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Wochenblatt für Erschein« wöcheultlch 2 Mal Dienstag und Freitag. NbvnnementSprcis vierteljährlich l Mark. Eine einrelne Nummer k«stet-10 Pj. Znseratenannahmc Montags u. Donnerstags bi« Mittag 12 Uhr. für die König!. Amtshaupimannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Bierun-vierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag Abonnemenispreis vierteljährlich 1 Mark- Eine einzelne Nummer — für kostest Pf. Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Rr. 1« 1884. Freitag, den 22. Februar Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll den 4. Mär, 1884 das dem Tischler Carl Otto Franz in Bnrkhardtswalde zugehörige Haus- und Gartengrundstück Folinm 36 des Grund- und Hypothekenbuches für Burkhardtswalde, vormals Tnubenheimer Antheils, welches Grundstück am 22. Oktober 1883 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 473« Mark — gewürdert worden ist, nvthwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden An schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 26. November 1883. Das Königliche Amtsgericht. Vr. Ll»n^1vU. Bekanntmachung. Di« Anmeldung der neuauszunehmenden «Kinder, welche durch die Eltern persönlich zu erfolgen hat, nimmt der Unterzeichnete Montag den 3. und Dienstag der 4. März nachmittag- von 1 — 3 Uhr in der Expedition (Zimmer No. 7) entgegen. Schulhslichtig sind alle Kinder, welche bis Ostern das 6. Lebensjahr erfüllt haben; schulherechtigt nur diejenigen, welche bis zum 30. Juni d. I. das 6. Lebensjahr vollenden. Alle jüngeren Kinder werden znrückgewiesen. Bei der Anmeldung ist beizubringeu; 1 ., ein TaufzeugniS, jedoch nur von nicht in hiesiger Parochie geborenen Kindern, 2 , ein Impfschein. Gleichzeitig ist die nötige Angabe betr. der Religion, beziehentlich Confessio« zu machen, und die Erklärung abzugeben, in welche Bürgerschule das betreffende Kind aufgenommen werden soll. Der Tag der Aufnahme wird später bekannt gemacht. Wilsdruff, den 20. Februar 1884. Der Direktor der städt. Schulen. E. Gerhardt. des Vereins für das MM-Arm»-- und Arbcilshauscs zu HilbcrSdvrs Sonnabend den L. März 1884 vormittags 11 Uhr in skr ^68t3ura1ion von vobus in Freiberg. 1 ., Justifikation der Jahresrechnung von 1882. 2 ., Ablegung des Rechenschaftsberichts auf das Jahr 1883. 3 ., Bericht der Baudeputation über vorzunehmende Baulichkeiten. 4 ., Bericht über die zur Entlassung bestimmten Häuslinge. 5 ., Beitritt der Gemeinde Hallbach zum Verein. 6 ., Vorlegung des Haushaltplans für das Jahr 1884 und die demgemäß auszuschreibende Anlage. Tagesgeschichte. Berlin. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die kaiserliche Ver ordnung über die Einberufung des Reichstags zum 6. März. Eine Mittheilung, die viel Aufsehen macht und mancherlei Aus legungen erfährt, durchläuft seit einer Woche die Zeitungen, ohne in den amtlichen und halbamtlichen Zeitungen eine Widerlegung oder Er klärung zu finden. Sie lautet: Der amerikanische Gesandte Sargent in Berlin hatte dem auswärtigen Amte daselbst die Beschlüsse züge- stellt, welche das amerikanische Repräsentantenhaus in Washington zu Ehren des verstorbenen Lasker angenommen hatte. Der Reichs kanzler hat jedoch diese Beschlüsse an den Gesandten von Eisendecher in Washington mit dem Auftrage zurückgehen lassen, sie dem auswär tigen Amte in Washington zur Rückgabe an das Repräsentantenhaus auszuhändigen. Der Abgeordnete Lasker, so soll die Begründung lauten, habe in Berlin durchaus »ich« eine so hohe Stellung eingenom men, daß ein derartiges ihn auszeichnendes Dazwischentreten des Reichs kanzlers angezeigt erscheine. Gleich wie jüngst die New-Iorker Sozialisten, so haben sich jetzt auch die in Bern domizilireuden