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Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Erscheint iv öchestltch 2 Mal Dienstag und Freitag. Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pi. Inseralenannabme RontagS ».Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag NbonnemenrsPrM vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inseralenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 1L Ubr. ivsc' für Lilsdr^(, Amtsblatt nr die Konigl. Amtshauptumullschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Nr. 44. Freitag, den 30. Mai 1H84» -4 Zum MmMeAe. K- Schmückt das Fest mit Maien! Thut's der Mutter nach, Der Natur, der reichen, an der Pfingsten Tag, Die in solcher Fülle selten nur sie beut. Schmückt das Fest mit Maien pfingstenselig heut! i Freude wird das Bangen und das Zagen Muth, § Und die Lippen reden der Begeiferung Gluth, Z Und der tiefer, tiefer erst im Busen sank, Mächtiger hebt heute sich der Thatendrana. Lenz ist Hoffnung immer, und der Maien Grün Macht sie zwiefach heiter in der Brust erglüh'n An dem großen Tage, der der Jüngerschaar Einstens die Erfüllung alles Hoffens war. Dieser Geist der Pfingsten, dein ist er, auch dein, Und wähnst du verlassen hier dich und allein, Warte sein und hoffe. Stärken wird er dich, Kräftigen und gründen wieder mächtiglich. Christ ist heimgegangen, lassend sie allein, Und sie schauen rathlos und verlassen drein. Sieh, da schwebt die Taube nieder erdenwärts Und die Feuerflammen fassen Geist und Herz. Hoffe!-Wann die Stunde wird gekommen sein, Kehrt mit seiner Hilfe er bei dir auch ein. Nimmer ist verlassen, wer noch hoffen kann; i Sonnig bricht ein Pfingsten ihm auch endlich an. ^h. Tgbl.) „ , DageSgefchichte. . Berlin. Das Gesetz über die Subvention von Dampferlnnen nach Ostasien und Australien soll den Abgeordneten in die Heimath nachgesendet werden. Dasselbe wird wohl an einem der ersten Sitz ungstage nach den Ferien den Reichstag beschäftigen und von dem selben einer Kommission überwiesen werden. Die Fraktionen der Rech ten sind unbedingt dafür, auch im Centrum ist man dem Entwürfe nicht abgeneigt. Die Nationalliberalen werden sich vorranssichtlich dem Entwürfe ebenfalls geneigt zeigen, die deutsch-freisinnige Partei ist in ihrer Majorität dagegen, wird aber bei Den kleineren Gruppen vielleicht nicht die gewohnte Unterstützung finden. In Regierungskreisen hofft man die Majorität für das Gesetz zu finden. Es ist übrigens mit Bestimmtheit anzunehmen, daß bei der ersten Lesung des Entwurfs Anlaß genommen werden wird, um auch die Kolonialfrage zur Sprache zu bringen. Der dem Reichstage zugegangene Gesetzentwurf, betr. die Ver wendung von Geldmitteln aus Reichssonds zur Enirichlnng und Un terhaltung von Postdampfschiffsverbindungen mit überseeischen Ländern hat folgenden Wortlaut: tz 1. Der Reichskanzler wird ermächtigt, die Einrichtung und Unterhaltung von regelmäßigen Postdampfschiffs- verbindnngen zwischen Deutschland einerseits und Ostasien bezw. Au stralien andererseits auf eine Dauer bis zu fünfzehn Jahren an geeig nete Privatunternehmungen zu übertragen und in den hierüber abzu- schließenden Verträgen Beihilfen bis M» Hochstbetrage von jährlich vier Millionen Mark aus Reichsmitteln zu bewilligen. H 2. Die nach 8 1 zahlbaren Beträge sind in den Reichshanshaltsetat' einzustellen. Münster, 23. Mai. Ein im hiesigen Zuchthaus befindlicher, zu dreijähriger Strafe