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u. s. w. den jungen Trieben nicht mehr, sowie die Verholzung der Triebe ein getreten ist. Ich Hobe das Petroleum mit Erfolg angewandt. Zuerst gegen eine kleine, gekreiste (Schildlaus?) Pflanzenlaus, welche in dichten Massen an der Basis der neuen Birntriebe fest saß, sich aber verhält- nißmäßig leicht bewegungsfähig zeigte, indem ich die ganze Kolonie mit Petroleum überstreichen ließ — ohne Nachtheile für die Triebe, welche sich wie gesagt im Zustande der Verholzung befanden. Daun habe ich das Petroleum als vorzügliches Mittel gegen die Blutlaus benutzt, indem ich auch hier die ganzen Ansiedelungen der selben mit unvermischtem Petroleum überstreichen ließ; es half so gut, daß, als ich nach vier Wochen die inficirten Bäume das zweite Mal durchgehen ließ, sich nur vereinzelt noch die Existenz von Blut läusen ergab. Ich habe auch in zwei Fällen — da die Blutlaus am Wurzelhalse und an den Wurzeln saß — das Petroleum an den Wurzel hals gießen lassen, zum einseitigen Nachtheil für die Blutläuse, welche fernerhin nicht mehr zu spüren waren. Ich möchte mir hierzu aber doch die Bemerkung erlauben, daß das beste Mittel gegen die Blut taus die Gesunderhaltung des Baumes und die Unverletztheit und Glätte der Rinde ist. Die Blutlaus scheint nicht im Stande zu sein, unver letzte Rinde zu durchbohren. Ich habe das Petroleum ferner gegen die Blattläuse verwendet bei Pfirsichen, Kirschen, Stachelbeeren, Johannisbeeren u. s. w. Waren die Blattläuse nur in geringer Zahl vorhanden, so daß ein Ueber- stäuven des Petroleums mittelst eines Zerstäubers (als welchen ich den sonst in Damenboudoirs zu findenden Rasraichissenr benutzte) genügte mit gutem Erfolg; waren indeß die jungen saftigen Triebe mit Blatt läusen sehr dicht besetzt oder gar schon gekräuselt, so daß eine förm liche Durchtränkung der besetzten Stellen nöthig war, so starben mit den Blattläusen die Triebe ab, wohl weil eine Verstopfung der Spalt öffnung mit tödtlicher Wirkung eingetreten war. In solchem Jnfektions- salle ist also das Abschneiden des ganzen Triebes, oder die Anwendung von Schmierseifenlauge am Abend oder an trüben Tagen vorzuziehen. Mit sehr guter Wirkung benutzte ich dann auch noch das Petro leum gegen die Erdflöhe, indem ich (in diesem Falle) junge Kohlrabi- Pflanzen damit überstäuben ließ. Die Erdflöhe waren sofort wie be täubt und zeigten sich späierhin nur noch in geringfügiger Anzahl. Den Kohlrabipflanzen hatte die Prozedur nicht im Geringsten geschadet. Mittheilnngen über Obst- und Gartenbau. Ueber den Nutzen des Petroleums gegen Schädlinge. Von H. Degenkolb in Rottwerndorf. DaS Petroleum ist in seinen Einwirkungen auf den pflanzlichen Organismus vielfach zu sehr verdächtigt worden. Nach meinen Er fahrungen schadet dasselbe bei den Obstbäumen und Beerensträuchern Vermischtes. * Dampfer verbrannt. Der Mississippi-Dampfer „Golden City" ist am 30. v. M., Morgens, auf der Fahrt von New-Orleans nach Cincinnati bei Memphis verbrannt. Als einer der Bootsleute im Innern des Schiffes herumlenchtete, fiel die brennende Lampe aus seiner Laterne in einen Haufen Jute, entzündete dieselbe, der Wind jagte die Flamme weiter und 5 Minuten