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Herzen liegt, hüten Sie sich vor jenen Teufel — denn bei Gott, einen herzloseren Schurken als ihn giebts auf der weiten Welt nicht mehr." ,Jst der Mensch wahnsinnig?" fuhr der Assessor, kreideweiß und an allen Gliedern zitternd, auf. „Schweigen Sie, Elender!" herrschte ihn Eduard an, während sein Auge in dunklem Feuer glühte. Zu Agnes gewendet fuhr er fort: „Hier lesen Sie den Brief, worin der elende Bube einem Mäd chen die Ehe verspricht — das arme, betrogene Mädchen liegt jetzt mit dessem Kinde auf dem Sterbebette und bereut zu spät, daß es den Worten eines Buben Glauben geschenkt hat. — Nachdem er sie in Schande gebracht und sie dem Elende anheimgegeben, stieß er sie, als sie um Brod flehend zu ihm kam, von seiner Thür." „Noch ein Wort von seinen frechen, wahnsinnigen Lügen," rief der Assessor, „und ich lasse Ihn zur Wache bringen." Er wollte hastig nach dem Klingelzuge greifen, aber Eduard hielt ihn mit der, dem Fieberparoxismus eigenen Kraft zurück. Die Damen saßen entsetzt und keines Wortes mächtig da. „Erst rede ich?" rief er, „dann thun Sie, was Sie wollen. Ja, gnädiges Fräulein," fuhr er fort, „es ist so wahr, was ich Ihnen jage, als die ewige Gerechtigkeit. Gottes. Dieser Mensch ist der elendeste Schurke unter Gottes Himmel." Faustschlag in Eduards Gesicht von des Assessors Hand machte den Schreiber schweigen und zugleich wurde die Klingel mit einer Hast geläutet, daß zwei Diener und die Kammerjungfer erschrocken in das Zimmer stürzten. «Haltet den Spitzbuben fest — nach der Wache mit ihm?" schrie der Assessor. Aber noch ehe die Diener Hand an Eduard legen konnten, sprang dieser einige Schritte zurück, „Nun, dann verzeihe mirs Gott!" Mit diesen Worten erfaßte er ein Fauteuil, und mit der Kraft eines Verzweifelten schmetterte er es auf den Kopf des Assessors nieder, daß dieser lautlos zusammenstürzte. Rasch stürzten sich die Diener auf Eduard, aber kaum hatten sie ihn erfaßt, so stürzte ein Blutstrom aus seinem Mmrde und sein Haupt neigte sich auf die Brust herab. Die Diener hielten eine Leiche in den Armen. VierzehntesKaPitel. In dem Schlosse Söllnitz herrschte begreiflicherweise nicht geringe Aufregung. Franz war bewußtlos in das Schloß gebracht worden; sein Gesicht war furchtbar entstellt und auf der Stirn zeigte sich eine tiefe Wunde. Der herbeigerufene Arzt erklärte zwar, daß er hoffe, Franz am Leben zu erhalten, aber er gestand auch, daß das Gesicht des Kranken lebenslang entstellt bleiben würde. Eduard hatte man, wie der Arzt mittheilte, als Leiche auf die Polizeiwache geschafft. Constanze saß an dem Vette das Bruders. So wenig sie auch sonst harmonirten, wich sie nicht von demselben und Pflegte ihn mit dec liebevollsten Sorgfalt. Wohl hatte der Justizrath bei der Ankunft seines Sohnes dem tiefsten Schmerze Ausdruck gegeben; jetzt aber kam er nur äußerst selten in die Krankenstube und überließ die Pflege des Sohnes meist dem Arzte und Constanze. Gingen doch dem Justizrath weit schlimmere Gedanken im Kopse herum, bei denen es sich, wie er sich selbst gestand, um „Sein oder Nichtsein" handelte. Noch immer hatte er das Geheimfach des Juwelenkästchens nicht einsehen können, uud alle seine Versuche, Aron zu bereden, ihm doch das Kästchen nur auf wenige Augenblicke zu überlassen, waren an der Energie des Juden gescheitert. Es war ihm aber absolut unmöglich, die Summe zu schaffen, die er Aron schuldete, und dieser bestand darauf, daß, ehe er das Kästchen zurückgebe, sämmtliche Summen gedeckt sein müßten. Wo sollte er das Geld hernehmen? Dazu kam noch, daß die Resolution des Ministeriums betreffs des Holzfällens abschlägig beschieden worden, und ihm wegen der