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und gewiß ist auch der junge Herr Graf noch so herzensgut und wild wie er früher war. Doch da stehe ich nun und plaudere, und habe doch die Blumensträußchen nochsnicht in die Vasen besorgt, die Leonore gesendet hat." Mit diesen Worten verließ er, nachdem er sich verbeugt, das Ge machs (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. * Dürre in Amerika. Man berichtet aus Boston, daß die Trockenheit in diesem bei uns so regenreichen Sommer die anhaltendste ist, deren sich die dortigen Einwohner erinnern. Es giebt nur wenige lokale Regen; das Wasser in den Flüssen ist äußerst niedrig, die Quellen sind nahezu unsichtbare Wasserfädchen und die Brunnen mei stens vollständig versiegt. Das Heu wurde vor der Dürre eingeheimst, und die Ernte war demzufolge eine gute; auch Korn und Hafer haben nicht viel gelitten, aber Mais und Erdkartoffel stehen sehr schlecht. In Atlantic City verkauft man das Trinkwasser zu 50 Cents das Faß, Nutzwasser zu 25 Cents. * Kassel. Ein schauerliches Verbrechen, welches aller Wahr scheinlichkeit nach in einer plötzlichen Geistesverwirrung seinen Grund hat, wurde am 30. August in dem Dorfe Wehrda bei Fulda vollbracht. Daselbst hat der einige 70 Jahre alte Bauer Mohr seine fast gleichalterige Ehefrau, mit der er bereits 50 Jahre zusam men gelebt, mittels eines Messerstichs in die Herzgegend ermordet. Da rauf versuchte der Mann, sich selbst das Leben zu nehmen, indem er sich in den Hals schnitt, aber nur lebensgefährlich verwundete, so daß an seiner Wiederherstellung gezweifelt werden muß. Bei der gericht lichen Ausnahme des Thatbestands, war Mohr ohne Besinnung. , * New-Aork. Daß Jeder, der die Ansicht ausspricht, daß für gewisse Handlungen die Prügelstrafe ein sehr geeignetes Sühnemittel darbiete, verdiene zu den Erzreaktionären, Barbaren, Feudalen ver flossener Jahrhunderte gerechnet zu werden, ist ja ein Dogma, welches unsere falschen Humanitätsfreunde jederzeit mit Extase zu verkünden sich beeifern. Neugierig darf man aber vielleicht sein, was jene Eiferer dazu sagen werde», daß im gepriesenen Lande aller Freiheit in der großen freien Republik der Vereinigten Staaten von Nordamerika, die Prügelstrafe für gewisse Ausschreitungen gesetzlich eingeführt ist und Anwendung findet. Die „Vereinigten Staaten-Zeitung" berichtet da rüber aus Baltimore vom 12. August d. I.: „Der Farbige David Gardner wurde heute vor dem Kriminalgericht schuldig befunden, seine Frau geprügelt zu haben und wurde zu 30 Stockschlägen verurtheilt. sehnliche Vergehen sollen von jetzt an nach einem von der Legislatur genehmigten Gesetze stets mit dem Stock bestraft werden." * Die schottische Heringsfischerei dürfte dieses Jahr ergiebiger aüsfallen, als seit Menschengedenken. Die Buchten und Küsten schwär men förmlich mit Heringen und die Fischer können kaum Salz genug z»m Einsalzen bekommen. Zu voriger Woche allem wurden in Kirk- woll Yon 800 Fischerbooten 20,000 Crans Heringe gelandet, das Cran z» etwa 10,0000 Fischen gerechnet, und von anderen Orten kommen ähnliche Nachrichten. Auch au der irischen Küste Haven sich ungeheure Heringszüge gezeigt. * Berlin. Ein Amerikaner. „Wissen Sie, wer jener kleine Mann dort ist? — fragte gestern ein bekannter Petroleum-Makler den Berichterstatter, welcher in der großen Empfangshalle eines hiesigen Hotels stand, dabei auf die untersetzte, in dunkles Grau gekleidete Ge stalt eines Herrn deutend, der eben die Treppe herunterkam und dem Por tier seinen Schlüssel abgab. Als der Berichterstatter verneinte, fuhr er fort: „Ich habe ihn gekannt, als er noch in Pittsburg bei einem „Grocer" Kaffee und Zucker verkauft und unter dem Ladentische schlief. Als das Oelfieber ausbrach, ging er, ohne Mittel zu besitzen, nach Titus- ville, fand im Laufe weniger Wochen einen erfolgreichen Spekulanten, der mit ihm Halbpart machte, „schlug Oel" und