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-als eine dieser Stützen soll der deutsche Botschafter Graf Hatzfeldt - .ausersehen sein. Aus diesem Bestreben des Sultans erklärt sich ohne Zweifel die außerordentliche Zuvorkommenheit, die er neuestens dem Grafen Hatzfeldt gegenüber an den Tag legte. Am Dienstag v. W. ,(11. Mar) war der deutsche Botschafter zum Diner in Dildiz-Kiosk .geladen; vorher fand eine Promenade zu Pferde durch.den Park in .Gesellschaft des Sultans statt. Am selben Tage theilte Abdul Hamid dem Botschafter offiziell mit, daß er dem deutschen Kaiser einen großen am europäischen Ufer des Bosporus oberhalb Therapias ge- llegenen Park zum Geschenk gemacht habe. Der deutsche Botschafter kann sich üunmehr ebenfalls eine Sommerresidenz in isehr-günstiger .Lage erbauen lassen, deren .er Lisher entbehrte. Deutschlands Feuerwehren. Das in Unna bestehende Ko mitee zur Bildung eines „Unfall-Versicherungs-Vereins für Deutschlands Feuerwehren" hat statistische Erhebungen .über die Zahl der in Deutsch land .bestehenden Feuerwehren ,angestellt. Das Resultat ist ein sehr stattliches. Nahezu eine halbe Million Männer — 478„71ä. — ver einigen sich in 916 Berufs- und 6110 freiwilligen.Feuerwehren, dem . verheerenden Elemente Einhalt .zu gebieten. Die größte Anzahl.von Feuerwehrleuten —Freiwilligen — kommt auf Baiern,, doppelt soviel wie auf Preußen, nämlich 102,000. Mein Wunder,, denn die Baiern' 'sind bekanntlich groß nm Löschen — und würs auch mm das Löschen des Durstes. Am.ausgebildetsten ast die staatliche.Feuerwehr in Ko- burg-Gotha, wo .es.366 Berufs- und nur .eine Freiwillige Feuerwehr giebt. Versicherungen sind von den 7026 zählenden Wehren Deutsch lands bis jetzt nur 34 singegangen. Und doch würde sich die mllge- meine Betheiligung sicher als heilbringend erweisen, denn in Preußen, Sachsen-Weimar, Württemberg und Koburg-Gotha sind allein -in Len "letzten 5 Jahren 26 Todesfälle und 1805 Verletzungen im Dienste vorgekommen. Vaterländisches. — Aus der Lößnitz. Der so späte Frühjahrsfrost vom L.9- -.MM 20. Mai, der 3 Grad Kälte mach Reaumm und darüber brachte, -hat einen ungeheuren Schaden angerichtet. Nach dem,„Dr. Auz." ist die Weinernte zum allergrößten Theile vernichtet, und zwar in allen Berglagen. Die Erdbeeren, die eine reiche Ernte -versprachen, haben sehr gelitten, die Triebe der Nußbäume sind meist noch erfroren, durch gängig auch das noch Leine.Äarto.fstlkraut,; die Aepselblüthen, Bohnen, Rosenstöckchen und dergl. sind vom Froste mehr oder wenig getroffen worden. Von anderer Seite wird auch befürchtet,, daß die schon sehr -.entwickelten Kornähren gelitten .haben -könnten. Das Jahr 1880 wird ..als ein Frühlingsfrostjahr in der Erinnerung bleiben, wie manches -andere. Nach 1866, in '.welchem Zähre am 22. und 23. Mai ^eben falls Pfingstdienstag und Mittwoch) ein Frost wan .5 Grad Reaumur «alle Erntehoffnungen vernichtete, trat .in diesem Zähre der grö.