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und Erfolge des Feldzuges mit England zu theilen gedenkt, ohne sich ! freundlichst angeboten hat. Aber damit noch nicht genug, hat er auch durch allzusehr anstrengen zu müssen. Ob die Pforte nicht Geld und Sol- ein erneutes Cirkular sich bereit erklärt, den bedürftigen Kalamitosen nach dale» genug hat, um mehr leisten zu können, oder ob sie besorgte, sie Befinden noch weitere Unterstützungen aus Vercinsmitteln zu gewähren, so daß alle die bedrängten Grundbesitzer, welche durch Hagelschlag und Wasser in unserem Vaterlande so schwer betroffen wurden, gut thun, sich mit dem Vorsitzenden im landwirthschaftlichen Vereine ihrer Ge- würde an ihren europäischen Grenzen eine Schleuße ausziehen, wenn sie ihre Kriegsmacht dort hcrauszöge und nach Egypten würfe, das ist eine Frage, die wir nicht näher erörteni wollen. Thatfache ist da gegen, daß die Pforte alle Forderungen des Londoner Kabinets be willigt, daß also England einen großartigen diplomatischen Sieg er fochten hat. Man begreift jetzt den Stolz, mit welchem der englifche Premierminister in Mansionhoufe de» eigentlichen Beginn der militä rischen Aktion in Egypten ankündigen und die Mission Englands rüh men konnte. Der Kaiser von Rußland hat befohlen, daß in keinem russischen Dorfe mehr als eine Schenke sein soll und auch nur eine gemeinsame, wo zwei oder drei Dörfer nahe zusammenliegen. Der Schenkwirth ist mit festem Gehalt anzustellen, darf keinen Vortheil vom Verkauf der Spirituosen haben und wird mit Geldbuße, Entlassung oder Ge- fängniß bestrast, wenn er Trunkenheit in seinen Räumen duldet. So gar in Rußland also, wo die Staatseinnahmen vom Branntwein einen ungleich stärkeren Theil de? Goamnsteinkommens bilden, al? in irgend euiem Lande der Well, sucht inan dem furchtbaren Strome Dämme entgegenzusetzenk Rach einem Telegramm des „Deutschen Montagsblartes" hat am Sonntag, den 13. d. M., nach vvrhergegangener drückender Hitze in Paris ein Hagelwetter stattgefunden; die Schloßen waren beinahe so dick wie Taubeneier. Verschlungene Bahnen. Zeitroman von Ferd. Kießling. (Nachdruck verbalen.) gend ins Einvernehmen zu fetzen. — Laut „Sächs. Schulztg." hat der Lehrer Seydel zu Meiners dorf eine fehr praktische Kehrmaschine erfunden, die gewiß der Beachtung werth ist, zumal sie der Praxis entstammt und ganz gründlich kehrt, ohne gesundheitfchädigende Uebel der alten Kehrweise mit sich zu führen. Dabei ist auch ein beliebig zu gebrauchender Sprengapverat, der auch extra zu haben und zu gebrauchen ist und mit einem kräftigen Wasscr- zerstäuber vortreffliche Dienste leistet. Die Kehrmaschine hat die Form eines kleinen Fahrzeuges, besteht aus zwei Rädern, einer Kehrwalze, einer verdeckten Doppelkapsel zur Aufnahme des Kehrichts, einem Spritzen zeug und aus den nöthigen Stellungen, ist leicht beweglich und bequem, schon von einem zehnjährigen Kinde zu führen, kehrt vor« und rückwärts, Ecken und Winkel gleich gut rein, Schwellen und andere Erhöhungen stören dabei nicht. Ein Local von 150 Quadratmeter» ist in zehn 10 Minuten gereinigt. Dic Kosten des Apparates mit Verpackung betragen 30 Mark. — Obgleich von vielen Seiten das Erscheinen des neuen Laudes- gefnngbuchs mit großer Spannung erwartet wird, so verlautet doch aus zuverlässiger Quelle, daß die Umarbeitung des Entwurfs, welcher in Folge der zahlreich eingegangenen Beurtheilung eine wesentlich veränderte Gestalt erhalten wird, längere Zeit in Anspruch nehmen wird, so daß das Erscheinen desselben für dieses Jahr nicht mehr zu ermöglichen ist. — Kirchberg, 11. August. Diesen Nachmittag in der 6. Stunde hat der 19 Jahre alte Gymnasiast AdvlphBrückner seine» 14 Jahre alten Bruder, den Seminarist Bruno Brückner hier, welche Beide bei ihren Eltern, Kaufmann Brückner, in den Ferien sind, mit einem Revolv r in die Brust geschossen, in Folge dessen der Tod nach einigen Augenblicken eingetreten ist. Die Brüder Brückner waren mit dem 15 Jahre altene Gymnasiasten Curt Kühnert allein zu Hause und hatten die drei jungen Leute einen in einer Kammer hängenden und in einem Futteral steckenden Revolver, welcher mit einer Kugel geladen war, hervorgesucht und mit demselben gespielt. Hierbei hatte Adolph Brückner