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Kamenz. Me die „K. W." vernimmt, ist am 9. August in Großröhrsdorf eine Kuh geschlachtet worden, welche man für voll kommen gesund gehalten hat. Es sind indessen den beiden Personen, welche beim Schlachten beschäftigt gewesen, bald darauf die Hände derartig angeschwollen, daß sie noch nicht wieder zu arbeiten ver mögen, während zwei Katzen, die von dein Fleische der Knh gefressen, verendet sind. Der betreffende Besitzer hat daher das Fleisch ver graben lassen. Die weitere Unteesuchung dieses Falles ist im Gange. Seit Anfang April erscheint wöchentlich in Dresden, hcrausgc- geben von vr. Victor Böhmert und Arthur v. Studniy, die „Social- Correspondenz", Organ des Centralvcreins für das Wohl der arbeitenden Classen. Der Centralverein, welcher Männer der ver schiedensten politfchen und kirchlichen Richtungen umfaßt, will mit diesem Unternehmen keine Geschäfte machen, noch irgend welche Sonder- iuterefsen verfolgen, sondern einem großen humanen Zwecke dienen und zur Verbreitung gesunder Anschauungen über die Arbeiterfrage und nachahmenswcrther Einrichtungen snc Herstellung des socialen Friedens beitragen. Die „Social - Corrcipondenz" strebt ehrlich und ernsthaft, auf Seiten der Arbeitnehmer wie der Arbeitgeber, den Sinn für Gerechtigkeit und Billigkeit zu pflegen. Sie kann bei sämmtlkchen Postanstalten zum vierteljährlichen AbonncmentSpreis von I M. 60 Pf. bezogen werden. Die seil dem I. Juli erschienenen Nummern werden nachgeliefert. Wir legen unseren Lesern dieses gemeinnützige Unter nehmen, welches auch ausführliche Mittheilungcn über die Lage des Arbeitsmarkles in Deutschland und im Auslände bringt, an das Herz! Vermischtes. Auf der Dresdner Vogelwiese trug sich in der Schaubude „Die Lieblinge des Sultans" folgende komische Scene zu: Eine Frau in bäuerlicher Tracbt, wie sich später ergab, eine Einwohnerin des benachbarten Potschappel, unterhielt sich höchst familiär mit den „mandeläugigen" Haremsdamen und tractirte dieselben mit Bier. Beim Herausgehen wurde sie von einem Besucher gefragt, wie sie dazu komme, so spendabel gegen die „Sultaninnen" zu sein. „I", erwiderte sie verstohlen lächelnd, „'s jein ja meine Dechter." Ueber einen eclatanten Fall von Butterverfälschuug wird »er Düsseldorfer Zeitung aus Dortmund vom 7. August berichtet: ,Einem schon seil längerer Zeit in dem Verdacht der Butterverfälschuug Gehenden, hier in der Stnbengasse wohnenden Handelsmanne wurde, >a ihm bei Tage nicht beizukommcn gewesen ist, von unserer Polizei gestern in aller Frühe, kurz nach 4 Uhr, ein Besuch abgcstattct. Nachdem er durch Klopfen aus dem Schlafe geweckt und in dem Glauben, cs sei Feuer ausgebrochen, im tiefsten Nogligodie Hausthür geöffnet, traten die Polizcibeamtcn ein, ließen dem vollständig über raschten, im Bewußtsein seiner Schuld an allen Gliedern zitternden Manne Zeit, sich anznkleiden, und revidirten dann die im Keller be findliche, in großem Maßstabe betriebene Bnltcrfabrik. Hier fanden sich über 200 Psd. Butter, die nach dem Urtheil des die Polizei be gleitenden Chemikers verfälscht nnd verdorben war nnd unzweifelhaft durch Anwendung einer fremdartigen, in einigen Flaschen vorrüthigcn gelblich-rothen Flüssigkeit guter Butter wenigstens dem Aussehen nach ähnlich gemacht werden sollte. Die Butter und die erwähnten Flaschen wurden selbstverständlich beschlagnahmt und die chemische Analyse wird ergeben, was zur Verfälschung der Butter verwandt worden ist. Der betreffende Handelsmann vertreibt übrigens sein Fabrikat nicht nur allein, er hat auch seine Unterhändler und Händlerinnen, welche die von ihm bezogene butterähnliche Masse auch in dcn be nachbarten großen Städten zu Markte bringen nnd schon wiederholt dabei abgefaßi worden sind. Hoffentlich wird diesen Leuten das Handwerk jetzt gründlich gelegt werden." Ein freundlicher Officicr. AuS den jüngsten Tagen der Jschler Kaiser - Eulrcvue wird dem „Wiener Fr. Bl." nachstehendes hübsche Gcschichtchen mitgctheilt. „Eine junge Braunschweigerin hatte sich in den Kopf gesetzt, dem Kaiser Wilhelm bei der Äbsahrt ein Bouquet zu überreichen. Nachdem sie drei Stunden