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sich durch Schwimmen. Die übrigen Wagen blieben auf der Brücke stehen. Von den reifenden Cwilisten ist Niemandem etwas pafsirt. Die gerichtliche Unterfuchung ist eingeleitet. Ende Oktober und anfangs November werden sich auch die Ita liener an die Urne zu begeben haben, um zum ersten Male ihr neues Wahlgesetz, das im verflossenen Frühjahr nach jahrelangem Ringen und Kämpfen erlassen worden ist, praktisch zu erproben. Das neue Gesetz ermöglicht zum ersten Male die Bethelligung breiter Schichten des Volkes an den politischen Wahlen. Bisher war dies geradezu ausgeschlossen. Ein hoher Ceusus reduzirte das Korps der italienischen Wähler auf 700 000, was bei einer Bevölkerung von etwa 28 Millionen eine in der Thal so geringe Zahl ausmacht, daß von einer wirklichen Volksvertretung kaum die Rede sein konnte. Infolge desfen war die Betheiligung an den Wahlen eine sehr schwache und die lange Herr schaft der Konsorten konnte nur durch das Uebermaß der Fehler dieser Partei im Jahre 1876 gebrochen werden. Seitdem herrschte die Linke. Ihre erste politische That sollte das neue Wahlgesetz sein. Sie hat indeß, wie man sieht, sechs volle Jahre gebraucht, ehe sie sich über ein solches einigen konnte. Das schließlich vereinbarte Gesetz ist ein Kompromiß der verschiedensten Bestrebungen. Der hohe Census ist erheblich herabgesetzt, die hiernach resultirende, sehr starke Menge der Wähler eben dadurch wieder vermindert, daß die Kenntniß, wenigstens die elementarste des Lesens und Schreibens, als Bedingung der Wahl berechtigung festgestellt worden ist. Man berechnet demnach die Zahl der Wähler auf zwei Millionen. Die letzten Funken des eghptischen Aufstandes glimmen in Damiette noch fort, allein sie sind auf dem Punkte, zu erlöschen. Das Fort Gemileh, das in der Nähe von Port-Said auf der schmalen langgestreckten Landzunge zwischen dem Mittelländischen Meer und dem Mensalehsee liegt und an und für sich bedeutunglose isvlirle Position ist, hat sich nun auch ergeben, nachdem der Theil der Garnison sich in der Nacht vorher nach Damiette zurückgezogen hatte. Der unmittel bar bevorstehende Angriff von der Seefeite und das bereits signalisirte Herannahen von Landtruppeu haben die bis jetzt widerspenstigen In surgenten zu dieser Maßregel der Klugheit veranlaßt. Ein Gleiches wird wohl auch in Damiette selbst der Fall sein, sobald es init dem Bombardement Ernst wird, vorausgesetzt, daß die aus verschiedenen Punkten des Delta dort zusammengelaufenen flüchtigen Soldaten Ab- dellal Pascha, der sich seither als ein bis zum äußersten Widerstand entschlossener Parteigänger geberdete, nicht vorher schon zur Kapitu lation zwingen. Die Nachricht, daß derselbe von seinen eigenen schwarzen Soldaten erschossen worden sei, hat sich allerdings nicht bestätigt, allein es dürste kaum noch eines solchen Radikalmittels bedürfen, um dem völlig zweck- und aussichtslosen lokalisirten Widerstande dieses Platzes ein Ende zu machen. Newyork. Die „N.