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Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die Königl. AmLshanptmonnschoft zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Vierzigster Jahrgang. MM Tieustag, den 20. Januar Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags ».Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonnementspreiS vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Inseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. für Wilsdmff, LArZM, Da erstatteter Anzeige zufolge der Königliche Friedensrichter Herr Rittergutsbesitzer von Haugk auf Neukirchen nach letzterem Ort wieder zurückgetehrt ist und sich hierdurch die Besorgung der friedensrichterlichen Geschäfte desselben durch den ihm nach Bekanntmachung vom 5. dies. Monats ernannten Stellvertreter erledigt Hatz wird dieses hierdurch zur öffentlichen Kenntnis; gebracht. Königliches Amtsgericht Wilsdruff, d,» w.»»»»«ism vr. Gangloff. Von dem unterzeichneten Königlichen Amtsgericht soll <8< LL die dem verstorbenen Gotthelf Ferdinand «»s-xl in Groitzsch zugehörige Gartennahrung Nr. 19 des Katasters und Nr. 4 des Grund- und Hypothekenbuches für Groitzsch, Rothschönbcrger Antheils, welches Grundstück am 12. Januar 1880 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf Mark —- gewürdcrt worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 13. Januar 1880. Königl. Amtsgericht daselbst. vr. Gangloff. Friedrich. Entweder — oder! Eine ernste Vorbereitung auf künftige Ereignisse scheint uns folgender Artikel der Augsburger A. Z. „aus Berlin" zu sein. Er lautet: Es wird sich bald ohne Zweifel Herausstellen, daß Rußland vor einiger Zeit den Versuch gemacht hat, Deutschland vor das Ent weder — Oder zu stellen, entweder die Interessen Oesterreichs der russischen Freundschaft zu opfern oder auf die letztere zu verzichten. Die Entschließung Deutschlands konnte nicht zweifelhaft fein. Wer also dem Fürsten Bismarck ans dem Abschluß eines Bündnisses mit Oesterreich einen Vorwurf machen will, der muß zunächst den Nach weis führen, daß Rußland ein für Deutschland wünschcnswertherer Bundesgenosse sei als Oesterreich-Ungarn. Wer diese Frage verneint, der muß einräumen, daß der Abschluß des deutsch-österreichifchen Bünd nisses die Gefahr vermindert, weil durch dasselbe die Möglichkeit einer russisch-österreichischen Verständigung auf Kosten Deutschlands abgeschnitten wurde. Wenn Deutschland gleichwohl gezwungen wird, seine Kriegsrüstung zu verstärken, so beweist das nichts gegen das deutsch-österreichische Bündniß. Vor allem aber wird man sich hüten müssen, politische und militärische Gründe zu vermischen. DieNeichs- kriegsverwaltung muß bei Beantwortung der Frage: ob die deutsche Armee stark genug ist, unsere Sicherheit zu verbürgen, die politischen Combinationen außer Acht lassen. Der Kaiser hat vor einigen Tagen in seinem Schreiben an den Magistrat die zuversichtliche Hoffnung ausgesprochen, daß der Friede erhalten bleiben werde. BeiOrganisa- tionssragen aber handelt es sich nicht um die nähere oder entferntere Wahrscheinlichkeit eines Krieges, sondern lediglich um die militärisch technische Erörterung: ob Deutschland gerüstet ist, im Fall ein Krieg ausbricht, seine Grenzen und seine Existenz zu vertheidigen. Welcher Art die Kriegsaussicht sein wird, das zu sagen, ist allerdings Sache des Politikers. Heute ist die Frage unschwer zu beantworten. Wenn ein Krieg in Europa ansbricht, so werden wir darauf vorbereitet sein müssen, gleichzeitig im Osten und Westen gegen Rußland und gegen Frankreich zu kämpfen. Thatsüchlich aber ist jetzt schon ßie französische Armee nicht nur an Zahl erheblich stärker als die deutsche, auch die Zahl der Kanouen, welche Frankreich ins Feld stellen kann, ist erheblich größer als diejenige unserer Armee. Auf welcher Seite die größere militärische Tüchtigkeit ist, ist eine andere Frage; aber wenn der Abstand der Ziffern zu groß wird, so tritt ein Moment ein, wo die militärische Tüchtigkeit nicht ausreicht, den Unterschied zu ersetzen. Nun sind freilich die Forderungen der Militär-Verwaltung nicht allein maßgebend für die Entschließung der Reichsregierung, die vor allem zu erwägen hat, ob die finanziellen Laste», welche die Er höhung der Kriegsmacht nach sich zieht, der Stcnerkraft des Landes entsprechen; mit anderen Worten: ob nicht die finanzielle Ueberlastung des Landes den sicheren Ruin desselben herbeiführen wird, während die Gefahr eines Unterliegens Deutschlands im Kriege nur eine Möglichkeit ist. Diese Seite der Frage wird sich freilich nicht er- örtern lassen. Tagesgeschichte. Kurze Zeit, nachdem das dänische Kvnigspaar Berlin verlassen hatte, konnte gemeldet werden, daß man in den leitenden Kreisen mit den Folgen dieses Besuches sehr zufrieden wäre. Es knüpfte sich daran die