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Gegenden ohne Schaden bis Mitte Juli und können sich auch dann »och die Treibaugen für das kommende Jahr gehörig ausbilden. Von den Gurken, Melonen und Kürbisen sind die Ranken gleichmäßig zu verthcilen. Melonen sind über dem 7. Blatte jeder Rauke zu schneiden, dann wieder über jeder Frucht. Gegen die Schnecken, welche in jedem Jahre sehr zu schaden pflegen, empfiehlt Taschenberg in seinem vor trefflichen Werke „Schutz der Obstbäume gegen feindliche Thiere" fol gende Maßregeln: sie werden entweder angeködert (durch ausgelegte Stücke von Möhren, Salatblätter, frisch geschälte Weidenzweige, flache Schüsseln mit gekochter Stärke) und dann durch kochendes Wasser getödtet, oder unmittelbar getödtet durch Weizeukleie, die man in schmalen Streifen auf die Beete ausstreut, wovon die Schnecken begierig fressen, dann aufquellen und sterben, oder durch umstreuen der Beete mit Ruß, Brecharnen, Gerstenspreu oder Fichtennadeln. Passiren sie den so be streuten Boden, so werden sie entweder ihres Schleimes beraubt und ausgetrocknet, und so der tödtlicheu Sonne preisgegeben, oder an der Haut verwundet und hierdurch bald zu Grunde gerichtet. Die Nackt schnecken liefern ein vortreffliches Futter für Enten. Die Rosen sind sorgsam gegen ihre gewöhnlichen Feinde zu schützen: eine größere schwärz liche Raupe mit schwarzem Kopfe, eine kleine grünlich gelbe (oft noch in ihrem weißlichen Gespinnste zu finden), welche beide sich in zu- sammengewickclten Blättern verbergen; alle solche Blätter sind eifrig, möglichst täglich, kräftig und schnell (denn alle diese Wicklerraupen lassen sich äußerst schnell an einem Faden herab und entkommen so) zusammenzudrücken, um hiermit die Raupen zu tödten; man entfalte dann die Blätter wieder, sonst vertrockne» sie und verunzieren den Strauch. Ebenso schädlich ist der Markbohrer, eine kleine rosa Made, die sich in das Innere der Rosentriebe hineinbohrt und sie zum Welken bringt; man findet sie leicht, wenn man solche welke Triebe, die so wie so verloren sind, nach und nach immer tiefer mit der Scheere abschneidet, bis man die Made mit zerschneidet. Endlich wird auch als Feind der schon blühenden Rosen der braune Rosenkäfer bald erscheinen; er ist, am besten im Morgenthau, abzuschütteln und zu tödten. — Alle hochgehenden Blumenstöcke, wie Gladiolen, Nelken, Georginen u. s. w. auch alle sich später sehr ausbreitenden Perennen wie Päonien, Mohn binde man rechtzeitig an Stäbe, doch behutsam und locker; sichert man sich doch hierdurch nicht bloß die schöne Form und volle Ausbildung seiner Pflanzen, sondern bei einigen, wie den Georginen, auch ihren ganzen Besitz; letztere brechen unter dem Winde wie Glas. Gesäet können werden: Goldlack, Winterlevkoy und die meisten perennirenden Gewächse. Verbenen hefte man, sobald neue Triebe erscheinen, mit Holzhäkchen an die Erde, damit sie sich weiter ausbreiten. Abgeblüthe Blumen und Samenkapseln von Stiefmütter chen, Tausendschönchen u. a. versäume man nicht abzuschneiden, um mehr Blüthen hervorzulocken. Die nun abgewelkten Hyacinthen- und Tulpenzwiebeln sind herauszunehmen, in trockenen Sand zu legen und an einem trockenen Orte aufzubewahren. — Topfpflanzen dünge man von Zeit zu Zeit mit in Wasser aufgelöstem Leim oder noch besser, mit schwefelsaurem Ammoniak, einem weißen, geruchlosen und sehr billigen Salze, von dem man Vr Theelöffel in 2 Liter Wasser auf löst und fahre