ßeste mnd späteste Frost auf. Sehr alte Landleute aus der Gegend wissen den 31. Mai 1831 als den schlimmsten Frühjahrsfrosttag, den es -überhaupt gegeben hat und der die damals schon gebrochenen mnd ge lhefteten Weinreben total vernichtete,, zu nennen. — Die Turner aus Sachsen werden ihre Festfahrt nach Frank- - surt voraussichtlich mittelst zweier Extrazüge ausführeu, der eure geht von Leipzig über Eisenach,, der andere von Dresden über Hof. Der Letztere wird wahrscheinlich .nicht nm die Turner aus der Lausitz, dem Dresdner und Zwickauer .Kreise,, sondern auch die «aus Schlesien, Böhmen mnd dem nordöstlichen Bayern der Feststadt zuführen. Er soll am frühen Morgen Les 24. Juli in. Dresden abgehen,, Wittags in Hof -i-eintreffen und Abends .in Würzburg, wo eine gesellige Zusammenkunft mit den dortigen Turmern geplant ist; der Einzug «in Frankfurt erfolgt dann am 2s. Juli Morgens. Auf der Rückreise darf die Fahrt in Würzburg, Bamberg (Abstecher nach der fränkischen Schweiz und nach Nürnberg) und Lichtenfels (Abstecher nach Loburg ae.) unterbrochen werden; die Billets erhalten 14tägige Giltigkeit. Der Extrazug gilt mls gesichert, wenn bis zum 1. Juli eine Betheiligung vom 300 Theil nehmern ab Druden zugesagt ist. Der Preis beträgt für ein Billet 3. Klasse 25 Mk. mnd 2. Klasse 4-1 Mk.; für die AnschluKstationen .Freiberg, Eherunch, Glauchau,, Zwickau,, Reicheubach« Plauen,, Hof - wird eine-entsprechende Ermäßigung gewährt. j — Lichtenstein. Am L PfingstfLiertageNachts ^2 Uhr «ent», wickelte sich im Tanzsaale des Gasthosts .„zum Hirsch" .in Oberlung witz zwischen zwei mit anwesenden jungen Leuten .sw Streift bei «xsl» ' -chem es zu Thätlichkeilen kam uud wobei der eine der Exedcnten den «andern mit seinem Taschenmesser in dje Schläfe stach. Der schnell cherzugerufenen Gendarmerie zeigte der Verwundete noch dem Verbrecher, .--vorauf er zusammenbrach und während des Transportes nach der Wohnung seinen Geist aufgab. Der Mörder,, welcher Widerstand lei- Mete, wurde gefesselt an das Amtsgericht Hohenstein abgeliefert. Der Getödtete soll in Oberlungwitz, der Verbrecher in Gerndorf wohnen. — Buchholz. Am 1.9. Mai kurz nach Mitternacht, verwmrdete -auf der Straße ein junger Mensch ein Mädchen im Gesicht und na mentlich in der Gegend des Auges schwer mit einem Messer, worauf -er sich selbst einige jedoch nicht gefährliche Stiche beibrachte. Die That soll aus Eifersucht geschehen sein. — Radeberg. Am Dienstag kurz nach neun Uhr Abends brach AN 'der hiesigen Papierfabrik des Herrn Mohn auf doch unbekannte Weise Feuer aus, welches mit solch' rapider Schnelligkeit um sich griff, -aß in Zeit von 2 Stunden das -ganze Fabrikgebäude sammt dem daran stoßenden Wohnhause ein Raub der Flammen wurde. Außer dem Mobiliar ist nichts gerettet worden. Einen schanerlichen Eindruck -machte es, als die Nothpfeife des Dampfkessels durch die Lacht lange fort ertönte. Durch das Brandung klick werden Momentan eine nicht - ^geringe Zahl Arbeiter verdienstlos. Die städtischen Löschmannschaften, sowie die Feuerwehr waren schnell zur Hilfe und Rettung herbei geeilt. — Treuen, dÄ. Mai. Am D Pfingststiertag -früh 2 Uhr tzsÄte sich folgender traurige Akt in der Neuen Welt bei Treuen ab. Der Weber August Bühring, welcher mit dem Sohn des Wirthscheftsbe- sitzers Karl Schubert in der Fischer'schen Gastwirthschast in der Neuen Welt noch anwesend war, forderte den Wirch Fischer wiederholt auf, jein Gewehr,zu holen, um einen Schuß zum Pfingstmorgen abzufeuern. Fischer giebt dem Wunsch nach mid holt seinen Revolver herbei. Als dann geht man, um einen Schuß abzugeben, vor die Hausthur; der Revolver geht nicht los und wird eine Besichtigung desselben vorge- nommen. Während derselben entladet sich der Schuß und trifft den Währung