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1878. Freitag, den 11 Moder Nr. 81. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag). Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich L Mal (Dienstag und Freitag). Abonncmcntspreis vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wochenblatt Wilsdruff, Tharandt, Stoffen, Gievenlehn und die Umgegenden Amtsblatt für die König!. Amtshanptmnmischast zu Meißen, das Kömgl. Gmchtsamt »ud den Stadtrnth zu Wilsdruff, ^kchtun-rreitzigster Jahrgang. Bekanntmachung, das Ziehkinderwesen betreffend. Um die durch das Regulativ vom 17. September vorigen Jahres angeordnete Aufsicht über das Ziehkinderwesen mit Erfolg führen zu können, bedarf es vor Allem der Mitwirkung sachkundiger Frauen. Behufs einer zweckmäßigen Vertheilung dieser Mitwirkung auf deu hiesigen Verwaltungsbezirk, mit Ausnahme der Städte Lommatzsch, Meißen und Nossen, werden diejenigen Frauen, welche zu einer solchen, mit besonderen Belästigungen durchaus nicht verbundenen Mitwirkung bereit sind, hierdurch ersucht, ihre Bereitwilligkeit hierzu recht bald anher erklären zu wollen. Meißen, am 4. Octbr. 1878. Königliche Amtöhauptmannschast. von Bosse. An Stelle des verstorbenen Ortsrichter Rautenstrauch in Grumbach ist heute der Hausbesitzer Ernst Traugott Büttner daselbst als Abwesenheits-Vormund für Leberecht Gotthelf Nake ebendaher verpflichtet worden, was hiermit veröffentlicht wird. Königliches Gmchtsamt Wilsdruff, am 3. Oewber 1878. vr^Gangloff. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte soll den 18. Hcioöer 1878 das der ledigen Clara Hulda Augustina Ebart in Klcinschönbcrg zugehörige Zwcihnfengut Nr. 18 des Catasters und Nr. 16. des Grund- und Hhpothekenbuches für Kleinschönberg, welches Grundstück am 2. August 1878 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf , _ , , 2V S78 Mark -- gewürdert worden in, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichlsstelle aushängenden An schlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 10. August 1878. Königs. Gerichtsumt. vr. Oun^loL Tugesgeschichte. Berlin, 7. Oktober. Dem Vernehmen nach geht der Kaiser von Baden-Baden zu einem mehrwöchenttichen Aufenthalt nach Wies baden und kehrt erst Mitte November mit der Kaiserin zurück. De finitives ist indessen bisher noch nicht bekannt. Die „Pall Mall Gazette" erführt aus Berlin, Rußland ver lange von der Türkei blos 200 Mill. Rubel baar als Kriegsent schädigung. Die restlichen 1200 Mill, betrachte es als durch Ab tretung von Territorium getilgt. Wien, 7. Oktober. Die heutigen Morgenblätter melden, der Kaiser habe das in den letzten Tagen erneuerte Entlassungsgesuch des österreichischen Ministeriums genehmigt, der Kaiser werde mehrere hervorragende Mitglieder des Parlaments zu sich bescheiden, um deren Ansichten über die Lage zu hören. Wie der „Köln. Z." aus Wien gemeldet wird, hätte Kara theodori) Pascha am 7. Oct. auf dem auswärtigen Amte das bereits signalisirte Rundschreiben der Pforte übergeben. In dem selben spreche die Pforte den Wunsch aus, mit Oesterreich-Ungarn in freundschaftlichen Beziehungen zu bleiben, lehne aber unter Hinweis auf das Verfahren der österreichisch - ungarischen Truppen in den okkupirten Provinzen den Abschluß der Convention ab. Nach allen aus Constantinopel eingetroffenen Nachrichten hat cs der Sultan überhaupt abgelehnt, eine Convention mit Oesterreich abzuschließen, welche nicht voll und ganz die Sonveränelät des Sultans über die okkupirten türkischen Provinzen wahrt. Nur die Verwaltung dürfe — aber auch nur zeitweilig — der Herrschaft Oesterreichs unterstellt werden. Den „Times" wird von ihrem Pariser Korrespondenten ge weidet, daß einem Telegramm aus Konstantinopel zusolge die öster- reichrsch-türkische Konvention endgiltig zurückgewiesen ist. Wie dem Neuter'schen Bureau aus K o u st a n t i u o p e l vom 4. d. M. gemeldet wird, habe die Pforte an die Mächte sogar ein Rundschreiben gerichtet, in welchem sie dieselben ersucht, Oesterreich aufzufordern, sein Verhalten mit den seitens seiner Delegirten ans dem