ziemlich ausführliche Mittheilung über die Art und Weise, wie sich der Herzog von Cumberland mit der preußischen Regierung ausein andersetzen wollte. Dem gegenüber meldet jetzt die „Nationalztg.", König Christian habe unserm Kaiser mittheilen müssen, daß eine Nach giebigkeit des Herzogs von Cumberland nicht zu denken sei; der König bedauerte dies Verhalten, berührte kurz die Nachtheile, die seinem Schwiegersohn daraus erwachsen und erklärte bei Lage der Dinge et waige Vermittelungsvorschläge als völlig aussichtslos nicht machen zu können und zu wollen. Sollte diese neue Meldung der Wahrheit entsprechen, so dürfte der Zeitpunkt, wo der sogenannte Welfenfond dem Preußischen Staatsschätze einverleibt wird, nicht mehr ferne sein. In Wiesbaden ist am 14. Januar der Herzog Friedrich Chri stian August von Schleswig-Holstein Plötzlich am Herzschlage gestorben, nachdem er zwei Tage borher von seinem Schlosse Primkenau hier eingetroffen war. Mit seinem Namen ist ein wichtiges Stück der neueren deutschen Geschichte verknüpft: in den Jahren 1864—1866 wurde er vielfach als der Erbe des schleswig-holsteinischen Thrones betrachtet. Herzog Friedrich war geboren am 6. Juli 1829 und wurde durch den Verzicht seines Vaters Chef der älteren Linie seines Hauses. Nach dem Tode des Königs Friedrich VII. von Dänemark beanfpruchte er die Nachfolge in Schleswig-Holstein. Da er jedoch die von Preu ßen gestellten Bedingungen nicht annahm, so verwarf dieses seine An sprüche; es brach der Krieg von 1866 aus und die Herzogthümer wurden von Preußen annectirt. Ein Petersburger Korrespondent der offiziellen Wiener Abendpost hält es für angemessen, den immer wieder durch Zeitungen gehenden Nachrichten über Truppenkonzentrirun gen m den russischen Westprovinzen mit Nachdruck entgegenzutreten. Ihm zufolge befänden sich die in Polen und Littauen stehenden Regimenter auf dem vollkommensten Friedenssnße, die Kompagnie zu kaum 90 Mann, und es falle keinem vernünftigen Menschen in Rußland ein, kriegerische Gelüste zu hegen, am wenigstens gegen Oesterreich oder Deutschland.. Man braucht nur einen Blick auf die ungeheuren Kosten des letzten Krieges zu werfen, schreibt der erwähnte Korrespondent — um die Unmöglichkeit zu erkennen, einen neuen Krieg leichtsinnig heraufzube schwören. Der Bericht des Finanzministers berechnet allein für das Jahr 1878 die besonderen Kriegskvsten auf 48 Millionen Gold und ebensoviel Papier. Für 1879 sind die Kosten noch nicht ausgerechnet. Die Kosten für die Staatsschuld, 109 V, Millionen im Jahre 1876, beliefen sich in diesem Jahre auf 156 Millionen, dürften für 1880 auf fast 170 Millionen zu stehen kommen. Das sind die Errungenschaften, welche wir dem Panslavistenschwindel verdanken. Aus Anlaß eines Duells zwischen einem Mitglied der Aristo kratie und dem Redacteur eines demokratischen Blattes haben in Pest Straßenkrawalle stattgefunden, gelegentlich deren die dagegen einschrei tende Polizei znrückgeschlagen wurde, so daß 8 Compagnien Jnfantrie die Straßen säubern mußten, wobei einige Personen Bayonettwunden erhielten. Fünfzehn der Widerspenstigen wurden verhaftet. Am Mitt woch fanden neue Straßenunruhen statt. Eine große Volksmenge hatte sich angesammelt. Das Militär wurde requirirt, um die Menge zu zerstreuen. Ein Student der Rechte und ein Kutscher wurden ge- tödtet. Es heißt, die Schüsse seien von den Exzedenten selbst aus Revolvern abgegeben worden. Gegen Mitternacht war die Ruhe wie der hergcstellt. Gambetta hat einen großen Aerger gehabt. Die Deputirten- Kammer hat ihn zwar wieder zum Präsidenten gewählt, aber mit 55 Stimmen weniger als das vorigemal. Die Republikaner zählen in der Kammer etwa 360 Köpfe, von diesen haben nur 308 abgestimmt und nur 259 ihm ihre Stimme gegeben. Die Radikalen unter Führung des l)r. Clemenceau haben ihn im Stiche gelassen; sie sind mit dem Ministerium Gambetta ohne Gambetta, wie man Freycinets Mini sterium nennt, nicht zufrieden. Es geht schon radical genug her. Rochefort spektakelt in der Zeitung Rappel, Humbert im Mot d'Ordre, Clemenceau in „Justice", Louis Blaue in Le Neveille sociale. Einer sucht dem Andern den Rang abznlaufcn. Das neue französische Ministerium geht mit der Entlassung aller Beamten, die nicht in der Wolle gefärbte Republikaner sind, außerordentlich scharf vor. Nachdem bereits der Kriegsminister feine Bureaus von allen monarchisch angehanchten Leuten gesäubert hat, meldet jetzt das „Journal offiziell" die Veränderungen in der Besetzung der Stellen bei der Präfecturverwaltung, von denen 17 Präfec- ten, 50 Unterpräfecten und 64 Präfecturrüthe betroffen werden. In Rußland ist schon oft die Rede davon gewesen, die Klöster sämmtlich aufzuheben und mit ihren reichen Einkünften theils Schulen zu gründen, theils die armen Dorfpfarrer aufzubeffern, damit diese doch