Volltext Seite (XML)
Wochenblatt . für für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das König!. Gerichtsamt uud den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wvchestUch L Mal (DienM.g A«d AreiLtz). AHvnseMtNtsPrt iS vierLiMhrlrch 1 Mark. Six« «ivMne AuWmrr kostet !0 Pf. Jnserattnonnahme Montags u. DonnerÄazl bi. Mittag 1L Lhr. Erscheint wöchentlich S Mal (Dienstag und Freitag). AbonntmentSpreis dierteljährlich 1 Mark. Tine einzelne Nummer kostet 10 Pf. "UMA ThstVMdl, Stossen, Siebentel)» und die Umgegenden ^rmtsdlattz Nr. 85. 1878 Mchtun-Lreißigfirr Jahrgang. Ireitag, den 25. Hctoöer Bekanntmachung, die Vertilgung der Feldmäuse betr. , .Mii Rücksicht auf das gegenwärtige außergewöhnlich zahlreiche Auftreten von Feldmäusen in einzelnen Theilen hiesigen Bezirks sieht sich die König!. Amtshauptmannschaft veranlaßt, noch hierdurch den betreffenden Grundstücksbesitzern unter Bezugnahme auf die in den Gemeinden verbreitete Anleitung zur Vertilgung der Feldmäuse, soweit es nicht schon geschehen, die sofortige Anwendung von Vertilgungs- mitteln dringend anzuempfehlen mit dem Bemerken, daß auch von Seiten der Straßenbauverwaltung Maßregeln zur Vertilgung der in de« Chausseeböschungen vorhandenen Mäuse werden getroffen werden. Meißen, am 18. Octbr. 1878. Königliche Amtshauptmaunschast. von Bosse. Tagesgeschichte. Berlin, 20. Oct. Die Kr i e g e rv ere i n e D eu t s ch- lands hatten auf Anregung der Kriegervereine Berlins und Um gegend cinmütyig den Beschluß gefaßt, durch Entsendung von De putationen nach Berlin dem Kaiser bei seiner Heimkehr eine groß artige Ovation darzubringcn. Nachdem die Ausführung vollständig gesichert war, ist jetzt dem Vorsitzenden des gefchäftsführenden Aus schusses, Stadtverordneten Diersch, auf seine bezügliche Anfrage durch den Oberhofmarschall Grafen Pückler folgender, wenn auch ab lehnender, so doch überaus huldvoller Bescheid zugegangen: „Baden, 12. Oct. 1878. Euer Wohlgeboren beehre ich mich ergebenst davon in Kcmitmß zu fetzen, daß ich das unter dem 8. d. M. an den General ä la snit« Grafen von Lehndorff gerichtete Schreiben von diesem zugestellt erhalten und Seiner Majestät dem Kaiser und Könige vorgetmgen habe. Seine Majestät geruhten in Folge dessen mich zu beauftragen, Euer Wohlgeboren sowohl als den anderen zum Ausschuß der Kriegervereine Berlins uud Ilmgegend gehörenden Herre» mitMhellen, wie cs Seiner Majestät Freude gemacht habe, aus dem Aufrufe zu entnehmen, daß Diejenigen, welche mit Einsetzung ihres Lebens so große Ziele zu erreichen geholfen haben, in ihrer Treue und Anhänglichkeit nicht wankend geworden sind und daß in Anerkennung dieser Gesinnungen Seine Majestät allen Betheiligten für die beab sichtigte Huldigung Allerhöchst Ihren Dank aussprechen lassen Da jedoch Seine Majestät erst Anfangs December d. I. nach Berlin werden zurückkeheen können, so wünschen Merhöchstdieselben schon in Anbetracht der WitterungsverMtniffe und in Rücksicht darauf, daß für viele der dem Vereine «»gehörenden Camcraden die Tbell- uahme an der beabsichtigten Kundgebung mit Opfern an Zeit und Geld verbunden sein dürste, daß von der in Vorschlag gebrachten Ovation um so mehr Abstand ge- uommen werde, als Seine Majestät von den patriotischen Gesinnungen der Mitglieder dieser Vereine überzeugt sind uud auf deren ferner« Hingebung für die gute Sache mit Sicherheit bauen. In Erledigung des mir ertheilten Allerhöchste» Befehles beehre ich mick, Euer Wohlgeboren von Vorstehendem hierdurch