahren. Auf dem Ministerium be- theuert man, nichts davon zu wissen, versichert aber, daß der Verlauf der Verhandlungen mit Deutschland friedlich und befriedigend sei. In Madrid traut man aber den ministeriellen Versicherungen nicht. Das Mißtrauen gegen die Regierung ist groß und den Wahnvorstel lungen der Nation ist gar nicht beizukommen. Die thörichtesten Er zählungen finden Glauben. So wird z. B. Don Alfonso allen Ern stes beschuldigt, die Karolinen an Deutschland verkauft zu haben. In Madrid ist allerdings augenblicklich keine Spur von Aufregung zu be merken, in den Provinzen dagegen gährt es, namentlich schüren die Republikaner, und irgend ein Zwischenfall kann wieder Ausbrüche Her vorrufen. Zu den Sorgen, mit welchen sich die Spanier aufregen, gehört auch das deutsche Nordseegeschwader, dessen Erscheinen in den spanischen Gewässern man befürchten zu müssen glaubt. Madrid, 11. September. Der deutsche Gesandte, Graf Solms, wird heute Abend dem Empfang im königlichen Palais anläßlich des Namenstages der Prinzessin von Asturien beiwohnen. Graf Solms wurde bei dem heutigen Empfange im königlichen Palais vom König in herzlichster Weise begrüßt. — Die monarchistischen Journale schrei ben, die Würde Spaniens erheische gebieterisch, Deutschland für die ihm angethane Beleidigung Genugthuung zu geben, die Spanier möch ten sich hierbei in einer ihrer Vorfahren würdigen Weise benehmen, um nicht die Achtung anderer Nationen zu verlieren. Die Journale sprechen ferner den Wunsch aus, daß man überhaupt das entgiltige Urtheil in der Angelegenheit suspendire, bis die Untersuchung über das Verhallen der spanischen Schiffe auf Jap gegenüber dem deut schen Kanonenboot abgeschlossen sein würde. Wiederum liegt ein Schlachtenbericht aus Böhmen vor und wie der sind es Deutsche, die von ihren liebenswürdigen Mitbürgern czechischer Nationalität mit Steinen traktirt worden sind. Der neueste czechische Sieg ward bei Jserthal in der Nähe von Reichenberg er fochten, selbstverständlich aus dem Hinterhalt heraus. Mehrere deutsche Arbeiter, die des Weges zogen, wurden von den czechischen Wegela gerern überfallen. Die Vorsichtsmaßregeln der Behörden scheinen in der That recht vorsichtig getroffen worden zu sein, so daß weder die Czechen, noch auch die Deutschen etwas von denselben merken. Aus Kopenhagen kommt die Meldung, daß der deutsche Aviso dampfer „Blitz" 614 Meilen vom Leuchtschiff „Kobergruuden" entfernt in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag im Kattegat mit dem englischen Dampfer „Aukland" zusammengerannt ist. Der „Aukland" sank sofort, über das Schicksal der Mannschaft ist nichts bekannt. Vaterländisches. Wilsdruff. Am Sonntag Abend trat im Hotel zum goldnen Löwen wir glauben zum ersten Male die Zwönitzthaler Quartett- fänger-Geseüschaft auf. Das ziemlich zahlreich anwesende Publikum wurde, wie man nach dem fast jeder Programmnummer folgenden stürmischen Applaus schließen mußte, vollkommen befriedigt. Dadurch ermuthigt, hat sich die Gesellschaft entschlossen, heute Dienstag Abend noch eine Vorstellung zu geben und zwar mit ganz neuem Programm. Wir verfehlen nicht, darauf hiermit noch besonders hinzuweisen und alle Diejenigen, welche einmal recht herzlich lachen und sich überhaupt amüsiren wollen, zum Besuch des Concerts aufzufordern. Auch Mu sikfreunde werden durch die Vorträge der Herren Gustav und Karl Korb auf Piano und Geige Befriedigung finden. — Es wird hiermit wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß den Landpriefträgern auf ihren Bestellgängen Briespostsendungen aller Art, Postanweisungen, Nachnahmesendungen, kleinere Packete, Sendun gen mit Werthangabe im Einzelnen bis zum Werthbetrage von 150 Mark, sowie Baarbeträge für Postwerthzeichen pp. und Zeitungen übergeben werden