verdiente in einem Jahre 500,000 Dollars. Er verdreifachte die Summe bald und, da er sich weigerte, die Oelselder zu verlassen, verlor er sie wieder, ehe zwölf Monate ins Land gegangen, bis auf ein paar tausend Dollars. Dann kehrte er nach Pittsburg zurück und wurde Kaufmann. Aber das Fieber Packte ihn wieder und trieb ihn ins Oelgebiet zurück, wo er in kürzester Zeit seine Million wieder im Vermögen hatte. Bei dem Versuche, die Summe zu verdoppeln, litt er Schiffbruch und wurde diesmal so arm, daß er als Tagelöhner arbeiten wußte. Aber es boten sich ihm wiederum „Chancen" und er wurde zum dritten Male reich, aber auch wieder arm und zog nun nach Kalifornien. Von dort kehrte er, mit dem Oelfieber behaftet, zurück, um zum vierten und fünften Male dieselben Wechselfalle des Glückes zu erleben. Nach wenigen Monaten hatte die lauenhafte Göttin ihm zum sechsten Male ein Vermögen in den Schoß geworfen und heute hat er 1700,000 Dollars in sicheren Papieren angelegt. Der Spekulation hat er nbgeschworen. Er macht mit seiner ganzen Familie eine Vergnügungsreise durch ganz Europa, und als er hierher kam, schrieb er mir, da wir in ziemlich regelmä ßiger Correspondenz geblieben waren. In weniger als 25 Jabren sechsmal arm und sechsmal Millionär werden — das ist nur in Amerika möglich. * Wenn dieNoth am größten, ist dieHülfe am nächsten. Ein braver Handwerker in der Friedrichstraße zu Berlin, der eine zahlreiche Familie zu ernähren hat, war durch Arbeitslosigkeit in große Bedrängniß gerathen. Am Donnerstag Vormittag sollten ihm seine Möbel abgepfändet werden. Schon war der Gerichtsvollzieher erschienen, um feines traurigen Amtes zu walten, als sich die Thür wiederum öffnete und ein Bekannter des Handwerkers eintrat, um demselben eine Summe von 4000 M. zu überreichen. Der rettende Freund hatte mit seinem Bekannten zusammen einen Antheil eines Looses der preu ßischen Klassenlotterie gespielt, welches mit einem größeren Gewinne herausgekommen war. Auf den Gerichtsvollzieher deutend, der sofort bezahlt wurde, konnte der Reichbeglückte unter Thräne nur die schon o oft bewahrheiteten Werte hervorbringen: „Wo dieNoth am größten, ist die Hülfe am nächsten." „ * Was kostet Berlin? Ohne Grund und Boden, ohne Be rechnung der Möbiliare und Werlhgegenstände, ebenso ohne Berechnung der öffentlichen und Staatsgebäude, der Kunstgegenstände rc. „kostet" Berlin zwei Milliarden und zehn Milliouen Mark, d. h. die bewohnten Grundstücke sind mit dieser Summe in die Feuerkasse versichert. * „Mensch, ärgere Dich nicht!" dürfte wohl zur Zeit in Gotha niemandem mehr zugerufen werde:, können, als einem dortigen Flei scher E., welcher unmittelbar vor Beginn der Ziehung der „Gothaer Geldlotterie" sein Loos Nr. 94139 einem Oekonomen aus Weimar käuflich überlassen und diesen dadurch zum glücklichen Gewinner des Hauptgewinnes (50 000 Mark) gemacht hat. * Bei dem Festessen, welches unlängst aus Anlaß des deutschen Buchbinder-Congresses in Berlin stattfand, brachte Altmeister Hoppenworth folgenden poetischen Toast auf den Kaiser aus: „. . . Der Kaiser ist der beste Buchchbinder denn Er band zusammen das Vaterland In einen einzigen prächtigen Band. Bei Düppel damals und bei Alfen, Da fing der Kaiser an zu „falzen". Mit dem eisernen Falzbein, da strich er keck Aus Schleswig-Holstein die Dänen weg Bei Königgrätz mit gewaltigen Kräften, Fing der Kaiser an das Buch zu „heften". Und schon nach acht Tagen Ivars bekannt, Daß er die Sache sehr gut verstand. Und Alle, die damals nicht bei ihm stunden, Die wurden ganz einfach mit „beigebunden". Uud dann kam der große Tag von Sedan, Da wurde die letzte Arbeit gethan; Da wurde der Hauptfeind eingefaugen, Da wurde das Buch auch „eingehangen". Und ehe man dessen noch gewärtig, Da war das Prachtband „Deutschland" fertig. Und wie es bei dem Buchbinder Brauch, So dachte er an die Vergoldung auch. Und führte sie aus, so prächtig und fein, In Versailles im Kaiserkronschein. Darauf, ihr Meister alt und jung, Bei dieser gewaltigen Erinnerung: Da füllt die Gläser mit edlem Wein Und stimmet mit mir kräftig ein: Dem Kaiser sei ein donnerndes Hoch gebracht, Der Deutschland in einen „Prachtband" gebracht, Und durch Elsas-Lothringen den „Goldschnitt" gemacht!