so unglücklich in das rechte Auge., daß sein Tod nach 12 Stunden erfolgte. Der Verstorbene war Vater von 6 Kindern. Der Wirth Fischer befindet sich in fieberhaft erregtem Zustande. Die Un tersuchung leitet die k. Staatsanwaltschaft zu Plauen. — Zwickau, 20, Mai, Heute früh in der 5. Stunde wurde der Besitzer des Hotels zum hDentfchen Kaiser", Robert Junghände^ 'hier, kurz nachdem er nach einem in seinem Etablissement stattgefum denen Vergnügen sich zur Nnhe begeben hatte, in seinem Schlafzimmer und jedenfalls im Bett .überfallen nud mittelst einer Axt, die in jenem Zimmer gelegen, über Len Kopf Höschlagen, in Folge dessen «er .lebens gefährliche Verletzungen erlitt und die Besinnung verlor. Auf seinen Hülferuf sind Bewohner des Hauses herbeigeeilt, doch ist es nicht.ge lungen, den Thüter, welcher durch das Fenster die Flucht -ergriffen hat, scstzunehmen. Nach den Wahrnehmungen, die an Ort und Stelle gemacht.wurden, ist auzuuehmen, daß der Thäter sich in das Schlaf zimmer Junghändel'seiugeschlichen und diesem im Schlafe mit der Axt .über den Kopf geschlagen .hat. Es muß, den Spuren nach zu urthsilen, sodann ein Kampf stattgefunden haben, der mit der Flucht des Thätcrs endete. Es dürfte .wähl.kaum zweifellos sein, dbß dieser -in uäu'oeri- fcher Absicht Junghändeln, auf dessen Meldaufbewahrungsort oder dessen Tageskasse es abgesehen gewesen., 'Überfall'» habe und ist der Wunsch, daß die Person LesMörders alsbald ermittelt Werder möge, ein allgemeiner der durch diesenLlordanfallbeunruhigten Einwohnerschaft. Getrennte Herzeru Erzählung -van K. Hein.richL. Nachdruck verboten. -(Fortsetzung.) Der Alte hatte sich üi Eifer geredet, er gluckte wirklich an ssinsn Traum, und mit austsuchtenden* Augen schaute Willrich zum klaren Aether empor, als sähe er sich -schon auf der Sonnenhöhe des Lebens. .„Errege nicht thvrichte Hoffnungen, lieber Batm!" sprach Elisabeth mit ungewöhnlichem Ernste: „möge der junge.Kunstjüngcr mit kühnem Wuthe sich aufwärts schwingen, doch ohne Nebeuansichten und falsche Ziele, denn so -viel ich leider aus einigen versteckten Andeutnugen der Frau Konsulin herausgefühlt, ha! der Vater in Amerika schon ütwr Erikä's Hand frei dispvnirt und wird sie, sobald sie heimgekehrt ist, merheirathen, ja irre ich nicht, sogar -mit dem Manne, der sie von -hier wcgholt und hinübkAsiwt. Er soll mus dieser Stadt gebürtig sein; ein Deutscher also zu meinem Tröste und Leidensaiost heißen; ich bitte Dich, Vater! wie kann man sich unser Elfenkind als eine MrS. Leiben- frost denken; es bekommt sicherlich Krämpfe, wenn es diesen Namen nur .hört, geschweige denn zeitlebens dazuwordamnü zu sein, ihn selber zu führen." „Freilich, dieser Lame verspricht-nicht viel Schönes," meinte Stein dorf klecnlaut. ..Leidenfrost war hier gebürtig-?" wiederholte Willrich mit etwas zitternder Stimmen; „ich kenne «einen Wann dieses Plamens, es ist ein alter Weber' in unserer Fabrik." „,Ein Lassalleaner?" siel Elisabeth fragen- -rin. „Nein, ein prächtiger alter Mann, vor welchem auch der wildeste Bursche .Respekt hat," sagte Willrich; „aber das kann doch nicht mög lich sein, ein armer Webersohn." „Warum nicht inöglich?" warf Steindorf ein. „Amerika hat neben so vielem Verwersilchen doch auch das Gute, -ein fähigen Kopfe freie Bahn für sein Fortkommen zu sichern. Es hat dort schon mancher Arme, der hier dem Verhungern nahe war, sein Glück gemacht, darum sollte es mich gar nicht wundern, .Zu hören, daß -er künftige Schwie gersohn Les sternretchen Wilkins und dieser arme Webersohn ein un- Lerstlbe sind." „Die Gewißheit kann -ich Ihnen Morgen schon bringen," versetzte Willrich, sich hastig-erhebend, „wenn es Sie intcressirt—" „Ach ja, thun^Sie das, Herr Willrich.!" rief Elisabeth, .