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Wochenblatt für für fiir die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff. Bierun-vierzigsser Jahrgang. Erschein^ wöchentlich 8 Mal Dienstag und Freitag Abonnememspreis vierteljährlich 1 Mar k Sine einzelne Nummer kostetet) Pf. Jnseratenannahmc AontagS u. Donnerstag- biS Mittag 1L Nbr. Erscheint wöchentlich S Mal Dienstag und Freitag. NbsnnementSpreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostetet) Pj. Inseratenannahme Montags ».Donnerstags bis Mittag 18 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Nr. 18. Freitag, den 29. Februar 1884. MDG'"— r ' "—l -v - . V . ^.-7. i - - H kii»» Bekanntmachung. Zufolge Gcneralverordnung vom 8. November 1877 hat das König!. Ministerium des Innern mit Rücksicht auf die öffentliche Ge sundheitspflege angeordnet, daß bei Vermeidung einer Geldbuße bis zu 100 Mark für jeden einzelnen Contraventionsfall alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen von Fäulniß wahrnehmbar sind, nicht über den vierten Tag (4 mal 24 Stunden) von der Stunde des eingetretenen Todes an im Sterbehause belassen werden dürfen, sondern aus dem letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeitfrist entfernt werden müssen, um entweder beerdigt oder den Todtenhallen übergeben zu werden. Die Polizeibehörden hiesigen Bezirks werden angewiesen, über die Befolgung dieser Anordnung zu wachen und Zuwiderhandlungen anher anzuzeigen. Meißen, am 25. Februar 1884. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Bosse. Bekanntmachung. Die Anmeldung der neuaufzunehmenden Binder, welche durch die Eltern persönlich zu erfolgen hat, nimmt der Unterzeichnete Montag den 3. und Dienstag der 4. März nachmittag» von IS Uhr in der Expedition (Zimmer No. 7) entgegen.' Schulpflichtig sind alle Kinder, welche bis Ostern das 6. Lebensjahr erfüllt haben; fchulberechtigt nur diejenigen, welche bis zum 30. Juni d. I. das 6. Lebensjahr vollenden. Alle jüngeren Kinder werden zurückgewiesen. Bei der Anmeldung ist beizubringen: 1 ., ein TaufzeugniS, jedoch nur von nicht in hiesiger Parochie geborenen Kindern, 2 , ein Impfschein. Gleichzeitig ist die nötige Angabe betr. der Religion, beziehentlich Confessio« zu machen, und die Erklärung abzugeben, in welche Bürgerschule das betreffende Kind ausgenommen werden soll. Der Tag der Aufnahme wird fpäter bekannt gemacht. Wilsdruff, den 20. Februar 1884. Der Direktor der städt. Schulen. E. Gerhardt. Ta ff es geschickte. Berlin. Definitive Bestimmungen über die Art der Eröffnung der Reichstagssession, der letzten der Legislaturperiode, sind noch nicht getroffen, doch wird auf regelmäßig gut unterrichteter Seite ange nommen, daß eine Eröffnung durch den Kaifer in eigner Person nicht zu erwarten steht. Fürst Bismarck wird jedenfalls erst einige Zeit nach Eröffnung der Session hierher kommen. Die neuerdings mehrfach verbreitete Nachricht, der Reichskanzler gedenke sich den Verhandlungen des Reichstages fernzuhalten, entbehrt, wie zuverlässig verlautet, jeden Grundes. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß die Zurücksendung der Resolution des Washingtoner Repräsentantenhauses in einer oder der anderen Form vor den Reichstag gebracht werden wird, wahr scheinlich jedoch erst nach der Rückkehr des Reichskanzlers von Fried richsruhe. Eine Aeußerung des Reichskanzlers gegenüber einem holländ. Diplomaten theilt der „Hamb. Korr." mit. Dieselbe lautet: „Ihr könntet eine von allen lebenden Holländern unterzeichnete Petition um Einverleibung in Deutschland an den Kaiser richten, ich würde doch dagegen sein; wir haben an den Polen, Dänen, Welfen und elsässischen Parisern centrifugale Elemente genug, und mehr als genug; wir können nicht noch 3 Millionen Holländer gebrauchen, die uns jederzeit mit Geringschätzung behandelt haben. Der „K. Z." wird von Berlin berichtet: In verschiedenen Blät tern, namentlich in französischen, wird die Behauptung aufgestellt, Deutschland habe sich in jüngster Zeit in demselben Verhältniß von Oesterreich entfernt, wie es sich Rußland genähert habe. Das ist falsch und wird auch in maßgebenden Wiener Kreisen als falsch er kannt. Der Versuch, mit ähnlichen Andeutungen Zwiespalt zwischen Deutschland und Oesterreich zu säen, scheitert an den unverändert fest- ! stehenden guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die auf ! gegenseitiges Vertrauen, gegenseitige Interessen und gegenseitiges Wohl- wollen begründet sind. Es dürfte jedoch vielleicht nützlich sein, darauf hinzuweisen, daß das Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich zUM ersten den Zweck hat, den europäischen Frieden