unbegründeten Anschuldigung des Oberförsters eine ernste Rüge ertheilt worden war. Gleichsam ihm zum Hohne hatte der Fürst den Oberförster mit dem Verdienstorden decorirt, und diesem seiner besonderen Gnade ver sichert. Auch die Jnhaftirung Arthurs konnte er kaum noch länger recht- fertigen, und er wartete nur noch eine günstige Gelegenheit zu seiner Freilassung ab. Wie, wenn man zu alledem noch die Testamentspapiere des Herrn von Erlau fände? Vielleicht auch noch andere, den Justizrath com- promittirende Schriften? Dem mußte er unter allen Umständen Vor beugen, mochte es kosten, was es wolle. Er hatte deshalb Aron zu sich bestellt, und zwar unter dem Vor geben, seine Angelegenheiten mit ihm regeln zu wollen, und sah nun stündlich dessen Ankunft entgegen. Endlich meldete der Diener den Juden. „Laß ihn eintreten," rief er dem Diener zu, „und sorge dafür, daß wir, so lange Aron da ist, ungestört bleiben." „Niemand wird vorgelassen. Hörst Du?" „Zu Befehl, Herr Justizrath!" entgegnete, sich verneigend, der Diener. (Forts, folgt.) Vermischtes. * Eine offiziöse Korrespondenz bespricht den nachtheiligen Einfluß der anhaltenden heftigen Regengüsse auf die Ernte. Die schlimmen Schilderungen aus den schlesischen Gebirgen sollen übertrieben sein, wenigstens nach der Versicherung des Regierungspresidenten zu Liegnitz. Die Regengüsse haben allerdings die Promenadenwege zerrissen, manche Brücken über die Gebirgsbäche zerstört, hier und da auch wohl Wasser- fluthen bis an die Thüren der Wohnungen gebracht, und die Bewohner der zahlreichen Sommerfrischen in Schrecken und Besorguiß versetzt; allein einen außergewöhnlich großen Umfang haben die Schäden, welche in dem höheren Theile der schlesischen Gebirge in jedem nicht erreicht, jedenfalls ist von einem Nothstand in diesen Theilen des Landes nicht die Rede. Dagegen lauten die Nachrichten aus anderen Theilen des Landos nicht eben erfreulich. Aus Mitteldeutschland insbesondere wird von starken Hochwassern gemeldet, welche die Weser, Werra, Fulda und andere Flüsse mit sich führen, und welche theilweise die tiefliegenden uferländereien überfluthen und so die Beschädigungen vermehren, welche die Landwirthe ohnehin durch das überaus ungünstige Erntewetter erleiden. * Lieber Freund, frug Jemand, wen stellt dieses Freskobild vor? Das ist meine Schwiegermutter! — Hml Denkst Du nicht an das Sprüchwort: Man soll den Teufel nicht an die Wand malen. * Von Bären gefressen. Ein junges Mädchen, das Rinder auf der Aldobolzer Alpe in Siebenbürgen weidete, wurde dieser Tage von Bären augefalle,n und buchstäblich aufgefressen. Nur einige Knochen reste wurden von dem armen Mädchen gefunden. Das Blatt „Ne- mere", das diese Nachricht bringt, konstatirt, daß die Bären in schreck licher Weise überhandnehmen, seitdem die Landleute in Folge der Jagd- und Gewehrsteuer die Waffen, mit denen sie sich und ihre Heerden vor den Ranbthieren schützten, abgeben mußten. * Wieder einmal der Weltuntergang. Der reuommirte amerikanische Astronom Pnoktor hat einem großen Theil der Bevölkerung der Ver einigten Staaten einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Für das Jahr 1897 hat er die angenehme Aussicht auf den Weltuntergang eröffnet, hervorgerufen durch den großen Kometen des Jahres 1843, der im vorigen Jahre wieder erschien und dessen sich fortdauernd verengernde Bahn erwarten läßt, daß er die frühere Umlaufszeit von 21 Jahren abermals um 2^2 Jahre verkürzt haben wird. Sein Einsturz in die Sonne steht daher für das Jahr 1897 bevor, so daß er mitsammt seinem ganze 30 Millionen Meilen laugen Schweife von dem großen Himmelsgestirn verschlungen werden wird. Dabei soll eine so große Wärmeentwickelnng stattfiudeu, daß