auf seinen Bruder gezielt und denselben so unglücklich ge troffen. (Fortsetzung.) Eiligen Schrittes begab Eduard sich in das Amtszimmer. Hier faß an feiner Stelle bereits ein anderer Schreiber. „Ist der Herr Assessor hier?" fragte Eduard. „Nein, er ist in der Stadt bei seiner Braut und wird heute nicht zurückkehren," antwortete der Schreiber. „Auch gut," brummte Eduard, und eben im Begriffe, sich wieder zu entfernen, begann der Schreiber stockend: ,Zch habe Ihnen im Auftrage des Herrn Assessors auch noch eine recht betrübende Nachricht mitzutheilen." „Und die ist?" „Ich soll Ihnen sagen, Herr Grunert, daß sie ihres Dienstes bei ihm entlassen feien." Eduard lachte wild auf. „Herr Grunert," fuhr der Schreiber fort, „nehmen Sie die Ver sicherung, daß ich nicht Schuld an Ihrer Entlassung bin. Ich kenne Ihr Unglück und habe den Assessor gebeten, mich bei Ihrem Eintreffen wieder zu entlassen, allein es war vergebens." „Lassen Sie's gut sein," engegnete Eduard, „ich und der Assessor hätte» so nichts mehr mit einander getaugt. Wissen Sie, wo die Braut des Assessors wohnt?" „In der Stadt, Fürstenstratze Nr. 6." „Ich danke!" antwortete Eduard und verließ das Zimmer. Er wandte die Schritte nach dem Bahnhofe und bald darauf brauste der Zug mit ihm dahin. Eduard hatte in der Residenz nicht lange zu suchen. Die schöne Fürstenstraße war jedem Kinde bekannt. Bald darauf trat er in das palastartige Gebäude ein. Ein reich betreßter Diener trat ihm entgegen. „Zu wem wünschen Sie?" „Zu Fräulein v. Hoyer." „Die wird jetzt kaum zu spreche» fein," entgegnete der Diener, „ihr Bräutigam ist bei ihr." „Desto besser," entgegnete Eduard, „ich bitte, melden Sie mich nur, und sagen Sie dem gnädigen Fräulein, ein Fremder wünschte sie in einer für sie höchst wichtigen Angelegenheit zu sprechen. Das Fräu« lein wird Ihnen gewiß dankbar sein, daß Sie mich gemeldet." Der Diener betrachtete theilnehmend den jungen bleichen Mann und entfernte sicb. Eduard erwartete seine Rückkehr mit Spannung nnd namenloser Aufregung. Endlich kehrte er zurück. „Bitte, kommen Sie," sprach er, „ich habe ein gutes Wort für Sie eingelegt, das gnädige Fräulein will Sie empfangen." Er folgte dem Diener über die breiten, mit weichen Teppichen belegten Treppen, und bald darauf trat er in ein mit märchenhafter Pracht ausgestattetes Zimmer. Auf dem Sopha saß ein überaus schönes und sanftes Mädchen; es war Agnes, die Braut des Assessors, rechts von ihr saß ihre Mut ter, eine alte, ehrwürdige Frau, während links der Assessor Kersten Platz genommen hatte. „Sie wollen mich sprechen?" fragte Agnes mit milder, wohltönender Stimme, während der Assessor vor Schreck und Staunen keines Wortes mächtig, den Eintretenden anstarrte. „Ja, gnädiges Fräulein." „Wer sind Sie?" „Für Sie ein wvhlmeinder Rathgeber, für den dort," fuhr er, auf Franz zeigend, fort, „die rächende Nemesis." Der Assessor zuckte zusammen; indessen, er war nicht im Stande, ein Wort zu sagen. Eduard aber fuhr fort: „Gnädiges Fräulein, wenn Ihnen Ihr ferneres Lebensglück am Vaterländisches. — Dresden. Ueber die nach Beendigung der Riesaer Herbst manöver des k. sächsischen (12.) Armeekorps in Dresden stattfinden den Festlichkeiten zu Ehren des kaiserlichen Gastes erführt mau vor läufig, daß eine große Festvorstellung im neuen Hoftheater den Biit telpunkt derselben bilden soll. Im Zwischenakt wird der gesummte Hof auf den nach dem großen Platze gelegenen großen Balkon des Theaters treten und von dort den Zapfenstreich der vereinigten Musik chöre, die mit Fackelbeleuchtung Aufstellung nehmen, anhören. Sämmt- liche Musikkvrps spielen zuerst unter Direktion des k. Musikdirektors Ehrlich die Ouvertüre zu „Rienzi", dann bläst die Kapelle des Schützen regiments Nr. 108 vereint mit sämmtlichen Trompeterkorps das „Ge bet" von Kücken unter Direktion des Musikdirektors Werner und zum Schluß schlagen sämmtliche Tambours den großen russischen Zapfen streich. Daß die sächsische Residenz zu Ehren des deutschen Kaiser paares am 14. September ein außergewöhnlich festliches Kleid anlegen wird, ist wohl sicher. Die Ankunft der kaiserlichen Majestäten, welche noch nie zusammen in Dresden gewesen sind, erfolgt auf dem Schle sischen Bahnhof, wo sie von den