Kongresse abgegebenen Erklärungen in Einklang zu bringen. Das Rundschreiben verlangt ferner, daß Oesterreich seine Truppen 3".einer Entscheidung der Mächte zurückhalten solle, „widrigen falls die Pforte das Vorgehen Oesterreichs als eine Verletzung des internationalen Rechtes (?!) betrachten würde." Das „Prager Tageblatt" bringt aus Klek ein hochinteressantes Schreiben. Der Inhalt desselben betrifft die 13. Geniecompagnie, welche am 21. September Prag verließ. Dieselbe bestieg am 25. September den Lloyddampfer „Lerte", um die Reise in die Herze gowina fortzusetzen. Während der Fahrt brach ein heftiger Sirokko aus. Die Nacht war stockfinster, ein Leuchtthurm kaum sehbar. Gegen Mitternacht fuhr der Dampfer an ein Riff in der Nähe von Klek und strandete. Glücklicher Weise sank das Schiff langsam, so daß es den aufopfernden Bemühungen der Kompagnieoffiziere in Verbindung mit Fischern, die auf Nothsignale herbeikamen, gelang, die ganze Mannschaft zu retten. Die Pforte fordert, daß die projektirten englischen Reformen für die asiatischen Provinzen nicht in allen Provinzen auf einmal, sondern in einer nach der andern in Angriff genommen und ausge führt werden sollen. In einem bis in die Morgenstunden dauernden Ministerrathe unter Vorsitz des Sultans wurde die Zulassung der Christen zu den M i l it ä r s ch u l e n und die obligatorische Wehrpflicht der selben beschlossen. Safvet Pascha beharrt noch immer auf seiner Ansrede, aus Furcht vor einer Revolte der albanesischen Liga keine Verfügung zur Räumung von Podgoritza treffen zu können. Der Fürst von Montenegro hat der russischen Regierung lebhafte Klagen wegen Verzögerung der Abtretung Podgoritzas zu- gchen lassen und darum uachgcsucht, daß Rußland bei der Pforte wegen beschleunigter Ausführung des Berliner Vertrages intervenire. Fürst Nikita beschuldigt Hussein Pascha, den Kommandaten von Pod goritza, den Platz an die albanesischen Insurgenten ausliefern zu wollen. Wenn in den telegraphischen Nachrichten kein Jrrthum vorwaltet, so hat der Krieg zwischen England und Afghanistan thatsächlich schon begonnen. Am 4. wurde aus Simla berichtet, die britischen Truppen seien von Peschawer nach Jamrood vorgerückt, um Alimusjid auzu- greifen; andererseits wurde gemeldet, daß der Emir von Afghanistan in Alimusjid Truppen anhäufe. Gestern berichtete nun der Tele graph von der bereits erfolgten Besetzung von Alimusjid durch die Engländer, welche Nachricht allerdings indischerseits gleich darauf be zweifelt wurde. Daß der Emir auch die Grenzstämme zur Kooperation aufgefordert, beweist, daß von einem Zurückgehen seinerseits nicht die Rede ist; die Khyberesen sollen sich den Engländern augeschlossen haben, die anderen Grenzstämme haben zunächst dem Emir ver sprochen, ihm Delegirte zur gemeinsamen Bcrathung kriegerischer Maßregeln zu senden. Als ob es im Orient der Verlegenheiten und des Zündstoffs für neue Konflikte noch nicht genug gäbe, macht jetzt auch der Li banon wieder von sich reden. Die Christen in Syrien sind be kanntlich die traditionellen Schutzbefohlenen Frankreichs, und es ist dies eine Stelle, an welcher Waddington selbst erklärt hat, daß Frankreich noch für die orientalischen Dinge empfindlich sei. So ist man denn auch in Paris für die Klagen sehr aufmerksam geworden, welche die christlichen Maroniten über den gegenwärtigen Gouverneur Rustem-Pascha laut werden lassen. Sie hatten schon vor einiger Zeit deshalb eine Denkschrift an den Divan, die Botschafter der Größmächte in Constantinopel und die europäischen Cabincte selbst gerichtet; Rustem-Pascha ließ aber ihre Abgeordneten, die nach Bairut gekommen waren, nm sich über seine Verwaltung zu beschweren, kurz weg verhaften, ohne Rücksicht auf ihre vertragsmäßigen Immunitäten und sie lediglich als türkische Unterthanen behandelnd. Noch mehr, er machte den Bischof von Tyrus und Sidon, Bostani, das geistliche Oberhaupt der Maroniten, für diese Wirren verantwortlich und ver bannte ihn unter dem Vorwande, daß das Verbleiben eines solchen Intriganten im Libanon mit der Ruhe der Bevölkerung und dem