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Nr. 4« 1882 Freiteg, dm 9. Jimi r z Erschein! wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag.) AbonnementSpreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 llhr. stürmten etwa 50 von ihnen in das Redaktionsbureau und die Druckerei des klerikalen Journals, zertrümmerten daselbst Thüren und Fenster, warfen die Setzkasten zu Boden, verstreuten die Lettern und rissen die Firmatafel hinab, die sie hierauf durch die Straßen trugen. Der Präfekt hat den Polizeiinspektor und den Polizeikomisfar des Stadt viertels, in welchem diese Studentenexzesse vorgekommen sind, vom Amte suspendirt. Fast aus allen Ländern, selbst aus den Staaten Südamerikas, laufen Ankündigungen von Deputationen der dort lebenden Italiener ein. für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Kömgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Zweiundvierzigster Jahrgang. Mittheilnngeu über Obst- und Gartenbau. Gartenbau-Kalender für Juni. In einem gut besorgten Garten muß jetzt der ganze bebaute Boden besetzt sein, deshalb sind abgetragene Beete (von Spinat, Ra- binschen, frühen Erbsen) sogleich wieder zu bepflanzen oder zu besäen. Zu pflanzen sind alle Kohlarten für Herbst- und Winterbedarf (Herbstblumenkohl, Kraut, Welschkraut, Rosenkohl, Kohlrabi; auch Salat, Sellerie (letzterer nur in starken Pflanzen), Porree kann noch gepflanzt werden, am besten in frisch gedüngtes Land, oder man wen det später flüssigen Dünger zum Guß an. Küchenkräuter, wie Thymian, Majoran, Basilicnm sind in guten Boden, Fuß weit von einander, zu verpflanzen. Gesäet können noch werden: Gurken, Bohnen, Salat, Carotten, doch müssen diese Beete besonders fleißig begossen werden; Winterrettige sind von Mitte bis Ende des Monats auszusäen. Der Boden ist überall fleißig und gründlich zu jäten, am besten nach einem Regen oder im Morgenthau, bei weiter gestellten Pflanzen thut eine Hacke, bei engeren eine Gabel die besten "Dienste hierbei; ebenso sind die Zwischenwege zeitig von Unkraut zu reinigen, am bequemsten durch einen eisernen Rechen, der gerade die Wegbreite hat. Das Begießen nehme man jetzt Abends vor, um den Pflanzen hinreichende Zeit zur Einsaugung der Feuchtigkeit zu geben; man gieße, wie schon früher bemerkt, lieber seltener und gründlich, als regelmäßig und oberflächlich, was nur den oberen Wurzeln zu Gute kommen, die Hauptwurzeln aber trotzdem verdursten lassen würde; man gieße endlich mit gestand- nem und möglichst durch die Sonne erwärmten Wasser; Gurken werden am besten mit solchem Wasser Vormittags begossen, aber ja nicht in das Herz der Pflanzen. Flüssige Düngung Pflegt jetzt überraschendes Wachsthum hervorzubringen; man scheue daher die kleine Ausgabe von wenigen Groschen für eine alte Tonne nicht (theurer im Ankäufe sind freilich die — etwa von Seifensiedern bezogenen — mit eisernen Reifen, aber von viel längerer Dauer, und daher schließlich billiger), schütte irgend welchen Dünger (ohne Stroh), Hornspäne, oder Jauche hinein, füge nach Belieben Ruß und Seifenwasser hinzu, auch ein wenig Schwefelsäure (um den Geruch zu beseitigen und zugleich den Dungwerth zu steigern) und fülle das Faß mit gewöhnlichem Wasser bis an den Rand und decke es zu. So hat man eine stets fertige und kräftig wirkende Flüssigkeit, die, je nach der Stärke der Dung- bestandtheile und nach der Zartheit der zu düngenden Gewächse, in der Gießkanne noch mit V2 oder V4 Wasser zu mischen ist. Man gebe aber nicht zu viel auf einmal, und gieße nur bei feuchter Witterung, oder Abends, nachdem man erst mit reinem Wasser gegossen. Sellerie und Blumenkohl bedürfen am meisten Wasser; man gieße sie daher mit der Gießkanne ohne