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WschcME für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Nmaeaenden. Amtsblatt für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Kömgl. Gcrichtsamt und den Stadtrath zu Wilsdruff. 1Ü2. Montaq, den 24. December 1^77. RAÄ UsK Zum Heiligen Abend. Es dämmert fern am Himmelsbogen, Der Christnacht Herold steigt herauf; Der Ster» der Sterne kommt gezogen Und führet in gemess'ncm Lauf Heran der Brüder Myriaden, Zu lichten rings die dunkeln Schatten. Und höher, höher loht die Flamme Der Weihnachtsfreude nur empor, Je näher der aus Davids Stamme Und sein Geleit, der Engel Chor. Sie uberfluthet alle Zonen Und faßt im Fluge Millionen. Doch jetzt hält nimmer sie zusammen, Sie theilt sich auf dem weiten Raum In ungezählte kleine Flammen. Und wo ein grüner Tannenbaum Da hafte» sie in seiner Krone, Für Hütten leuchtend und für Throne. Das ist der Christbaum, angezündet s Dem Abend der geweihten Nacht, Der Christbaum, dessen Licht verkündet: t Bald wird das Christkind Euch gebracht; < Der Heilandssehnsucht eurer Seelen > Soll nicht die rechte Stillung fehlen. 5 Und an dem Hellen Christbaum hangen e Die Herze», denen er gemacht. Die Zeit des Harrens ist vergangen s Und da ist die ersehnte Nacht, < Und siehe, von den Strahlen allen ; Sind drei auch in das Herz gefallen! < Das ist der Glaube, und der wendet Hinüber es nach Bethlehem; s Dort ist der König, ihm gesendet, ; Mit feinem Himmels-Diadem, f Dort selbst dem fündigen Geschlechte Z Noch läßt des Reiches Bürgerrechte. Das ist die Liebe, dargegeben § Der Welt in der Weihnachten Glanz, tUnd an des Neugcbor'ncn Leben, Da sieht das Herz sie voll und ganz, fUm dran die Liebe auch zu werden, ^Die in ihm wandelte auf Erden. ^Das ist die Hoffnung. In den Höhen s Und über Tod und Grab hinaus ^Läßt sie im Licht des Christbaums sehen Dein Herz das ew'ge Vaterhaus. ;Dort hat der Wohnungen sie viele ^Für Alle, wann sie einst am Ziele. f Am Christbaum und von feinen Gaben, s Da hat das Herz sie, diese drei; s Allein genügt es, sie zu haben f Nur bis der Lichterglanz vorbei? ^Sei ihnen ein getreuer Hüter; Z Weihnacht kehrt erst zu Jahre wieder! Aus dcm „Chcmn. Tgbl/ T^qcsgeschichte. I Nach den heißen Kämpfen der letzten Tage ist in Paris äußer lich eine gewisse Ruhe eingetreten, wenn es auch unter der Oberfläche noch braust und zischt. Die Krisis hat durch die nicht mehrerwartete Rückkehr des Marschalls Mac Mahon zu den republikanischen In stitutionen ihre Lösung gefunden und die Republikaner sind Sieger geblieben, das sind Thatsachen, an denen sich nichts mehr ändern läßt. Den monarchischen Parteien und den Ultramontanen bleibt es unbenommen, ingrimmig eine Faust in der Tasche zu machen, während sich das neue Ministerium der Aufgabe unterzieht, die Sünden der Regierungs-Politik vom 16. Mai wieder gutzumachen und das Staats schiff in andere als die bisherigen Bahnen zu lenken. Die Kammer, jetzt eine Stütze des Ministeriums, hat sich bis zum 8. Januar k. I. vertagt, nachdem der Regierung die vorerst erforderlichen Diittel zur Verfügung gestellt worden sind. Die „B. B. Z." schreibt: „Wenn die Türkei ein kranker Mann ! genannt wird, verdient England ein krankes Weib genannt zu werden," ' so soll ein neuerer Ausspruch des Fürsten Bismark lauten, der in dem Schatze seiner geflügelten Worte nicht die letzte Stelle cinnehmen wird. Trotz allem Lärm, der gegenwärtig wieder in der englischen Presse erhoben wird, glauben wir nicht, daß der englische Leu zum Sprunge ausholen wird, auch wenn die russischen Heere über den s Balkan ziehen und Adrialwpel bedrohen. England, welches heute ! eine ziemlich isolirte Stellung einnimmt, kann nur dann hoffen, ein nlitentscheidendes Wort bei der definitiven Lösung der Frage zu sprechen, wenn es aus seiner Reserve hcraustritt, bevor der Krieg seine letzten Consequenzcn gezogen, Und wenn es die Fricdensaction herbeiführt, ehe der Krieg eine radicale Lösung vorbereitet hat. Wartet aber das englische Cabiuct, bis der letzte Widerstand der Türkei gebrochen, dann hat es jede entscheidende Rolle verscherzt und es kann, wenn ihm die Dinge besonders günstig sind, sich dem Zuge der Politik anschließen, welche über den status guo hinwegschreitet, aber es vermag sie nicht aufzuhalten. Am wenigsten wäre Engländ dann in der Lage, einen Separatfrieden zwischen Rußland und der Türkei zu verhindern, denn hat es die Türkei ihrem Schicksal über lassen bis ans Ende, so kann cs der Pforte nicht zumuthen, gerade einen solchen Frieden zu schließen, wie er den englischen Wünschen und Interessen entspricht. Zudem hätte England um so mehr