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Wieder zuckte um die feinen Lippen des Staatsanwaltes ein Lächeln, das den Bärenwirth nicht wenig beunruhigte, obwohl er sich nichts merken ließ. Kronfeld wußte nun genug. Für ihn stand es jetzt bis zur Ueberzeugung fest, daß der schlaue Patron bereits auf Alles vorbereitet war. Der Staatsanwalt blickte einen Augenblick vor sich hin, um einen Entschluß zu fassen. Ehe er sich noch dem Wirth zuwenden konnte, trat der alte Polizei-Inspektor herein, der, von der Begräb- niß-Angelegeuheit ganz erfüllt, sofort mit der Frage losbrach: „Wo ist das Fräulein, ich wollte ihr nur Bericht erstatten." „Oben in Nr. 1," antwortete Kreuzschmidt sogleich mit gewohn tem Eifer; und schon wollte sich der Inspektor mit einem flüchtigen Gruß gegen den Staatsanwalt zurückziehen, als dieser ihm zurief: „Bleiben Sie eineu Augenblick, denn Sie kommen mir gerade wie gerufen." „So? Das freut mich!" entgegnete der Inspektor, obwohl sein grämliches Gesicht das Gegentheil andeutete. „Wollen Sie so gut sein, dafür zu sorgen, daß Herr Kreuz schmidt niit keinem Andern weiter in Berührung kommt und vorläufig wenigstens in Polizeigewahrsam gebracht wird, bis ich seine gericht liche Verhaftung beantragt habe." Der Inspektor war ganz versteinert über diese Aufforderung, während das derbe rothe Gesicht des Bärenwirthes auch nicht durch das leiseste Zucken verrieth, was in ihm Vorgehen mochte. Nur seine Augen glitzerten boshaft, ja fast schadenfroh, als sei er über zeugt, daß die Bemühungen des Justizbeamten doch keinen Erfolg haben würden. „Unsern guten Kreuzschmidt verhaften?!" rief endlich der Polizei- Inspektor, nachdem er sich von seiner Bestürzung erholt. „Das ist ja gar nicht möglich!" Kronfeld nickte nur mit dem Kopfe: „Ich trage die volle Ver antwortung." Die Augen des Polizei-Inspektors wanverten von dem Einen zum Andern. Das Gesicht Kreuzschmidt's war so ruhig wie immer als werde er von dieser Sache gar nicht berührt, während er von dem Antlitze des Staatsanwaltes die nöthige Entschlossenheit ablas, die ihn nicht länger zweifeln ließ, daß es diesem mit der Maßregel völliger Ernst sei. '„Hm, ich kann doch nicht selbst Herrn Kreuzschmidt in's Prison schleppen," niurrtc der Polizei-Inspektor. „Da müssen Sie schon so gnt sein und ein paar Leute herbestellen." „Ist nicht nöthig, Herr Inspektor!" sagte der Bärenwirth mit der gleichgültigsten Miene von der Welt. „Ich gehe mit Ihnen, da ist es nicht so auffällig, denn ich weiß doch, morgen werden sie mich schon wieder herauslassen. Es müßte ja sonst gar keine Gerechtigkeit mehr auf Erden sein!" und er warf einen Blick zur Deckef, als er warte er von dort die sichere Erlösung. „Ich mache aber das Gericht dafür verantwortlich, daß ich hier Alles so Plötzlich im Stich lassen muß!" setzte er hinzu und der Ton seiner Stimme wurde fester. „Das wird mir einen tüchtigen Schaden machen und das Geschäft geht ohnehin schlecht genug." „Sie haften mir für den Gefangenen!" wandte sich Kronfeld zu dem Polizeibeamten; dann flüsterte er ihm einige Worte in's Ohr und dieser rief jetzt ganz verwundert: „Wetter noch einmal! das ist ja eine tolle Geschichte!" und im ganz veränderten Tone befahl er Kreuzschmidt barsch und streng: „Marsch