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fanden sich in einer deshalb angebrachten Fahrbühne, als plötzlich die Seilschlinge an einer Seite derselben sich auflöste, so daß die Daraus stehenden aus beträchtlicher Höhe herabstürzten. Einer der Maurer fand sofort den Tod, während der andere so schwere Lerletzungen am ganzen Körper erhielt, daß er auf dem Wege nach dem Bezirkskranken hause Cölln, wohin er transportirt werden sollte, gestorben ist. Die Verunglückten sind aus dem Dorfe Gruben. — Die Dresdner Jahrmärkte werden von jetzt ab in Alt- 7und Neustadt gleichzeitig abgehalten. In Folge dessen macht sich eine Aenderuttg der Placirung der Verkäufer nothwendig, und zwar werden die Schuhmacher von der Annenstraße, wo sich ihre Ausstellung schon des Pferdebahnbetriebes wegen nicht mehr möglich machen würde, nach der Neustadt und zwar auf die Königstraße verwiesen, gleichzeitig mit den Strumpf- und Wollwaarenhändlern, die bis jetzt Stände auf dem Georgsplatz inne hatten. — Lommatzsch, 27. September. Das Opfer ihrer Mutterliebe ward dieser Tage die verehelichte Beuchler in Churschütz, als sie mit ihrem Kinde auf dem Felde war. Sie erblickte das Kind dicht vor den Pferden eines im Gange befindlichen Geschirres, eilte herbei, es der drohenden Gefahr zu entreißen, stürzte jedoch dicht vor den Pferden und erhielt von dem einen einen Tritt auf den Kopf, welcher den Tod der unglücklichen Mutter herbeiführte. — Zwickau, 23. September. Zu der am 20. September hier stattgefundenen Urwahl im 21. Wahlbezirke der Gewerbekammer zu Plauen, hatten sich von den stimmberechtigten Wühlern des aus den Bezirken der Gemeinde Zwickau und des Amtsgerichts Zwickau bestehenden Wahlbezirken im Ganzen zehn eingefunden, wovon sechs der Wahlcommission angehörten. Diese unerhörte Gleichgiltigkeit des Gewerbestandes bei Ausübung des Wahlrechtes übertrifft alles bisher Dagewesene. — Plauen, 22. September. Nachdem am verflossenen Sonntag unter zahlreicher, aufrichtiger Theilnahme der Bevölkerung Reichenbachs die sterbliche Hülle des unglücklichen Schuldirectors Woldemar Beier zur Erde bestattet worden ist, halten wir es für nothwendig, dem ver öffentlichten Berichte über Entsetzung eine Ergänzung folgen zu lassen, mir dem Zwecke, die nach außenhin entstandenen verschiedenen Mei nungen über die Ursache der Entsetzung im Interesse der Ehre des Unglücklichen und zum Tröste der schwergeprüften Familie zu zerstreuen. Vor allen Dingen halten wir es für angezeigt, zu berichten, daß die Entsetzung des Directors Woldemar Beier von seinen Funktionen als Director unter Belassung seines Titels und Gehaltes erfolgt und keineswegs in Vergehungen gegen das Sittengesctz die Ursache zur Entsetzung zu suchen ist, sondern vielmehr nur Differenzen mit einem Theile des Lehrercollegiums und den Behörden zur Entsetzung Ver anlassung gegeben haben. — Am 26. v, M. ist der Gendarm Wagn er in Neugersdorf von dem wegen Diebstahl von ihm verhafteten Dienstknecht August Carl Nietschke aus Dürrhennersdorf auf dem Transporte nach dem Gefängnisse mit einem sogenannten Nickfänger in den Unterleib gesto chen worden und in Folge dieser Verletzung gestorben. Der nach der That entflohene Verbrecher ist später zur Haft gebracht worden. —- Von der böhmischen Grenze, 22. September. Als am vergangenen Montag ein Waldausseher des Schioppenhofer Reviers einen Rundgang machte, traf er einen Handwcrksburschen, welcher sich in einem Grummetschober ein Nachtlager zurecht gemacht hatte. Beim Herannahen des Aufsehers ergriff der Handwerksbursche die Flucht; ersterer aber schoß nach ihm und verwundete den Fliehenden derartig, daß derselbe gestern gestorben ist. Der Mörder sitzt schon im Egerer Gefangenhause. Da möchte mau doch fragen: Ist das Schlafen im Freien ein Verbrechen, daß der Mensch den armen Reisenden um des willen durchaus bestrafen wollte? — Der Sohn eines anderen Walo- wärters machte sich während der Abwesenheit feines Vaters über dessen Gewehr, lud dasselbe mit Pulver und Schroten, setzte