Ursache, die Leitung der Friedensaction in die Hand zu nehmen, als die Com- pensationen, welche^Rußland sucht, vorzugsweise die englische Inte- ressensphäre, in Armenien und in den Dardanellen, berühren, als cs sich somit um Ansprüche handelt, denen die kontinentalen Mächte keine großen Schwierigkeiten entgegensetzen würden. Läßt es nun die englische Regierung darauf «»kommen, daß der Friede zu der Zeit und in dem Sinne gemacht werde, wann und wie Rußland dies wünscht, dann hat sie für die Geltendmachung der englischen Interessen jeden Halt verloren. Und trotzdem steht die Initiative Englands in der Friedensvermittelung nicht zu erwarten. Denn an gesichts der augenblicklichen Lage und der Stimmung, welche jetzt in den maßgebenden Kreisen Rußlands zu herrschen scheint, könnte die Mediation unr dann mit Erfolg versucht werden, wenn ihr der Appell an die ultiwa, rntio zur Stütze dient. Zum Kriege aber wird Eng- sich vorerst nicht versteigen. Das'abermalige Säbelrasseln kann nur auf die Vcrmuthung bringen, daß man die thatsächliche Action durch unschädliches Geräusch ersetzen will. Die Vorwärtsbewegungen der Russen gegen Sofia und Adrianopel hin haben begonnen. Auf der Straße nach Orchanie hin marschirens wie es heißt, 40,OM Mann; auch bei Elena, im Schipkapasse, bei Kamarli ist es lebendig geworden. Ebenso bei Erzerum. Inzwischen haben auch die Serben nun wirklich die Grenze überschritten und sich gegen die türkische Festung Nisch gewendet. Von hervorragendem Interesse ist die Nachricht aus russischem Lager, daß an Stelle des nach Rußland abreiscnden Großfürsten- Thronfolgers der berühmte Ingenieur General Graf Totleben zum Oberkommandirenden der Rustschuker Armeeabtheilung er nannt worden ist. Zum Generalstabschef des Grafen Totleben ist Fürst Emerelinsky ernannt, welcher bisher Generalstabschef der West- Armee war, bei deren Oberkommandirenden Fürsten Karl von Rumänien bekanntlich General von Totlebcn die Stellung eines „Adlatus" be kleidete, um die Operationen gegen Plenum zu leiten. Damit dürfte der Beginn einer Ofscnsivaktion gegen das türkische Festungsviereck, zunächst gegen Rustschuk und Silistria, bezeichnet sein. Die Russen haben auf dem Kriegsschauplätze das Garde- und Grenadiercorps, das 4., 7., 8., 9, 11, 13. und 14. Armeecorps, die 2., 3., 24. und 32. Jnfameriedivision, die 2., 3. und 4. Schützenbrigadc, die 2. und 3. donische Kosacken- und die kaukasische Kavalleriedivisivu, im Ganzen eine Macht von 328 Bataillonen, 132 Schwadronen, 188 Solnicn und 1384 Geschützen. Wenr man den Stand dieser Truppen, von denen übrigens der größere Theil seit September keine größere Ein buße im Gefechte erlitten hat, während die früheren bedeutenden Verluste einigermaßen durch Nachschub von Ergäuzungsmannschasten ersetzt wurden, soweit als möglich annähernd berechnet, so wird mau au Streitbaren wenigstens 190,OM Mann Infanterie und 35,OM Reiter finden, was mit Hinzurechnung ster Artilleriemannfchaft und Sappeure einem Effektiv von 26iWM Mann gegenüber einem Soll- bestände von 400,000 Mann gleichkommt. Die 36. Infanteriedivision mit einem Kosackenregiment befindet sich am linken Donauufer zur Beobachtung der Festungen. Außerdem befinden sich die 1., 2. und 4. Reserve-Infanterie- und die 1. Kavalleriedivision, also 36 Ba taillone, 18 Schwadronen und 108 Geschütze auf den Etappen in Rumänien oder auf dem Marsche dahin. Hierzu tritt dann noch die rumänische Armee mit 4 Divisionen in einer Gesammtstärke von 52 Bataillonen, 40 Schwadronen und 140 Geschützen mit 30,OM Mann und 3—4000 Reitern. Wenn also die russisch-rumänische Armee 100,OM Mann gegen das Festungsvicreck stelwnläßt, 50,OM Mann zur Sicherung der rechten Flanke gegen WiM^und zur Deckung der Etappcnlinien auf dem rechten .Ufer überhaupt, so kann sie immerhin 150,OM Mann für die Operationen jenscit des Balkans in Verwendung bringen. Dem gegenüber sieht es natürlich mit den Vertheidigungsmitteln der Türkei nicht glänzend aus, denn südlich des Balkan wird die Pforte kaum mehr als 80,000 Mann zusammen bringen können. Belgrad, 21. December. Offiziell. Die serbischen Truppen er stürmten am 19. d. das Defils von Sauet Nicolas und dessen Be festigungen. Die beiderseitigen Verluste sind noch unbekannt; am 19. d. nahm ein serbisches Detachement nach hartnäckigem Kampfe die türkischen Befestigungen an der Brücke von Cetuna, zerstörte die Brücken und unterbrach dadurch die Verbindungen zwischen Nisch und Leskowatsch. — In Folge der serbischen Umgehungsbewegung ver ließen die Türken die Position von Babiuaglawa, welche die Serben besetzten. An der Drina und am Javor ist Alles ruhig. 36 Dörfer