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für Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden 1881 Ar. S1 DicuStng, dm 14. Novmibcr Ficker, Brgmstr. v. Erschein! wöchentlich 2 Mal Dienstag und Freitag) Nbonnementsvreis vierteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Nummer kostet 10 Pf. znseratenannabme Nentags u. Donnerstags vis Mittag 12 Uhr. folgendes Bulletin: Ihre Maj. die Königin haben ruhig geschlafen. Der Appetit ist ziemlich gut; in den Abendstunden jedoch noch immer etwas Fieber. — Bei der am Donnerstag in Dresden-Altstadt stattgefundenen Stichwahl eines Reichstagsabgeordnetcn ist für den 5. sächs. Wahl kreis Dresden links der Elbe bei 24,966 abgegebenen giitigen Stimmen Oberbürgermeister I)r. Stübel mit 14,139 Stimmen gewählt wor den; die verbleibenden 10,827 Stimmen entfielen auf Drechslermeister Bebel. — Auch in Leipzig ist Bebel unterlegen; Vieebürgermeister a. D. Or. Stephani erhielt bei der Stichwahl 11863 Stimmen, während aus.Pebel 9821 sielen. Erschein» wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag. AbonncmentSprels vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Bekanntmachung. Das 10. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen vom Jahre 1881 enthält: No. 60. Bekanntmachung, den Commissar für den Bau der Mehltheuer-Weidauer Eisenbahn betreffend; vom 1. November 4881. No. 61. Verordnung, die AuSloosung der Scköffen betreffend; vom 4. November 1881. Gedachtes Stück liegt zur Einsicht in hiesiger Rathsexpedition aus. Wilsdruff, am 11. November 1881. Tagesgeschichte. Der Kaiser wird dem Vernehmen nach den Reichstag im Weißen Saale des k. Schlosses in Person eröffnen. Der Reichskanzler Fürst Bismarck wird dem Monarchen die Thronrede überreichen. — Der Reichskanzler erhält, wie man hört, nach wie vor nach Varzin hin alle wichtigeren Sachen nachgeschickt. Zuverlässiges über den Tag seiner Ankunft in Berlin ist noch nicht bekannt geworden. Zu dem im Gange befindlichen Gerüchte von der Absicht des Reichskanzlers, Angesichts des Ausfalls der Reichstagswahlen feine Entlassung einzureichen, ist es vielleicht von Interesse, wenn wir noch einmal an die frühere Aeußernng des Kanzlers erinnern, der in der Debatte über das Verwendnngsgesetz am 4. Februar d. I. wörtlich sagte: „Ein braves Pferd stirbt in den Stehlen. Ich habe früher die Absicht, zurücktreten, unumwunden erklärt, weil ich mich körperlich nicht leistungsfähig mehr fühlte, die Sache fortzusetzen, und weil ich bei meinen Kollegen nicht überall die Unterstützung fand, deren ich bedurfte. Ich halte cs für nützlich, zu konstatiren, daß ich von dieser Velleität ganz zurückgekommcn bin. Es fällt mir nicht ein, zurückzutrctcn. Ich sage, ich gedenke so lange im Amte zu bleiben, wie Se. Maj. der Kaiser es für gut findet; sein Wille ist das Einzige, was mich aus dem Sattel heben wird. Es hat viel zu dieser meiner Ueberzeugung, auszuhalten, beigetragen, daß ich gesehen habe, wer sich eigentlich freut, wenn ich zurücktrete. Nachdem ich die Herren schärfer ins Auge gefaßt habe, die meinen Rücktritt wollen, da habe ich mir gesagt: Ich muß dem Vaterlande doch noch zu etwas nütze sein, wenn ich bleibe, und ich habe mich entschlossen, so lange ein Faden an mir ist, will ich dem Vaterlande dienen." Im Etat des Reichsam.ts des Innern taucht auch der deutsche Volkswirthschaftsrath wieder auf, für welchen 85,000 Mark ver langt werden. Motivirt wird diese Forderung, unter Bezugnahme auf die königliche Verordnung vom November 1880 bezüglich der Er richtung eines preußischen Volkswirthschaftsraths, wie folgt: Da die wirthschaftliche Gesetzgebung der Hauptsache nach dem Reiche zusteht, und der preußische Volkswirthschaftsrath die Interessen der übrigen Bundesstaaten weder genügend vertreten kann, noch dies zu thun be rufen ist, fo wird beabsichtigt, durch kaiserliche Verordnung einen deut schen Volkswirthschaftsraths zu errichten. Derselbe soll lediglich die Aufgabe haben, für den Kaiser, Bundesrath und Reichstag einen technischen Beirath in wirthschaftlichen Fragen zu bilden; cs soll ihm weder eine gesetzliche Mitwirkung beim Eilaß von Gesetzen oder Verordnungen znstehen, noch soll die'Reichsregierung an die Beschlüsse desselben irgendwie gebunden sein. Die Mitglieder erhalten 15 Nik. täglicher Diäten und freie Reise; der Volkswirthschaftsrath zählt 125 Mitglieder, darunter 75 aus Preußen; der permanente Ausschuß be steht aus 40 Mitgliedern. Ein anschauliches Bild von der in den letzten Jahren gesteigerten Thätigkeit der politischen Vereine in Berlin geben die nach folgenden von den „Berl. Pol. Nachr." mitgetheilten authentischen Zahlen der polizeilich überwachten Versammlungen. Im Jahre 1877 wurden im Ganzen 985 Versammlungen überwacht, im Jahre 1878, trotzdem wir die Wahlen zum Reichstage hatten, nur 887, im Jahre 1879 nur 866. Nur mäßig zeigt sich die Steigerung pro 1880, denn die Summe der überwachten Versammlungen hob sich aus 1006, um dann 1881 die kolossale Ziffer