alle Mensche» ohne Unterschied bei der Katastrophe zu Grunde gehen müssen. Hoffentlich werden abe» die Zeitungen auch nach jenem Ereignisse weiter gedruckt und darüber aussührtiche Berichte bringen. Die Masse der Kometen, deren Schweif vielleicht nur eine noch nicht hinreichend aufgeklärte Lichtcrschein- ung sein kann, ist eine so dünne, daß kaum eine besondere Wirkung von der Katastrophe zu erwarte« sein dürfte. Trotz seiner ungeheuren Ausdehnung war aber der Komet des Jahres 1843 von so geringer Masse, daß die Bahn keines Planeten auch nur die geringste Störung durch denselben erfuhr. * Das Alter der Erde. In den von Freiherrn v. Ungern- Sternberg in Dresden und Professor G. Schlosser in Frankfurt a. M. herausgegebeneu „Zeitfrageu des christlichen Volkslebens" (Gebr. Hen ninger in Heilbronn) wird u. A. von Ur. Friedrich Psasf die Frage erörtert: Wie viel Jahre besteht unsere Erde schon? Es werden die Mittel besprochen, welche wir besitzen, um die Dauer der verflossenen Erdgeschichte zu bestimmen. Mit Zuhülfenahme der bekannten „Ge setze der Erkaltung" und unter Voraussetzung eines glühenden Erd- innern werden (mit Thomson)in Zahl rnnder als Mittelwerth für dieganze frühere Erdgeschichte etwa 100 Millionen Jahre gefunden, die Dauer des Zeitraumes, in welchem Meere auf der durch Abkühlung entstandenen festen Erdoberfläche vorhanden sind, mit Bezugnahme auf die Verhält nisse der Abplattung des Erdkvrpers und dessen allmählig sich verlang samende Rotation auf Millionen Jahre festgesetzt. Hochinteressant sind und zu annähernd brauchbaren Zahlen führen die darauf folgenden Betrachtungen über die Entstehung des Niel- resp. des Mississippideltas; so kann das Nildelta in 4082, das Mississippidelta bereits in 3236 Jahren entstanden sein, Zahlen, die weit geringer sind, als die von früheren Forschern vermutheten. Bei Besprechung des Zurückweichens der Niagarafälle werden 10—1l,000 Jahre gefunden, während welcher sie, nach Vorttbergang der Eiszeit, bis zu ihrem heutigen Standort gelangt sind. Als Endergebuiß wird gefunden, daß unsere jetzige Periode und dem entsprechend das Menschengeschlecht keine über einige Jahrtausende hinausgehende Dauer beanspruchen könne. — Die zweite Frage, welche Pfaff in gedrängtester Kürze zum Schluß mehr berührt als erörtert, lautet: „Der wievielste Theil der Lebensdauer der Erde ist bereits verflossen?" und kommt zu dem Resultat, daß die Erde, welche, nachdem sie in langen Zeiträumen eine auhydrische (wasserlose), dann eine azoische Periode (ohne lebende Wesen) Periode durchlaufen, in der Periode des Bewohntseins durch organische Wesen steht, sich gegenwärtig in ihrem Blüthealter, der Periode des Menschengeschlechtes, befindet, daß sie allmählig aber, in kaum zu berechnendem Zeiträume, wieder in eine azoische Periode, mit zunehmender Erkaltung des Erd- körpers und steigender Abnahme der Sonnenwärme, zurückversinken wird. Das Auftreten einer höheren Art von organischen Wesen, als die Menschen sind, werde gerade vom Standpunkt der Deszendenzlehre aus auch nicht durch die geringste Thatsache wahrscheinlich gemacht. Wohlfeilster und praktischster Kleiderstoff für Hsrkst und Mjntsr': ^Gi! Heu! iu neuen Farben und Melangen, skögnnt, Muerhaft, wAZcbsM und HalbMk, einfach breit, Mete» SO Etle 40 Pf NkM WM. bWMkit, Meter ÄKS alte Elle SSO Pf. KN». Meter SÄ5 alte Elle SSS Pf. Vustkl NÄLh seÄNLO. kolmt Nermnmst Dresden, Freiberger Platz 24. Am Montag Nachmittag in der fünften Stunde wurde vom Bertholdschen Gasthofe iu Kesselsdorf bis auf die Kaufbacher Höhe ein Portemonaie mit 44 Mark 50 Pf. Inhalt ver loren; der Finder wird gebeten, dasselbe gegen Belohnung bei Herrn Thomas u. Sohn in Wilsdruff abzugeben.