/ * Die überhand nehmende Faulheit der Tänzer scheint auch die amerikanischen Damen ärgerlich gemacht zu haben. In einem eleganten Salon von St. Lonis, wo nur die besten Kreise verkehren, befand sich kürzlich folgende Affiche: „Morgen — Donnerstag — Ball. Man erwartet, daß die Herrn den Damen mit der größten Liebenswürdigkeit entgegenkommen. Herren haben nur Zutritt, wenn sie eine Dame einführen oder selbst von der Vorsteherin eingeführt worden sind. Kein Herr darf tanzen, bevor er nicht von einer Dame engagiert ist. Herren, die nicht zu tanzen wünschen, haben die Gesell schaft zn verlassen. Herren dürfen das Speisezimmer nur am Arm einer Dame betreten. Die Vorsteherin wird dafür sorgen, daß kein Herr sich zu beklagen hat." Von diesen amerikanischen Damen könnten deutsche tanzlustige Damen noch manches lernen. Tages- Kalender. Königliches Amtsgericht. Geschäftszeit von früh 8—12 Uhr und von 2—6 Uhr Nachm. Königliches Untersteueramt. Geschäftszeit von früh 8—12 Uhr und von 2—5 Uhr Nachm. Kaiser!. Post- und Telegraphenamt. Geöffnet Wochentags Vorm. 7—12 Uhr u. Nachm. 2—7 Uhr; Sonntags von Vorm. 8—9 Uhr, Mittags 12—1 Uhr und Nachm. 5—7 Uhr. Postfahrtcn nach Dresden früh 6 Uhr und Mittags 12 Uhr; nach Nossen Nach ,. '^5 Uhr. Raths- und Stan ,amtö-Expedition. Geöffnet von Vorm 8—12 Uhr und Nach». —6 Uhr. Die Sparkasse ist ge iet Dienstags und Freitags (Feiertage aus genommen) von früh 8—12 Uhr u. 2—4 Uhr Nachm.; außer dem jeden letzten Sonntag im Monat Nachm. von 2—4 Uhr. Die Stadtkämmerei ist geöffnet Montags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends von Vorm. 8—12 Uhr u. Nachm. 2—4 Uhr. Die Vorschußkasse expedirt an jedem Wochentage von Vorm. 8—12 Uhr und Nachm. von 2—6 Uhr. Omnibusfahrten nach Dresden. Bote Jlschner Montags früh 7 Uhr. Bote Herrmann jeden Tag früh 7 Uhr. Abgang der Eisenbahnzüge von Tharandt (Richtung Freiberg-Chemnitz) Vorm. 6»", 9", Mitt. 12", Nachm. 3", 7", 9" u. 11" (letzterer nur bis Freiberg.) Von Tharandt nach Dresden (Linie Reichenbach-Dresden-Görlitz), Vorm. 4"', 7-«, 8»", 11'", 11»", Mitt. 2', Nachm. 3", 5" 6", Ab. 8-" u. IO-". Von Deutschenbora (Richtung Leipzig) Vorm. 8", Mitt. 1", Nachm. 3^2 6", Ab. 9^" (letzterer nur bis Leisnig). Von Dresden-Altstadt (Richtung Bodenbach) fr. 6, Vorm. 7,(Courz.» 92", Mitt. 12", 2>«, Nachm. 4'», 6". Von Coswig nach Leipzig via. Riesa. Vorm. 6", 8", 11»", Nachm, 2»", Ab. 7»-, 11'2, Döbeln Vorm. 7»», Nachm. 12", 2" 5", 8"» (letzterer nur bis Leisnig). Von Dresden-Neustadt nach Berlin via. Röderau früh 3", 8" Nachm. 22", 62", 72". Von Dresden-Friedrichstadt nach Berlin Vorm. 62", 9", Nachm. 2", 7". Von Cossebaude Vorm. 6„, Nachm. 2^ u. 7„. Omnibuszügc der Berliner Bahn. Abfahrt von Niederwartha nach Dresden Vorm. 6", 9", Mitt. 12»', Nachm. 3»', 7"u.9" Abgang der Dampfschiffe von Dresden Vorm. 6,»" und 10 nach Riesa, Nachm. 2,'" nach Riesa und Strehla, Abends 7 Uhr nach Meißen. Abfahrt von Niederwartha Vorm. 7,»" und 11 nach Riesa, Nachm. 3,»" nach Riesa und Strehla, Abends 8 nach Meißen. Von Niederwartha »ach Dresden Vorm. 7,", 11,2», Nachin. 3,»" und Abends 7,'». Hauptverhandluugcn vor dem König!. Schöffengericht zu Wilsdruff, am 15. September a. c. Vorm. 9 Uhr gegen den Gutsbesitzer Karl Gottfried Knäbel, Gutsbesitzer Einst Eduard Hartmann und Restaurateur Ludwig Her mann Küttner in Herzogswalde wegen Körperverletzung. Borm. »/«10 Uhr gegen den Handarbeiter Carl Gottlieb Dutzschke in Helbiasdor wegen Körperverletzung. Vorm. 11 Uhr gegen den Dienstknechf Johann August Zimmermann aus Luppe-Dubrau wegen Uebertretungt