von 2577 zu erreichen, wobei noch be merkt werden muß, daß diese Zahl nur für 10 Monate, d. h. bis Ende Oktober reicht; wenn die Progression so sortgeht, daun wird das Jahr 1881 wohl mit 3000 polizeilich überwachten, also politischen Versammlungen abschließen. Interessant ist die Vertheilung der Ziffern auf die einzelnen Monate des laufenden Jahres. Es wurden im Januar 182, im Februar 197, im März 161, im April 214, im Mai 236, im Juni 197, im Juli 174, im August 199, im September 372 und im Oktober 645 politische Versammlungen polizeilich überwacht. Bei den am Sonnabend in Berlin stattgefundenen Stichwahlen sind die sozialistischen Candidaten Hasenclever und Bebel unterlegen, Bekanntmachung. Behufs der vorzunehmenden Ergänzungswahl des mit Ende dieses Jahres ausschcidenden dritten Theiles der Stadtverordneten und deren Ersatzmänner ist eine Liste der stimmberechtigten und wählbaren Bürger hiesiger Stadt angefertigt worden und hängt dieselbe vom 15. bis mit 30. dieses Monats im hiesigen Rathhause zu Jedermanns Einsicht aus. Etwaige Einsprüche dagegen sind rechtzeitig und spätestens bis mit 21. dieses Monats bei dem unterzeichneten Bürgermeister anzubringen. Nach Ablauf der gedachten Auslagezeit wird die Liste geschlossen, auch werden alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Bürger von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etwaige bis dahin nicht erledigte Einsprüche unberücksichtigt gelassen werden. Wilsdruff, am 11. November 1881. Dcr Bürgermeister. F i cke r. für die König!. Amtshanptmannschaft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Einundvierzigfter Jahrgang. die fortschrittlichen Candidaten Gerichtsrath Klotz und Rechtsanwalt Träger trugen den Sieg davon'. Der Großherzog von Baden ist schwer erkrankt. Die neuesten Nachrichten vom 12. d. M. lauten: Der Großherzog hat eine schlechte Nacht gehabt. Er litt an bedenklicher Herzschwäche. Erst gegen Morgen waren die gefährlichsten Symptome beseitigt. Trotz des zeit weilig ruhigen Schlafes ist ein Gefühl von Erschöpfung vorwaltend. Das „Berl. Mont.-Blatt" berichtet untcrm 13. d.: Die letzte Nacht verlief günstiger; es stellte sich ein längerer, namentlich gegen Morgen hin erquickender Schlaf ein. Der Puls ist kräftig bei mäßiger Fre quenz, daß Bewußtsein ist klar. Am Morgen trat ein wohlthuender Schweiß ein. Das gesammte Befinden macht einen befriedigenden Ein druck. — Dcr Kronprinz, sowie der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden sind heute Nacht hier cingetroffen. Die „Times" besprechen die Eventualität einer „Demission Bismarck's und sagen, der natürliche Nachtheil einer solchen Größe, wie jener des Kanzlers, liege darin, daß die Noihwcndigkeit einer Po sition, wie die seinige es ist, sich nicht dnrch freien Willen aufheben lasse. Diese Position machte ihn nicht allein zum ersten Manne Deutsch lands, sondern zum einzigen, in welchen ganz Deutschland Vertrauen setzen könne. Während der ganze Kontinent fortfährt, sich zu bewaffnen, wäre es eine wichtige Aufgabe für Deutschland, seine Bündnisse zu befestigen. Bismarck allein besitze die Klugheit, Geschicklichkeit, Wach samkeil und Macht, Oesterreich und Italien an Seite Deutschlands zu bewahren, Rußland in Ruhe zu halten und aus jedem Jrrthume Frankreichs Nutzen zu ziehen. Das bisherige französische Kabinet hat seine längst vorausgesehene Entlassung in aller Form eiugereicht, und Präsident Grovy hat dieselbe unverzüglich angenommen. Dies, sowie die alsbald erfolgte Berufung Gambctta's in das Elysae beweist, daß die weitere Entwickelung der Dinge einer im Voraus vereinbarten und genau bestimmten Marsch route folgt und die Bildung des Ministeriums Gambetta nunmehr binnen kürzester Frist zu gewärtigen steht. In dieser Voraussicht sind die Getreuen des Exkammerpräsidenten eifrigst beschäftigt, seinem Mi nisterium die Wege zu ebnen, während sich die Widersacher aller Schat- tirungen eine momentane Ruhepause gönnen, natürlich nur, um hinterher mit verstärkten Kräften über die Zukunftsregierung herzufallen. In Hamburg lst am 12. d. M. dnrch eine Gasexplosion ein Haus eingestürzt. Von den Bewohnern des Hauses und im Laden anwesenden Käufern sind bis jetzt drei als todt und sechs als schwer verletzt ermittelt. Eine Schreckensnachricht kommt aus Ostasien. Eine furchtbare Wasserhose hat das westliche Tonkin (Annam) hcimgesucht. 200 Kir chen, 34 Pfarr- nnd Schulhäuser, 2000 Wohnungen von Christen sind in einen Schutthaufen verwandelt. 6000 Christen sind ruinirt und hilflos. Die Verluste sind ungeheuer, das Elend haarsträubend. So telegraphirt der apostolische Vikar aus Tonkin an den Direktor deS Seminars der fremden Missionen in Paris. Vaterländisches. — In der 7. Abendstunde des 10. d. M. brannte die am Wild berger Wege stehende, dem Wirthschaftsbesitzer Walther in Weistropp gehörige, 43 Schock Hafer enthaltende Feime total nieder. Entstehungs ursache ist unbekannt. — Dresden, 12. November. Das „Dr. Journ." veröffentlicht