fort, die abgeblüthen umzusetzen. Die Wasserschosse an unseren Obstbäumen. Die sogenannten Wasscrschosse sind ehemalige Blattaugen in verholztem Zustand, »wischen Splint und Holzschicht liegend, die bei Saftfiille, entstehend durch allmäh liches Absterben der äußeren Zweige, oder durch Zurückschneiden der Neste, wie beim Verjüngen oder beim Veredeln sich entwickeln, austreiben und die Wasserschosse bilden. Sie haben theilweise großen Werth und können überall entstehen, bei jungen wie bei hundertjährigen Bäumen. Es liegt in ihnen eine erneute junge Kraft, fähig, zahl reiches, gut entwickeltes Obst zu tragen. Manche Obstzüchter glauben fälschlich, daß die ganze Arbeit des Ausputzens der Obstbäume darin bestände, die Wasserschosse zu entfernen und bewirken dadurch nur, daß sich immer neue in vermehrter Anzahl bilden. Man soll vielmehr dort, wo ein zukünftiger Ast denkbar ist, sich entwickeln zu können und Früchte zu tragen, die Wasserschosse belassen, wo dies aber nicht der Fall, da entferne man sie. Haben die Wasserschosse, welche sich im Innern der Krone eines inwendig kahlen Baumes befinden, auch nicht dadurch Werth, daß sie selbst viele Früchte tragen, so führen sie doch dem Baume, da sie stark belaubt sind, aus der Lust viel Nahrung zu und haben in dieser Beziehung einen nicht zu unterschätzenden Werth. Stehen viele beisammen, so entferne man die sich weniger kräftig entwickeln den, die stärkeren dagegen beläßt man. Bei frisch veredelten Bäumen bedingen die Wasserschosse das Leben des Baumes. Der Baum ist bei dieser Operation völlig entblößt worden von Besten, Zweigen und Blättern; er steht kahl da und einzig die belassenen Zugäste nehmen, nachdem sie Blätter gebildet haben, aus der Luft Nahrung auf, führen sie dem Baume zu und tragen somit zum Anwachsen des Edelreises bei, sind also ein sehr wichtiger Lebens faktor für den Baum. Leider werden sie zu oft in der irrthümlichen Ansicht entfernt, daß sie den Edelreisern die Nahrung entziehen, während, wie wir gesehen haben, das Gegentheil der Fall. Viele Bäume leiden schwer unter dieser falschen Ansicht, eine große Anzahl derselben geht sogar ganz dadurch zu Grunde. Es ist anzurathen, im ersten Jahre nach der Veredelung alle Wasserschosse oder Zugäste stehen zu lassen und erst im Monat Juli entferne man die der Veredelungsstelle zunächst stehenden; im zweiten Jahre entferne man etwa die Hälfte der Wasserschosse und" Zugäste und erst im dritten Jahre sind alle zu entfernen, da nun die Veredlungsreiser selbst ge nügend erstarkt und ernährungssähig geworden sind damit das richtige Gleichgewicht beim Baum wieder hergesiellt ist. Mehlthau und Blattläuse auf Rosen. Die im Freien kultivirten Rosen, besonders die hochstämmigen, sind häufig von einem Weißen Pilz (Mehlthau) und von grünen oder schwarzen Blattläusen hcimge- sucht. Das folgende ist ein gutes Mittel gegen diese Plagen: Man nimmt Kilo weiche Seife und löst sie in weichem Wasser auf, kocht 40 Gr. starken Landtabak eine Stunde lang mit 2 Liter Wasser, setzt gegen Ende des Kochens 20 Gr. Aloe hinzu und vermischt das Ganze mit 12 Liter warmem Wasser. Mit dieser Flüssigkeit werden die Pflanzen begossen oder die befallenen in dieselbe getaucht. Große Pfirsichpflanzung. Die größte Pfirsichpflanzung befindet sich im Staate Alabama; ihr Besitzer ist ein Bruder des bekannten irischen Agitators Parnell. Vor zwölf Jahren kaufte er eine alte, verkommene Baumwollen-Plantage und verwandelte diese in einen unge heuren Pfirsichgarten. Seine Pfirsichen sind stets unter den allerersten auf dem Markte und erzielen sehr hohe Preise. Herr Parnell hat sich durch die Pfirsichzucht- bereits ein großes Vermögen erworhen. Verschlungene Jahnen. Zeitroman von Ferd. Kießling. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Nun, Herr Ortsrichter," begann nach kurzem Gruße der Ober förster, „bringt Ihr etwas Neues?" „Neues genug. — Aber leider nichts Gutes." „Wie so, was ist's?" „Was wird's sein! Der Justizrath zieht uns wie immer das Fell über die Ohren." „Was will er?" „Er schreibt, die Gemeinde hätte zu starke Ausgaben, es ginge das Jahr so viel auf, und damit er allem vorstehen könne, so soll aus dem Gemeindewalde für sechs tausend Thaler Holz geschlagen werden." „Blitz und Hagel!" brauste der Oberförster auf, „da soll den Justizrath ein — doch nur Geduld, Herr Ortsrichter," unterbrach er sich, „dabei habe ich auch ein Wörtchen mitzusprcchcn!" „Sie sind brav! Gott vergelt's Ihnen, was Sie an uns schon gethan haben; — aber hiebei werden Sie uns wohl kaum helfen können." „Nun denn, ich will's versuchen. — Ich mache meine Vorstellung dagegen und lege den Herrn in der Residenz vor, daß der ganze Wald dadurch verdorben würde." „Warum wollen Sie sich Feinde machen, Herr Oberförster? Lasse» Sie es gehen, wie es geht, denn die Herren in der Stadt glauben dem Justizrathe mehr als uns; eine Krähe hackt der anderen die Augen nicht aus; im Punkte der Gerechtigkeit hapert's bei uns gewaltig." „Ehrlich und gerade durch, damit halte ich's und auf diesem Wege werde ich bleiben. Es hat niir immer wohlgethan, mich vor so einem Rechtsverdreher hiuzustellen und ihm recht scharf in tue Au gen zu sehen. — Das Rothwerden haben die Herren freilich verlernt; aber sie machen in der Regel solche verlegene Gesichter — daß ich alle ihre Schätze nicht haben möchte." „Auch der Justizrath wird solche Augenblicke oft genug habe». — Neulich begegnete ich ihm, als er von einem Begräbniß kam, da sah er so fahl und entstellt aüs, daß ich mich fast vor ihm entsetzte. — Hm, dachte ich bei mir, es ist doch etwas Bedenkliches um das letzte Ende, und wenn dem Justizrathe so etwas beifällt — ich denke, es müßte dann nicht gut mit ihm stehen." „Herr Ortsrichter, ich hoffe zu" Gott, um die Stunde soll's bei uns Beiden ziemlich ruhig abgehen." „Das wird es!" tönte in diesem Augenblicke die Stimme des unbemerkt eingetretenen Pastors Friedemann, welcher den beiden An wesenden die Hand zum Gruße entgegenstreckte. „Ei, sieh da! — Willkommen Herr Pastor!" riesen der Oberförster und der Ortsrichter fast zugleich, indem sie die dargereichte Hand herzlich schüttelten, „Ich komme, lieber Herr Oberförster, um wieder eine Bitte an Sie zu richten." „Nun, was ist's?" „Sie wissen, daß Ihr vormaliger Jägerbursche Friedrich den alten Lorenz, der dreißig Jahre auf dem Amte war, aus dieser Stellung verdrängt hat." „Ich weiß! Der Schurke entläuft hoffentlich seinem Galgen nicht; er war von jeher ein schlechter Patron und ich war froh, daß ich ihn los wurde. — Also weiter." „Der arme, alte Mann hat eine kranke Frau und sechs Kinder. In seiner Jugend Soldat, und fast zum Krüppel gehauen, ist er — ohne Aussicht auf eine Pension — auf seine alten Tage aus dem Dienste entlassen worden; seine Lage ist eine trostlose." „Das ist schlecht von dem Justizrath. — Einen Hund schaffe ich nicht ab, wenn er mir treu gedient hat und