-U. Handelsztg." enthält unter dem 9. Sept, folgenden Erntebericht aus den Vereinigten Staaten: „Die über den Ausfall resp. die Aussichten der diesjährigen Ernten von allen Seiten einlaufenden Berichte lauten im großen Ganzen nach wie vor äußerst befriedigend. Die hohen Erwartungen, welche sich überall an die Getreideernte geknüpft hatten, sind im Allgemeinen erfüllt worden; nur Gerste scheint hier und da etwas beschädigt worden zu sein. Die Berichte über die Aussichten der Maisernte sind gleichfalls günstig, doch wird von manchen Seiten behauptet, daß man auf Grund ein gehender und zuverlässiger Erhebungen mit Sicherheit auf 80 Proz. des ursprünglich erwarteten Ertrages rechnen dürfe. ^Vaterländisches. — Am Dienstag Nachmittag wurde der Stadt Meißen, deren Albrechtsburg und der Domkirche der Besuch Sr. k. k. Hoh. des Kron prinzen des deutschen Reichs und der k. Hoh. Prinzen Friedrich Karl und Albrecht zutheil, welche unter der Führung Sr. Maj. des Königs Albert vom Manöverfelde, bez. der Ortschaft Wölkisch in zwei Hof jagdwagen, gefolgt von vier anderen Equipagen, in denen höchstderen Begleitung platzgeuommen, anlangten. Die Stadt Meißen hatte zu Ehren der fürstlichen Herren ein festliches Gewand angelegt. Fahnen schmuck, geschmackvolle Draperie der Häuser, Masten-ekorationcn, ver bunden durch Guirlandenketlen und Ehrenpforten, zierten die Feststraße bis nach Cölln über der Brücke auf dem rechten Elbufer, wo die De korationen in einer aus vier mächtigen grün-weißen Sänken gebildeten Ehrenpforte, von welcher vier schwarz-weiße Flaggen wehten, ihren Abschluß fanden. Die Ankunft der fürstlichen Herrschaften, denen der Wagen des Amtshauptmanns v. Bosse vorausfnhr, erfolgte nach ein stündiger Fahrt die Zehrener Chaussee und die Meisathalstraße herauf auf dem Schloßplatze 2^ Uhr. Hier hatten sich zu ehrfurchtsvoller Begrüßung Geh. Hofrath Dr. Roßmann und Bürgermeister Hirschberg eingefunden, überdies waren nufmarschirt: die aus drei verschieden uniformirten Kompagnien bestehende Schützengilde mit zwei Fahnen und Musikchören, die Fürstenschule unter Anführung ihrer Professoren mit der Fahne und die Feuerwehr der Stadt Meißen. Kräftiger Hochruf der Menge und militärische Begrüßung durch die Schützen kompagnien gingen der Besichtigung der Albrechtsburg voran, welche unter Führung des Geh. Hofraths Dr. Roßmann stattfand. Sichtlich hochbefriedigt durchwanderten die allerhöchsten und höchsten Herren die prächtig ausgestatteten historischen Räume des alten stilvollen Bau werkes und sprach der deutsche Kronprinz dem Führer seine hohe Be friedigung über das Gesehene wiederholt aus. Gegen eine Stunde verweilten die fürstlichen Besucher, welche durch den östlichen Treppen- thurm zur zweiten Etage Eintritt und durch den westlichen Wendel thurm Austritt nahmen, in der Albrechtsburg und widmeten sodann der anstehenden Domkirche einen Besuch von kürzerer Zeitdauer, bei welchem, um die herrliche Akustik des hehren Bauwerks zu zeigen, nur Orgelspiel ohne Gesang stattsand. Nachdem die Besucher den Dom verlassen, bestiegen die Herren 5 Minuten vor 4 Uhr unter abermali gen Hochrufen, militärischem Salut und den Klängen des Parade marsches die bereitstehenden Equipagen, fuhren bei jubelnden Hochrufen der harrenden Volksmenge durch die Meisa, Leipziger und Brücken straße und Brücke zum Bahnhofe und sodann vermittelst bereitstehenden Extrazugs nach der Residenz zurück. Unter den Besuchern Meißens, der Albrechtsburg und der Domkirche befanden sich von den fremdherr lichen Offizieren auch der russische Rittmeister Fürst Obolensky, von sächsischen Offizieren als Ehrendiensthabender Oberst Schurig, Abtbei- lungsvorstand im Kriegsministerium und Intendant der Armee, und k. Flügeladjutant Hauptmann v. Malortie. Auf dem Bahnhof harrte übrigens noch das Cöllner Feuerwehrkorps mit Musik der fürstlichen Besucher und brachte ein begeistertes Hoch. — Angesichts der großartigen Ovationen, welche dem Schirm herr« des Reiches, dem Kaiser Wilhelm überall in enthusiastischer Weife in Sachsen dalgebracht