verurtheilter Schuhmacher hat kürzlich während des Spazierganges auf dem Hofe einen Gefangenenaufseher, der ihn mehrmals zur Ordnung verwiesen hatte und, als das fruchtlos blieb, ihn in die Zelle abführen wollte, mit einem im Aermel verborgen ge haltenen Schustermesser erstochen. Die Grundlage der Unfallversicherung für Arbeiter werden im Reichstage als gesichert angesehen. Bezüglich der Aufbringung der Versicherungsprämien durch die Arbeiter, der genossenschaftlichen Organisation und des Deckungsverfahrens besteht wesentliche Ueberein stimmung der Ansichten, weniger über einen anderen wichtigen Punkt. In weiten Kreisen glaubt man der Betheiligung der Arbeiter an den neuen Einrichtungen sehr enge Grenzen stecken und darauf hinwirken zu müssen, daß die Arbeiter nur im Verein mit den Arbeitgebern und unter Leitung der letztern zum Mitrathen und Mitthaten herangezogen werden dürfen. Da liegt aber die Besorgniß nahe, daß eine Emrich- Arbeiterstand als solchen unbetheiligt läßt, des Volks- thttmlichen Boden entbehren und des Zweckes berauben würde, „den auf Umsturz gerichteten Bestrebungen revolutionärer Elemente den Boden zu entziehen." Ein gewisses Maß selbstständiger Betheiligung der Arbeiter Mrd del Einrichtung eben so wenig entbehrt werden können wie bei den Krankenkassen. Es muß das Vertrauen der Betheiligten erweckt werden. Ueberlange hat der deutsche Reichstag in Berlin in geborgtem und ziemlich bedenklichem Hause getagt. Äm 9. Juni wird endlich der Grundstein zu einem neuen, eigenen und würdigen Reichstags- gebäude gelegt werden und zwar nicht, wie man sagte, ohne Sang nnd Klang, sondern in Gegenwart des Kaisers und des ganzen Reichs tages mit aller Feierlichkeit. Hoffentlich legt man sogleich die rechten glückverheißenden Dinge in den Grund- und Eckstein. In einigen Jahren wird dann der Reichstag sagen können: mein Haus meine Burg! — Am 10. Juni reist der Kaiser nach Ems. Von Zeit zu Zeit werden Versuche zu einer einheitlichen Regelung des deutsche» Lotteriewesens unternommen, meist völlig erfolglos. Auch in allerjüngster Zeit war man auf diesem Gebiete nicht glücklich. Man spricht von Anträgen Preußens beim Bundesrathe »ach Vor schlägen, welche das preußische Finanzministerium gemacht hätte. Daß das letztere mit derartigen Dingen beschäftigt ist, hat seine Richtigkeit, die Pläne sind seit längerer Zeit entworfen, allein ob es überhaupt und namentlich in nächster Zeit zu Anträgen kommen wird, ist sehr fraglich, da man sich von vornherein nicht über die Schwierigkeiten Illusionen macht, welche von einzelnen Staaten, namentlich von Sachsen und Braunschweig, erhoben werden möchten. Man wird nicht irren, wenn man annimmt, daß hier vorläufig Alles beim Alten verbleiben wird. Der Schweriner Oberkirchenrath hat eine Entscheidung ge troffen, die augenblicklich lebhaft diskutirt wird. Es hatten nämlich im Februar mehrere Eltern in Waren ihre vor der Konfirmation stehenden Kinder mit auf den Maskenball des Turnvereins genommen, nnd zwar trotz des Verbots ihres Pastors. Einer dieser Familienväter hat nun eine Zuschrift erhalten, worin ihm eröffnet wird, daß er „vom aktiven und Passiven Wahlrechte zu kirchlichen Gemeindeämtern, von der Berechtigung, als Tanfzeuge zu fungiren, von der Absolution und Zu lassung zum heiligen Abendmahl, von öffentlichen kirchlichen Fürbitten und Danksagungen jeglicher Art und von dem Anspruch auf Bethei- ! ligung der Kirche durch Begleitung