mag er noch so alt sein. — Hier nehmen Sie, es wird für den ersten Augenblick genügen. Er griff in die Tasche und überreichte dem Pastor eine gefüllte Börse. Das ist zu viel, Herr Oberförster; lieber weniger Geld und etwas Holz." „Das Holz gehört dem Fürsten, das Geld mein — nehmen Sie." Der Pfarrer steckte dankend die Börse ein. „Hier, nehmen Sie auch von mir einen kleinen Beitrag zur Lin derung der Noth des armen Lorenz," sprach Brunner, indem er dem Pastor einige Geldstücke in die Hand drückte. Die Dankesworte des Pastors wurden durch ein lautes Jubeln Übertäubt, das aus der Hausflur zu de» Männern drang. Plötzlich öffnete sich die Thür und die Oberförsterin führte Frieda und Felix, Erlaus Kinder, in das Zimmer. „Hier!" rief sie freudig, „bringe ich unsere Gäste." „Der Oberförster zog das schöne Mädchen an seine Brust und mit bewegter Stimme sprach er: „Komm, mein Kind, und denke, Du lägst an Deines Vaters Her zen!" Dann hob er den Knaben auf seine Arme. „Armes Kind! — So jung und schon eine Waise — doch nein," fuhr er fort, indem er auch Frieda aufs neue umschloß, „ich will euer Vater sein," und auf seine weinende Gattin deutend, sprach er weiter, I „da steht euere Mutter!" Jetzt schloß auch die Oberförsterin Beide an ihr Herz und trock nete aus Friedas Augen die langsam herabrinnenden Thränen. „Weine Dich an meinem Herzen aus, liebes Kind," sprach sie mit bewegter Stimme, „ich fühle tief, wie schmerzlich es Dir sein muß, das Schloß Deines Vaters von fremden, harten Menschen bewohnt zu sehen; dazu ist die herbe Wunde, die Dir das Schicksal schlug, noch zu frisch und ich glaube Wohl, daß sie Dir namenlose Schmerzen macht." Jetzt trat auch der Pastor heraus, der sich bisher an das Ende des Zimmer zurückgezogen hatte und sprach: „Seien Sie auch mir herzlich willkommen, gnädiges Fräulein, und nehmen Sie die Ver sicherung, daß auch ich im Vereine mit diesen edlen Menschen alles aufbieten werde, die düsteren Wolken, die Ihre Stirn beschatten, zu bannen. — Im Uebrigen vertrauen Sie auf den da droben, der uns zwar Lasten anferlegt, sie aber auch tragen hilft!" Frieda dankte mit bewegter Stimme dem Pfarrer und wandte sich dann zu ihren neuen Eltern. „O, wie soll ich Ihnen die Liebe danken, die Sie mir entgegen bringen —" „Sei still, mein Kind! Sprich nicht von Dank," unterbrach sie der Oberförster. „Dein Vater war mein Freund, und ich habe Euch Beide oft als Kinder auf meinen Knien geschaukelt. — Weißt Du es noch, Frieda, es gefiel Dir immer hier auf dem Forsthause! Nun bist Du da und kannst Dich nach Herzenslust in dem Walde herumtummeln, und Dn, Felix, wirst, so Gott es will, ein tüchtiger Jäger." „Ja, das will ich!" rief der Kleine, „und ich will Dich auch so lieb haben, wie ich meinen Vater hatte." „And daß ichs Euch nur gestehe," fuhr der Alte redselig fort, „ich habe mich auf Euch gefreut, wie auf meine wirklichen Kinder! — Sieh, Frieda, ich fange an alt und stumpf zu werden — mein Weib kann auch nicht mehr so fort wie ehemals, und fo soll mit Euch, Wills Gott, ein neues Leben bei uns einziehen, bis der Sturm uns alle, morsche Bäume bricht!" „O, daß ich dies nie erlebte!" rief Frieda aus, und barg ihr schönes Haupt an dem Busen der Oberförsterin. In diesem Augenblick wankte ein Fremder in das Zimmer. Seine Kleidung war schmutzig und zerrissen, und unter dem mächtigen Hute, der fast das ganze Gesicht bedeckte, drang ein wirres, stark mit Grau vermischtes Haar hervor.