das Zündhütchen nuf und zielte nach einem kleinen Mädchen, die Tochter des Bahn wärters. Das Gewehr ging los, und das 2jährige Kind sank sofort zu Tode getroffen zu Boden. Ein Schroikorn war dem armen Wesen in das Gehirn gedrungen. Wann wird endlich das leichtfertige Ge fahren mit Schießgewehren aufhören? Vielleicht — vielleicht auch nicht. Eine amerikanische Skizze. Fräulein Arabella Webster ermangelt wahrlich nicht einer guten Portion gesunden Menschenverstandes und ist wie die größte Anzahl ihrer transatlantischen Schwestern fern von jeder Schwärmerei. Sie zieht das Reale dem Idealen vor. Aber Amors Pfeile schwirren auch „drüben" in gefährlicher Nähe der Herzen, und einem dieser liebens würdigen Geschosse gelang cs, die nicht allzu sichere Schutzmauer des schönen Mädchens zu durchbohren und den klaren Blick der großen schwarzen Augen zu verdunkeln, daß sic unter der eleganten Hütte des Herrn Jack Boary nicht den Taugenichts und Spieler zu erkennen vermochte. Wie gewöhnlich verliebte sie sich trotz alles Abredens ihrer Freundinnen nur um so heftiger in ihn. Der gute, aufrichtige Bath einer Mutter fehlte ihr leider, da dieselbe dies irdische Jammer- Lhal längst verlassen hatte. Die Meinung ihres Vaters vetschmähte sie, da sie der Ansicht war, daß ein Mann nicht im Stande sei, ein richtiges Urtheil über einen anderen Mann zu sällen, sobald es sich um die Wahl eines Schwiegersohnes handelt. „Bella, mein Mädchen," spricht der alte Webster und spuckt in virtuoser Weise in die Ecke des Kamins, „Jack Boary ist ein Lump, der Dich davonjagt, wenn er Dein Geld durchgebracht hat. Aber das sage ich Dir, die Schlüssel meines Geldfchrankes hängen zu hoch für Jack, und eher siehst Du mich am Galgen, als Dich mit Boary qm Altar." Bella wiegte sich lächelnd im Schaukelstuhl und spielte mit dem Papagei, der von ihren Lippen Zucker naschte. „Lieber alter Bär von einem Papa", neckte sie, ihm die breite schwielige Hand drückend, „wie Du meinen guten Jack verkennst. Ich Wette mit Dir um die 20,000 Dollars, welche die arme Mama mir hinterließ, daß Jack mich ohne einen rothen Cent heirathet. Schlag ein!" Und sie hält ihm die Hand hi«. Der alte steinreiche Farmer lachte über seinen Liebling und streichelt ihm die Wange. „Bella, mein Herzkind," schmeichelt er, „trau dem Schelm nicht, bleib bei Deinem alten Vater. Ich kaufe Pir auch da- schöne Collier, womit ich bis jetzt nicht herausrücken wollte, aber den Jack läßt Du laufen." Bella schweigt diplomatisch und am andern Tage legt der gute Vater ihr den Dianiantenschmuck um den trotzigen Nacken, mit k>Ä sie am nächsten Abend im Theater zu Washington die Liebel lheurev Jack bis zur Leidenschaft entflammt. „Meine angebetcne Bella," flüstert er ihr im Zwischen^.' ;,Dein Herz und eine Hütte! Was ist mir das Geld Deines^ herzigen Vaters! Entflieh mit mir und sei mein Weib." Der schlaue Juck berechnet dabei den Werth der Diamanten^ die 20,OM Dollars mütterlichen Erbtheils, was so lange vorhb^ wird, bis der Alte sich versöhnen läßt. . Bella , blickt auf ihren Vater, welcher den Zwischenakt zu kleinen Schläfchen benutzt und denkt: vor einer vollendeten ThaW muß mein guter Papa sich beugen. Ich verlasse sein Haus,? Fräulein Arabella Webster Und komme nach drei Tagen als A, Arabella Boary zurück. Dieses kurze Alleinsein darf ihm nicht u!ss werden, damit der gute Papa einsieht, daß er sein Herzblatts entbehren kann. .s Und sie wendet sich ihrem Verehrer zu, dem sie ihre AEi kundgibt und dem sie die Zeit und Ort ihres Vorhabens feststes Papa Webster wünscht am nächsten Abend seiner Bella eine gute Nacht, küßt ihre blühende Wange, welche ein Bischen geröthet ist als gewöhnlich, und liegt bereits im festen Schlag sein schlaues Töchterchen eine Strickleiter am Fenster befestigt^, die Arme ihres Jack hinabklettert, der endtich am Ziele ist reiche Erbin im Triumph aus seinem Rappen entführt. Bellas wohl ein wenig, so lange die Lichter der Farm in Sicht sind; aber bricht ihre gute Laune hervor und sie neckt Jack, daß § pfenniglose Herrin entführe. »zl „Aber Dein Vater wird sich versöhnen lassen," nieini.