vorwärts!" „Wie kommt eS, daß auch Ihre Wirthschafterin auf mein heftiges Klingeln nicht erschienen ist?" fragte der Staatsanwalt den Bären wirth, der sich eben anschickte, das Zimmer zu verlassen. Kreuzschmidt drehte sich noch einmal um, sein Gesicht hatte auch jetzt nichts von der zur Schau gelegten Gleichgültigkeit verloren, nur in seinen Augen zuckte etwas wie triumphirende Bosheit und er ant wortete mit seiner kriechenden Höflichkeit: „Sie wollte für die fremde Dame noch etwas einkaufen und Sie wissen schon, Herr Staatsanwalt, daß dann ein solches Frauenzimmer nicht wieder kommt. Die Lene ist sonst ganz brav, aber das war von je mein Aerger!" Er machte Kronfeld noch einen tiefen Bückling und so ruhig , als ob für ihn nicht das Mindeste auf dem Spiel stände, folgte er dem Polizeiinspektor. Jedem Andern als Kronfeld würde der unerschütterliche Gleich- muth des Bärenwirthes doch ein wenig imponirt haben, der junge Staatsanwalt erkannte aber darin nur die Sicherheit eines rohen, gewaltthätigen Menschen, der im Vertrauen auf seine Verschlagenheit und seinen Starrsinn nicht zurnckschrcckt und sich mit der Hoffnung schmeichelt, sich aus Verlegenheit und Bedrängniß glücklich wieder herauszuwinden. Kronfeld hatte den Polizei-Inspektor noch ersucht, bald zurückzu kehren, um Alles in Verschluß zu nehmen. Vor allen Dingen mußte er jetzt Fräulein Herzberg veranlassen, daß sie diesen Gasthof verließ, sie konnte unter diesen Umständen unmöglich hierbleiben. Als er ihr dieß vorstellte, schien sie anfangs nicht dazu geneigt, sie hatte einmal den Entschluß gefaßt, in denselben Räumen zu weilen, die ihr theurer Vater noch zuletzt inne gehabt, und meinte, daß ja die Wirthschafterin noch zu ihrer Bedienung bleibe. „Auch diese Person werde ich verhaften lassen, sobald ich ihrer habhaft werde," bemerkte der Staatsanwalt und nach dieser Erklärung mußte Agnes freilich auf ihren Wunsch verzichten. „Ich würde Ihnen eine Privatwohnung empfehlen," sagte Kronfeld. „Da ich hier nicht bleiben kann, wäre mir eine solche in der That angenehm." „In meiner Nachbarschaft besitzt gerade eine ehrliche, anständige Frau ein solches Stübchen," fuhr er eifrig fort. „Freilich ist es sehr einfach und ich weiß nicht —" „Ich mache gar keine Ansprüche!" entgegnete sie rasch. Kronfeld vermochte kaum seine freudige Bewegung zu verbergen. „Und so würde uns das Schicksal noch einmal gegenüber bringen!" sagte er und seine Augen ruhten mit einem seltsamen Ausdruck auf dem jungen Mädchen. (Fortsetzung folgt.) Dresden, 19 Altmarkt 19, Mlmnfaciur-, Leinen- L Banmwollwanren, schwarze Seidenstoffe, Tischzeuae, Möbelstoffe, Tischdecken. Mit der im Jahre 1842 errichteten Großhandlung ist Detailverkauf verbunden. Preise sind unbedingt fest und niedriger als im üblichen Geschäftsverkehr. Muster und Sendungen franco ohne jedwede Berechnung von Porti und Nachnahmespefen selbst bei kleinste« -Betragen. Jedermann sollte sich in seinem Interesse mit 1 r rrx Li«; <L s Qualitäten und Preisen bekannt machen. Für Händler lohnendster Verdienst. S e inr k« ist eine der renommirtesten Firmen Sachsens. alte alte von von alte von 40 Pf. von das - zu 70 Pf. von 34 Pf. 'Wbisss das ganze Meter alte Elle 19 Pf. an. 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