dürfen, und daß die Landpriefträger verpflichtet sind, die empfangenen Sendungen, ausschließlich der gewöhnlichen Briefpost sendungen, sowie die ihnen übergebenen baaren Geldbeträge für Zei tungen, Werthzeichen pp. in ein Annahmebuch einzutragen, das nach jedem Bestellgange der Postanstalt vorgelegt wird. Zum Einträgen der Sendungen pp. ist auch der Auflieferer befugt. Hat der Land priefträger die Eintragung selbst bewirkt, so muß er dem Auflieferer auf dessen Verlangen durch Vorlegung des Annahmebuchs von der stattgehabten Eintragung Ueberzeugnng gewähren. Die Ertheilung des Einlieferungsscheins über die vom Landbriefträger angenommenen Sendungen mit Werthangabe, Einschreibsendungen und Postanweisun gen erfolgt erst durch die Postanstalt; der Landpriefträger ist verpflich tet, den Einlieferungsschein dem Auflieferer, wenn möglich beim näch sten Bestellgange, zu überbringen. — Am 7. und 8. dieses Monats hat eine abermalige Auslosung Königlich Sächsischer Staalspapiere stattgefunden, von welcher die 4"/o Staatsschulden-Kaffenscheine vom Jahre 1847 und 3"/y Staatsschulden- Kassenscheine vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch be sonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Be- zirkssteuer-Einuahmen und Gemeindevorständeu des Landes zu Jeder manns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgelosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie Viele zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich nicht dem Jrrthume hinzuge ben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet ein gelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgeloster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seiner zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. — Dresden. Wie verlautet, beabsichtigt die k. StaatSregierung, den sächsischen Landtag auf den 10. November d. I. einzuberufen. — Am 26. Oktober d. I. feiert unser großer Deutscher, von der ganzen Nation hochgefeierter Stratege und Schlachtendenker, General feldmarschall Graf M oltke seinen 8b. Geburtstag; ein Mann, der für die Macht und Einheit Deutschlands so Großes geleisteWat, sistIder ewigen Dankbarkeit und Sympathie seines Volkes sicher; sein Leben gehört der Geschichte an, sein Bildniß aber, wie das von Bismarck, in jedes patriotische deutsche Haus! Der renommirte berliner Porträt- Maler G. Engelbach hat für den Verlag der Hofbuchhandlung Herm. I. Meidinger in Berlin ein lebensgroßes B rustbild Molt- ke's geschaffen, das sich wie alle Schöpfungen dieses Künstlers (-Kai ser, Kronprinz, Kvnprinzessin, Bismarck, Luther etc. etc. :) durch geist volle Auffassung und sprechende Aehnlichkeit auszeichnet und seiner fei nen Ausstattung halber auch den oberen Gesellschaftskreisen umsomehr empfohlen werden darf, als das mit Wappen, Wappenspruch und Faksimile Moltke's gezierte, prächtige Bild (: Papiergröße 70:96 am :) zu dem billigen Preis von nur 3 Mark durch jede Buch- und Kunst-Handlung bezogen werden kann. Wir empfehlen dasselbe aus drücklichst. — Das „Nachrichtsblatt für Kirchberg und Umgegend" theilt Folgendes mit: „Im Laufe des 8. September verbreitete sich erst leise und schüchtern, dann immer lebhafter und bestimmter das Gerücht: „Stadtkassirer Kühnert ist fort!" Der Genannte ist, für Sonnabend Urlaub nehmend, Freitag Nachmittag von hier abgereist, ohne bis jetzt zurückgekehrt zu sein. Allem Anschein nach ist die für's Publi cum unverhoffte Reise schon seit längerer Zeit geplant gewesen, da raufhin deutet wenigstens die Einziehung vieler seiner Außenstände. Bei der Sparkasse, deren Kassirer Kühnert, wie bekannt, mit war, hat sich bis jetzt kein Deficit, bei der Stadikasse hingegen ein solches von ungefähr 8000 Mk. gefunden, wofür jedoch durch Hypotheken Ccdi- ruug Deckung vorhanden