früher schon an der Treppe des „Hotel Elisabeth" Posto gefaßt, kommt endlich der deutsche Kaiser, den sie aber nicht kannte, die Treppe herab; sie läßt sich ihn zeigen nnd bittet, ehe er den Wagen besteigt, einen neben ihm stehenden preußischen Ossicier, ihm in ihrem Namen das kostbare Bouquet zu überreichen. Galant nimmt es der Officicr aus ihren Händen, reicht cs dem deutschen Kaiser und übermittelt ihr unter freundlichem Lächcln dessen Allerhöchsten Dank. Zu ihrer Bestürzung aber sieht die junge Dame gleich darauf den liebenswürdigen preu ßischen Officicr den Platz ncbcn dem deutschen Kaiser im Wagen ein nehmen, und ans ihre Frage, wer derselbe sei, antwortet man ihr: der Kaiser von Oesterreich," Weibliche Postbeamte. Das Princip der Verwendung weib licher „Arbeitskräfte" in öffentlichen Acmicrn ist bekanntlich aus Eng land zu unS gekommen, cs ist aber auch an seiner Gebnrtsstätte nicht ohne Makel und Fehler. Die „Times" erzählen ein kleines Gcschichtchen zur Jllnstrirung der Thalsachc, daß Damen sich mitunter von den Gesetzen der conventionellen Höflichkeit in demselben Maße cmanci- piren, als sie auf der Belhätigung derselben ihnen gegenüber bestehen. In eines der zahlreichen Londoner Postämter, erzählt das Blatt, tritt jüngst ein ältlicher Herr und wendet sich an die nächstsitzcnde Dame mit der Frage, welche Formalitäten bei der Ausgabe eines ^ecommandirten Briefes nothwendig seien. Das Fräulein erlhciltc wm Fragesteller, der, wie bemerkt, weder jung noch hübsch ist, eine chnippischc Antwort. Der Herr fragte nochmals, aber mit noch uu- gückiicherem Erfolge. Der Herr bemerkte, diese Art der Bcautwort- -ng einer höflichen Anfrage scheine ihm nicht die richtige zu sein. Die Postbeamtiu rcplicirl: „Das ist meine Sache. Ich brauche Ihnen ^geuübcr nicht höflicher zu sein." Der Herr begehrt nun den Namen - mwirschcu Dame zu wissen, nm sich bei ihrem Vorgesetzten be- ! wercn ,u können. Die Dame weigert sich, denselben bekannt zu „Nun gut", meint der ältliche Herr, „so werde ich Ihnen cmcn Namen sagen." — „Juteressirt mich gar nicht," Versicherte e c "-,Rde Schöne. „Vielleicht doch," ist die Antwort des ältlichen . rcn. „Ich heiße John Manners." — Dis Dame sagte jetzt gar nichts mehr; der Schreck hatte ihr die Sprache geraubt/ Lord John Manners ist nichts weiter als Generaldirector der sämmtlichen Post- anstalten Englands. Ueber ein Verbrechen schlimmster Art berichtet die Alt preuß. Zlg. aus Mühlhausen (Preußen.) In dem benachbarten Herren dorf lebte eine Wiltwe Preuß. Der Mann war vor erst kurzer Zeit gestorben und die beiden erwachsenen Söhne mußten die Mutter, welche wohl nicht mehr recht arbeiten konnte, ernähren. Am letzten Sonntag Nachmittag nun, als die beiden Söhne das mütterliche Haus aufsuchlcn, geschah bald nachher das Furchtbare: die Kinder erwürgten ihre Mutter! Wie man sich erzählt, soll der ältere der beiden Verbrecher (ein dem Trünke ergebener Mensch) die Unglückliche fcstgehalten haben, während der jüngere so lange den Hals zudrückte, bis die Mutter kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Im August erfroren. Aus Königsberg, 17. August wird be richtet: Gestern früh nahm ein Wagenführer des Rvhciswerkes auf inständiges Bitten sein einziges 2'^jähriges Töchterchen zu sich auf den Wagen, fuhr nach dem Eiswcrk und begann dort den Eiskasten zu füllen. Hierbei war das draußen spielende Kind unbemerkt ihm gefolgt und lief in dcn Eisgängen umher. Bei der Eile, die der Vater hatte, vergaß er das Kind, schloß die Thüre des Eiswerks und fuhr zur Stadt. Da fällt ihm nach zwei Stunden plötzlich sein Kind ein, er jagt mit seinem Fuhrwerk zurück, reißt die Thüren des Kellers auf und — findet dasselbe als Leiche. Es war erfroren und trotz aller sofort angewendetcn ärztlichen Hülfe nicht mehr ins Leben zurückznruscn. Ein Jankes hat jüngst in Ncwbcdsord ein großes Publikum in ähnlicher Weise angeführt, wie jener Engländer, der verkündet hatte, daß er an dem und dem Tage in eine Flasche mit engem Halse kriechen werde; die Flasche wurde auch wirklich vor dem zahl reich versammelter Publikum ausgestellt, der Künstler aber erschien nicht und war mit dem reichen