später war das ganze Fahr zeug ein großes Feuermcer. Von den etwa 100 Personen am Bord kamen 35 um, die übrigen retteten buchstäblich nur das nackte Leben, da sie einerseits von den Flammen im Bett überrascht wurden, ander seits auch bei dem Sprung in's Wasser an ein Mitnehme» von Hab seligkeiten nicht zu denken war. * Ein blutiges Drama hat sich in Neapel zugetrageu. Ein 30jähriger Apothekergehülfe namens Nevano hat seine Fran nnd drei Kinder erst vergiftet und, um den Tod zu beschleunigen, allen Dreien dann das Messer durch die Brust gestoßen, während sie schliefen. Nach vollbrachter That vergiftete sich der Mörder selbst. Als das Todesröcheln des Sterbenden die im Hause wohnenden Verwandten weckte und dieselben die Thür erbrachen, rief ihnen Nevano zu: „Es ist unnütz, daß Ihr uns helft, wir sind alle gestorben." In der That war der Mann zusammengestürzt, als die Thür endlich aufging. Die 25jährige Mutter lag über den Leichen ihrer Kinder, welche sie offen bar zu schützen gesucht hatte. Drei Briefe gaben Aufschluß über das schreckliche Verbrechen. Die Noth hatte den Unglücklichen zum Aeu- ßersteu getrieben. Seit Monaten ohne Beschäftigung befand sich Nevano in Verzweiflung, weii er keine Arbeit fand. Um seine Frau und Kinder dem Elend zu entziehe», tränfclte er ihnen während des Schlafes Gift in den Mund und vollendete dann die Katastrophe in der oben angegebenen Weise. * Wunder der Drnckkunst. In dem sechs Stock hohen New- Iorker Hause der amerikanischen Bibelgesellschaft sind nicht weniger als 12 Rotationsdruckpressen nebst den dazu gehörigen Dampfbetriebs maschinen in Thätigkcit. Die höchste Leistung eines Tages ist 6000 Exemplare. Die meiste Druckarbeit wird von Stereotypplatten gethan, von denen die Gesellschaft für 120 verschiedene Bibelausgaben 65 000 Seiten besitzt. Zur Zeit, da mau diese Platten nicht braucht, werden sie in feuerfesten Gewölben aufbewayrt. Von der kleinen Agat-Bibel druckt man dort ein Exemplar in einer Minute; von dem woblfeilen Neuen Testament, das für 5 Cents zu haben ist, 4 Exemplare in der Minute und seit den letzten zwei Jahren jeden Tag tausend Exemplare. * Eine Kuß wette. Vor Kurzem wurde in Kelkheim, wie der „Tanusbote" erzählt, eine sonderbare Wette eingegangen. In einer kleineren Gesellschaft von Herren und Damen kam nämlich u. A. auch die Rede auf das Küssen. Ein Herr warf dabei die Frage auf, wieviel Küsse man wohl in einem gewissen Zeitraum zu geben im Stande sei. Nachdem darüber verschiedene Ansichten laut geworden, machte sich ein feuriger junger Mann anheischig, mit seiner Verlobten innerhalb 10 Stunden ohne Unterbrechung 10,OM Küsse zu wechseln, und proponirte dieserhalb eine Wette um 2M Mark. Als Bedingung stellte er, nach jeder halben Stunde eine kleine Erfrischung nehmen zu dürfen. Die Wette wurde angenommen, und alsbald begann die süße, anscheinend leichte Arbeit. In der ersten Stunde wechselte das Paar 2000 Küsse, in der zweiten 1000, in der dritten 750 — dann aber keinen mehr, denn ihre Kräfte waren erschöpft. Der junge Mann bekam den Lippenkrampf und fiel in Ohnmacht, seine Verlobte ver lor ebenfalls das Bewußtsein und erkrankte noch am selben Abend am Nervenfieber. Nur mit vieler Mühe