wurden, wohin er auch den Fuß setzte, fragen die „Dr. Nachr." mit Recht: „Wo steckt denn der so vielge nannte verbitterte sächsische Partikularismus? — so haben hochgestellte Personen der kaiserlich-kronprinzlichen Umgebung wiederholt gefragt. Ja, wo steckte er denn? Wo? Giebt es den überhaupt so ein Ding? Darauf ertheilte die Bevölkerung Dresdens, welches in diese» Tagen nicht blos die Hauptstadt war, sondern auch den Dolmetsch des ganzen Sachsenlandes abgab, eine Hundertlausendfache, klare und bündige Ant wort. Wenn der Partilularismus darin bestellt, daß ein Land feine politischen Rechte, sein Königshaus, seine freie Landesverfassung, seine Behörden, Machtmittel und die ganze volksthümliche Eigenart, sein kulturelles Wesen innerhalb des großen Reichsganzeu bewahren will, so ist das ganze Königreich von lauter argen Partikularisten bewohnt. Wenn man aber unter Partikularismus eine dem Reiche und feinen Institutionen feindselige, verdrießliche oder nur nörgelnde Gesinnung begreift, so hätte man alle Lampions der Serenade vergeblich zum Aufsuchen dieses Fabelwesens verwenden können. — Der Kaiser hat an den Oberbürgermeister in Dresden, Dr. Stübel, das folgende Schreiben gerichtet: „Als Ich Mich ent schloß, behufs Erfüllung der Pflichten Meiner kaiserlichen Würde in der schönen Elb-Residenz Meines königlichen Freundes zeitweilig Aufenthalt zu nehmen, durfte Ich vvraussetzen, auch von den Ein wohnern freundlich ausgenommen zu werden. Der Empfang, welchen Mir die Stadt Dresden im Wetteifer mit den von Mir berührten Orten bereitete, hat jedoch alle Meine Erwartungen weit übertroffen. Der reiche, ebenso geschmackvolle wie sinnige Schmuck von Häusern und Straßen, der wiederholte jubelnde Zuruf der zahlreich auch vom Lande herbeigeeilten Bevölkerung, die umfassende Betheiligung an großartigen im nationalen Geiste und mit künstlerischem Geschick aus- geführteu Festzügen, die herzliche Begrüßung der in beträchtlicher An zahl versammelten Kriegervereine können Mich nicht zweifeln lassen, daß die in bewährter Liebe zu ihrem angestammten Fürstenhause zu gleich für die Herrlichkeiten unseres deutschen Vaterlandes warm schla genden Herzen ihrer Treue und Anhänglichkeit an Kaiser und Reich einen überströmenden Ausdruck verleihen wollen. Die sprechenden Zeugnisse eines überzeugungsvollen Patriotismus haben Mich tief ge rührt und mit innigstem Danke erfüllt; Ich fühle Mich in der Zuver sicht bestärkt, daß im Sächsischen Lande, wo Ich zu Meiner aufrich tigen Freude huldigende Kundgebungen eines lebensvollen National- siunes schon oft erfahren, des Reiches Zukunft in den Gemüthern fest und dauernd gesichert ist. In diesem wohlthuenden Vertrauen wird die frohe Erinnerung an die festlichen Tage meines Aufenthalts in hiesiger Stadt, in der Ich von jeher gern geweilt habe, Mich stets begleiten. Ich ersuche Sie, Meinen verbindlichsten Dank Allen aus zudrücken, welche mich durch die genossene Aufnahme erfreut haben. gez. Wilhelm." Gleichzeitig ließ der Kaiser 2000 Mark für die Armen Dresdens an den Oberbürgermeister gelangen. — Nächsten Donnerstag, den 28. September, findet der diesjährige Kötzschenbrodaer Herbstmarkt statt, mit welchem bekanntlich in den Vor- Mittagsstunden ein Feilhalten von Ferkeln verbunden ist. — Schandau. In der Nacht zum 19. d. M. brannte die so genannte Hering-Mühle sammt Wohnhaus im Kirnitzschthale nieder. Zwei Bretschneider, welche im Sägewerkgebäude wohnten, sind trotz aller Nachforschungen nicht wieder gesehen worden und glaubt mau, daß dieselben in den