Entree verschwunden. Der Jankes ließ durch Anschlagzettel bekannt machen, daß er die Tonhalle ge- miethct habe und an einem bestimmten Nachmittag ein Fuhrwerk zeigen werde, das weder durch Pferde- noch durch Dampfkrast be wegt werde und Ein Rad habe. Der Jankes setzte seine Einlaßbillets reißend ab und als sich an dem bestimmten Nachmittage der Saal vollständig gefüllt hatte, wurde ein Gegenstand mit einem schwarzen Tuche verhüllt von dem Jankes auf die Bühne gebracht, worauf er mit einer Verbeugung auf Nimmerwiedersehen verschwand. Als dann einer der Ungeduldigsten die Verhüllung entfernte sah man einen alten Schicbkarren. Bettlergeschäftscrtrag. Der „Social-Corresp." meldet man aus V crlin: „Vor einigen Tagen spielte sich hier bei einem Hausbe sitzer in der K.-Straße folgender kleine, nicht ganz uninteressante Vorfall ab. Es klingelte eines Morgens ein großer, starker Mann, bittet um Almosen für sich und seine „hungernden" 5 Kinder. Aus die Frage, warum er nicht arbeite, wendet er Vergeblichkeit seiner Bemühungen ein und nimmt, als ihm der Hausherr Arbeit im Garten anbietet, diese an, erhält Frühstück, Mittag- und Abendbrod, und schließlich 20 Groschen baar. Beim Anblick der 2 Mark sagt er dem Arbeitgeber in schroffem Tone: „Was — zwei Mark — ? Ein solches Lumpengeld verdien' ich, wenn ich 2 Stunden bettle und Sonntags das Doppelte"; — sprachs, ging und kehrte nie wieder, obwohl ihm der Herr anfangs Arbeit für eine Woche angeboren hatte." Kirchennachrichten aus Wilsdruff. Am 13. Trinitatis-Sonntag Vormittags predigt Herr ?. I)r. Wahl, Nachmittags Betstunde. Stadtgemeindcrathssihung am 1«. August 1877. 1. Beschließt man, die Straßenbeleuchtung auf das Beleuchtungs jahr 1877/78 wieder Herrn Fischhändler Wahl hier für die im vorigen Jahre mit ihm vereinbarte Accordsumme von 519 Mark zu über tragen. 2. Soll Herrn Director Korb die Erlaubniß zur Eröffnung eines Cyclus theatralischer Vorstellungen nur dann ertheilt werden, wenn die über seine Truppe einzuziehenden Erkundigungen günstig aus- sallen. 3. Genehmigte man die Auszahlung der Rechnungen der Herren Baumeister Partzsch, Nöhrmeister Grätzschel und Maurer Fiele und Fischer. 4. Ist man damit einverstanden, daß das bisher von der Frau Amalie verw. Weber für 5 Mark erpachtete Gärtchen an der Berg gasse derselben auf fernere sechs Jahre, vom nächsten Jahre an ge rechnet , unter der Bedingung überlassen werde, daß sie dafür einen jährlichen Pachtzins von 8 Mark gewährt und die Umzäunung des selben auf ihre Kosten und in der Weise herstellt, wie ihr solche von der hiesigen Stadtgemeinde vorgeschrieben werden wird. 5. Will man den 2. September auch in diesem Jahre in fest licher Weise begehen und wurde das aufgestellte Festprogramm gut geheißen. 6. Wurde das Gesuch des Herrn Spediteur Herrmann hier um Unterstützung seiner Eingabe an die Kaiserliche Öbcrpost-Dircction, die Stellung eines Wagens täglich Mittags 12 Uhr in Dresden zur Beförderung von Briefen und anderen Postsendungen nach Wilsdruff betreffend, vorgelegt und brschloß man dieselbe zu befürworten. 7. Beschließt man, das Nllhhaus abputzen und das Dach des selben, insoweit nothwendig, umdecken zu lassen. 8. Werden die sämmtlichen städtischen Rechnungen auf das Jahr 1876 vorgclegt und sollen dieselben zunächst 14 Tage im hiesigen Kämmereilocale zur Einsichtnahme von Seiten der Herren Stadtge- meinderathsmitglieder ausgelcgt werden. 9. Fand das Statut "der freiwilligen Feuerwehr mit einer kleinen Ergänzung Genehmigung und hatte man 10. , gegen die Verpachtung des zweiten Grasschnittes auf der Vogelwiese nichts einzuwendcn. Wilsdruff, am 20 August 1877. Der StaStgemeinSerath. Fl cker. , HekaMtMkchmW- Hierdurch Jedermann zur Kenntnißnahme, daß wer noch Holz gelder auf die Reviere Rothschönberg, Blankenstein, Kim- bach und Kirchenholz zu Blankenstein zu entrichten hat, selbige bis 10 September an mich zu bezahlen, nach dieser Zeit werden sämmt- liche Rester dem Königlichen Gerichtsamt zur Eintreibung übergeben. Rothschönberg, den 23. August 1877. ILost, Förster. Gasthaus Kaufbach. Sonntag den 26. August Ballmusik vom Berghautboistenchor, es ladet ergebenst ein L.