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seiner Brust, der fürwahr unbeschreiblich ist. Sein Gesicht war fahl geworden, und den Brief fest zusammen ballend, stützte er sich, dem Umsinken nahe, auf die Lehne eines Stuhles. Aber bald hatte seine Riesennatur den Sieg über diese Erregung davongetragen. Ruhig und ernst trat er vor das bebende Mädchen hin, und ihr fest in die Augen schauend, sprach er: „Armes, unglückliches Kind! Welch unselige Wahl hat Dein Herz getroffen! Denn eher ist es möglich, daß ein Engel mit dem Teufel, die Nacht mit dem Tage und das Feuer mit dem Wasser sich verbindet, als Du Dich mit dem Grafen. Glaube nicht, mein Kind, daß es Härte oder Eigensinn von Deinem Vater ist. Es sind Gründe, wie der Himmel feststehende Gründe, und eher wird dieser zusammen stürzen, als daß Du das Weib des Grafen wirst." Leonore war auf einen Stuhl gesunken; die Hände auf das Ge sicht gepreßt, fragte sie mit thränenerstickter Stimme: „Vater, erbarme Dich Deines unglücklichen Kindes! Giebt es denn gar keinen Ausweg?" „Keinen!" sagte der Alte dumpf, indem er starr vor sich nieder schaute. „Aber der Graf Edgar ist doch so edel, so herzensgut —" Sie hielt plötzlich inne, als sie sah, daß sich die Brauen des Alten finster zusammenzogen und sein Gesicht von dunkler Zornesgluth über gossen wurde. „Trau dem Geschlecht nicht, Thörin!" rief er aus, „sonst wirst Du wie ich die Erfahrung machen, daß unter den schönsten Blumen die giftigsten Schlangen sitzen! Wehe dem Aermsten, der, von dem süßen Dust gethört, die Blume zu brechen wagte, er wird gar bald den giftigen Zahn der Schlange verspüren. — Fasse Muth, mein Kind," fügte er milder hinzu. „Sieh, das Menschenherz muß gar viel ertra gen und dulden lernen; und wenn ihm gesagt werde» könnte, diesen Berg von Unglück mußt Du übersteigen und jenen See von Wermuth, Leid, Weh, Enttäuschung und Sorgen durchschreiten, das Herz würde ungläubig und zagend aufhören zu schlagen. Der Dichter hat recht, wenn er sagt: „O, wüßtest Du, was Dich beträf' im Leben, Und lüftete des Schicksals Schleier sich, Du härtest keine Freude; Angst und Beben Und bange Furcht, sie würd' erdrücken Dich!" Allein das Unglück und das Weh kommt gar langsam Schritt vor Schritt. Doch das Herz sieht neben dem Weh auch grüne Hoffnungs keime erblühen, und deshalb duldet und harrt es — es ahnt ja nicht, daß ein grausamer Winterfrost auch diese zerstören wird! — Glaube, mein Kind, ich Habs an mir selbst erfahren müssen. Wäre das Herz ein so sprödes und weiches Ding, das meine wäre schon längst gebrochen. Doch nun behüt Dich Gott, mein Kind, ich muß Dich jetzt ver lassen, da ein Bote, den ich unterwegs traf, mich zur Burg beschieden. Sei stark, Leonore! Denke, Du habest einen schönen Traum gehabt, auf den nun ein herbes Erwachen erfolgt ist. Auch ich habe einst so geträumt," fuhr er fort. Es handelte sich damals auch um Liebe! Um tiefe, herzinnige Liebe! Es war auch ein Graf dabei, doch er hatte das Bestrickende und Schillernde einer Schlange; und als ich erwachte,— da war es mit Glück und Liebe für immer vorbei." Aber plötzlich Leonore, die bisher schluchzend an seiner Brust ge legen hatte, los lassend und sie von sich stoßend, fuhr er wilder Stim me fort: „Und wie ein Graf mir Ruhe nnd Frieden für immer raubte, so wird auch ein solcher Dein Lebensglück vernichten! Drum lasse die falsche Brut fahren! Und nun Gott befohlen!" Mit diesen Worten warf er sich Büchse und Jagdtasche auf die Schulter und verließ eilig das Zimmer, Leonore in Thränen nnd Weh im Herzen zurücklassend. (Forts, folgt.) Mitthcilungen über Obst- und Gartenbau. «Konservirung von feinen Gemüsen. Zum Konserviren von Gemüsen nach dem Apperschen Verfahren verwendet man selbstverständlich nur tadellose Stücke des betreffenden Gemüses und richtet sie so zu, als ob man sie unmittelbar verkochen wollte. Die Gemüse kommen in Gläser, die oben meist schwach zu laufen (Spargel und grüne Bohnen aufrecht stehend), und werden dann so mit reinem Wasser übergossen, daß die Pflanzentheile davon fast vollständig bedeckt sind. Die Gläser werden nun mit Korkplatten von etwa 1 Ctm. Dicke leicht verschlossen und in ein wannenartiges Gefäß eingesetzt, welches etwas höher ist als die Gläser. Der zwischen den Gläsern freibleibende