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odische Zeitschriften socialistischer Tendenz die Unterdrückung durch die Behörde nicht abgewartet, sondern das Erscheinen selbst einge stellt .haben. Von nicht periodischen Druckschriften wurden sechs ver boten. Die Befugniß zur gewerbsmäßigen öffentlichen Verbreitung von Druckschriften, sowie zum Handel mit Druckschriften im Umher ziehen wurde einmal entzogen, dem Expedienten Wiemer in Chemnitz. Von einem Einschreiten gegen „eingetragene Genossenschaften" ist uns nur ein Fall bekannt geworden; das hier erforderliche gerichtliche Verfahren ist noch nicht beendet. Olbernhau, 6. Januar. Nachdem in Seiffen die Diphthe- ritis unter den Kinder im vergangenen Jahre bedeutende Opfer ge fordert und jetzt ziemlich verschwunden zu sein scheint, ist nun diese schreckliche Krankheit in Heidersdorf derartig ausgetreten, daß der Schulunterricht auf Anordnung des Bezirksarztes ausgesetzt und das Schulhaus einstweilen in ein Ortskrankenhaus verwandelt werden mußte, worin fünf barmherzige Schwestern über 70 Kinder warten und Pflegen. Die Gesammtsumme der im abgelaufenen Jahre in Sachsen statt gehabten Subhastationcn repräsentirt nach einer Zusammenstellung des „Dr. A." einen Gesammtwerth von ca. 48 Mill. M. gegenüber dem Gesammtrealitätenwerthe Sachsens von ca. 4 Milliarden Mk. Ein günstiges Zeichen der Besserung der Hypothekenmarktverhältnisse kann man in dem erheblichen Rückgänge der Subhastationsanstellungen für den Monat Janar 1879 erblicken. Die Gesammtzahl der in diesem Monat anstehenden gerichtlichen Versteigerungen beträgt 120 und bleibt demnach um 35 gegen den Vormonat zurück. Nepperwitz bei Wurzen. Vor einigen Tagen sind die Frau und 5 Kinder des Gutsbesitzers Spalteholz von der Trichinen krankheit befallen worden. Vor ungefähr 4 Wochen war das Schwein, von welchem die Erkrankten gehacktes rohes Fleisch genossen hatten, geschlachtet worden und hat es demnach diese Zeit bedurft, ehe die Krankheit zum Ausbruch gekommen ist. Der Vater selbst, welcher Fleisch nur im gekochten Zustande genossen hat, ist nicht mit von der Krankheit ergreifst». Nach einer Bekanntmachung der k. Staatsanwaltschaft Freiberg sind in der Nacht zum 26. Dec. 1878 zwei Personen in der Post- Expedition zu Lichtenberg eingebrochen und haben 1 50-Markschein, 1 20-Markstück, 1 Silberthaler, 1 2-Markstück, 2 1°Markstücke, sowie einen thcilweste geladenen Taschenrevolver gestohlen. Dieselbe Nummer des Amtsblattes bringt noch 2 gleiche Bekanntmachungen von Seiten des Gerichtsamts Freiberg, nach welchen in den sogenannten Forst häusern zu Krummhennersdorf durch Einsteigen, und in den Wirth- schastsgebäuden des Ritterguts Freibergsdorf durch Einschleichen Dieb stähle verübt worden sind. Ein Schatten. Novelle von Ludwig Habicht. Verfasser der Romane „Am Genfer See", „Auf der Grenze." (Nachdruck verboten) Es war im Mai 1866. Am politischen Himmel hatten sich Plötz lich düstere Wolken zusammengezogen und in steigender Besorgniß er wartete man den Ausbruch des Kricgsgcwittcrs, das immer näher zog und verheerend oder luftrcinigend, je nach dem Ausgang, das deutsche Vaterland heimsucheu konnte. Trotz des herrlichen Frühlings- Wetters herrschte nirgends die mindeste Reiselust. Die Bäder mochten immer ihre verlangenden Arme ausstrcckni, Niemand brach wie sonst in fieberhafter Hast auf, um Heilung für seine Leiden zu suchen, man war in diesem Jahre merkwürdig gesund; gerade weil die Well wieder einmal aus den Fugen zu brechen drohte, vergaß Jeder über dem allgemeinen Elend den eigne» Schmerz und mußte ihn vergeße». Auf den Bahnhöfen, wo sonst das bunteste Leben durcheinander wirkte, Waren jetzt die Reisenden zu zählen und die glänzenden Gast höfe, die in der schönen Jahreszeit nicht Raum genug für den An drang der Fremden halten, standen leer. Während sonst kaum der Baron von de» beutegierigen, müßig herumlungcrnden Kellnern be achtet wurde, empfing jetzt schon eine Schaar dienstbeflissener Leute, mit dem Wirth an der Spitze, den einfachsten Wanderer und führte mumphirend in die besten Zimmer, als wollte man ihn dafür lohne», daß er in dieser angstvollen Zeit den Muth gehabt, sich auf Reisen zu begeben. Wenn schon die großartigsten Hotels an den lebhaftesten Ver kehrswegen beinah