ergebenst Mittheilung zu machen. . (gez.) Pückl er" Die Ausführungsbestimmungen zum Sozialrstengesetz sind nicht Zug um Zug zu treffen, und deshalb wird das Jnslebentreten des Gesetzes länger auf sich warten lassen, als man am letzten Tage der abaelaufenen Session annahm. Zunächst hat sich die Nekurs- instanz zu konstituiren, und die Konstituirung kann erst erfolgen, nach dem die l0 Mitglieder ernannt und die Ernennung amtlich bekannt gemacht worden ist. Der Publikation des Gesches steht nichts un Wege sobald nach erfolgter Genehmigung des Bundesrathes die Sankt'iou des kaiserlichen Stellvertreters ciugeholt worden ist. Berlin, 22. Oct. Die „Nordd. AUg. Ztg." unterzieht tue namentliche Abstimmung über das Socialistengesetz einer näheren Be trachtung und schließt also: So lange eine Partei cxiftirt welche sich äußerlich als Vertreterin der katholischen Interessen gerührt, in Wirk lichkeit aber, wie die neuliche Abstimmung schlagend beweist, m der femdseliqsten Haltung gegen die Neichsrcgierung, im Bunde mit allen blos negirendcn Tendenzen uud deshalb im dircctcu Widerspruch mit den wahren Interessen der Kirche, lediglich politische Ziele verfolgt, so lange um diese Partei als Krystallisationspunkt sich alle Elemente gruppiren, welche die Institutionen des Reichs und des preußischen Staars mit blindem Hasse verfolgen, so lange wird selbstverständlich jeder Versuch rcsultatlos bleiben, den Culturkampf im Wege fried licher Verständigung zu becuden. Einer solche» Partei gegenüber wird auch bei den wohlwollendsten Jntentione» des römischen Stuhls keine Garantie dafür geboten werde, können, daß der kirchliche Friede in Deutschland zur Wahrheit Werve. ,„«s«st?/r.''Borwärts" druckt eiuen Artikel der „Zürich. Tägw." ab, "Auvsse» i» Deutschland" wendet uud folgende Mah'wW enthalt: „Möge nun das deutsche Volk seine wahre, menschliche (.) Energie zeigen. Möge es sich durch nichts zu leideu- schaftuchen, leichtsinnige» Handlungen provocire» lassen. Jede lcideu- schastliche leichtsinnige Handlung kostet Opfer, die für günstigere Zeiten geschont werden niüssen und können. Möge das deutsche Volk seine Energie, seme Charakterstärke durch vernunftgemäß thatkräftige Ruhe beweisen. Guido Weiß hat Recht, wenn er sagt, daß diese Zeit schwerer Prüfungen eine „Destillation der Socialdemokratie" herbeiführen müsse; diese schweren Prüfungen muffen den Kopf und das Herz eines jeden Parteigenossen läutern und dadurch stärken. Uw aber die Läuterung und Stärkung herbeizuführen, darf sich Nie mand von seinen Gesinnungs- und Leidensgenossen trennen. Die harmonische Geselligkeit legte den Eckstein zur Cllltur, und nur sie ermag die Zivilisation zü fördern, Schließe sich jeder an seine Gesinnungsgenossen eng an. Bricht man euch auch die äußere Or ganisation — aber die innere ist unzerstörbar." Die Socialdemokratie ist gegenüber dem schweren Schlage, der ihrer harrt, in vollster Abrüstung begriffen. Die Bestände der Agi- tationsliteratur werden um jeden oder auch um gar keinen Preis unter die Arbeitermassen geschleudert; die Zeitungen ändern ihre« Titel entweder ganz, wie die „Fackel" in Leipzig, oder sie lasten dir Bezeichnung als socialdemokratisches Organ fort, wie der „Vorwärts", oder vertauschen wenigstens das grelle Roth ihrer äußeren Er« , scheinung mit einer friedlicheren Farbe, wie die „Zukunft" Die meisten dieser Künste werden tvenig helfen. - Das T odesurtheil gegen den wegen Raubmordes verur« lheilten Thürolf ist durch allerhöchste Ordre vom 9. d. auf