Raum wird mit konzentrirter Salzlösung ausgefüllt. Die Wanne wird nun ganz langsam erhitzt und die Tem peratur allmählich bis zum Sieden dec Salzlösung gesteigert, jedoch mit der Vorsicht, daß die Temperatur der Flüssigkeit durch etwa 2 Stunden unter dem Siedepunkt des Wassers bleibt. Nachdem die Lösung ungefähr 10 Minuten lang gekocht hat, läßt man auf etwa 60 Gr. Mühlen und drückt nun die Korke so fest ein, daß sie etwas unter den Rand der Gefäße kommen. In den auf diese Weise ent standenen Raum gießt man geschmolzenes Paraffin und läßt die Gläser m der Salzlösung bis auf die gewöhnliche Temperatur abkühlen. Ein Mittel, die Rüffe frisch zu erhalten. Bekanntlich erhält der Kern der Wallnüsse mit beginnendem Winter einen etwas öligen Geschmack; um nun diesen zu verhindern, wird in einigen Fachschriften ein Mittel empfohlen, wodurch die Früchte zu ihrer Frische gebracht werden. Man weiche die Nüsse durch zweimal 24 Stunden in lauwarmer Milch und lasse sie dann in der Luft abkühlen; in Ermangelung von Milch kann auch süßes oder wenig gesalzenes laues Wasser genommen werden, wobei jedoch die Dauer des Einweichens sich auf 5—6 Tage erstrecken muß. Die Feuchtigkeit von Milch oder Wasser durchdringt die Fugen der Schale und befeuchtet den Kern, der sonach anschwillt und so frisch wird, daß die innere dünne Haut sich ebensogut wie bei eben gereiften Nüssen entfernen läßt. Zur «Kultur -eS Ol-anverS. Die zum guten Gedeihen dieser Pflanze nöthige Erde sollte wo möglich im Herbst aus alten Wassergräben oder Teichen ausgehoben, den Winter hindurch abgelagert und durch Frost locker gemacht werden und im Frühjahre, wenn nöthig, mit 1 Theil Sand vermischt zur Verwendung kommen. Steht keine Schlammerde zur Verfügung, so nehme man eine Mischung von 2 Theilen kräftiger Mistbeeterde, 1 Theil lockern Lehm nebst 1 Theil Sand. Kann man solche kräftige Erde in Verwendung bringen, so können verhältnißmäßig kleinere Gefäße gewählt werden, indem die Erfahrung lehrt, daß die Oleander pflanzen in engeren Gefäßen mit kräftiger Erde besser gedeihen, als in zu großen, was besonders im Winter wichtig, wo erstere besser trocknen. Es ist ist zu beachten, daß der Oleander zur Zeit seines Wachsens, Knospenanschwellens und seiner Blütezeit sehr viel Wasser verlangt. Es sei aber möglichst Fluß- oder Regenwasser, oder solches, welches den Tag über an der Sonne gestanden. Das kalte Brunnen wasser ist ihm nachtheilig und bewirkt Entblätterung der Pflanzen. Der Standort im Sommer soll ein solcher sein, daß die volle Sonne auf den Stamm einwirken kann, wodurch das junge Holz gehörig aus- reifen und die Knospenbildung für das nächste Jahr sich vorbereiteu kann, was auf schattigem Standort nicht immer der Fall ist. Nach dem Abblühen und besonders gegen den Herbst wird mit dem Wasser geben allmählich nachgelassen, im Winter nur so viel als zum Leben nothwendig. Der Standort im Winter sei ein frostfreies Zimmer, oder im Nothfalle auch ein trockener Keller, welche Räume, sobald die Temperatur über dem Gefrierpunkt, fleißig gelüftet werden müssen, damit sich kein Schimmel an den Zweigen bilde und die lästige Schild laus dadurch ferngehalten wird. Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge im Monat August und September, welche Stecklinge in eine Schale, die halb mit Wasser und halb mit Erde gesüllt ist, ge setzt werden. Vermischtes. * Verletzt. Anläßlich des Geburtstages des Großherzogs von Baden platzte am 9. September auf der Insel Mainau ein Böller, riß einem Arbeiter den Kopf ab und zerschmetterte einem anderen das Bein. * Ein Drama auf dem Friedhof. Eine Hausbesitzerin der Rue Lacharriere in Paris, Mme. Campy, begab sich am letzten Donnerstag Nachmittags auf den Friedhof Pare Lachaise, um sich zu überzeugen, ob ein von ihr bestelltes, steinernes Kreuz auf dem Grabe ihres verstorbenen Gatten schon aufgerichtet worden sei. Mine. Campy war von ihrem Sohne Louis, einem der besten Schüler des Collage St. Barbe begleitet. Derselbe wollte einen Kranz an dem Kreuze be festigen, und da er nicht hinauflangen konnte, stützte er sich auf einen Arm des Kreuzes; dieses aber, erst seit einigen Tagen aufgestellt, gab nach, der schwere Stein stürzte im Fallen auf den jungen Mann und zerschmetterte ihm die Hirnschale. Die