Volltext Seite (XML)
ThmM, Nossen, Iikbtnlth» und die UllMMden. Amtsblatt für die Köniql. Amlshauptmmillschlift zn Meißen, das Köniql. Amtsgericht und den Slndtrallj zu Wilsdrnsi. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mart. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr, 55. Dienstng, den 8. Juli Bekanntmachung, Durchschnittspreise für Marschfoürnge betr. Von der Königlichen Kreishauptmaunschafl Dresden sind die Durchschnittspreise für Marschfonrage in dein Hanptmarktorte des hie- siaen Bezirks, der Stadt MeiHen, auf den Mvuat Mai dieses Jahres folgendermaßen festgestellt worden: 7 M. 69 Pf. für 50 Kilo Hafer, 4 - 26. - - 50 - Heu, 2 - 50 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshauptmannschnft Meißen, am 2 In« 1884 v. Bosse. Donnerstag, den IO. dieses Monats, Nachmittags 8 Uhr, öffentliche StadtgemeinderathSfitzung. Wilsdruff, am 7. Juli 1884. Der Stadtgemeinderath. Kicker, Brgmstr. DageSgeschichte. Der Bundesrath hat bekanntlich in seiner letzten Sitzung den ge nugsam bekannten, von dem Reichstage mit einer Mehrheit von 4 Stunmen angenommenen Ackermann'schen Antrag betreffs des Hal tens von Lehrlingen nicht sofort genehmigt, fandetn denselben an die betreffende Kommission verwiesen. Der Grund dafür liegt jeden falls nicht allein in der Gegnerschaft einer Anzahl von Regierungen zu dem Anträge. Inhalts desselben kann im Bezirke von Innungen, welche sich aus .cm Gebiete des Lehrlingsweseus bewährt haben (K 100o der G.-O.), durch die höhere Verwaltungsbehörde nach Anhörung der Aufsichtsbehörde widerruflich bestimmt werden, daß Arbeitgebern, welche, obgleich sie zur Aufnahme in die Innung nach der Art ihres Gewerbebetriebes fähig sein würden, gleichwohl der Innung nicht an gehören, von einem bestimmten Zeitpunkte an Lehrlinge nicht mehr annehmen dürfen. Eine gleiche Bestimmung fand sich bekanntlich in dem 1881 dem Reichstag vorgelegten Gesetzentwurf. Derselbe wurde indessen abgelehnt und, diesem Beschluß entsprechend, die in Art. 2 der damaligen Vorlage enthaltene Strafbestimmung, soweit dieselbe sich auf den gestrichenen Passus bezog, weggelaffen. Der Abgeordnete Ackermann und Gen. haben nunmehr beantragt und der Reichstag hat beschlossen, die Bestimmung in Z 100o Nr. 3 wieder herzustellen; sie haben aber unterlassen, auch die entsprechende Strafbestimmung auf zunehmen, sodaß, falls der Bundesrath dem vom Reichstage bsfchloffe- nen Gesetzentwürfe zustimmen sollte, den in Rede stehenden Arbeitge bern wohl verboten werden kann, Lehrlinge zu halten, Arbeitgeber aber, welche trotz des Verbotes Lehrlinge halten, straflos bleiben. Nun meint die deutschsreisinnige „Liberale Korrespondenz", es sei gar nicht zu bezweifeln, daß die preußische Regierung dem konservativ-kleri kalen Gesetzentwurf in hohem Grade sympathisch gegenüberstehe; es müsse aber fraglich erscheinen, ob der Bundesrath trotzdem ein Gesetz annehmen werde; welches praktisch völlig unausführbar sein würde. Die höheren Verwaltungsbehörden, welche Arbeitgebern, die den Ein tritt in die Innung verweigern, das Halten der Lehrlinge verbieten, ohne im Stande zu sein, diesem Verbot praktisch Folge zu geben, würden die Autorität der Verwaltung in geradezu unheilbarer Weise schädigen. Durch Annahme eines solchen Gesetzes würde der Bundes rath das Geständniß ablegen, daß es ihm nicht um die Sache, son dern lediglich um die agitatorische Verwerthung eines derartigen Ge setzes zu thun sei. Denn wer könnt.' eine Garantie dafür übernehmen, daß der künftige Reichstag geneigt sein werde, die fehlende Strafbe stimmung in das Gesetz einzufügen?" So weit die ,,Lib. Korresp." Man wird ja bald hören, ob der Bundesrath derselben Ansicht ist, wie das deutsch-freisinnige Organ. Die Armenlast Berlins hat sich in den letzten 14Jahren ganz erheblich gesteigert. Während noch im Jahre 1870 die Gesammtaus- gaben sür das Armenweseu der Stadt nur 2,348,264 M. betrugen, sind sie jetzt aus 4,392,650 M. augewachsen. Elberfeld, 5. Juli. Die „Elberfelder Ztg." meldet: Heute Nachmittag explodirte eure Mischbude der Dynamilfabrik bei Schlebusch. Drei Arbeiter sind todt, mehrere anvere sind verletzt. Bei Burg im Reg.