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in der Umgebung von Adlie Machen dem serbischen Fürsten ihre Ergebenheit aus. Der gesammte russische Verlust an Todten und Verwundeten auf beiden Kriegsschauplätzen beträgt nach dem „Bolen der Voikshülfe" von Anfang des Krieges bis zum 13. Dccember (n. St.) 77,658 Mann. Man schreibt dem „Frdbl." aus Konstantinopel, 10. d.: „Vor ewigen Tagen wurde in einem unter dem Vorsitze des Sultans ab- gehaltenen Ministerrathe beschlossen, eine Proklamation au alle Gläubigen des Weltalls, sogar an die in China, auf dem in dischen Archipel und in der Sahara zu erlassen, um ihnen darin die Lage des Khalisen im christlichen Europa und dessen jetzige Bedräng nisse durch „Iskender Zar El-Moskowiin" (Alexander, Zar der Russen) zu schildern und sie zugleich zur Rettung des Islam, den dieser Herrscher aus Europa gern ver hängen wollte, aufzufordern. Mit der Ausarbeitung dieser Proklamation wurde Munif Effendi, jüngsthin erst türkischer Unterrichtsminister, der eine vortreffliche türkische und arabische Feder führt, betraut. Munif Effendi machte sich sogleich an diese Arbeit, die auch schon vollendet ist und gegen wärtig der Kabinetskauzlei des Sultans zur Approbation vorliegt. Nach Meldungen der „Pol. Corr." aus Constantinos) el vom 20. Decembcr wollen mehrere mohammedanische Deputirte in einer der nächsten Parlamentsitzuugen die Regierung bitten, in Friedens- Verhandlungen einzutreten. Die Pforte soll demnächst die Aushebung vor 300,000 Mann anordnen. Man erwartet eine Proklamation des Sultans an das serbische Volk, welche die Absetzung Milan's ausspricht. Deutsche Mache. Episode aus dem letzten Kriege von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten) (Fortsetzung.) Der Sohu wagte kaum zu athmcn, seine ganze Seele weilte mit dem Vater in der Vergangenheit und fühlte sich von Haß und einem glühenden Rachegefühl gegen Alles, was den Namen Franzosen trug, erfüllt. „Wie hieß jener französische Kapitain?" fragte er endlich leise. „Constans." „Ich werde den Namen dieses Menschen nicht vergessen, Vater, o, möchte er noch leben und mir begegnen." Herr v. Renndorf schüttelte düster den Kopf. „Als Bernadotte nun ebenfalls sein Quartier bei uns nahm," fuhr er hastig fort, „theilte ihm mein Vater das Geschehene mit und bat um seine Hilfe, den Verführer zu verfolgen. — Der Marschall bedauerte die unwürdige Thal des Kapitains, sah sich jedoch völlig außer Stande, ihn deshalb zur Rechenschaft zu ziehen, da derselbe be reits auf dem Wege nach Frankreich sei. „Mein unglücklicher Vater verfiel in einen unheilbaren Trübsinn, den ihm selbst der Gedanke an seine Pflicht gegen mich nicht zu ent reißen vermochte. Nach einem halben Jahre erhielt er einen Brief von der Entflohenen, worin sie keineswegs um Verzeihung bat, sondern ' einfach die Scheidung forderte, um die gesetzmäßige Gattin des Ka- ! pitains zu werden. Mein Vater willfahrte ihrem Wunsche und welkte ' dann dem Grabe zu. Zn einem Aller von 10 Jahren mußte ich ihm den Schwur in die sterbende Hand leisten, seine Ehre dereinst zu > rächen an dem Entführer, der Mutter vergab er, indem er den Ver- rath mit ihrer Jugend entschuldigte. — Sv starb er. — Wohl konnte ich damals den ganzen Umfang seines Unglücks nicht ahnen, erst später, als mein Verstand gereift war, las ich das Vermächlniß dcS Verstorbenen und mahle mich alsdann sogleich auf nach Frankreich, den Schwur zu erfüllen und die Schmach meines Hauses an dem Schändlichen zu rächen. Ich rief mir jene furchtbaren Scencn in's Gcdächtniß zurück und cs gelang mir, das Bild des Franzosen mir lebendig zu