Mutter schrie um Hülfe, worauf einige Wächter herbeieilten und den Verwundeten in den nächsten Pa villon des Friedhofes trugen. Ein herbeigerufener Arzt ließ dem Ster benden alle Sorgfalt angedeihen, konnte aber das beklagenswerthe Ende nicht hintanhalten. Schon nach wenigen Minuten verschied der unglück liche junge Mann. * Ein neues Rad wird aus Frankreich avisirt, welches geeignet sein dürfte, unsere Wagenbauer auf völlig neue Bahnen zu weisen. Dies in Rede stellende Rad besteht aus einem uhrfederartig hergestellten höchst elastischen Stahlreifen, welchen Speichen, wie bei den üblichen Rädern, mit derRadachse verbindet. Nur sind diese Speichen aus zwei etwa gleich langen Armen zusammengesetzt, welche scheerenartig sich öffnen und schließen können und ebenso wie ein paar Scheerenflügel in einem Nabelpunkte Zusammenhängen. In Folge dieser sinnreichen Konstruk tion läuft das Rad als ein Oval, statt im Kreise und schmiegt sich dem Wege, welchen es durchläuft, ganz genau an. Dies soll nun wie derum eine bei Weitem größere Geschwindigkeit des Fahrens ermög lichen, da der Wagen nun gleichsam auf selbstgelegten Schienen laufe. So wenigstens argumentirt Mr. Huckley, der Erfinder dieses von ihm rouo paraäore getauften Rades. * Unter Karls II. Regierung in England sollte ein Matrose, namens Skifton, ergriffen auf einem Diebstahl, nach Urtheil und Recht aufgehängt werden. In dieser Noth schrieb er aus seinem Kerker an den König also: König Karl! Einer Deiner Unterthanen hat mir vor kurzem des Nachts vierzig Pfund Sterling entwendet. Ich aber habe, um mich wieder zu ent schädigen, einem andern diese Summe wieder abgenommen. Dieser letztere hat, auf eine unmenschliche Weise, mich festmachen lassen und nach Newgate geschickt; er hat geschworen, daß ich gehenkt werden sollte. Deshalb, nnd auch um Deinetwillen, bitte ich, rette mein Leben. Denn Gott verdamm mich! Du verlierst an mir den allerbesten Matrosen auf Deiner Flotte. Dein Jack Skiffton. Die Antwort des König lautete: Jack Skiffton! Für diesmal will ich dich vom Galgen retten. Aber machst Du Dich wieder eines ähnlichen Verbrechens schuldig, so sollst Du Gott verdamm mich! gehenkt werden, wenn Du auch der beste Matrose auf meiner Flotte wärst. Der neue Reichsbote ist angekommen! Dieser beliebte Volkskalender aus dem Verlag von Velhagen u. Klasing in Biele feld und Leipzig ist in diesem Jahre wieder einer der ersten auf dem Plane, vor uns liegt schon der neue Jahrgang für 1883. Allerdings müssen sich die Herren Kalendermachcr immer mehr eilen, denn die Konkurrenz ist groß und wer zuerst kommt, mahlt zuerst Aber auch nach seinen Leistungen verdient der „deutsche Reichs bote" die erste Stelle unter den Kalendern und darf dem Volke als eine gesunde, kräftige und bekömmliche Kost warm empfohlen werden. Der neue Jahrgang erfreut uns ebenso durch den guten Humor seiner Anekdoten, seine interessante Erzählungen und vielen Praktika, die dem Kalenderleser zu wissen gut und nützlich sind — wie durch die zahlreichen prächtigen Bilder, welche er uns bringt. Die wichtigsten Welt- begebenheiten des letzten Jahres werden dem Leser bildlich vor Augen geführt, Por träts berühmter Männer u. s. w. Als Farbendruckbild, das eingerahmt einen sehr schönen Zimmerschmuck fürs deutsche Haus bietet, bringt er uns dies Jahr den „alten Fritz" und als weitere Gratisbeigabe, ebenfalls zum Aufhängen an die Wand oder Stubenthür, einen schon auf Pappe aufgezogenen Wandkalender. Wer sich also den neuen Reichsboten für 40 Pfg. ersteht, hat diesmal zugleich zwei Kalender. Doch was sollen wir mehr sagen, kauf den Reichsboten und lies ihn, du bekommst mit ihm ein ebenso billiges als schönes Hausbuch für das ganze Jahr. Von nachstehendem Buche besitze noch Exemplare und verkaufe diefelben zu beigesetztem Preise: Das sechste und stebente Buch MofiS, das ist Mosis magische Geisterkunst, das Geheimniß aller Geheimnisse. Wort- und bilvgetreu nach einer alten Handschrift. 4 Mark 50 Pfennig. ir Buchhandlung in Magdeburg. / TMinleuin MUn vick». / / (Savksen.) — Höller« I'aollsollnlel /kür llllasellinsn - Ingenieure nnckF /tVerkmeister. Vorunterriellt frei.M Wein und Speisenkarten hält vorräthig ü. LvrAsr's Luedckruvksrsl. Redaktion, Druck und Verlag von H. A. Berger in Wilsdruff.