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wir waren glücklich allein. Ich gab ihr die Brosche und sie bemerkte nicht einmal, daß meine Warze weg war, und als ich's ihr sagte und erzählte, wie ich mich bei ihrem Herrn eingeschlichen und wie er mir so geschickt das Ding weggebracht, da lachte sie und meinte: „Also Deinetwegen sind die Instrumente blutig geworden, nun kannst Du sie euch allein rein machen, denn ich hab' sie mir sogleich dazu herausge- nommen." Während ich die Instrumente putzte, wie sie mir geheißen, nähte sie an einem Oberhemd des Doktors einen Knopf an, denn Ka tharina konnte nun einmal nicht keinen Augenblick müßig gehen, und wir lachten und scherzten bei unserer kleinen Arbeit. Als ich fertig wit dein Reinigen der Instrumente war, legte ich sie neben uns auf ein Seitentischchen und verlangte von Katharina zur Belohnung einen Kuß, Sie weigerte sich und lachte mich nur aus, nun wollt ich ihn mir mit Gewalt nehmen. Da griff sie im Scherz nach dem kleinen Instrument, das der Doktor gebraucht hatte und drohte mir lachend, mir die andere Backe auch zu operiren, wenn ich sie nicht in Ruhe lasse. Wir rangen miteinander, ich wand ihr das kleine Messerchen ans der Hand; wie es eigentlich gekommen, weiß ich selber nicht, aber sie machte eine hastige Bewegung und plötzlich schrie sie laut auf: „Ich bin getroffen". Und ich lachte noch und hielt es für einen Scherz. Da sah ich sie schon zusammensinken und wie ein rother Strom aus ihrer Brust drang. Furchtbar erschrocken ergriff ich das Hemd, um dos Blut zu stillen. Vergebens. Das kleine Instrument mußte einen edlen Theil getroffen haben; Katharina wurde immer blasser und konnte kaum noch hervorflüstern: „Leb' wohl, Hinrich! Ich hatte Dich doch sehr lieb . . . Aber Du bist unschuldig an meinem Tod, ich hab' mich unvorsichtig in das Messer gestürzt . . ." Auf diese Weise ist meine theure, liebe Katharina um's Leben gekommen, und jedes Wort was ich gesagt, ist wahr, so war wie ein Gott im Himmel lebt!" — letzte Thormählen feierlich hinzu und erhob, wie zum Schwur, die Hand. Auf seinem Antlitz prägte sich deutlich seine tiefe Ergriffenheit ems. Wurde ihm doch durch seine Erzählung die düstere Vergangen heit noch einmal gegenwärtig. — Da war mit einem Schlage das furchtbare Räthsel gelöst, das über jenen Vorgängen so lange geruht und das für den armen Freund so verhängnißvoll geworden! — Einer solchen Verschlingung vonZu- söllen hatte es freilich bedurft, um auf Eschenburg allein allen Ver dacht zu lenken. Helene hatte also doch mit ihrem unerschütterlichen Festhalten an der Unschuld des Geliebten das Rechte getroffen. — „Warum machten Sie nicht lieber offene und ehrliche Anzeige von dem Vorgefallenen?" fragte Doktor Overkamp, „sie hätten sich viel Unruhe und meinem Freunde namenlose Qualen erspart." „Ich weiß cs selbst nicht, warum ich es nicht gethan," antwortete Thormählen tief niedergeschlagen. „Als ich sah, daß Katharina nicht wehr zu retten war und sie bald darauf, trotz meines heißen Gebets wn ihre Rettung, den letzten Seufzer aushauchte, verlor ich völlig we Besinnung. Ich kniete noch einmal an der Leiche nieder und weinte bitterlich. Dann war es mir plötzlich, als hörte ich ein Geräusch, wie das Nahen von Menschen; nun ergriff mich eine entsetzliche Angst, wh küßte noch einmal zum ewigen Lebewohl meine einzige Katharina, dann warf ich das blutige Hemd in einen Winkel und stürzte davon, sch ging sogleich auf mein Schiff zurück, das schon am andern Mor- Ssv nach New-Jork wieder in See stach. Aber es litt mich nicht chnger auf dem Dampfer, ich gab meinen Dienst auf und wanderte w den Westen Amerika's; doch die fürchterlichen Gedanken wurde ich wcht los. Immer wieder stand das bleiche Gesicht Katharina's vor weinen Augen, ich mochte treiben, was ich wollte, es kam kein Frie den in mein Herz . . . Und nun ich endlich erfahren habe, daß um weinetwilleu ein Unschuldiger leiden soll, will ich wenigstens durch mein Bekenntniß das Schlimmste von ihm abwenden. Mag nun mit mir geschehen, was da wolle, ich werd's ertragen." Hinrich Thormählen schwieg. Ein kalter Schweiß bedeckte seine ^kirne und die Augen starrten düster und glanzlos vor sich hin. , «Sie sind bereit, diese Aussage vor Gericht zu wiederholen?" i^gte der Anwalt. «Gewiß, ich habe keinen anderen Wunsch," war die Antwort. Dennoch nahm Doktor Overkamp zur Vorsicht ein kleines Protokoll swf, in dem er in aller Kürze die Angaben Thormählen's