wurde dieselbe wieder her- gestellt. Auch der Bräutigam wurde noch längere Zeit hindurch von erwähntem Krampfe befallen. Das Ende vom Liede war — Auf schub der Hochzeit auf ein ganzes Jahr. * Jrrthümlich sagt man in Elsaß-Lothringen, die preußische Re gierung begünstige die Verbreitung des Schnapses aus fiskalischen Rücksichten. Es war aber von jeher preußische Tradition, den Brannt weingenuß einzuschränken. Schon Friedrich der Große schrieb an den Rand einer Bittschrift um Konzession zur Eröffnung einer Rumfabrik: „Ich Wills den Teufel thun. Ich wünsche, daß das giftige garstige Zeug gar uicht da wäre." Friedrich Wilhelm I V. sagte: „Ich würde es als den größten Segen Meiner Regierung ansehen, wenn die Brenn steuer auf Null reduzirt würde." Kaiser Wilhelm ordnete den Er satz der Branntwein-Portion durch Kaffee für die Armee an und sagte neulich bei der Düsseldorfer Ausstellung: „Ich wünsche jedem Meiner Landeskinder eine Tasse Stollwerck'sche Chocolade zum Sonntag." mus auch in Petersburg stark an Anhang gewonnen, zur nicht geringen Besorgniß der dortigen deutschen Bevölkerung. Denn wohl nicht ohne Grund fürchtet man von dieser Bewegung einen Ausbruch der Volks leidenschaft, eine Deutschenhetze. Die „N. Fr. Pr." meldet: Beunruhigende Symptome und Droh briefe veranlaßten die russische Regierung, einige Escadrons Kavallerie nach Odessa zu ziehen und von dort, sowie aus Kiew viele unbeschäf tigte Individuen auszuweisen. Aus Kiew allein wurden 2100 Aus weislose polizeilich abgeschoben. Für die Osterfeiertage sind umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen. London, 4. April. Die fortgesetzten Agrarmorde in Irland, besonders die gestrige Ermordung einer Frau, verursachen hier eine sehr große Aufregung, und eine große Anzahl von liberalen Parla mentsmitgliedern trat zu einer Berathung zusammen, um die Regier ung zu strengeren Maßregeln eventuell zur Ernennung eines Nachfolgers des Staatssekretärs Forster aufzufordern. Selbst der Regierung am freundlichsten gesinnte Journale erklären, daß, falls Gladstone nicht nach Ostern eine Veränderung in der irischen Politik beantrage, die Existenz des Kabinetes sehr gefährdet sein kann. Vaterländisches. Wilsdruff. Das von Seiten der hiesigen Liedertafel in hie siger Stadtkirche für Charfreitag Nachmittag arrangirte geistliche Concert hat korrect programmgemäß stattgefunden und war von Freunden des Gesanges von Stadt und Land zahlreich besucht. Ueber dasselbe hier viel zu sagen, erachten wir sür überflüssig, denn ein großer Theil unserer Leser war Hörer desselben. Das aber können und wollen wir mit Freuden aussprechen, daß die Liedertafel durch Aufführung dieses Conzerts sich neue Lorbeern gesammelt hat. Wohl wußte man schon, daß ein fleißiges und sorgfältiges Einstudircn statt gefunden hatte, wohl wußte man, daß der derzeitige Dirigent, Herr Schuldirector Gerhardt mit seinen Sängern und Sängerinnen ein derartiges Conzert nicht eher aufführen würde, als bis er seiner Sache gewiß war, und doch konnte man nicht wissen, ob die Ausführung eine so gelungene sein werde, wie sie es in der That war. Sicher würde, wenn das Conzert an einem andern Orte stattgefunden hätte, nach fast allen Nummern der