Brause. Aller Gartenboden ist fleißig zu behacken, um durch diese Auflockerung ihm Zutritt der Luft und Wärme, sowie des Thaues und Regens zu gewähren. Zu behäufeln sind Erbsen und Bohnen; bei den letzteren wird empfohlen, nach dem Behacken aufgeschlossenes Knochenmehl um die Pflanzen zu legen und sie dann zu behäufeln, wodurch nicht nur schnelleres Wachsen, sondern auch volleres Tragen erzielt werde. Die Stangenbohnen, die sich nicht von selbst um die Stange schlingen wollen, sind dadurch zu unterstützen, daß man die niedergefallenen Ranken dem Laufe der Sonne gemäß um die Stangen leitet. Die Erdbeeren sind vorsichtig abzuranken (bei unvorsichtigem Gebühren reißt man leicht Theile des Stockes oder Blüthenstengel mit ab), um die Stöcke kräftig zu erhalten; nur wenn man junge Pflanzen zu neuer Anpflanzung im Herbste braucht, lasse man die ersten Ausläufer stehen, ranke aber auch von ihnen die sehr bald erscheinenden weiteren Ausläufer sorgsam ab. Damit die nun bald reifenden Früchte sich nicht beschmutzen oder den Schnecken zum Opfer fallen, werden die Stengel entweder zusammengebunden (besonders bei großfrüchtigen Erdbeeren nöthig), oder der Boden unter ihnen mit Häcksel, Gerstenspreu, Moos oder Brecharnen belegt; man gieße die Stöcke immer noch fleißig, doch ohne Brause und nicht in die offenen Blüthen. Auch jetzt noch vertragen sie viel Düngung, die ihnen am besten durch vergohrnes Dungwasser, natürlich verdünnt, gereicht wird; hierzu wird empfohlen: Auflösung von Kuhdung, oder von Tauben dünger, oder von Ruß mit Abortsdünger, oder eine Mischung von alle dem. (Rnß muß erst mit kochendem Wasser aufgelöst und dann mit kaltem Wasser verdünnt werden). Die Erdbeerranken geben, etwas abgetrocknet, nach 3 bis 4 Tagen ein ziemlich festes Bindemittel, be sonders für kleinere Stauden oder zartere Zweige, und sind daher gerade jetzt zu werthvoll, um auf den Komposthaufen geworfen zu werden. Spargel sticht man gewöhnlich bis Ende Juni, in kälteren Garibaldi. Italien hat Landestrauer bekommen, sein populärster Volksmann Giuseppe Garibaldi ist am 2. Juni Abends auf seiner Ziegeninsel gestorben, gebrochen an Körper und Geist. Geboren 1807 in Nizza diente er in seiner Jugend auf der sardinischen Flotte, betheiligte sich mit Mazzini an den Verschwörungen und Aufständen zur Befreiung Italiens, wurde flüchtig, trat in den Dienst des Beys von Tunis und nahm später an den Kämpfen in Montevideo in Südamerika Theil, wo er den Guerillakrieg kennen lernte. Dort heirathete er die Creolin Anita, die ihn in seinen Kriegen als Adjutant begleitete. Im Jahre 1848 kehrte er nach Italien zurück und vertheidigte die Repu blik Rom gegen die Franzosen. Als Rom gefallen war, flüchtete er nach Nordamerika und wurde Schiffskapitän. 1854 zurückgekehrt, kaufte er von seinen Ersparnissen die kleine Insel Caprera und wurde Land mann. In dem Feldzug von 1859 kommandirte er als sardinischer General die Alpenjäger, protestirte vergeblich gegen die Abtretung Savoyens und Nizzas an Frankreich, kehrte auf feine Insel zurück, verheirathete sich mit der Mailändischen Gräfin Raimondi und ver stieß sie andern Tags, weil er erkannte, daß er einer Unwürdigen die Hand gereicht. Seine glänzendste That verrichtete er 1860. Mit 1000 Freiwilligen landete er bei Marsala in Sizilien, eroberte die Insel im Triumphzug und riß sie von der Bourbvnischen Miß-Regierung in Neapel (König Bomba) los. Mit 5000 Mann setzte er nnt uner hörter Kühnheit nach Neapel über, schlug die Truppen des Königs Franz und verjagte die verhaßten Bourbonen für immer. Es war ein Triumphzug ohne Gleichen, und der größte Dienst, den er seinem Vaterlande leistete. Die Truppen Victor Emanuels vollendeten die Eroberung. Auf dem Gipfel seines Ruhmes und einer unermeßlichen Popularität stehend, legte er seine Diktatur freiwillig nieder und legte alles, was er erobert, dem König Victor Emanuel zu Gunsten der Einheit Italiens zu Füßen, obgleich er ein Republikaner war. Jede Auszeichnung lehnte er ab. Sein Freischaarenzug 1862 gegen Rom, um die Franzosen und den Papst zu vertreiben und Rom zur Haupt stadt Italiens zu machen, mißlang, sein eigener König mußte gegen ihn marschiren lassen, er wurde bei Aspromonte schwer verwundet und gefangen, aber bald begnadigt. 