völlig leer standen, wie viel mehr mußte dies in den bescheidenen Gasthöfen einer abgelegenen Landstadt der Fall sein, die nur durch «ine mittelmäßige Chaussee mit der übrigen Welt in Verbindung stand und die von der nächsten Eisenbahnstation zwei Meilen entfernt war. Verirrten sich schon in guten Zeiten nur wenig Reisende in das ziemlich verkommene Stäbchen, so gehörte jetzt die Ankunft eines Fremden zu einer so außerordentlichen Seltenheit, daß sie wie ein Wunder angestaunt wurde. Und selbst dieses Wunder schien endlich auszubleiben, cs wurde immer todtenstiller in dem kleinen Neste, wenn dies überhaupt noch möglich gewesen wäre, und selbst der alte Statlkämmerer, der alle Jahre einmal über das merk würdige Aufblühen seiner Vaterstadt in den Zeitungen seiner Provinz berichtet wurde, endlich kleinlaut, ließ den Kopf Gängen und klagte sich gegen seine vertrautesten Freunde aus, daß alles Leben zu er sterben drohe, und man schweren Zeiten entgegengehe. Das baare Geld schien plötzlich aus dem Verkehr verschwunden, alle Ausgaben wurden auf das nothwendigste beschränkt, und dieser büchst dehnbare Begriff erhielt unerwartet eine ganz enge Beschränkung. Nicht nur Badereisen, Anschaffung von Luxusgegcnständcu und kost baren Kleidern waren nicht mehr nolhwendig; selbst Vic allcrnöthigstcn Slärkungsseidel und Stärkungsmaaße waren eben so wenig „nolh wendig," wie die Erholungsstimden im Wirthshause, und diese wahr haft spartanischen Anschauungen wurden jetzt von dem leichtsinnigen Lebemann der Großstadt, wie von dem ernsten Philister des kleinsten Ortes gelhellt. Es schien ein erleuchlcndes Pfingstfest über die Menschheit gekommen zu sein; sie kehrte zu den solidesten und ehr barsten Ansichten zurück. Deshalb waren auch die Gastwirthe der kleinen Landstadt in keiner geringen Verzweiflung und wenn sich einige derselben über die furchtbare Geschäftsstockung nicht die Haare ausriffen, so geschah es nur, weil sie keine mehr hatten. Der Wirth des Gasthofes zum „weißen Bären" machte eine rühmliche Ausnahme: er verlor weder seinen Humor, obwohl sein Haus ebenfalls zur Einöde geworden war und sich kaum einige der unverbesserlichen Trinkbrüder in später Abendstunde in seine Wirths- stube schlichen, um förmlich mit schlechtem Gewißen den gewohnten Labetrunk zu sich zu nehme», denn man betrachtete sie wie Verbrecher, Laß sie sogar in dieser bösen Z-it das Wirthshaus zu besuchen wagten. Zu den treuesten Anhängern des „Weißen Bären" gehörte der alte Kreis-Physikus des kleinen Städtchens, der als alter Junggesell sich über den Ausfall des Krieges wenig Sorge machte und dessen Praxis selbst durch die bedenkliche Zeit nicht viel leiden konnte, da sie ohnehin, selbst in guten Tagen, äußerst gering war. Seitdem sich noch ein junger Arzt im Orte niedergelassen und ihm die Patienten meggefischt halte, war dem alten Herrn sehr viel freie Zeit geblieben, und wo hätte er sie besser hinbringen können, als im „weißen Bären," dessen Weinkeller in der kleinen Stadt ganz entschieden der beste war. Bei der Flasche sand er auch den einzigen Trost für den Undank und die Zurücksetzung der nichtswürdigen Neu städter, die plötzlich seiner vieljährigen Erfahrung den Rücken kehrten, um ihre kostbare Gesundheit fernem jungen Rivalen zu überliefern, der nichts für sich hatte, als seine Keckheit und seine einschmeichelnden Manieren. Es war deshalb kein Wunder, daß sich mit der Zeit ein Fremibschastsband uni den alten Kreis-Physikus und den Bärenwirth geschlungen, das jetzt in dieser schweren Zeil nur noch inniger wurde. Der Wrrlh des „Weißcu Bären" hältc gar kein Herz haben müsse», wenn ihm die rührende Treue des alten Herrn völlig gleich- gillig geblieben wäre, aber Herr Krcuzschmidt war durchaus nicht unempfindlich für diese Anhänglichkeil; seitdem seine Getränke, die sich stets eines so guten Rufes erfreut, von den erbärmlichen Kleinstädtern ängstlich gemieden wurden, setzte er seinem theurcn und leider oft einzigen Gaste stets eigenhändig ein Glas vom Besten vor und er ließ sich niemals sehr bitten, wenn der Kreis-PhhsikuS, der es nicht gewohnt war, den süßen Tropfen allein zu lrinken, ihn nölhigte, ihm Gesellschaft zu leisten. Vielleicht lichtete der Bärenwirth schon aus diesem Grunde die hintersten Reihen seines