sein soll. Eine Revision der Bücher sollte auf Antrag eines Stadtgemeinderaths-Mitgliedes in nächster Zeit statt finden, und ist diese unerwartete Revision möglicher Weise der Grund zur Abreise." — Eibenstock. Vor einigen Tagen hat der Schülknabe Wag ner dem noch nicht ganz 14 Jahre alten Knaben Pilz auf dem Heim wege aus der Schule einen ziemlich großen Stein mit solcher Heftig keit in das Gesicht geworfen, daß Pilz sofort besinnungslos nieder stürzte und noch an demselben Abend verstarb. Wagner ist noch nicht 12 Jahre alt. — Ein recht betrübender Fall, der wieder einmal zeigt, wienoth- wendig es ist, kleine Kinder an Orten, wo ihnen Gefahr drohen kann, nicht allein zu lassen, ereignete sich dieser Tage in einer Familie in Leipzig. Daselbst war ein kleiner ^jähriger Knabe kurze Zeit in der Küche allein gelassen worden. Während dem faßte das Kind einen Blechtopf mit siedendem Wasser, der auf den Deckel des Kochofens stand, an und warf denselben um, so daß das Kind von dem sieden den Wasser überschüttet und schwer verbrannt wurde. Trotz soforti ger ärztlicher Hilfe mußte das unglückliche Kindchen bald darauf sterben. — Ein entsetzliches Brandunglück hat in der Nacht zum Don nerstag die Stadt Trebsen heimgesucht. Auf bisher unerklärte Weise brach im Grundstück des Haus- und Feldbesitzers Kühne Feuer aus und griff so rapid um sich, daß, bevor Hülfe erschien, sämmtliche Ge bäude in Hellen Flammen standen und nichts gerettet werden konnte. Leider sind drei Menschenleben, Kühne und Frau und 3jähriges En keltöchterchen, dem verheerenden Ellement zum Opfer gefallen. Man riß die Unglücklichen aus den brennenden Betten, entsetzlich entstellt; der Erstickungstod war sicherlich vorausgegangen. Rinder und Schweine, überhaupt alles lebende und todte Inventar ist verbrannt. — Aus zuverlässiger Quelle kommt aus Wilschdorf bei Stol pen die Mittheilung über ein am 8. d. M. daselbst durch Blitzstrahl herbeigeführtes größeres Unglück. Es hatte eben ein Begräbniß statt gefunden, auch die Trauerfeierlichkeit in der Kirche war beendet und die Trauerversammlung schickte sich an, das Gotteshaus zu verlassen, da schlugen zwei heftige Blitzschläge in das Gotteshaus und tödteten auf der Stelle zwei Personen, während eine große Anzahl betäubt ward und mehrere die Kirchtreppe hinabfielen. Es sind ewige Zwanzig auf diese Weise betroffen worden, darunter auch der Geistliche und Lehrer; einige davon mußten nach Hause getragen oder geführt werden. Wei ter wird noch gemeldet: Der Blitzstrahl fuhr, glücklicher und merkwür diger Weise ohne zu zünden am hölzernen Thurme herunter und schleu derte dessen Schindeln umher. Im Innern der Kirche, die aus An laß der Leichenpredigt stark besucht war, ist er mehrfach hrrumgefah- ren und hat an der Orgel, am Taufstein und an der Decke Schaden angerichtet. Der tödtliche Strahl schmetterte die Betroffenen, Guts besitzer Scheumann aus Wilschdorf und Roch aus Schmiedefeld, gerade in dem Augenblicke nieder, als Ersterer und die Frau Pastorin einan der zur Verabschiedung die Hand reichten. Beide Männer waren so fort todt, während die Frau Pastorin,, sowie der ebenfalls getroffene Gutsbesitzer Russig sür todt hinausgetragen wurden und heute noch schwer krank darniederliegen. Auch der Lehrer ist schwer krank; ihn hat der Blitzstrahl von seiner Orgelbank herabgeschleudert. Andere Personen Haven momentan Sprache oder Gehör eingebüßt oder sind auf irgend andere Art gelähmt. Hoffentlich tritt bei den Betroffenen bald Besserung ein. Das Begräbniß, welches so unglücklich verlaufen, war das des Gutsbesitzers Ufer in Wilschdorf. — Die Muster-Ausstellung der Kurz- und Galanterie- waaren-Branche im Krystall-Palast zu Leipzig findet gelegentlich der bevorstehenden Michaelis - Messe, und zwar in der Zeit vom 21.