wiederholte, "kß ihn dasselbe unterschreiben und fuhr dann noch in derselben Stunde ihm zum Gericht. Der junge Mann gab noch einmal eine aus- 'Miche Erklärung über die Vorgänge jenes verhängnißvollen Mor- W und damit mußte, zu Aller Ueberraschung, jeder Zweifel an der völligen Unschuld Doktor Eschenburg's schwinden. Dennoch konnten Richter keine Beschämung über ihren Jrrthum empfinden. Wie einmal das Verhängniß die Fäden geknüpft, mußte der Angeklagte vvthwendig auch verurtheilt werden. . Doktor Overkamp beantragte sofort die Freilassung seines Freun- ws, die auf der Stelle verfügt wurde. Da dieser Befehl auf dem vvgsamen Bureauwege doch nicht zu erlangen war, eilte der Anwalt Weich zu Helenen, um sie von der plötzlichen glücklichen Wendnng " Kenntniß zu setzen. Bei der großen Seelenstärke, die Fräulein Heldström stets bewiesen, wüste Overkamp nicht fürchten, durch eine plötzliche Mittheilung der Fseudenpost Helene allzu tief zu erschüttern. Und sie schien schon von lwvem freudig erregten Antlitz Alles abzulesen: „Nicht wahr, Doktor, bringen mir die Nachricht, daß Martin's Unschuld an den Tag ^kommen?" fragte sie, ihm entgegengehend und seine Hände ergreifend. Der 'sonst so ruhige Anwalt schaute jetzt ganz betroffen drein, ^ve folcke Frage und daß Helene Alles errathen würde, hatte er nicht ^rtet. „Ja, er wird in einigen Stunden frei sein." (Schluß folgt.) , Vermischtes. . Ein berüchtigter Wucherer wollte einen Bauern pfänden mn, doch fand der Gerichtsvollzieher nur eine Kuh vor, die er dem vuern als nothwendiges Inventar belassen mußte. Da trifft auf ei- bm Wochenmarkte der Wucherer seinen Schuldner, bemitleidet ihn ob Nothlage und meint, da er so viel verliere, so käme es auf ei- W Mark auch nicht an. Als Beweis feiner Großmuth schenkt er ein Bauer eine Ziege im Werthe von 25 Mark. Der Bauer eilt Mmjch dem Geschenk zum Dorfe. Hier verbreitet sich schnell as Gericht von der Besitzvermehruug des Genossen und der Name «Gebers. Der Schulze, ein gar schlauer Mann, merkl jedoch die Ab- A des Wucherers und giebt seinem Freunde den Rath, die Ziege Munigst zu schlachten, da sonst die Kuh für den Gerichtsvollzieher Z" pfändbares Objekt sei. Gesagt — gethan. Am nächsten Morgen Won erscheint der Beamte, wohl unterrichtet, daß auf dem Hofe jetzt ied Kuh eine melkbare Ziege vorhanden sei. Siegesbewußt Kaki "Eet der Bauer, daß er die Züge gleich nach der Heimkehr schlachten müssen zur Mahlzeit für sich und seine zahlreiche Fa- üe. Der Wucherer soll über diese zweite fruchtlose Exekution, ob- M>ch er so geschickt vorgearbeitet zu haben glaubte, nicht sonderlich IM gewesen sein. Guter Vergleich. „Ah, Herr Graf haben sich eine neue Dogge angeschafft, famoser Hund, auf Ehre!" „Ja, ich kann Ihnen fügen, vortreffliches Thier. Folgt mir auf Schritt und Tritt, ist anhänglich, wie ein Gläubigen Auflösung der historischen Charade in voriger Nummer: „Sedan" Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Monat August: Getauft: Alma Martha, Bruno Theod.Dietze's, Maurers hier, Tochter; Martha Frida, Gust. Adolf Major's, ans. Bürg. u. Seiler- mstrs. hier, Tochter; Emil Kurt, Andreas Rentzsch's, Fuhrwerksbes. hier, Sohn; Franziska Linna, Gust. Adolf Döring's, ans. Bürg, und Tischlermstrs hier, Tochter; Frida Elsa, Karl Robert Tittmann's, Webers u. Schnittwaarenhändlers hier, Tochter; Anna Martha, Karl Ang. Schreckenbach's, Bierverlegers hier, Tochter; Hulda Anna, Aug. Heinr. Bormann's, Wirthschaftsbes. in Grumbach, Tochter. Getraut: Heinrich Oskar Haubold, Fleischer hier, mit Selma Anna Lange hier; Max Albert, Steueraufseher hier, mit Selma Bertha Roßberg hier; Julius Oswald sLungwitz, Zimmermeister hier, mit Ottilie Alma Richter hier. Beerdigt: Marie Elisabeth, Ernst Traug. Wehner's, Händlers hier, Tochter, 3 M. 27 T. alt; Ernst Louis Lehmann, Bürger und Schuhmachermstr. hier, 56 I. 5 M. 8T. alt; Frida Elsa, Karl Rob. Tittmann's, Webers und Schnittwaarenhändlers hier, Tochter, 1 T. alt. uotioQ. Fm Psarrhofe zu Blankenstein sollen Sonnabend, den 12. September d. K., Nachmittags 4 Uhr, verschiedene Möbel und Hausgeräthe, wie ein Sekretär, Wäschschrank, Schreibtisch, Sopha, Stühle, Bettstellen, Spiegel u. a. m. gegen sofortige Baar- zahlung versteigert werden. ' , „Lilienmilchseife" beseitigt sofort alle Sommersprossen, erzeugt einen wunderbar weißen Teint und ist von höchst angenehmen Wohlgeruch. Preis L Stück 50 Pf. 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