-Bez. Magdeburg schlug am 2. ds. der Blitz in eine auf dem Felde zusammengedrängte Heerde Schafe und tödtete 65 Stück. Selbstmorde sind nnter den Militärs nicht selten, aber ei» Fall, wie der nachstehende, dürfte an Ungewöhnlichkeit der Todesart alle bisherigen übertreffen. Wie man nämlich aus München berichtet, hat sich der Unteroffizier Jakob des 1. Feld-Artillerie-Regiments in der Maximilians-Kaserne mittelst einer Kanone erschossen. Als Motiv wird Furcht vor Strafe angenommen. Beim Putzen des Ge schützes hatte Jakob dieses mit einer Kartätschgranate zu laden gewußt und sich dann mit der Brust vor die Mündung des Rohres gelehnt, wodurch ihn, beim Abfeuern der ganze Körper zerrissen wurde. Paris. Ueber die Cholera liegen folgende Nachrichten vor: Der Marineminister erhielt ein weiteres Schreiben von Dr. Rochard ! aus Toulon, worin derselbe sich wiederholt dahin ausspricht, die Epidemie in Toulon sei im Erlöschen begriffen, dieselbe könne sich zwar noch hinziehen, bis die große Hitze vorüber sei, sie werde aber allmählich gelinde auftreten. Das hygienische Konsultationskomitee sprach sich sür die Hinausschiebung des Nationalfestes am 14. Juli aus, um wegen der Epidemie die zusammenströmenden großen Menschen massen zu vermeiden. Die Presse erinnert daran, daß im Jahre 1865 mit dem Fest vom 15. August die Cholera zuerst in Paris austrat. - Die Polizeipräfektur dementirt es entschieden, daß in Paris irgend ei» Cholera fall vorgekommen sei. Toulvn, d. 4. Von gestern Abend bis heute Vormittags 10 Uhr sind hier 5 Choleratodesfälle vorgekommen. Der preußische Geheim- rath Or. moä. Koch ist heute Mittag hier eingetroffen und wurde auf dem Bahnhof von dem Marinearzt Rouvier, welcher ihm während seines hiesigen Aufenthalts beigegeben ist, empfangen. Geheimrath Koch begab sich sofort zu dem Seepräfekten, wo ihn der Generalin spektor 1)r. Rochard erwartete. Eine neue iSchreckensnachricht kommt aus Egypten. El Dabbeh am Nil, südlich von Dongola, ist von den Banden des Mahdi ge nommen worden, wobei die Garnison und die gesammte Einwohner schaft, im Ganzen 3000 Menschen, niedergemetzelt wurden. WaterländischeS Wilsdruff. Herr Gecichtsamtmauu a. D. Leonhardi in Dresden hat abermals unsre Kirche mit einem reichen Geschenke be dacht; ohne daß er von irgend Jemand darum angegangen worden wäre, fügte er vergangene Woche, um, wie er selber sagt, die Orna mente nnd heiligen Gefäße der Kirche zu Wilsdruff in geeignetere Uebereinstimmung und Vervollständigung zu bringen, zu dem im vorigen Jahre von ihm geschenkten silbernen Crucifixe und beiden silbernen Altarleuchtern noch eine silberne Altarkanne, zwei silberne Altarkelche und zwei silberne Hostienteller, alles im Innern vergoldet, hinzu und spricht sich in seinem Begleitschreiben dahin ans, daß es ihm zur wahren herzlichen Freude gereiche, solche noch bei seinen Leb zeiten der Kirche seiner lieben Vaterstadt widmen zu können. Unsere Gemeinde aber ist dem hochherzigen Geber gewiß zu großem Danke verpflichtet; möge Gott ihn dafür in seinem hohen Alter reichlich segnen. — Dresden. Bei einer Temperatur vou 26 Grad R. im Schatten hielt das hiesige Stadtverordnetenkollegium am 3. d. M. Abends seine letzte Sitzung vor de» Svmmerferien ah. Es ging in derselben wieder einmal „sehr heiß" her; recht abkühlend und ernüchternd wirkte jedoch alsbald eine Erklärung des Oberbürgermeisters l)r. Stübel, der es mit seiner Pflicht nicht für vereinbar erachtete, der Bera- thung des Kollegiums ferner beizuwohnen und sich genöthigt sah, mit den anwesenden Rathsmitgliedern den Saal zu verlassen. Zu diesem Faktum gab Veranlassung der von dem Stadt verordnete» l)r. moä. Schumann erstattete und von sämmtlichen Aus- schnßmitglicder» mitunterzeichnete Bericht des Finanzausschusses über das Stadtkrankenhaus. In diesem Berichte waren die Oberärzte des städtischen Krankenhauses in ganz unerhörter Weise angegriffen worden. Oberbürgermeister l)r. Stübel konnte die Ehre der so stark befehdeten Acrzte nicht besser wahren, als daß er das Ungehörige der vom Re- ferenten des Finanzausschusses geübten Kritik rügte/ daß er — wie er gethan — sich entfernte. — Der zu Ehren des Herrn Geh. Hofrath Ackermann am Freitag Abende von den vereinigten Innungen Dresdens veranstaltete Fackelzug nahm, begünstigt vom herrlichsten Wetter, einen glänzenden und in jeder Beziehung wohlgelungenen Verlauf. Bereits kurz nach 7 Uhr begann sich das Komitee und das Gros der Fackelträger im Stadtpark zu versammeln, so daß der Zug präzis 9 Uhr sich in Be wegung setzen konnte. Geführt von Herrn Obermeister Kratzsch, dem als Anführer der acht formirten Züge noch die Herren Obermeister und Jnnungsältesten Obermeier (Schlosser), Barth, Lunze (Schneider)