aufrecht zu er halten. Eine deutschfreundliche Politik Rußlands, wie sie jetzt in er freulicher Weise zu Tage tritt, kann nur zur Befestigung des Friedens beitragen und muß deshalb in Wien eben so angenehm berühren, wie in Berlin. Unangenehm wird dieselbe nur denjenigen sein, die einen europäischen Krieg herbeiwünschen, in der Hoffnung, bei Gele genheit die Ziele ihrer utopäischen Revanche-Politik erreichen zu können. Aus Stultg art, 24.Febr., meldet man: In einer einem gewissen Reinhardt gehörigen Pfandleihanstalt am Leonhardsplatze ist gestern Abend 9 Uhr ein Raubmord verübt worden. Reinhardt wurde ge- tödtet; der Mörder ist entflohen. Man schreibt der „Schief. Ztg.": In Böhmen beginnt der Kampf der Nationalitäten bereits groteske Formen anzunehmen. Nach dem vor kurzem das Organ der Jungtschechen an die tschechischen Mütter einen Appell gerichtet hatte, in welchem dieselben aufgefordert werden, ihre Töchter in keine deutschen Schulen und vor allem in keine Klosterschulen zu schicken, damit dem zarten Würmchen ja keine Gelegenheit geboten werde, die deutsche Sprache, diesen Urquell aller Uebel, zu erlernen, fordert es nun die tfchechischen Jünglinge auf, Vereine zu stiften, deren Mitglieder sich verpflichten, nur solche Jung frauen zu heirathen, die der deutschen Sprache nicht mächtig, dem Lande, der Nation noch nicht entfremdet sind. Andererseits wird in deutschen Kreisen der Gedanke ernstlich ventilirt, Lehrjungen für deutsche Städte nur aus deutschen Gegenden zu rekrutiren und zu diesem Ziele ein eigenes Vermittelungsbureau zu gründen. An die deutschen Arbeit geber wird das Verlangen gestellt, die tschechischen Arbeiter zu ent lassen. Tschechische Gemeinden haben es bei Besetzung von Beamten- und Dienerstelleu längst als Norm aufgestellt, Deutsche, auch wenn sie beider Landessprachen mächtig sind, nicht zu berücksichtigen. Deutsche Gemeinden verlangen jetzt ebenfalls von den Petenten um erledigte Be amten- und Dienerstellen den Nachweis deutscher Nationalität oder, wie die Trautenauer, den Nachweis deutscher Gesinnung. Ferner will man mit allen tschechischen Gewerbetreibenden und Handelsleuten ab brechen, bei allen Lieferungen und Arbeiten für deutsche Städte sollen künftighin nur deutsche Firmen berücksichtigt, die. tschechischen ausge schlossen werden. Die tschechischen Organe sind darob sehr entrüstet und behaupten, daß die Deutschnationalen einen Krieg entfesseln wollen, der schrecklicher und in seinen Folgen unberechenbarer ist, als jeder andere. Sie vergessen hierbei nur, daß es ihr Same ist, der jetzt auf geht, sie waren es, die zuerst und namentlich, wenn es sich um die Wahlen handelte, jene famosen Proskriptionslisten zusammenstellten, in welchen die Namen aller jener Industriellen, Kaufleute und Gewerbe treibenden enthalten waren, mit denen die „Nation" als ihren Feinden jeden Verkehr abzubrechen habe. Der Wiener „Mediz. Wochenschrift" gibt die Entlarvung des Spiritisten Bastian Anlaß zu folgenden Bemerkungen: „Nicht der spiritistische Schwindler Mr. Bastian ist der Blamirte; blamirt und verlacht ist nur jenes Publikum, welches den absurdesten Betrügereien Glauben schenkt, wenn diese nur in ein gewisses Mysterium gehüllt sind; blamirt und verlacht ist nur jenes Publikum, welches von den Errungenschaften der Naturforschung nichts weiß und nichts wissen will, welches nicht gelernt hat logisch zu denken, und das Natürliche von dem Wunderbaren nicht zu unterscheiden vermag. An die Wun der des Somnambulismus, des Hypnotismus, der Geistererscheinungen, und an ähnliche Schwindeleien glaubt dieses Publikum, aber die Na turwissenschaften, welche klarthun, daß das Mirakulöse nichts als Be trug sei, sind bei demselben schlecht angeschrieben. Die Unwissenheit eines Theiles des „gebildeten" Publikums ist so groß, daß es nicht überrascht, wenn Schwindler ü lu Sebastian eine Rolle in der Welt spielen können. Die geistvollen Prinzen, welche es unternahmen, die Enthüllung des Betrugs durchzuführen, haben der Aufklärung einen wesentlichen Dienst geleistet, denn was unzähligemale schon in Wort unb Schrift nachgewiesen wurde, was die Wissenschaft für jene Kreise ohne Erfolg gelehrt hatte, die Prinzen haben es zu Stande gebracht, nämlich diejenigen dem Spotte und dem Gelächter preiszugeben, die heute an Wunderdinge nnd Geistererscheinung glauben und Diejenigen verketzern, die dagegen ihr Wort erheben. Wie der „Temps" aus Rom meldet, wird der Papst im nächsten Konsistorium den Kardinal Ledochowski zum Bischof in purtibus von Palästina ernennen. Herr Ledochowski würde auf diese Weise vom Kardinalpriester zum Kardinalbifchof befördert und der Erzbischof-