Applaus ein stürmischer gewesen sein, denn nicht allein wurden die Solis mit besonderer Reinheit und tiefem Gefühl, sondern auch die Männer- und gemischten Chöre mit vieler Wärme zu Gehör gebracht. Auch die Orgelbe gleitung und die beiden Orgelsätze wurden von Herrn Lehrer Täub er- Kleinopitz mit gleicher Wärme und Reinheit vorgetragen; ebenso rüh mend müssen wir das seelenvolle Spiel des hier schon bekannten jungen Künstlers vom Conservatoüum zu Dresden, Herrn Cl. Kohser, aus feiner Violine hervorheben, möge dessen Streben nach Höherem nicht erkalten, um in ihm später einen Meister seines Instruments verehren zu können. Dankbar aber müssen die Hörer des Conzerts allen Aus- führenden desselben sein, denn sie haben dadurch bewiesen, daß in un serer Stadt die Gefangeskunst noch mit Liebe gepflegt wird und daß bei ernstem Willen auch in der Kleinstadt entsprechend das geleistet wird, was in größeren mit Heranziehung bedeutender Künstterkräste ausge führt wird. Mit ganz befonderem Stolze und dankender Anerkennung aber kann und muß unsere Liedertafel auf ihren jetzigen Dirigenten blicken, der ihr seine volle geistige Kraft in aufopfernder Weise wid met; möge auch sein Streben und seine Liebe zur Liedertafel nicht er kalten, dann sind Wir dessen gewiß, daß der hundertfach ausgesprochene Wunsch: daß uns derartige Kunstgenüsse in unserer Stadt auch für die Zukunft nicht versagt sein möchten, in Erfüllung gehen wird. — Bei der am 24. v. M. hier stattgefundcnen Musterung der Militärpflichtigen gelangten zur Stellung 47 Mann aus dem Jahre 1860, 49 aus dem Jahre 1861 und 119 aus dem Jahre 1862. — Dresden, 6. April. Das heute Nachmittag 5 Uhr pnbli- zirte Elkenntniß in dem Prozeß gegen den Schriftsteller rc. Lieb knecht und den Cigarrenarbeiter Robert Vetter wegen Schmähung von - taatseinrichtungen und verleumderischer Beleidigung lautete für Liebknecht auf Grund der HK 131, 185 und 187 des Reichsstrasgefetz- buches auf 2 Monate Gefängniß, auch wurde dem beleidigten Reichs kanzler Fürsten Bismarck die Besugniß zugesprochen, die Verurthei- lung binnen 2 Wochen nach Eintritt der Rechtskraft im „Dresdner Journal" öffentlich bekannt zu geben. Ferner erkannte der Gerichts hof auf Unbrauchbarmachung der Platten und Vernichtung der noch vorhandenen Exemplare des von Liebknecht verfaßten Wahlaufrufes: „An die Wähler von Neustadt-Dresden und Umgegend!" Der Mit angeklagte Vetter wurde freigesprochen. — Die für die Jahre 1882 und 1883 zur Erhebung kommende Einkommensteuer ist nach folgender Tabelle in 3 Raten, am 30. April, am 15. Juli und am 30. September einzuzahten: Bei einem jährlichen Einkommen Pi. Psg. Klasse " 1. von 3M- 4M Mark — 60 2. 400— 5M -- 1 20 3. s 500— 6M - 2 40 4. s 600— 7M s 3 60 5. s 700— 8M - 4 80 6. - 800— 950 - 7 20 7. - 950— 1100 - 9 60 8. s 1100— 1250 - 13 20 9. - 1250— 14M - 16 80 10. - 14M- 16M - 20 40 11. - 1600— 19M - 26 40 12. 1900— 22M - 36 — 13. - 22M- 25M - 45 60 14. s 2500— 28M s 57 60 15. - 2800— 33M - 70 80 16. s 3300— 38M s 91 20 17. - 3800— 43M s 112 80 18. s 4300— 48M - 136 80 19. - 4800— 54M s 163 20 20. s 5400— 63M s 194 40 21. s 6300- 72M s 226 80 22. s 72M— 84M - 259 20 23. - 84M- 96M - 302 40 24. - 9600—10800 s 345 60