^i Boary, und Bella stutzt bei dem ängstlichen Ton, der aus deril herausklingt. . Sollte der Papa doch Recht haben und Jack nur me»' - lieben? denkt Bella. Und die schlaue Evastochter erwiederll»" kosender Stimme: „Was ist mir Vater, was ist mir Reichths""'^ da ich Dich habe. Dein Herz und eine Hütte!" fügt sie W schmiegt sich fester an ihn. ,^r „Dank, meine Bella," flüstert Jack und der aufgeregte Stimme ist um einen Grad gestiegen, „aber sollte der M l wirklich sich unversöhnlich zeigen?" qL „Vielleicht — vielleicht auch nicht," seufzt Bella. M nicht wahr, da ich alles, alles für Dich aufgebe, wirst Du "" stets ein guter Ehemann sein!" , Jack kann den Ausbruch der Wuth über seine zweifelhaft^ - kaum mehr unterdrücken und mürrisch entgegnet er: . vielleicht auch nicht". , . M Plötzlich ruft Bella in unverkennbarer Angst: „Halt, O himmlischer Vater, ich habe in der Eile meine ganze Ä» und alle meine Juwelen vergessen!" . Das fehlte noch, denkt Jack, und bereitwillig wendet ek w um die vergessenen Werthsachen zu holen. Denselben Weg legten sie wieder zurück, den sie soeben k>' sind. Am offnen Fenster schwankt noch im kalten Strickleiter. Bella schwingt sich aus den Armen ihres ts klettert hinauf und verschwindet dann im Innern des Jack wartet, anfangs geduldig, dann mit leisen Flüchen zarten Piano allmählich in Forte übergehen. Seine vor Frost und Bella kommt immer noch nicht. Bei zittert er, daß man ihre Flucht entdecke, und endlich, fast tw unfähig, dem eisigen Schneegestöber länger Stand zu halü"- mit gedämpfter Stimme: „Bella, Bella! Kommst Du?" Da erscheint ihre Gestalt am Fenster und mit großer leit ruft sie dem zähneklappernden Jack zu: „Vielleicht — auch nicht!" , Damit schließt sie das Fenster. , Am andern Morgen halte Fräulein Arabella / Schnupfen und tröstete beim Frühstück ihren besorgten PAE lieber Himmel, es ist nichts, Väterchen. — Etwas Schinke» frägt sie, ihm die Platte reichend. „Und ü proxo» ks daß Du auf meine Wette nicht eingegangen bist, wegen 3^ z weißt Du, Papa, dann wäre ich richtig meine 20,0M^>^ Vermischtes. . * Theurc Miethe. In Köln ist das Vermictyen während des Domfestes in vollem Gange. Man fordert, tungsnachricht zufolge pro Fenster 1M Mark. Für ein Dvinhof, welches sich zu einer Wirthschaft eignet, hat ein 550 Thaler Miethe geboren. «, * Berliner Verkehrswesen. Am 31. August 1556 Droschken erster, 3059 zweiter Klasse und 181 im Ganzen 47,69 Droschken iw Betriebe. Hierzu treten 4 bahmvaggons, 7 Straßendampfmagen, 289 Thvrwagen nibusse. Den Zwecken der Personenbeförderung dienten m sammen 5704 Fuhrwerke gegen 5721 Fuhrwerke, die am ' ,, I. vorhanden waren. ' ..... * Aus Schalk's Cidatenfchatz. „Wo rohe Kral'^H walten —" sagte der Stadtjchreiber auf der Kegelbahn-^,' der dicke Fleischermeister „Alle Neun!" „Der Geist das Fleisch ist schwach!" sagte der lange Referendar. trotz des größten Appetits von feinem Entenbraten nich^ > untersäbeln. KirchclMl>chnchten ans Wilsdruff. Am 19. Sonntage nach TrinitatiS beginnt der GottcsdttMl Nach dem 2. Einlauten ist Beichte und nach der Predigt^ Vormittags predigt Herr k. vr. IVadl. Nachmittags findet Katechismusunterredung st»"' Monat September. , Getauft: Louis Otto Cmt, Kobert Otto Schimpskh's, ans. gerberS hier, Sohn; Paul Gustav, Friedrich August Winter's, am Tagarbeiters hier, Sohn; Paul Alfred, Carl Hermann Kretzschmar«' Schuhmachers hier, Sohn; Anna Marie, Gustav Adolph Majors, an' Seilers hier, Tochter; Anna Marie, Friedrich Emil Benath's, aim Töpfers hier, Tochter; Anna Linna, Anton Maras', Mühlenwerksuhr'^^ Tochter; Julius Max, Carl Gotthelf Hohlseld's, Tagarbciters hier, dem Paul Otto, ein uxehel. Sohn. ö' Getraut: Heinrich Wilhelm Teichert, Postbote in Dresden . Tittmann hier. Beerdigt: Elisabeth Linna, Ernst Oswald Vogel's, hier, Tochter, 5 M. 9 T. alt; Frau Johanne Friederike verw. 75 I. II M. 23 T. alt; Frau Johanne Rosine verw. Rose ßw- 90 I. 7 M. 12 D. alt.