Mitgliedern der königlichen Familie empfangen werden. Die Abfahrt vom Bahnhof, vor welchem eine Ehrenkompagnie der sächsischen Kaisergrenadicre (Regiment Nr 101) mit der Fahne aufgestellt werden ivird, erfolgt durch die Antonstraße. Am Ausgang derselben, auf dem Albertplatz, wird eine prachtvolle Ehrenpforte errichtet und werden die beiden großen, den Platz zieren den Springbrunnen an dem fraglichen Nachmittag in außergewöhn licher Weife thätig sein. Die großstädtische Hauptstraße, welche der weitere Weg nach dem Residenzfchlosse entlang führt, foll reich mit Fahnen und Guirlanden geschmückt werden, ebenso die Augustusbrücke den reizenden Flaggenschmuü erhalten, welcher von dem großen Sän gerfeste 1865, dem Truppeneinzuge am 11. Juli 1871 und der gol denen Hochzeitsfeier des hochseligen Königs Johann am 11. November 1873 noch Jedermann in angenehmer Erinnerung ist, der ihn geschaut. Se. Maj. Kaiser Wilhelm, welcher seit seiner Thronbesteigung jetzt zum vierten Male nach Dresden kommt (zur Besichtigung des Lehr bataillons 1867, zur ersten Jnspizirmig des reorganisirten sächsischen Armeekorps 1868, zur goldenen Hochzeit des Königs Johann und jetzt), wird hier sowohl die Albertstadt mit ihren verschiedenen eigen artigen und sehenswerthen Etablissements, sowie die neue Jägerkaserne am Sachsenplatz und zunächst der Albertbrücke besuchen; in letzterer soll ein solennes Frühstück stattfinden und damit das Offizierskasino dieser Kaserne eingeweiht werden. Auch die Städte Meißen und Riesa, sowie die Landgemeinden, deren Gebiet der kaiserliche Herr nach dem Besuche der Albrechtsburg in Meißen am 17. September in Beglei- des Königs Albert per Wagen passiren wird, rüsten sich zum festlichen Empfang. Zu den Uebungen der Truppen geht u. a. auch ein größeres Manöver des sächsischen Pionierbataillons im Brückenschlägen mit dem gesammten Pontonpark. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta, welche gleich der Königin Carola der Kaiserparade in Riesa ebenso beiwoh nen wird, wie der Besichtigung der restaurirten Albrechtsburg in Mei ßen, gedenkt, dem Vernehmen nach, ihre Anwesenheit in Dresden auch zu einem Besuche des vom Albertverein erbauten Carolahause an der Blasewitzer Straße, wo die Albertinerinnen gebildet werden, wie der von der verstorbenen Frau Marie Simon im benachbarten Loschwitz geschaffenen deutschen Heilstätte zu benutzen. — Das dem Herrn Baron v. Finck gehörige Rittergut Nöthnitz, welches bekanntlich zu den mustergiltigst bewirthschafteten Gütern Sach sens gehört, ist am Donnerstag Nachmittag durch ein bedeutendes Schadenfeuer heimgesucht worden, das außer starken Getreidevorräthen die gesammte heurige Heuernte im annähernden Gewichte von 150000 Kilogramm vernichtet hat. Der Brand kam im südlich gelegenen Dach stuhle der umfangreichen Wirthschaftsgebäude aus und griff trotz der soliden Bauart mit großer Schnelligkeit um sich. Nur der momenta nen Windstille und dem sofortigen Erscheinen der Löschmannschaften aus dem Dorfe, sowie aus den nächstgelegenen Ortschaften und der Dresdner Feuerwehr ist es zu danken, daß das stattliche Herrenhaus nebst der Brauerei und Brennerei nicht in Asche gelegt wurden. Die Dachstühle der Wirthschaftsgebäude sind vollständig vernichtet und die massiven Wölbungen der darunter befindlichen Stallungen zeigen nach allen Richtungen hin bedenkliche Risse und werden wahrscheinlich abgetragen werden müssen. Glücklicherweise konnte der Viehbestand an 70 Kühen, 13 Ochsen, 25 Pferden, allerhand Jungvieh, Schweinen und Geflügel gerettet werden. Ungleich verhängnißvoller freilich würde sich der Brand gestaltet haben, wenn derselbe bei Nacht ausgebrochen wäre. — Muthmaßlich hat der Wächter des Gutes durch Fahrlässig keit das Schadenfeuer veranlaßt und soll derselbe durch die Gendar merie bereits eingezogen sein. — Der landwirthschaftliche Kreditverein hat sich der Wasserka- lamitofen im Erzgebirge in einer sehr gediegenen und anerkennenswer- then Weise angenommen, indem er nicht nur aus seinen Mitteln selbst eine reiche Gabe bewilligte und eine ertragsreiche Sammlung veran staltete, sondern auch dadurch, daß er den bedrängten Gemeinden und auch den bedrängten Grundbesitzern Darlehen zu billigerem Zinsfuß