der Geistlichkeit und Glockengeläute i beim eventuellen Begräbnisse so lange ausgeschlossen ist, bis er seine Weigerung, den Pflstbten eines Gliedes unserer Gemeinde nachkommen zu wollen, ausdrücklich znrückgenommen habe." Auch die Frau des Mannes fällt demselben Geschicke anheim, falls sie nicht die Mißbll- ! ligung über das Benehmen ihres Gemahls zu erkennen giebt. — For- i mell mag der Oberkirchenrath im Rechte sei»; ob er damit aber die j Sympathie für die Kirche vermehren wird, erscheint uns mehr als fraglich. Es giebt keine Nation auf der weiten Erde, die mit größerer Rücksichtslosigkeit nnd Schlauheit schnöde Jnteressenpolitik treibt, als die englische, denn auch dort, wo England einem Plane das Män telchen der Humanität umhängt, merkt man nur zu bald die Absicht des Egoismus und der Herrschsucht. Dabei geberden sich die Englän der auch noch so, als ob jedes Stück Land, welches von halb- oder unzivilisirten Menschen bewohnt und noch nicht in den ausdrücklichen Besitz einer anderen Kolonialmacht gelangt ist, immer England gehören müsse. Sind sie doch auch schon neidisch auf die kleine Kolonie Angra Pequena, welche die deutsche Handelsgesellschaft Lüderitz L Comp. in Südafrika gegründet und dem Schutze der deutschen Flagge anvertraut hat und soll nach dem Anträge eines edlen Lord im Parlamente die englische Regierung untersuchen, ob England keine Ansprüche auf Angra Pequena habe, denn vor so und soviel Jahren hätte einmal ein englischer Kaufmann einen Tauschhandel an der Küste von Angra Pequena errichtet. Ja, Englands Politik kennt nur die Logik des Egoismus nnd des Profits, aber manchmal bekommt diese Politik, die gern Andern und zumal armseligen Eingeborenen die Kastanien aus dem Feuer holt und die fette Suppe für die Engländer kochen läßt, der großen englischen Nation doch recht schlecht. So stellt sich immer mehr und mehr heraus, daß Englands Aktion in Egypten und im Sudan zunächst ein ungeheurer Fehlschlag ist und wahrscheinlich John Bull eine Menge Geld und Soldaten kosten wird. Eine eigentliche Ordnung ist in Egypten für eine gedeihliche Wirthschaft noch gar nicht hergestellt, dort herrscht ein Polizei- und Säbelregiment, die Bevölke rung ist widerspenstig und das Land verarmt. Nun will England mit Hülfe der Größmächte in Egypten Wandel schaffen, aber die ge plante egyptische Konferenz wird sich wohl nur mit dem zweifelhaften Experimente zu beschäftigen haben, wie man einem Halbtodten neues Leben einflößt und dieses Liebeswerk wird England auf seine Kosten an Egypten selbst vollbringen müssen, wenn in Egypten überhaupt etwas geschehen soll. Weit bedenklicher sieht es für England aber im Sudan aus. Anfangs sagten die Engländer wohl, wir mögen mit Sudan nichts zu schaffen haben, (weil nämlich Sudan ein armes Land ist und die englische Gewinnsucht nicht reizte) dann fing aber der Mahdi mit seinen Sudanesen an, Egypten und der Stellung der Eng länder am Nil gefährlich zu werden und nun schritten die Engländer an's Werk. General Gordon sollte den Mahdi bestechen oder andere Häuptlinge mit Geld erkaufen und den Mahdi verjagen. Die Häupt linge in Khartum haben aber das englische Gold genommen und haben den Mahdi nicht bekämpft, und dessen Schaaren sind bis Khartum vorgedrungen und belagern den in verzweifelter Lage befindlichen Gordon. Den Anhänger des Mahdi, Osman Digma, mußten ferner die Engländer bei Suakim zurückfchlagen, aber Osman Digma hat