Flammen ihren Tod gefunden haben. — Wie weiter berichtet wird, ist dies leider thatsä.ylich der Fall; man sand ihre Leichname vollständig unkenntlich, in gräßlichem Zustande, nach mittags im Mühlgraben. — Wie unseren Lesern noch erinnerlich sein wird, machte vor einiger Zeit ein grauenhafter Mord, welcher in Nossen stattfand, überall viel von sich reden. Der in dortiger Strafanstalt internirte Tischler geselle Julius Oskar Apitzsch aus Claude» hatte am 8. Juli d. I. bei seiner Flucht aus der Anstalt das einzige Töchterchen des Anstalts- inspcktors Bäßler zu Nossen, ein kleines Schulkind, schmählich und auf schauderhafte Weise getödtet. Derselbe hat nun seinen wohlverdienten Lohn für seine abscheuliche Thal erhallen, indem er auf Grund Wahr spruchs der Geschworenen des Schwurgerichtshofes zu Freiberg wegen Mordes zum Tode verurtheilt wurde. — Zschopau, 20. September. Die Kunde von einer schauder haften That erregt die ganze Stadt. Ein hiesiger ansässiger Schuh machermeister, Nietzel mit Namen, hat heute in früher Morgenstunde seine Frau und seine drei Kinder mit einem Messer ermordet. Die Frau fand man mit durchschnittenem Halse beim Ofen liegend, die Kinder, ei» Knabe von 9 Jahren, ein Knabe von 4 Jahren und ein Mädchen von etwas über 1 Jahr, fand man todt im Bette. Der Mörder suchte nach vollbrachter That in den Fluten der Zschopau seinem Leben ein Ende zu machen, wurde aber wieder herausgebracht. Nietzel lebte solid und vermuthet man, daß Nahrungsforgen oder eine plötzlich eingelretene Geistesstörung die Motive der schrecklichen That gewesen sind. — Ein weiterer Bericht meldet: Nietzel hat, nachdem er und seine Frau frühzeitig aufgestanden, zunächst seine drei Kinder gemordet und zwar mit einem Rasirmesser, und dann seine am Ofen beschäftigte Ehefrau mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen und ihr sodann den Hals durchschnitten. Nach einer an seinem Halse vor handenen Wunde könnte man schließen, daß er nach der That an sich habe Hand anlegen wollen, doch weiß man darüber nichts Sicheres. Bestimmt ist, daß Nitzel sofort nach der That in der Zschopau sich ertränken wollte, wie man glaubhaft erzählt, aber selbst wieder aus dem Wasser ging, weil ihn das Wasser nicht behalten wolle. Nach anderen Nachrichten wurde er durch die Dazwischenkunft eines Mau rers aus Hohndvrf au seinem Vorhaben, sich das Leven zu nehmen, gehindert. Weil genannter Maurer und ein dazugekommener hiesiger Einwohner Blutspuren an Nietzel sahen, schafften sie ihn nach der Po lizei. Nietzel hat feine That auch sofort eingestanden. Nietzel war von jeher geizig, mag in letzter Zeit nicht immer voll zu thun gehabt haben, es soll ihm auch ein auf seinem Hause stehendes Kapital ge kündigt worden sein, denn er bot deshalb im hiesigen Wochenblatte sein Haus zum Verkauf aus, und als ihm nun noch die Mittheilung seiner Gattm wurde, daß er Zuwachs in seiner Familie zu erwarten habe, da scheint ihm allzubange vor der Zukunft geworden zu sein. Hauptverhaudluugeu vor dem Köuigl. Schöffengericht zu Wilsdruff, am 29. September a. c. Vorm. 9 Uhr gegen den Arbeiter Johann Gottfried Döhnert aus Meißen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, Beilegung eines falfchenNamens und unberechtigten Krebsens. Wochcumarkt zu Wilsdruff, am 22. September. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark 50 Pf. bis 2 Mark 60 Pf. Ferkel wurden eingebracht 159 Stück und verkauft L Paar 15 Mark ' — Pf. bis 24 Mark - Pf. Die Beleidigung gegen Frl. Prescher nehme ich hiermit zurück, k'orkv.