Grund des vom Justizministcr erstatteten Berichts und in Gemäßheit des in diesem Bericht gestellten Antrages in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt worden. Der Antrag des Justizministers auf Um- waudelung der Strafe kann nach Lage der Sache nur dadurch be gründet sein, daß vom juristischen Standpunkte der Beweis, das Ver brechen verübt zu haben, gegen Thürolf nicht vollständig geführt ist. In solchen Fällen aber ist nicht blos unter der Regierung des jetzige» Königs, fondcrn wohl jeder Zeit die Vollziehung des Todesurtheils unterblieben. Der Kronprinz zumal wollte in seiner stellvertretende» Regierung nach der allseitigen Lage der Verhältnisse einen Entschluß gegen den Antrag des Justizministers nicht wohl treffen. London, 22. Oct. Ein Telegramm der „Daily News" aus Simla vom 21. Oct. meldet: Der Krieg gegen Afghanistan ist nun mehr unvermeidlich. Die Antwort des Emirs an den Bicekvnig be sagt: „Macht, was Ihr wollt, das Ende steht in Gottes Hand". Die Antwort des Emirs ist der Regierung in London telegraphirt worden und die Antwort der Regierung über das nunmehr einzu schlagende Verfahren wird bis Mittwoch erwartet. Die afghanische Frage ist heute keine locale mehr, sondern eine russisch - englische von der allergrößten Tragweite. Wenn Rußland diesfalls seine Hände in Unschuld wäscht, wenn cs sich dagegen ver wahrt, irgendwie der moralische Urheber des ganzen Handels zu sein, so spricht die Thätigkett des Obersten Stoljetoff, des Chefs der russischen Mission i» Kabul, wohl in erster Linie dagegen. Die ganze Angelegenheit hat aber einen noch viel tieferen Boden, denn Rußland hat seit Khiwa — Enormes geleistet. Was die Vorgänge in Kabul zu bedeuten haben, das liegt auf der Hand. In Petersburg wird man nach wie vor die Hände seiner Unschuld betheuern und alles Uebel auf die Initiative Schic Ali's werfen, nicht ohne bittere Logik, denn am Ende steht es ja dem nordischen Coloß frei, sich einheimischer Groß-Könige als Sturmläuser seiner Aggrefsivpolitik zu bedienen. Dasselbe Resultat hätte ja auch England zu erzielen vermocht, wen« cs ein Bischen energischer in's Zeug gegangen wäre. Das Ganze ist einfach eiu Triumph der russischen Diplomatie über die britische . . . Und Judien? Rußland will vorderhand hinsichtlich dessen nur: Für's Erste England in schwere Händel verwickeln, was ihn» gelingen dürste, und für's Zweite die Beherrschung des einzigen central - asiatisch - indischen Handelsweges durch die Bamranpässe nordwärts von Kabul, wodurch Millionen und Millionen, die bisher ihren Weg aus dem turkestanifchen Becken nach Indien gefunden haben, denselben nach — Rußland finde« würden. OertlicheS v»d Sächsisches. Dresden. Zmkgl. Justizministerium werdeuaugcu- blicklich die Verordnungen festgcstcüt, die zur Durchführung des Soeialistengefches sich erforderlich machen. Auch die Gendannerie in der Provinz hat bereits Instructionen erhalten, die mit der Hand habung des Gesetzes im Zusammenhang stehcn. — Seltenes Frachtgut pasfme am Sonnabend die Linie Dresden-Bodenbach. Eiu GLterzug brachte, in zwei geschloffenen Waggons verpackt, von Hamburg nach Wie» bestimmt, 30,MO KZ Silber in Barren, welche wohl erneu Werth von ca. 5 Millionen R.-M. darstellten und von drei kaiserl. österreichischen Wächtern, wahrscheinlich Beamte» der Laiserl. Natisrral- Bank in Wie», begleitet waren. — Die hier erscheinende „DresÄ.' Volksztg", Organ der Socialdemokratie, wird sich vom 1. Nvv. d. I. in eine „Dresd, Bürgerzeitung" verwandel«.