vcrgcgenwätrtigen. Meine einzige Furcht bestand in dem Gedanken, daß er vielleicht nicht mehr am Leben sei. § „Dieser Gedanke verfolgte mich fortwährend und trieb mich zu rastloser Eile an. Ich fand ihn endlich — ich sah Mutter und Schwester wieder." Herr v. Nenndorf erhob sich hastig und trat hinaus auf den Balkon, sein Gesicht war lodtenbleich und doch glühte die Stiin wie im Fieber. Leise trat Otto zu ihm und umschlang ihn tiefbewegt. „Vater, mein Vater!" sprach er leise, „o, daß ick Dich rächen könnte an dem Schändlichen, wie Haffe ich jetzt doppelt dieses Fran- zosenlhum, wie soll n ein Degen die Schmach rächen, welche dieses sittenlose Räubervolk auf unser Vaterland, auf unsere Familie ge häuft hat." Herr v. Nenndorf hatte sich gefaßt und ließ sich auf einen Stuhl aus dem Balkon nieder; der Sohn setzte sich an seine Seile, den Arm nin des VaterS Schullern legend. „Ich habe meiner Erzählung nicht mehr viel hinzuzufügen," sprach Letzterer leise, „der Kapitain v. Constans, welcher jetzt Herr Marquis genannt wurde, bewohnte ein piächtigcs Landhaus in der Umgegend von Versailles. Ich traf ihn bei der Mittagstafel im Kreise einer wüsten Gesellschaft; halb mit List, halb mit Gewalt verschaffte ich mir den Eintritt zu ihm. Ich erkannte ihn auf der Stelle wieder, die Wuth siegte über meine Vernunft und mit dem Rufe: „Schurke, endlich treffe ich Dich!" stürzte ich mich auf den Ueberraschten, die geladene Waffe auf seine Stirn setzend. Seine Freunde saßen wie erstarrt und glaubten den Marquis in den Händen eines Wahnsinnigen; sie hielten ihn bereits für einen tobten Mann." ,,„E>kennst Du mich?"" ries ich ihm heiser in'S Ohr, „„mein Name ist Friedrich v. Renndorf, der die Ehre seines Vaters zu rächen hat."" „Ein furchtbarer Schrei lähmte meine Hand, ließ mich den Kopf wenden, mein Opfer einen Augenblick unbeachtcud. — Ich erkannte meine Mutter, die beide Hände gegen mich erhoben halte mit einer Todesangst, die mir durch's Herz schnitt. Ein junges Mädchen von 13 Jahren hielt sie angstvoll umschlungen, o, mein Herz täuschte sich nicht, er war meine Schwester." „Ich ließ ab von meinem Feinde, der mich jetzt durch seine Diener ergreifen und in ein Bewahrsam bringen ließ. In derselben Nacht kam meine Mutter heimlich zu mir, sie wollte mich befreien, -- ich tz rschmähte die Rettung aus ihrer Hand und drohte, meine Freiheit zu der Verfolgung meiner Rache benutzen zu wollen. Großer Gott! sie liebte jenen Mann noch immer mehr als den eigenen Sohn. — Sie ging und ich blieb gefangen. — Den Marquis sah ich nicht wieder, er schien selbst den wehrlosen Gefangenen zu fürchten. In einer dunklen Nacht schleppte man mich fort, wie ich später erfuhr, nach Versailles, wo ich einer Anstalt für Geisteskranke übergeben wurde. Dort behielt man mich fünf Jahre, ohne das Licht meines Geistes verlöschen zu können, wie man vielleicht glauben mochte. Als ich endlich die Freiheit erhielt, mußte ich mich eidlich verpflichten, niemals Frankreichs Boden wieder zu betreten. Vielleicht hatte meine Mutter in einer Anwandlung von Reue und Liebe für den unglücklichen Sohn meine Freiheit bewirkt." „Man halte mich daheim für todt gehalten, da alle Nachforschungen erfolglos geblieben waren. Ich habe Frankreich niemals wieder be treten und scheute mich später, Dich dorthin zu senden, um Dich nicht vielleicht einem gleichen Schicksal zu überantworten. Wie habe ich in den letzten zehn Jahren einen Krieg mit Frankreich herbeigesehnt, um Dir das Racheschwert in die Hand drücken zu können; die Stunde ist da, und jetzt frage ich Dich, mein Sohn! willst Du Dich nach der Familie jenes MarqniS erkundigen? — Er