modernen Weltverbesserer mit den Vorfällen in Wien beschäftigt. In New-Jork war es Most, der die That Stellmacher's glorifizirte und in Bern übernahm der Sozialist Peukert die Vertheidigung der blutigen That Stellmacher's. Er recht fertigte dieselbe durch die „Unterdrückung" in Wien und forderte gleich zeitig zur gewaltsamen Beseitigung aller Hindernisse, welche dem Aus bruche der Revolution entgegenstünden, auf. Die anwesenden deutschen Sozialdemokraten opponirten vielfach den Ausführungen Peukert's, sie scheinen demnach doch nicht ganz mit den blutdürstigen Wünschen und Forderungen ihres Gesinnungsgenossen einverstanden zu sein. Im Repräsentantenhaüse der Vereinigten Staaten von Nordame rika ist ein Gesetzt beantragt, welches Repressivmaßregeln gegen die jenigen Länder bezweckt, die der amerikanischen Schweine- u. s. w. Einfuhr Hindernisse in den Weg legen. In einem augenscheinlich in- spirirten Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." wird nun mit Gegenrepres salien von Seiten Deutschlands, mit einem vollständigen Zollkriege gedroht. „Wir nehmen nicht an," schreibt das Regierungsblatt, „daß die Staatsmänner Amerikas zu der Ansicht Hinneigen, Deutschland könne durch Repressalien oder Drohungen veranlaßt werden, Maßregeln zurückzunehmen, die es nach sachverständiger Prüfung im Interesse der öffentlichen Gesundheit angeordnet hat. Eine unabhängige Regierung kann ans jede» Einschüchterungsversuch nur durch entsprechende Gegen maßregeln antworten, d. h. in dem vorliegenden Falle durch Gegen repressalien, bestehend in Erhöhung der deutschen Zölle und sodann auch andere, den Verkehr zwischen beiden Ländern betreffende gesetz liche Einrichtungen. Solche Akte sind zweischneidige Waffen, die auch den verletzen, der sie führt; aber wir würden davon Gebrauch machen, wenn es sich darum handelt, die Unabhängigkeit unserer inneren Ge setzgebung gegen fremde Versuche zu schützen, welche dem seit Grün dung der Vereinigten Staaten bestehenden ungetrübten freundschaftlichen Einvernehmen beider Länder so wenig entsprechen." Im Ceutralhotel zu Berlin waren schon seit längerer Zeit darüber Klagen laut geworden, daß die dort verabreichten Weine den gezahlten Preisen nicht entsprächen. Die Weine lieferte schon seit längerer Zeit der Wein-Großhändler Evert. Derselbe soll nun viele Weine aus Weinfässern mit gleichmäßigem Inhalt in Flaschen füllen lassen und mit verschiedenen Etikettes versehen haben. Zwei Arbeiter des Herrn E., denen diese Art der Weinbehandlung resp. des Etikettefälschens schon längst aufgefallen war, und die erklärte», daß sie diese Hand lungsweise des Herrn E. nicht länger mit ansehen wollten, benachrich tigten nun die Direktion des Centralhotels und so wurde der Krimi- iialpolizei Keniitiüß von den Vorfällen. Die Untersuchungen ergaben, daß die Angaben der beiden Arbeiter begründet waren. Herr E. so wie sein Kellermeister sind zur Haft gebracht worden. Die außerordentlichen Schritte, welche die österreichische Regie rung gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Wiener Anarchisten und Sozialisten gethan hat, sind nunmehr von der Majorität der österreichischen Volksvertretung gebilligt worden. Mit 177 gegen 137 Stimmen erklärte am Freitag das Abgeordnetenhaus die Ausnahme maßregeln für gerechtfertigt und nahm auch die zeitweilige Suspendi- rung der Geschworenengerichte an, nachdem Minister Prazak die Noth wendigkeit dieser Regicrungsverfügung nachgewiesen hatte. Die Linke, welche gegen Ausnahmemaßregeln stimmte, scheint den tiefen Ernst der Situation noch immer nicht begriffen zu haben, sonst hätte sie unmöglich Maßregeln widerspreche» könne», die unter den gegenwärtig in Wien obwaltenden Verhältnissen nur gerechtfertigt erscheinen.