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Die Hoffnung, seine Hast sei ein Mißverständniß, erwies sich als unbegründet; vielmehr wurde eine strenge Untersuchung eingeleitet. Was dieselbe ergab, war so belastend für Heinrich, daß es Beweis kraft erhielt. Seine Erbitterung gegen Lannert und die Drohung gegen denselben wenige Stunden vor Ausbruch des Feuers, der Um stand, daß der Nachtwächter ihn beim ersten Ruf völlig augckleidet aus seiner Wohnung kommen sah, wie die auffallende Veränderung seines Wesens nach dem Brande; seine selbstverleugnende aufopfernde Thätigkeit während desselben galt auch als Beweis der Schuld, als Acußerung der Angst und Reue. Natürlich hatte er nicht gedacht, die Feuersbrunst werde so großen Schaden anrichten, selbst den Hof seines Vaters angreifen und das ganze Dorf gefährden, that also nun das Menschenmögliche zu ihrer Dämpfung. So weil es sich nachträglich ermitteln ließ, war der Brano beim Scheuneuthor ausgekommen, unter dieses etwas Brennendes gesteckt worden. Der Zugang zu dem Ge bäude auf dem umschlossenen Gehöft war für Fremde schwer, für den Nachbarsohn ganz leicht. Er durste nur über seinen Zaun und daun über den Pärschens bei dem Hollunder klettern, wie er letzteres ja auch, nachdem er die Altsitzerin und ihre Magd erweckt, gethan halte. Die Hunde auf beiden Höfen kannten ihn, verhielten sich also still, während sie bei der Erscheinung eines Fremden sogleich anschlugen. Kurz, das einzige Verwunderliche bei der Sache war, daß so lange Zeit, monatelang, Niemand einen Verdacht gehegt und dieser erst jetzt aufgelaucht war. Woher das? Es wurde, obschon mit großer Mühe, endlich er mittelt. Die Gesellschaften, welche die versicherten Summen ohne Wi derrede gezahlt, hatten natürlich ein Interesse daran, den Brandstifter, der wohlhabender Leute Kind, also schadenersatzsähig war, seines Ver brechens zu überführen, auch abgesehen von dem Eifer des Unter suchungsrichters und der Staatsanwaltschaft. Die letztere hatte eine Anzeige ohne Unterschrift erhalten, deren Urheber nicht zu entdecken war. Wohl aber kam man allmählich zu der Quelle, von welcher aus sich das Gerücht der Schuld Heinrichs verbreitet hatte. Es war eine Magd Pärschens. Diese erklärte bei ihrer Vernehmung: Jungfer Else habe gesagt, Heinrich Gießel sei der Brandstifter; Pärsch selbst, seine Mutter und auch Lannert müßten das bezeugen; sie habe nur weiter erzählt, was sie gehört. Zu ihrem unbeschreiblichen Schrecken wurde nun Else inne, ihre lose Zunge sei die Ursache der Gefangenschaft des armen Heinrich. Sie verwünschte und beklagte abwechselnd ihr „Mundwerk". Aber das half nun eben so wenig, wie daß sie sich auf das Heiligste ge lobte, künftig nie mehr ein unnützes Wort zu reden. Ihre eiolciche Versicherung: „sie habe Unsinn geschwatzt, cs nur spottweis gemeint," mußte man allerdings als — von ihrer Seile — wahrheitsgelreu annchmen, allein das entkräftete den einmal erregten Verdacht gegen den Burschen nicht. Natürlich gab es im Dorfe ein großes Gerede. Pärsch war sehr ungehalten darüber, legte es aber nicht seiner Tochter zur Last, sondern Gießels — namentlich dem ältern. Es war für ihn eine wahrhafte Marter, diesen zu sehen, was sich bei der Nachbarschaft nicht vermeiden ließ. Die langen Abende dünkten ihn sehr trüb' und langweilig; die Engigkeit im Ältensitz belästigte ihn doch mehr und mehr. Er ver mißte die gewohnte Bequemlichkeit und die Unterhaltung auf der Ofen bank, obgleich er sich das letztere nicht eingcstand. Dazu kam noch Mancherlei sonst. Die Mutter kränkelte, bis endlich ein rheumatisches Fieber zum Ausbruch kam, dessen Heftigkeit bei ihrem Aller sehr be denklich. Else war nicht mehr zu erkennen; sie jammerte nicht, sie sprach nicht mehr als das Nochwendigste; aber das war ja eben das Schlimme. Gern hätte er sie Lannert zugesagt; mit einem Brautpaar mutzte doch ein anderes Leben in's Hans kommen und das wider wärtige Geschwätz über sie und Heinrich ein Ende nehmen. Aber wenn er sie, über ihre Jahre ernst und gesetzt, Alles verrichten sah, was ihr oblag, konnte er sie nicht zu einer Verbindung zwingen, die ihm selber nicht allzu erwünscht war. Es verstimmte ihn gegen Lannert, daß dieser sich höflich, doch entschieden geweigert hatte, seine Eingabe an den Minister zu unterschreiben, weil er dabei eigentlich ja gar nicht betheiligt sei und Pärsch hinreichend Mannes genug, die Sache selbst durchzufechlen. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. Pirna. Bei einem am 7. Februar staltgefundenen Maskenball hat der Gärtner des Rittergutes Zehista, in einem Anfälle von Ei fersucht, mit einem geschliffenen Haubajonnet, welches er vorher als Seitengewehr getragen, ein mit einer befreundeten Familie an einem Tische mit sitzendes 18jähriges Mädchen derart in den Oberarm ge stochen, daß derselbe vollständig durchbohrt wurde. Sodann kehrte der Gärtner die Waffe gegen seine Brust, sie wurde ihm jedoch von dell entsetzten Umstehenden entwunden. Daß Briefe an Militärpersonen, welche den Vermerk: „Eigene Angelegenheit des Empfängers" tragen, portofrei sind, ist ziemlich bekannt, weniger jedoch, daß durch diese Bemerkung der Ab sender auch eine Ersparung des Porto's für Geld- und Packetsendungen erzielen kann; es kostet dann eine Postanweisung bis 15 Mark nur 10 und ein Packet bis 3 Kilo nur 20 Pf. Porto. Der Dampfer „George Washington", von Halifax, Nova Scotia, nach Neufundland bestimmt, hat, wie aus NewAork vom 6. d. tele graphisch gemeldet wird, auf der Höhe des Cap Race Schiffbruch er litten. Sämmtliche an Bord befindliche Personen, 24 an der Zahl, sind umgekonnnen. Aus London, 3. Februar, wird berichtet: Die letzten Stürme haben'die Fischerflotten in der Nordsee sehr geschädigt, zumal sind die Jarmouther Boote übel zugerichtet und theilweise nntergegangen. Von der schottischen Fischerflotte ist der Verbleib von nahezu neunzig Schiffen noch unbekannt. Wilsdruff, 12. Februar 1877. Wie auch aus der amtshauptmannschaftlichen Bekanntmachung in heutiger Nr. unseres Blattes zu ersehen, ist cs leider wahr, daß in dem Gehöfte des Herrn Bretschneider hier die Rinderpest ausgebrochen, sein sämmtliches Rindvieh ist bereits verscharrt und alle nöthigcn Vor sichtsmaßregeln, welche das Gesetz vorschrcibt, sind getroffen, ein Mi litär-Commando ist bereits gestern früh hier eingerttckt und in Acti- vität getreten. Seiten der städtischen Behörde ist durch Plakat sowohl als durch Inserat im heutigen Blatt eine Bekanntmachung erlassen, auf die wir hier ganz besonders auch aufmerksam machen. Zur Beruhigung ängstlicher Gemüther diene aber auch die Nach richt, daß bis jetzt kein weiterer Krankheitsfall vorliegt und bei den getroffenen Vorsichtsmaßregeln auch nichts zu befürchten ist. Möge daher das mit unserer Stadt verkehrende ländliche, überhaupt aus wärtige Publikum ohne Scheu zu uns kommen, dabei willig den ge troffenen Maßregeln und Vorschriften Folge leisten und so das ihrige dazu beitragen helfen, daß die gegenseitigen Geschäftsleute nicht allzu sehr geschädigt werden! Von Freiberg ist die Rinderpest ebenfalls nicht gänzlich fern geblieben. Von den Thieren, welche der Viehhändler Seifert aus Groß-Weitzschen am 2. und 3. d. M. im „Preußischen Hofe" verkauft hatte, kam eine Kuh in den „Gasthof zum Löwen" auf der Erbischen- straße und an ihr zeigten sich nach einigen Tagen die Symptome der Rinderpest. Das Thier wurde getödtet und die ärztliche Untersuchung soll denn auch den Ausbruch der Seuche koiistalirt haben. Die Be hörden trafen sofort alle Vorkehrungen, nicht nur das Thier den ge setzlichen Vorschriften gemäß verscharren, sondern auch die anderen hier und in der Umgegend verkauften Kühe des oben erwähnten Händler's anf's Strengste beobachten zu lassen. Da eine weitere Er krankung sich glücklicherweise bis heute nicht gezeigt, ist zu hoffen, daß die Seuche auf den einzelnen Fall beschränkt bleibt. PfamkkcheN von bekannter Güte mit verschiedener feiner Füllung empfiehlt täglich frisch <D. I ö. Auf die schönen und wirklich billigen «Kleiderstoffe, Paquettes (auch für Confirmanden), Shawltücher, Regen mäntel re. im MMMMlO No. 12 in Dresden wird aufmerksam gemacht. NL. Bei Einkäufen im Belage von mindestens 3 Mark an erhält einen Gegenstand der Höhe des Betrages angemessen Arktis. Ein größeres Mehl- n. GemüsegeWst, in schöner Lage Dresdens, guter Kundschaft und billiger Miethe, ist wegen Ankauf sofort zu verkaufen. Näheres bei Herrn Gastwirth LU. ! t oder bei Herrn Rathskellerpachter L in Wilsdruff. Desinfektionsmittel (für Stallungen) hält auf Lager die Troguett- L Farbcwaarenhandlung von in Eine Dberilnbe mit Zubehör ist zu vermiethcn und zu Ostern zu beziehen am Markt Rr. 41. Am Donnerstage ist mir mein Hund, Fuchs, auf den Namen „Presto" hörend, abhanden gekommen. Vor Ankauf wird gewarnt. Wer mir denselben zurückbringt, erhält eine angemessene Be lohnung^W «Kießig Ein kräftiges, ordentliches wird zu leichter häuslicher Arbeit gesucht. Antritt sofort oder zum 1. März. Von wem? sagt die Expcd. d. Bl. Z Mark Belohumrg sichere ich Demjenigen zu, der mir den gemeinen Menschen genau nennen kann, welcher mir am Dienstag vor 8 Tagen eine rothe Laternernscheibe zerschlagen hat.