Kellers und brachte die äitcstcn Jahrgänge auf den Tisch, denn Herr Kreuzschmidt war ein ausgetrageues Kind — mit dieser zwar sehr trivialen, aber landläufigen Redensart ließe sich wenigstens sein Charakter am leichtesten bezeichnen, — aber die Geriebenheit und Pffffigkeit eines echten langjährigen SchankwirtheS wußte er geschickt unter der Maske gulmülhigcr Biederkeit zu ver bergen. Er kannte schon seine braven Neustädter, die niemals Ver trauen zu ihm gefaßt, wenn er ihnen je vcrrathen hätte, wie schlau und verschlagen er eigentlich war. — Als Fremder halte er ohnehin Anfangs mit Mißtrauen zu kämpfen gehabt. Kreuzsckliiidt war vor mehreren Jahren nach Neustadl ge kommen, Halle den sehr unansehnlichen „Weißen Bären" angekaust und ihn weit eleganter Herrichten laßen, so daß er Vie übrigen Gast höfe in den Schatten gestellt; trotzdem bedurfte es langer Zeit, bis die allen Neuerungen abholden Kleinstädtcr ihr Vorürlhcil fallen ließen und an ver weit prächtigeren Einrichtung des „Weißen Bären" Geschmack sanden. Man Halle dem kühnen Neuerer den baldigen Untergang prophezeit; aber als Kreuzschmidt wacker aushielt, die wenigen Reisenden den „Weißen Bären" allen anderen Gasthöfen des Ortes Vorzügen, da beganncn auch die Neustädter den ersten Rang dieses Hauses anzlicrkennen und die Schanlzimmer des „Weißen Bären" wurden vorwiegend von der guten Gesellschaft besucht. Der wackere Kreis-Physikus Müller war es gewesen, der zuerst mit dem Vorurtheil gebrochen und die Räume des Herrn Kreuzschmidt betreten, unv seitdem halte er sich längst zum unvermeidlichen Slamm- gast des „Bären" anfgeschwungen. (Fortsetzung folgt) Vermischtes. In München sind drei Soldaten an der Diphtheritis gestorben. Vor dem Mainzer Militärgericht fanden die jüngsten mili tärischen Ausschreitungen ihre Verurthcilung. Ein Soldat, der einen Schutzmann mit blanker Waffe angegriffen hatte, wurde zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilt; von zwei anderen Soldaten, die sich wegen Belheiiigung au Uebergriffen in Haft befanden und sich in derselben sogar an Vorgesetzten thätlich vergriffen hatten, erhielt der eine 26 Jahre, der andere 14 Jahre Gefängniß. Ein Unterofficier der Ar tillerie wurde wegen Mißhandlung eines Untergebenen degradirt und zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt. Die Amerikaner trösten sich. Wenn Milch und Honig schon lange nicht mehr fließt wie im gelobten Lande, so strömt desto mächtiger das Oel aus der Erde. Neue Quellen, man sagt mehr als 1300, sind bei Bradford in Pennfylvanien gefunden worden. In kurzer Zeit hat sich schon eine ganze Stadt um die Quellen gelagert. Eingesandt. Der durch ganz Europa und Amerika als Kleinster unter allen Kleinen berühmte und wegen seiner gentilen und liebenswürdigen Er scheinungen allgemein, besonders aber bei den Damen beliebte Admiral Piccolomini wird uns durch seinen angenehmen Besuch erfreuen. Dieser in jeder Beziehung, in körperlicher sowie in geistiger, tadellos ausgebildete, liebenswürdige kleine Mann hat überall, wo er sich zeigte, die größte Bewundernmg erregt, und wird auch bei uns nicht verfehlen, sowohl durch seine äußere Erscheinung, als durch sein ein nehmendes, artiges Wesen als geschickter Admiral in die Herzen seiner freundlichen Besucher mit dem günstigsten Winde zu segeln. Wir machen auf diese merkwürdige, einzig in ihrer Art dastehende Er scheinung mit dem Bemerken aufmerksam, daß Admiral Piccolomini auf dem letzten Dresdner Vogelschießen die hohe Ehre hatte, sich im Königszelte vor Ihren Mäjestäten König Albert und Königin Carola von Sachsen zu produciren. spart Zeit und Geld, wenn er sich auf die Deutsche Allgemeine Zeitung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen, für Eine Mark das Vierteljahr abonnirt. Die Neue Preuß. (Kreuz) Ztg. schreibt: „Die Deutsche Allgemeine Zeitung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen erscheint wöchentlich einmal in Frankfurt a. M. Dieses Fachblatt ist bemüht, die zerstreuten Körner der wissenschaftiichen Ermittelungen und praktischen Erfahrungen zu sammeln und zur rechten Zeit das Richtige für den landwirthschaftlichrn Be- trieb zu bieten." Kircheunachrichten ans Wilsdruff. Am 1. Epiph.-Svnntag Vormittags predigt: Herr k. vr. Wahl. Nachmittags Betstunde.