selber wird, kann nicht mehr am Leben sein, ebensowenig meine Mutter, aber die Schwester könnte noch leben, sie und die ihrigen schone, — nur für die Nach kommen jenes Schändlichen kenne kei l Milleid, keinen Pardon, wenn sie Dir begegnen, rolle das Geschleckt eines Menschen aus, der sein , Glück ans das Verderben eines andern erbaut und keinen Segen hinterlassen konnte." Herr v Renndorfs Wesen schien in dem fürchterlichen Rache- gcsühl ganz verwandelt zu sein, seine Augen glühten unheimlich in dem leichenblassen Antlitz, seine hohe Gestalt erbebte von der gewalt samen Aufregung, die sich seiner bemächtigt hatte. Ollo erschrack von dem Anblick seines Vaters, der ihm in diesem Augenblicke ganz fremd erschien; so gut, so liebevoll und so sanft, wie er sonst gegen alle Menschen war, und jetzt so leidenschaftlich erregt, so voll Haß und Rache, daß er dem eigenen Sohn den Mord «»befehlen konnte. (Fortsetzung folgt.) Theater. Nachdem nun Herr Directar Korb mit seiner Ge sellschaft bereits 4 Wochen, innerhalb unsrer Mauern weilt und die Darsteller comme il taut sind, sehen wir uns veranlaßt, denselben dringend zu ersuchen, doch das berühmte Schauspiel: „Böse Zungen" von Laube zur Aufführung zu bringen. Wir wissen zwar, daß das selbe bedeutende Schwierigkeiten bietet, sind jedoch überzeugt, daß sie Herr Director Korb gewiß überwinden wird, er kann der Erkennt lichkeit und der Dankbarkeit des sämmtlichen Theaterpublikums ver sichert sein. b'. >V. L. L. O. lll. Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 1. Weihnachtsfeiertag früh 8 Uhr Beichte. Vormittags predigt Herr ?. Ur. Wahl. Nach der Predigt Communion. Nachmittags 1 Uhr liturgischer Gottesdienst mit Chorgesanq, wozu die gedruckte Ordnung an den Kirchthüren vcrtheilt werden wird, man bittet dieselbe nach dem Gottesdienst wieder abzugeben. Am 2. Weihnachtsfeiertag Vormittags predigt Herr U. I)r Wahl. Nachmittags Betstunde. Kirchenmusiken. 1. Feiertag. Ehre sei Gott in der Höhe — für Chor, Solo und Orchester comp. von Bräuer. 2. Feiertag. Danket dem Herrn — für Chor, Solo und Orchester comp. von Franz Danz» LlolL - ^uebiou. Donnerstag, den 27. Dccember, Vormittags von 10 Uhr an, sollen in dem Nittergutsholze zu lunnodsrg cicca 160 Schlag- und Abraumhaufen, sowie birkne Deichselstangen und birkne Stänrm»-* auch nach Befinden fichtne Stangen meistbietend verkauft werd«n^ Sammelplatz am Teich, nahe der L-traße. O. AucLLon. Den 3. Wcihnachtsfeiertag Nachmittags von 2 Uhr an im Hause der verw. Mertsching, Freibergerstraße, daß zum Nachhffik des verstorbenen Schuhmachermeister gehörige Mobiliar, Handwerkszeug n. s. w. gegen Baarzahlung verauctionirt werden. Wilsdruff. Wittwe r. kauft jederzeit ein das Pfund zu 5 Pfg. KuULollmickt in Wilsdruff. Aeuzaljrs-Aatten^A in vorzüglich großer Auswahl empfehle das Stück schon von 5 Pf. an. Krci i ir für i<ollnsr und Ztubonmüäcken zu außergewöhn lich billigen Preisen bei <O. , Freibergerstr. Am Sonntag Vormittag wurde auf der Straße nach Kesselsdorf eine und eine gesunden; abzuholen auf Schumanns Kohlcuniederlage in Wilsdruffs Auf der Chaussee von Grumbach bis Sora ist eine doppelte schwarz und roth carrirte kv verloren gegangen. , -' Der ehrliche Finder wird gebeten, dieselbe gegen 3 Mark BelohnunA^^ bei Herrn Ist. Kiithuu86N abzugeben. Eine Parterrewohnung mit Zubehör ist zu vermiethcn und kann zu Ostern 1878 bezogen werden bei okt, Wilsdruff,,Dresdner Straße. Wochcnmarkt zu Wilsdruff, am 21. December. Eine Kanne Butler kostete 2 Mark 30 Ps. bis 2 Mark 46 Pf. Ferkel wurden eingcbrackt 86 Stück und verkauft ü Paar 18 Mar! — Pf. bis 27 Mark — Pf.