„ich bin darauf sehr neugierig." „Dafür bist Du -ein Weib," lachte der Alte, „ich bin schon über zeugt,, darum plagt mich die häßliche Nengieroe nicht. Gute Nacht, mein junger Freund!" „.Gute Nacht!" Willrich eilte hastiger als sonst durch das duftige Gärtchen, ihm war im Herzen urplötzlich so bang, so weh geworden -und wie ei« Nebelbild verschwanden seine Kunstideale Vor dem einen Gedanken, daß jenes süße Edfemkind, die liebliche Evikn, an einen rohen Menschen, Lem -er Erwerb,, Las rastlose Jagen nach Gold Lor-einzige Zweck des Lebens war, wie eine tobte Waare -verschachert werden sollte. — Ob sie es dulden würde ? — Dieser Gedanke machte alle seine Pulse hef tiger schlagen und jein Herz sagte nein; das wunderbar schöne Antlitz mit dem stolzen, energischen Zug mm die fein geschnittenen Lippen, und die tiefblauen, unergründlichen 2lngeu gaukelten vor seinem Blick und es war ihm,-als hörte er ihr silberhelles Lachen-ei dem Gedan ken, einem Manne anzugehören, welcher Leideisiroft hieß. Rascher waren seine Schritte geworden und er wußte es selber nicht, wie es gekommen, daß er sich plötzlich aus der Pronwnade Lem Hause des Konsuls Wohlfahvt gegenüber befand. Mehrere Fenstern waren hell erleuchtet, gewiß im Salon Lu Ehren des Amerikaners, den er jetzt schon halb Md halb haßte. Was wollte ein solcher Mensch seine Hand ausstreckeu nach Vieser Wunderblume?— „Aber was habe ich den nur dabei?" Wurwälte er die Hai,d auf die glühende Stirn pressend; „was geht's mich an, ob sie diesen Manu oder-einen andern heirathet? — Ach, aller Stein-ms ! Dein Rath tritt wie -ein ernstes Gespenst an mich herau — «uvorw«iLt den Blick auf's Ziel zn Allsten -und mich durch Nichts von der glücklich-betretenen Bahn ableirken zu lassen, die Knnst soll meine einzige Geliebte sein!" Er seufzte tief auf, warf noch einen sehnsüchtigen Blick nach jene» erleuchteten Fenstern hinauf und schlug dann hastig Zeinen anderen Weg ein, um heimzukehren in seines Vaters düstere Wohnung, wo ihn harte Vorwürfe über jein spätes Umherschweifen empfingen. Fünftes «Kapitel. Traugott L e i d eu f r o -st. Die Ahnung des jungen Kunstjüngers war eine richtige gewest», droben im Salon des Konsuls saß der amerikanische Abgesandte in -lebhaftem Gespräche mit seinem frelmdlichen Wirthe und dessen Ge mahlin, die Beide ein unverkennbares Interesse an ihrem Gaste zu nehmen schienen und chn sich sicherlich ganz anders vorgestellt hatte». Etwas seitwärts von dieser Gruppe saß Erika, sich träumend mit halbverschlvssenen Augen in einem Schaükelstuhl wiegend, eine Lieblings- neigung, in welcher sich das amerikanische Blut geltend zn machen schien. Herr Traugott Leidenfrost war wirklich, wie unsere Leser sich denken können, der Sohn des alten ehrlichen Webers, der an seinen! dreißigsten Geburtstag als reicher Maun in die Heimath zurückgekehrt war. Er war kein schöner Mann, welcher dem Ideal irgend eines Mädchens zu entsprechen vermochte; die mittelgroße, etwas untersetzte