1866 nahm er an dem Kriege gegen Oesterreich als General Antheil, aber ohne Glück. Noch ein mal unternahm er 1867 einen Freischaarenzug gegen Rom, wurde aber bei Mentana von den Franzosen geschlagen („Wunder desChas- sepots"), nach Caprera gebracht und streng bewacht. In Verkennung aller Verhältnisse eilte er 1870 der französischen Republik gegen die Deutschen zu Hülfe, ohne etwas auszurichten. Die Franzosen sahen ihn über die Achseln an. Er kehrte mißmuthig auf seine einsame Insel zurück. Nichts wollte ihm mehr gelingen. Garibaldi war von mittlerer Größe, kräftigem Körperbau, mit großem Kopf und ausdrucksvollen energischen Zügen, sein Bart war roth. Er trug meist eine Blouse und schwarzen runden Filzhut. Sein ganzes LebeN hindurch zeigte er sich als einen Mann, der für eine einmal gefaßte Idee alle Opfer bringt. Schwärmerische Begeisterung für die nationale Sache, Thatkraft und Energie in der Ausführung seiner Pläne, Umsicht und Raschheit in militärischen Bewegungen, per sönliche Tapferkeit, Uneigennützigkeit und Redlichkeit waren die Tugen den, die ihn auszeichneten. Dabei aber mangelte ihm die ruhige Er wägung der Verhältnisse, namentlich des durch die politische Lage Ge botenen, sowie jede liefere politische Einsicht, oft genug ging sein edles und unbändiges Gefühl mit dem Verstände durch. Zu seinen heftig sten Leidenschaften gehörte sein Haß gegen das Papstthnm, welchem er alles Unglück seines Vaterlandes zuschob. Sein dankbares Vater land überwies ihm eine glänzende Schenkung, die er anfangs zurück- wies, aber später annahm. stauen legt zwei Monate Nationaltrauer für Garibaldi an, der Staat tragt die Begräbnißkosten, setzt ihm ein würdiges Denkmal und giebt semer Wittwe und jedem feiner fünf Kinder eine jährliche Pen sion von 10,000 Franks. Das waren die einstimmigen Beschlüsse des Parlaments, als die Trauerkunde eintraf, dann schloß es seine Sitzung. Alles in Rom legte Trauerkleider an, alle Läden und auch die Börse wurden geschlossen, ebenso in allen größeren Städten des Landes. Garibaldi hat testamentlich verordnet, daß sein Leichnam verbrannt, die Asche in einer Urne gesammelt werde und auf Caprera verbleibe. Jeder Italiener nennt neben Cavour, Victor Emanuel, den beiden Staatsmännern, Garibaldi, den gewaltigen Volksmann, als die Schöpfer der Befreiung Italiens von der Fremdherrschaft und Be gründer seiner Einheit. Die Verbrennung der Leiche Garibaldis findet erst nach dem Ein treffen der offiziellen Deputationen auf Caprera statt. Die Regierung gestattet aber eine offene Verbrennung der Leiche auf einem Scheiter. Haufen, wie Garibaldi testamentarisch verfügt haben soll, nicht. vr° Prandina läßt deshalb einen Verbrennungsofen zu diesem Zwecke er richten. Am Sonntag um 12 Uhr Mittags erschien in Rom ein klerikales Witzblatt mit einem Schmähartikel -über Garibaldi. Als die eben zahlreich vor der Universität versammelten Studenten dies erfuhren, Erscheint W "ME -ME wöchentlich 2 Mal WWW WM M M (Dienstag und Freitag AW MU RA U M AM A UM A M Abenne.^ntspreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer für kostet^.0 Pf Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden.